Veröffentlicht: 30.07.2019
Nach Flores geht's in der Deluxevariante, 5 Stunden gequetscht auf einem Stehplatz ohne Klimaanlage. Aber dafür war es recht günstig und ich konnte gleich morgens starten. Flores ist wirklich eine winzige Insel - ein bisschen größer als die Insel im Untersee - aber komplett vollgebaut und per Straße ans Festland angebunden. Sie besteht hauptsächlich aus Hotels, Restaurants und Agenturen, aber auch Einheimische haben hier noch ihr zu Hause. Der See Petén Itza ist herrlich warm und klar. Überall kann man direkt baden gehen oder mit Kajak und SUP auf Entdeckungsreise gehen. Ich mache erstmal gar nichts, weil es auch hier wieder sehr sehr warm ist. Ich genieße die luftige Dachterrasse des Hostels und arbeite endlich mal wieder am Blog. Am nächsten Morgen geht es genauso weiter. Und nach getaner Arbeit begebe ich mich auf die andere Seite des Sees nach San Miguel. Dort gibt es einen Strand und einen tollen Aussichtspunkt über Flores. Dazu passend steigt auch noch der Vollmond auf. Ein schönes Bild, das sich nur schwer mit der Kamera einfangen lässt. Ich versuche es trotzdem.
Am nächsten Morgen um 4 Uhr startet die Tour nach Tikal, DIE Maya-Hauptstadt und somit eine der bedeutendsten Ruinen auf der Yucatanhalbinsel. Pünktlich um 6 Uhr kommen wir im Park an - noch vor den Touristenmassen und der großen Hitze. Dieser Plan ist schon mal aufgegangen. Und der Tourguide ist auch gut drauf. Es ist etwas bewölkt, sodass man die Dschungeltour echt genießen kann. Tikal existierte ungefähr von 900 v.Chr. bis 900 n.Chr. Das Besondere ist, dass es hier keine natürliche Wasserquelle gab. Auch keine Berge, die für gewöhnlich wichtig waren um näher an den Göttern zu sein. Dazu noch die tropische Hitze. Also nicht gerade die bevorzugten Mayabedingungen. Man mutmaßt, dass sie der gefährlichen Vulkanregion rund um Antigua entfliehen wollten und deshalb die Strapazen auf sich nahmen. Sie haben dann künstliche Seen angelegt und den Dschungel urbar gemacht. Kaum vorzustellen, dass hier in der damaligen Zeit keine Bäume waren, sondern sich eine riesige Stadt ausgebreitet hat. Die Anlage ist riesig und hat immer noch viele beeindruckende Tempel zu bieten. Schon lange bevor die Spanier ankamen, war auch dieses Königreich untergegangen. Keiner weiß so recht weshalb. Aber nicht die Spanier, sondern lokale Arbeiter, die hier Kautschuk produziert haben, entdeckten Tikal im Jahr 1884. Glücklicherweise wurde die Stätte dann auch entsprechend geschützt, erforscht und restauriert. Nach der Tour haben wir dann noch etwas Zeit die Stätte allein zu erkunden, bevor es wieder auf die Rückreise geht.
Da es morgens so früh los ging, hatte ich noch genügend Zeit um mit den Kajak Richtung Sonnenuntergang in See zu stechen. Einmal um die Insel - das war noch nicht wirklich viel. Aber wegen der Böen musste ich mich tatsächlich ein bisschen durch die Wellen wühlen, konnte mich aber auch mal etwas treiben lassen. So genoss ich meinen letzten Sonnenuntergang in Guatemala auf dem Wasser bevor am nächsten Morgen das Shuttle nach Belize auf mich wartete.
Guatemala hat mich in vieler Hinsicht überrascht. Es war viel touristischer und viel schöner als erwartet. Zugegeben diesmal war ich auch ausschließlich an den Haupttourismuszielen. Aber keines davon hat mich enttäuscht. In den Touren und Hostels wurde bisher auch das beste Englisch gesprochen. Der Service war in sämtlichen Bereichen viel besser als in Mexiko - tiefer könnte der Maßstab allerdings auch nicht liegen. Die Landschaften sind sehr abwechslungsreich. Atemberaubende Vulkanlandschaften im Nordwesten, tropische Berglandschaften im Zentrum, tolle Seen, das karibische Tiefland und das mediterran anmutenden Flores mit den bedeutendsten Maya Ruinen der Gegend. Hinzu kamen noch die tollen Trachten und die netten Leute überall. Guatemala konnte rundum überzeugen. Das Land hatte ich vorher auch nicht wirklich auf den Schirm. Es war eine Art Überraschungsbesuch, den ich jedem nur empfehlen kann.
