Veröffentlicht: 12.07.2024
Pünktlich zur Sommersonnenwende ist die Warmwasserheizung im Mistral, Dank des direkten und persönlichen Bringdienstes fehlender Ersatzteile aus Schottland und Zappas unermüdlichen und selbstlosen Einsatzes endlich funktionstüchtig. Das will natürlich einem Praxistest unterzogen werden.
Die Wetterfrösche prophezeien für das Wochenende monsunartige Regengüsse, im Wetterticker schieben sich Wolkenbrüche unaufhaltsam aus Südwest heran, ein Cumulonimbus nach dem anderen türmt sich am Horizont auf. Da liegt die Ausfahrt mit dem Wohnwagen auf der Hand.
Die Warmwasser-Testfahrt führt uns wieder einmal in Richtung Solling. Schon lange planen wir eine Wanderung im dortigen Hutewald, der im Jahr 2000 als Erprobungsprojekt angelegt wurde und sich mittlerweile zu einem der größten Hutewaldvorhaben in ganz Deutschland entwickelt hat.
Wir machen uns auf die Suche nach den robusten Heckrindern und Exmoorponys, die hier im Eichenwald als lebende Landschaftspfleger gehalten werden. Ein Wanderweg führt an knorrig-verwachsenen Bäumen und einem lustig plätschernden Bächlein entlang. Bunte Blüten lassen uns wieder staunen, wie groß die Blumenpracht noch sein kann, wenn mal nicht alles, wie an vielen Feldrändern dem floralen Völkermord zum Opfer gefallen ist. Durch eine schonende Art der Flächenbewirtschaftung soll hier die Artenvielfalt erhalten bleiben.
Und nach etwa einem Kilometer verklingen dann auch die laut knatterdenden Schallereignisse der Motorradausflügler auf ihrem Weg ins Weserbergland und wir genießen die Ruhe und das Vogelgezwitscher. Auch auf die Hinterlassenschaften der alten Nutztierrassen stoßen wir auf unserer Route durch das Naturschutzgebiet, nur leider nicht auf die Verursacher. Wir vermuten, alle Ponys verweilen zum Wochenende im Schaugehege, weshalb wir wohl auf keine Begegnung hoffen dürfen.
Anders als in den Toten Tälern bei Naumburg, wo die Koniks sich unerlaubterweise ganz nah an uns heran gewagt haben und das, obwohl große Schilder die Wanderer eindringlich dazu auffordern, mindestens 20 Meter Abstand zu halten und nicht zu füttern! Aber die kleinen Wildpferde interessiert das überhaupt nicht und fordern entschieden Leckerlis und Möhrchen.
Doch auch ohne Tiersichtungen haben wir eine schöne Wanderung und kommen pünktlich zur Picknickzeit wieder am mobilen Heim an. Nun fällt uns jedoch ein, dass ein Einkauf ansteht und dass wir noch eine Quiche für unsere lieben Gäste in der nächsten Woche probebacken müssen.
Das erste Problem ist schnell in Beverungen vom Tisch, das zweite entwickelt sich erst zu einem. Denn wir haben nun zwar die Zutaten für die französische Gemüsetarte an Bord, was jedoch fehlt, ist das Backhandwerkszeug. Weder Küchenwaage noch Teigroller, weder Rührschüssel noch Mehlschaufel, ganz zu schweigen von einer KitchenAid Rühr- und Knetmaschine finden sich im Catering des Caravans.
Und was nun?
Natürlich habe wieder einmal nur ich die Sorgen, denn Zappa McGyver zeigt euch nun, wie man eine Paprika-Quiche ganz ohne die üblichen Hilfsmittel und ohne den hochgelobten und vielgepriesenen Omnia Campingbackofen in der mobilen Küche zubereitet.
Für den Mürbeteig misst der Maître die 250g Mehl ganz einfach, indem er die Hälfte der Kilopackung per Pimaldaumen mit dem Stift markiert, davon noch einmal die Hälfte und schon hat er die genaue Mehlmenge auf dem Tisch!
