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Peru - Amzonasgebiet NP Pacaya-Samiria

Veröffentlicht: 17.10.2018


Ein netter Steg zum entspannen. Eigentlich war das alles zum entspannen. Das war meine Dschungelcrew. Raphaela und Roberto.

ES war ein echter Klimawechsel. Morgens um 5 Uhr komme ich im schwül heißen Eingangstor der Tropen an - ich leg mich erstmal hin. Das ist ja auch eine Art Akklimatisierung. Im Hostel treffe ich die Leute aus Chachas wieder und lerne auch Raphaela kennen. Sie haben für den bereits einen Ausflug ins nahe gelegene Lamas geplant. Ich schließe mich an. Das ist ein sehr merkwürdiger Ort. Es gibt schon mal zwei Plaza. Der eine wie üblich und der andere soll eine Art alternativer Plaza der indigenos sein. Und das noch nicht genug. Vor ein paar Jahren hat anscheinend ein Italiener beschlossen, sich dort ein Wohnschloss nach mittelalterlichem Vorbild errichten zu lassen! Das wurde vor wenigen Jahren fertiggestellt und ist nun die Hauptattraktion des Dorfes. Na klar, für die Südamerikaner ist das schon was Besonders. Auf uns hat es nur reichlich deplatziert gewirkt, interessant allemal. Als wir den Dorfbummel abgeschlossen hatten, ging es wieder zurück nach Tarapoto. 

Das Schloss vom Señore Italiano. Nicht zu verachten der riesige Pferdekopf rechts.
So ein Schloss. Das hat schon was.
Zum Beispiel einen Pool mit eigenen Initialen.
Und auch der Ausblick über Lamas und Umgebung kann sich sehen lassen.

Beim Ausflug zum Wasserfall haben uns dann gleich die Affen begrüsst.
Diese rollende Diskoanlage mit Riesenspoiler, Flammen und Jahresvorrat an Bananen sagt eigentlich alles über die Region.

Am nächsten Tag wollten wir nach Lagunas aufbrechen und von dort eine Dschungeltour starten. Konstantin hat sich derweil verabschiedet und wollte mit dem Boot über Iquitos nach Manaus in Brasilien und weiter bis an die Küste reisen. Sicherlich auch ne schöne, lange Tour. Aber im Regenwald gibt es sicherlich mehr zu sehen als auf einer Dampferfahrt auf dem riesigen Amazonas. Blieben also noch Raphaela, Roberto und ich. Und das war auch eine ganz wunderbare Truppe.
Ich hatte gelesen, dass man von Yurimaguas aus auf den Frachtbooten bis nach Iquitos mitfahren kann. Die Fahrt dauert drei Tage und man spannt sich auf Deck einfach eine Hängematte auf und genießt die Fahrt durchs Amazonasgebiet - soweit die Theorie. Erstmal ging es kurvenreich, beengt und schwül heiß mit dem Bus nach Yurimaguas. Das war schon mal eine dreistündige Erlebnisreise für sich. Dort angekommen haben uns die Mototaxifahrer noch im fahrenden Bus gefragt wo wir hinwollen. Next level Kundengewinnung. Gleichzeitig waren die natürlich auch alle irgendwie mit einer Agentur verbunden oder waren sogar selber Guides. Allen voran Winston, der uns dann auch mit zahlreichen Infos versorgt hat und uns zu den Hotels und Häfen der Stadt gefahren hat. Aber er hat uns gleich gesagt, dass das letzte Boot natürlich gerade abgelegt hat und das nächste erst in zwei Tagen wieder fährt. Wir sind dann noch in den Hafen gefahren und haben uns zwei dieser Prachtexemplare angeschaut, die schon am nächsten Morgen ablegen sollten und dankend abgelehnt. Diese Modelle waren schon extrem überaltert und keine Reise wert. Blieb noch die Alternative ein Schnellboot zu nehmen, dass nur ca. 7 Stunden bis nach Lagunas benötigt. Das war dann auch gar nicht verkehrt, aber auch gar nicht so schnell. Entsetzt war ich wiedermal wie selbstverständlich die Einheimischen einfach sämtlichen anfallenden Müll direkt über Bord ins Wasser werfen. Styroporboxen fürs Essen, nach Gebrauch schön in eine Plastiktüte gepackt und direkt über Bord damit. Den Kindern wurde das auch noch explizit so beigebracht. Das Schlimme dabei, es waren nicht die Touristen oder andere Besucher, nein es waren die Menschen, die tagtäglich am, im und vom Fluss leben!
Wir konnten die Fahrt und die Aussicht auf dem Rio Huallaga trotzdem genießen und haben dann eine Nacht in Lagunas verbracht. 

Blick auf Yurimaguas. Dieser Ort besteht im Wesentlichen aus 6 Häfen von denen Boote in alle möglichen Richtungen ausströmen. Er liegt direkt am Rio Huallaga.
Mit dem Boot wollten wir eigentlich fahren. Bei der Hinfahrt war allerdings der Motor kaputt. Bei der Rückfahrt war das Boot dann nicht da. Also sind wir zweimal auf eine andere Firma ausgewichen.
Von innen sah das ganze dann so aus. War aber durchaus bequem. Auch wenn man nach 6 Stunden natürlich irgendwann keine Lust mehr hat.