Von Flores ging es direkt weiter auf die Insel Caye Caulker. Mein Shuttle holt mich pünktlich morgens ab und fährt direkt bis an den Fähranleger in Belize City. Und von da geht's nochmal eine Stunde per Boot weiter. Auch wenn man von Caye Caulker vielleicht noch nicht viel gehört hat, ist die Insel als Urlaubsziel auf der ganzen Welt beliebt. Hauptsächlich Amerikaner, aber auch viele Europäer und Australier schaffen es bis hier her auf diese kleine Insel. In fünf Minuten läuft man von einem Ufer ans andere. OK es gibt auch ein längeres Ufer, aber auch hier dauert die komplette Joggingrunde nur 10 Minuten. Auf der Insel selbst kann man auch gar nicht so viel machen. Sie besteht hauptsächlich aus Beachbars, Restaurants, Schnorchel- und Tauchagenturen. An einigen Stellen kann man auch ins Wasser gehen oder in der Sonne bruzzeln. Wobei die Sonne hier auch verdammt stark ist. Ich bin auch hauptsächlich hier um zu Schnorcheln und um Johnny wiederzutreffen. Der war nämlich damals auch in Spanien im Erasmussemester. Und seit dem haben wir uns auch nicht mehr gesehen. Die Kommunikation auf der Insel ist relativ schwierig. Die Insel ist aber klein und es gibt nur eine Handvoll Bars in der es Engländer hin verschlagen könnte. Somit treffen wir uns gleich am ersten Abend, auch wenn er mich nicht sofort wiedererkennt. Johnny hat sich hingegen kaum verändert. Eigentlich sieht er sogar jünger aus als vor 7 Jahren. Wir haben uns einiges zu erzählen. Mich interessiert natürlich vor allem wie er es nach Belize geschafft hat und was er hier macht. Er ist tatsächlich zum Arbeiten hier! Für eine NGO beobachtet er das Verhalten der Meerestiere in der Umgebung von Menschen und Schiffen. Er hat mittlerweile sein Studium abgeschlossen und arbeitet jetzt hier als Ozeanologe. Gut, dass grad Wochenende ist und er frei hat. Ab und zu taucht er auch für die Arbeit, sodass ich auch all meine Fragen rund ums Tauchen loswerden kann. Auf dieses Abenteuer hatte ich mich bisher noch nicht eingelassen, aber schon immer im Hinterkopf gehabt. Schon auf den Galapagos Inseln wäre es toll gewesen Tauchen zu können. Ich freunde mich so langsam mit dem Gedanken an. Erstmal geht es aber auf eine Schnorcheltour, da bin ich ja mittlerweile schon erfahren. Es gibt sehr viele Agenturen auf Caye Caulker. Es ist also gar nicht so leicht hier die richtige zu finden. Die meisten fahren mit großen Gruppen raus und wenn dann eine Schildkröte auftaucht, reißen sich 16 Personen um die beste Position zur Beobachtung. Auf der Straße treffe ich Keith ein echtes Unikat und Urgestein von der Insel. Er quatscht mich erstmal in Grund und Boden in seinem typischen Belize Akzent bevor wir zum eigentlichen Thema kommen. Er ist quasi ein Ein-Mann-Betrieb, hat keine Angestellten oder mehrere Boote. Es ist nur er, sein Boot und seine Familie, die ihn unterstützt. Er macht das schon ewig und zwar so wie er das möchte. Also mit kleinen Gruppen, ökologisch vertretbar und mit jeder Menge Informationen rund um das Riff und seiner Entwicklung in den letzten Jahren. Ein positiv durchgeknallte Typ, der das Riff liebt. Das ist eine super Kombination. Und am nächsten Tag geht es dann mit nur 4!!! Gästen los zum Schnorcheln nach 'Hol Chan', dem bekanntesten Schnorchelspot. Mit dabei ist auch seine Tochter, die zum ersten Mal mit rausfährt. An dem Tag sollte es dann fast komplett durchregnen, aber im Nachhinein war es wohl die beste Entscheidung Schnorcheln zu gehen. Alternativ hätte ich den ganzen Tag bei Regen im Hostel verbracht. Aber im Wasser macht einem der Regen ja nichts aus. Kalt wird es hier sowieso