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Das Château macht Sommerpause!

Veröffentlicht: 08.06.2021

Nach dem letzten, mal wieder ziemlich unterkühlten Maiwochenende, motten wir den Wohnwagen ein.

Mit dem Ausflug in die Altmark verabschiedet sich der Caravan in eine wohlverdiente Auszeit. Kalbe an der Milde zeigt sich dem Finale würdig, ein Städtchen, das sich mit einigen Namenszusätzen schmückt: Stadt der hundert Brücken, Klein-Venedig, Künstlerstadt. Und ja, ein Abstecher lohnt sich allemal, um zu schauen, welche dieser Bezeichnungen ins Schwarze treffen.

Kalbe: Klein-Venedig?
Kalbe: Stadt der Hundert Brücken?
Kalbe:Künstlerstadt?

Das Flüsschen Milde, das im Verlaufe seines Weges in die Elbe auch hier und da seinen Namen wechselt, erinnert an einen Kanal im Burgund, fehlen nur die Pénichetts. Nun, es gibt sicherlich naturbelassenere und wildere Wasserwege, aber Pirol, Nachtigall und Rauchschwalbe zwitschern uns was und auch sämtliche Spaziergänger bleiben zu einem Schwatz stehen, so dass der Nachmittag wie im Fluge vergeht und wir auf dem Laufenden der Altmark sind.

Ein Château an der Milde

Doch nun ist es Zeit für den Minicamper, die Temperaturen sind angenehm und ich muss nachts nicht mehr fieren. Ja, ich habe mich caravan-verwöhnen lassen mit warmem Wasser und abendlicher Heizung, aber damit ist jetzt Schluß! Jetzt ist Sommer, die Outdoorsaison unumgänglich und eröffnet.

Der erste Ausflug führt uns nicht in weite Fernen, nämlich an die Elbe. Unterwegs entdecken wir ein Schlößchen in Bebertal, das wohl im Schatten der nachbarschaftlichen Hundisburg bleibt, aber durchaus einen Umweg wert ist.

Veltheimsburg

Leider stehen die Akazienalleen noch nicht in voller Blüte, dafür sind wir ein paar Tage zu früh dran. Aber zu meiner Überraschung stoßen wir auf Mohnfelder, auf lila blühende Mohnfelder. Wofür der Schlafmohn angebaut wird, lässt sich leider nicht auf die Schnelle herausfinden, ich nehme an, er soll auf den Kuchen, der von Zappa außerordentlich geschätzt wird. Ich probiere auch nicht die detaillierte Beschreibung aus, die ich bei Wikipedia finde, um den Planzen andere Wirkstoffe zu entlocken.

Auf dem samstäglichen Spaziergang begegnen wir einem jungen Mann, der seine S50 schiebt.

Das kenne ich, in meiner Jugend habe ich die geliehene Schwalbe meiner Mutter auch öfter mit Muskelkraft betreiben müssen. Dieser junge Mann fragt jedoch, ob wir ihn anschieben könnten, das Moped springt nicht mehr an. Zappa ist ganz Hilfsbereitschaft und rollt das Gespann über den sandigen Weg, so schnell es seine nicht mehr ganz so jugendlichen Beine ermöglichen. Doch vergebens! Die Simson will nicht. Ein neuer Versuch, der Bursche hockt auf dem Gefährt und tritt den Anlasser, während der gestandene Mann das Gespann durch den Sand treibt. Trotz aller kräftezehrender Bemühungen, es ist und bleibt vergebens.

Zappa schwitzt, der Knabe unter seinem Helm wohl auch. Ich stehe etwas abseits und will gerade klugscheißen, dass bei diesen Fahrzeugen gerne mal die Zündkerze verpopelt. Auf diese Idee ist der Bube auch schon gekommen, aber Zappa ist wie immer schlauer, als wir alle zusammen: der Zündkerzenstecker hat einen Wackler, er hält ihn fest und der junge Mann kann antreten und siehe da: die Simson schnurrt wieder - hurra! Nun kann der Fahrer fröhlich seinem Ziel entgegenknattern.

Ich jedoch kann mir nicht verkneifen zu nörgeln, dass ich als 15Jährige die schwere Schwalbe immer allein und ohne Hilfe angeschoben habe und meist ist sie wieder losgerappelt, wenn die Popel von der Kerze auch abgepult waren. Nun ja, die jungen Leute...

Am See in den Elbewiesen ist an diesem warmen Samstag eine Menge los, eine Familie nach der anderen kommt zum Bade, alle kennen sich, die Stimmung ist entspannt, die Kinder sind fröhlich und toben im Wasser.

Opa kommt geradelt, er schafft es ohne Elektroantrieb durch den Sand. Er schaut sich das Treiben ein Weilchen an, dann dreht er sich schmunzelnd zu uns, die wir gerade unseren Kaffee köcheln.

Der Senior berichtet, dass er vor ein paar Tagen ein paar Meter weiter auf einem Baumstamm mit den Beinen im Wasser gesessen und die Karpfen beim Laichen beobachtet habe. Ungaublich sei das gewesen, diese riesigen dicken Karpfen, die umeinander geflösselt sind und sich lieb hatten, die hätten ihn ein wenig an kleine Krokodile erinnert. Als er dann auf seinen Drahtesel gestiegen ist, habe er erst die vielen großen, runden roten Flecken an seinen Beinen bemerkt, die Blutegel haben sich an ihm gütlich getan.

Aber nun ja, jetzt ist der See von den Badewütigen so aufgewühlt, da werden sich die Blutsauger wohl verkrümelt haben...

Der Abend am See ist der Dorfjugend vorbehalten, sie lassen sich von Mama bringen und dem nahenden Gewitter trotzend, gönnen sich die jungen Wilden erst mal ein Bier, bevor die Zelte mit etwas Umstand und fehlenden Stangen aufgebaut werden.

Wir überlassen ihnen den Platz und die stachelwetzenden Mücken, wir wollen heute abend noch Richtung Heimat reisen.

Denn der ersten Flohmarkt seit einem halben Jahr steht auf dem Programm! Freude - Aufregung - Jubel!

Doch herrje: der Sonntagmorgen weckt uns mit Regentropfen, grau, nass, windig und ausgeprochen frisch - so wird das nix mit der Trödellaune...


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