Ich war ja schon in Puerto Maldonado und in Rurrenabaque im Dschungel gewesen. Der Unterschied lag darin, dass wir diesmal wirklich nur mit dem Kanu unterwegs waren und nicht immer am selben Ort übernachtet haben. Das ist nochmal ein ganz anderes Erlebnis in der Natur. Und im Dschungel gibt es eh IMMER Neues su sehen und zu hören. Mein ursprünglicher Plan war ja mit einem Kutter drei Tage lang bis nach Iquitos zu schippern und dann dort auf Tour zu gehen. Und von Iquitos hätte ich dann wieder mit dem Flieger über Lima zurück an die Küste gemusst um meine Reise fortzusetzen. Iquitos ist die größte Stadt der Welt, die nicht auf dem Landweg zu erreichen ist - sagt man. Auf dem Weg dahin fährt man aber im Prinzip immer entlang des Nationalparks, den man dann auch von Iquitos aus besucht.

Yurimaguas liegt am Fluss Huallaga, dieser fließt dann mit 2 weiteren großen Flüssen zusammen und bildet dann bei Nautas vor Iquitos DEN Amazonas.
Deshalb bin ich mit meinem beiden tollen Mitstreitern schon in Lagunas von Bord des Rapido gegangen. Wie sich dann herausstellte kann man im Moment eh nicht mehr mit den Kuttern fahren, da die Eigner eben auch die Schnellboote besitzen und mit diesen mehr Geld machen. Deshalb bieten sie die langsame Variante einfach nicht mehr an. Schade.
Außerdem dachte ich, dass ich eventuell erst zur Regenzeit wieder zum Amazonas zurück komme. Vom Timing her war ich dazu aber immer noch zu früh dran. Das geht erst im November richtig los. Dann steht das Wasser einfach mal gut zwei Meter höher und die ganze Tierwelt verändert sich. Die Landtiere ziehen sich zurück auf sehr kleine, höhergelegene Gebiete. Und Otter, Delfine, Giftschlangen und Krokodile sind dann überall zu sehen. Durch die ausgiebigen Regenfälle, die uns zum Glück fast ausschließlich nachts heimgesucht haben, ist der Wasserstand allerdings in den drei Tagen bereits um einen halben Meter gestiegen. Das war schon beeindruckend.
Ich dachte mit vier Tagen kann man schon gut in den Nationalpark vordringen. Aber mit dem Kanu macht man einfach nicht so viele Kilometer, auch wenn die beiden schon ordentlich gepaddelt haben! Um größere und mehr Tiere zu sehen muss man dann aber 6-12 Tage einplanen. Dann kann man schon mal einem 8 Meter Krokodil oder Giftschlangen begegnen. Kann aber auch gefährlich werden. Die Krokodile können mit ihrem Schwanz locker das Boot zertrümmern und auch von abgetrennten Armen haben sie uns berichtet. Man kann auch in 30 Tagen den gesamten Nationalpark durchfahren und kommt dann an der anderen Seite wieder raus.
Bei uns blieb es aber bei dem kleinen Abstecher in den Rand des Parkes. Unsere Tour führte entlang einiger der zigtausend Flüsse, die zusammen den Park Pacaya-Samiria bilden. Im Nachhinein wären wir natürlich gern länger geblieben. 


Die Fahrt auf dem Rio Huallaga nach Lagunas.

Das wäre die Alternative gewesen. Auf diesen Schiffen kann man seine Hängematte auf Deck ausbreiten und die Fahrt geniesssen.
Der Rio Huallaga ist schon ziemlich breit und unser Zubringer nach Lagunas.Die Schäfchen-Wolken schweben traumhaft schön über dem Fluss.

Überblick über den Nationalpark. Wir sind nur in den kleinen Zipfel links oben eingestiegen. Dort wo die 4 Hütten eingezeichnet sind. Einmal quer durch hätte ca. 30 Tage gedauert. Von Iquitos aus steigt man von der anderen Seit bzw. von Norden von Nauta aus ein.
Das beschauliche Lagunas.


Am nächsten Morgen sollte die eigentliche Dschungeltour mit dem Kanu starten. Seit unserer Ankunft im Dschungel hatte es im Prinzip den ganzen Abend und die ganze Nacht tropisch kräftig durchgeregnet, da kamen schon leichte Zweifel an unserer Tour auf. Zum Start sah es aber gut aus. Kräftiger Sonnenschein, tropische Hitze und unsere beiden Guides/Köche Emilia und José standen auch schon bereit. Das Kanu beladen und los geht's.

Beladen.

Und dann gings los mit dem Kanu. Die nächsten vier Tage sah es dann im Prinzip so aus. José hat uns zusammen mit Emilia durch die Gegend geschippert und nach Tieren Ausschau gehalten.
Und wir haben die Natur genossen.