nicht. Und man erspart sich sogar den Sonnenbrand. Unter Wasser merkt man auch nichts vom Regen. Hier geht es entspannt zu wie immer. Das Riff ist toll, es gibt eine Menge zu sehen und dafür muss man nicht mal tief tauchen. Ein Schiffswrack mit jeder Menge Fische und Korallen, verschiedene Rochenarten, Schildkröten, kleine Haifische, Seepferdchen, fiese Muränen und vieles mehr. Ein tolle Tour mit einem tollen Guide und der Name seiner Agentur war dann auch Programm - 'Stressless'. Samstagabend war dann große Beachparty auf dem nördlichen Teil von Caye Caulker. Und da haben wir uns schon gewundert, wo all die Leute auf einmal herkamen. Johnny meinte, vor ein paar Wochen war die Insel fast wie ausgestorben. Auf jeden Fall konnten wir nochmal bestes Karibikfeeling genießen. Die Sorgen sind hier klein, aber die Cocktails sind riesig. Sonntag war dann Erholung angesagt und da ich Montag auch nichts so richtig zu hatte, bin ich nochmal mit Keith rausgefahren. Nur einen halben Tag, aber auch das hat sich voll gelohnt. Diesmal war das Meer absolut ruhig und die Sonne hat kräftig gestrahlt. Beste Bedingungen um Seekühe zu sehen. Die haben mir bei der letzten Tour nämlich noch gefehlt. Und wir haben dann tatsächlich auch eine aufgespürt. Und der Name ist sehr treffend. Genüsslich und gemächlich wie eine Kuh unter Wasser frisst sie sich durch die Seegraswiese. Auch wenn ich an einigen Stellen schon gewesen bin, das Riff ist jedes Mal anders und jedes Mal spannend. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir wieder zurück. Bei der üblichen Happy Hour am 'Iguana Reef Inn' schaue ich in den buntgefärbten Himmel.
Für den nächsten Morgen hatte ich mich zu einem Fun Dive angemeldet. Das ist eine Art Probetauchen um einfach mal auszuprobieren wie es ist. So muss man nicht gleich mit dem vollen Drei-Tages-Kurs starten. Zu Beginn gibt es eine Einführung in das ganze Equipment. Und dann geht's auch schon los. Unser erster Stopp ist in sehr seichtem Wasser, in dem wir auch stehen können. Und es ist dann doch alles nicht so kompliziert wie ich dachte. Brille auf, Mundstück rein und schon kann man unter Wasser atmen. Wir sind wieder im Riff, also gibt's auch hier schon wieder Einiges zu sehen. Nachdem der erste Test bestanden war, sind wir ein Stück weiter gefahren für den zweiten Stopp. Dort ging es auch wieder ganz harmlos los. Dann haben wir uns Stück für Stück tiefer vorgetastet. Aus 10 Meter Tiefe haben wir uns die Schnorchler von unten angesehen. Das war dann auch der große Unterschied zum Schnorcheln. Beim Tauchen hat man einfach genug Zeit sich die Unterwasserwelt anzuschauen. Man sieht nicht unbedingt mehr als beim Schnorcheln, aber eben viel besser. Dann ist die Zeit auch schon wieder rum und es geht zurück an die frische Luft. Eine tolle Erfahrung, aber insgesamt dann doch etwas aufwendig und auch teuer. Vor allem hier in Belize und auch in Mexiko. Zum Glück muss man hier nicht in große Tiefen gehen um das Riff zu erkunden. Deshalb belasse ich es bei diesem Tauchausflug und verlasse die Insel am nächsten Morgen Richtung Mexiko.
Belize war nochmal komplett anders als der Rest von Zentralamerika. Zum einen wegen der Karibikkultur, zum anderen aber auch wegen des britischen Einflusses. Überall sonst dominierten ja die Spanier. In Belize gibt es sicherlich auch noch mehr zu entdecken als nur Caye Caulker, die Ruinen und die tropischen Wälder lasse ich hier aber aus. Damit bleibt es bei meinem 'Blitzbesuch' bei Johnny auf der Insel. Ich hoffe es dauert nicht nochmal 7 Jahre bis wir uns wiedersehen. Nächster Stopp ist Bacalar in Mexiko.