Veröffentlicht: 22.11.2018
Nun also Ecuador - endlich mal wieder ein neues Land entdecken. Und auf den ersten Blick scheinen hier wirklich ein paar Dinge anders zu laufen. Ganz im Süden bei Balsas trete ich über die Grenze. Noch nie so einen menschenleeren Übergang gesehen. Wir müssen den Grenzbeamten erstmal suchen. Dass er sich dann noch schnell eine Uniform für die handvoll Leute um Bus überwürfft ist bemerkenswert. Alles sehr entspannt, keinen großen Kontrollen und insgesamt eine recht schnelle Abfertigung. Der Zustand der Straßen bleibt erstmal schlecht. Aber schon kurze Zeit später rollen wir auf mächtigen, gut asphaltierten Highways durchs Land. Ecuador ist deutlich entwickelter als Peru und Bolivien. Es ist zur Abwechslung auch mal ganz angenehm, wenn Dinge einfach funktionieren. Die Busse sind nicht ganz so modern wie gewohnt, die Distanzen aber auch nicht so groß. Das Land ist sogar etwas kleiner als Deutschland. Und niemand hupt im Straßenverkehr! Ein Traum! Es gibt keine Mototaxis, weniger Straßenhunde und fast gar keinen Müll in den Straßen. Das gefällt mir. Die Leute sind freundlich und aufgeschlossen und fragen auch wieder sehr viel. Der erste Eindruck ist also super. Und der sollte sich dann auch immer wieder bestätigen. Hier im Süden ist auch die Kaffeehochburg des Landes. Und es gibt auch wirklich viele Cafés, die Wert auf guten Kaffee legen. Hier lässt es sich aushalten.
Meine erste Station ist dann Vilcabamba im Tal der Hundertjährigen. Die Leute hier werden einfach sehr alt. Einige meinen das liegt am guten und immer gleichbleibenden Wetter. Für mich wäre das auf Dauer allerdings noch etwas zu heiß, wenn die Sonne scheint. Andere meinen es liegt an der hervorragenden Luft und den immergrünen Bergen. Oder ist es doch der Kaffee? Jedenfalls zieht es auch allerlei Leute aus der ganzen Welt an - vorwiegend reiche, alte Amerikaner - die hier ihre letzten Jahre günstig und gut versorgt genießen wollen. Circa 2000 der 6000 Einwohner sind aus dem Ausland hier her gezogen. Dafür ist für mich noch etwas zu früh. Ich erkunde in den folgenden Tagen die nahegelegenen Berge und Aussichtspunkte. Ein bisschen Bewegung nach der ausgiebigen Dschungeltour und der längeren Reise tut ganz gut. Wir sind auch wieder auf gut 1600m Höhe und in Richtung Norden entlang der Anden wird es danach auch immer höher gehen. Die Nähe zum Äquator merkt man jedoch bereits deutlich. Ja, wer hätte es gedacht, der Name Ecaudor leitet sich tatsächlich vom Wort Äquator ab. Sehr naheliegend, da das Land ober- und unterhalb vom Äquator liegt. Aber vorher hab ich da auch noch nicht drüber nachgedacht! Auch in den höheren Lagen bleibt es unter der Sonne sehr warm. Und alle Berge sind üppig und grün bewachsen. Die Leute hier meinen man kann alles einfach in den Boden werfen. Es wird auf jeden Fall wachsen, ohne dass man sich groß drum kümmern muss.
Nächste Station ist dann Loja, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Mit 130.000 Einwohnern deutlich größer, aber immernoch angenehm sonnig und unaufgeregt. Die Stadt rühmt sich die ökologischste ganz Ecuadors zu sein und liegt schön eingebettet zwischen Flüssen und Bergen. Sie bietet einige hübsche Plätze, Cafés und Parks und ist nicht allzu touristisch - im Gegensatz zu Vilcamaba - sodass ich das normale, ecuadorianische Leben kennenlernen kann. Zu meinem Erstaunen gibt es sogar eine free walking tour. Ich bin der einzige Teilnehmer und lasse mich von meinem Privatguide Jonathan durch die Stadt führen. Loja hat als eine der ersten Städte seine Unabhängigkeit von Spanien ausgerufen und daher neben dem Kaffeeanbau auch eine historische Bedeutung.
Ich bin in den folgenden Tagen in alle 4 Himmelsrichtungen ausgeströhmt und habe ein paar der umliegende Dörfer besucht. Im Norden Saraguro, im Osten Zamora und im Westen Catacocha. Im Süden kam ich ja bereits aus Vilcabamba. Alle gemein hatten wunderschöne Aussichten über die bergigen, weiten und grünen Täler. Loja selbst lag schon auf gut 2000m. Anschließend ging es weiter gen Norden entlang des Andengürtels nach Cuenca auf gut 2500m.