Mit der Butter verfährt Zappa genauso: halbes Stück macht 125g. Plus/Minus.
Butter ist Geschmacksträger, da kommt es auf 10g nicht an!
Ein Ei und ein Teelöffel Salz sind einfach!
Dann kneten. Die Butter muss für den Mürbeteig kalt sein, damit er nicht klebt und sich gut verarbeiten lässt. Frisch aus dem Supermarktregal hat sie auch beim Camping noch die richtige Temperatur!
Dann eine Rolle rollen, in ein Tuch wickeln und kalt stellen, damit sich der Teig „entspannen“ kann und gut weiter verarbeiten lässt.
Doch Scheibenkleister: der Mistral-Kühlschrank ist warm!
Ach Papperlapp und nicht schlimm: die eingepackte Mischung kommt in den Schatten unter den Wagen in den frischen Solling-Wind und wird hier bestens gekühlt.
Nun werden die Zutaten für die Füllung gehackt, was keine besondere Herausforderung für den Küchenchef darstellt. Zwiebeln, Paprika, Knoblauch kommen aufs Schneidbrett und werden mit schärfstem Messer sehr fein zerkleinert.
Der kleine Topf dient auch als Rührschüssel, wo mittels Ajvar, Crème fraîche, zwei Eiern, Tomatenmark und geriebenem Gouda eine deliziös-schmackhafte Füllung entsteht, die mit Salz, Pfeffer und vor allem würzigem Pimenton de la Vera pikant abgeschmeckt wird.
Nun ist der Teig ausreichend entspannt und muss ausgerollt werden.
Kein Nudelholz zur Hand? Für Zappa kein Problem! Er macht das wie Mama früher auch immer, er nimmt einfach eine Flasche. Hier handelt es sich um meine halbvolle Weinflasche, die er natürlich vorerst gründlich reinigt, damit meine Fingerabdrücke keine Spuren auf der späteren Quiche hinterlassen.
Und eins, zwei, drei, schon ist die Masse gerollt und in der gut gebutterten Backform, die extra für Camping-Küchenexperimente angeschafft wurde verteilt.
Jetzt nur noch die aromatisch-würzige Füllung gleichmäßig auf dem Teig ausbreiten und ab in den Backofen! Denn Château Mistral verfügt über den ultimativen, super funktionierenden und mittlerweile unverzichtbaren Maxol Monte Carlo 3000 Backofen! Heiß, schnell und mit blauer Gasflamme unschlagbar!
Nach etwa 30 Minuten steht ein wunderbarer Gemüsekuchen vor uns. Auf den Punkt gebacken, fein würzig, pikant abgeschmeckt, köstlich duftend, heiß und schmackhaft mit einem unvergleichlich krossem Boden und einer vortrefflich-köstlichen vegetarischen Paprika-Füllung.
Der Wein aus Fitou passt hervorragend zu dem feinen Aroma der Quiche, auch wenn er gut gerollt und nicht geschüttelt aus der mit einem bestens gebutterten Korken verschlossenen Flasche strömt.
Der Camping-Chefkoch wird noch etwas an der Würze arbeiten und bei der nächsten Runde den Teig 10 Minuten vorbacken, um diesen noch knuspriger zu machen.
Der Maxol Monte Carlo 3000 hat den Streßtest in jedem Falle erfolgreich bestanden. Backen ohne Hilfsmittel und ohne Omnia ist für Zappa kein Problem und auch ich werde zukünftig die Weihnachtskekse im Wohnwagen zubereiten.
Die Warmwasserheizung hat die Funktionsprüfung im Übrigen ohne Mängel bestanden: morgendliches Warmduschen, heißes Abwaschwasser aus der Wand, Hahn aufdrehen und los!
Das ist echt fetzig! Bald ziehe ich komplett ins Château Mistral!