Hier gabs die erste Mittagspause. Tomatenspaghetti mit einem gekochten Ei.
Viele bunte Schmetterlinge waren dort unterwegs.
Unsere erste Unterkunft. Von aussen auch hübsch angemalt.
Unsere Luxusunterkunft von innen.
Mit nettem Steg zum entspannen und Baden. Eigentlich war im Dschungel alles zum Entspannen gedacht. Das war meine Dschungelcrew. Raphaela und Roberto.
José beim fischen der Köder für die Piranhas. Pro Fisch hat er ungefähr 10 Sekunden benötigt.

Diesmal war ich erfolgreicher und hab auch gleich einen Piranha aus dem Wasser gezogen. Blieb dann zwar mein einziger. Aber für ein Abendessen hat es gereicht.

Und wie sah nun unser 'Alltag' aus? Gegen 5 Uhr haben die Vögel mit ihren Konzerten angefangen. Für Dschungelverhältnisse war das schon ohrenbetäubemd laut. The Sound of the Jungle! Dann sind wir nach durchgeschwitzter Nacht erstmal in den erfrischend braunen Amazonas gehüpft. Achtung! Nicht wegtreiben lassen, die Strömung ist durchaus kräftig. Dann war so langsam das Frühstück fertig. Gern schon mal ordentlich Fisch mit Reis am Morgen. Dazu gebratene Bananen und ein Kaffee. Oder Spaghetti mit einem gekochten Frühstücksei. Und alles im Flusswasser gekocht. The Jungle is crazy! Dann haben wir das Kanu fertig gemacht und wenn es nicht in Strömen geregnet hat, sind wir dann auch los. Zwei, drei Stunden lang bis zum nächsten Camp oder Mittagstisch und dabei einfach die Natur genießen. Links und rechts, oben und unten gucken bis einer was entdeckt. Man weiß nie was kommt. Aber in der Regel hat unser Guide José natürlich schon einen halben Kilometer vorher den Geruch von Delfinurin wahrgenommen und wusste was los ist. So ein Kanu ist auch nicht allzu bequem. Man sitzt direkt auf dem Boden auf einer Rettungsweste. Mein Hintern und meine Beine konnten sich daran nur schwer gewöhnen, sodass ich mir ständig eine neues Sitzposition gesucht habe. Dazu gabs dann Wolken, pralle Sonne und ein bisschen Regen im stetigen Wechsel, garniert mit den besten Hits der Vögel, Fische und Affen. The Sound of the Jungle! Nachmittags haben wir dann unseren Schlafplatz erreicht. Es war wieder Zeit für ein Bad. Anschließend haben wir dann in den Hängematten auf die nächste Mahlzeit gewartet. Zum Abendbrot gibt's dann Omelett, Piranha oder Reis. Dazu gern Brot mit Marmelade und Kaffee. Also im Dschungel kann man im Prinzip alle Mahlzeiten quer durcheinander essen. Es gibt keinen Unterschied zwischen morgens, mittags und abends. Um 6 Uhr wird es dann dunkel, mam quatscht man noch ein wenog und legt sich gegen 8 Uhr schlafen. Ist ja auch ganz schön anstrengend so ein Tag voller Nichtstun! Und man lauscht der Natur. Naja, eigentlich muss man gar nicht lauschen, es ist ohnehin sehr laut. Die Brüllaffen machen ihrem Namen alle Ehre, ein paar Vögel sind auch noch kräftig am rufen. Wenns nicht so schön wäre, müsste man eigentlich Ohropax verwenden. Und dann geht das Ganze wieder von vorne los. 


Diese Wurzeln hängen dann auch bald wieder im Wasser, wenn der Pegel steigt.
Diese schönen Nester gehören zu den schwarz-gelben Vögeln. Das ist hier ist die idyllische Dorfvariante im Grünen.
Und das hier die Enge Neubauvariante der Grossstadtsiedlung. Direkt an unserer ersten Übernachtungsstätte gelegen.
Ein Zaungast hat alles im Blick.


Hier durften wir dann am zweiten Tag bleiben. War schon deutlich abgeschiedener und schöner mit OpenAir-Übernachtung.
Und Deluxe-Toiletten-Häuschen.
Ein Iguana entspannt über dem Wasser.
Das sind zwei verschiedene Ameisenarten, die ihren Bauplatz aber an der selben Stelle gefunden haben.
Termitennest in sicherer Höhe.
Um die Affen von den Blättern abzuhalten, haben die Palmen ziemlich fiese Dornen entwickelt.

Dazwischen gern mal eine Wanderung im Dschungel, eine nächtliche Bootstour oder Piranhafischen fürs Abendessen. Mosquitos - Mücken - gab's in der Zeit zum Glück nicht sehr viele. Über die Tage sammelt man natürlich schon einige Stiche ein, aber viel schlimmer war eine Art Pferdebremse, die sich auch von Antimückenspray nicht abhalten ließ. Und die Kakerlaken, die immer und überall zu finden waren, ein paar fiese Ameisen nicht zu vergessen. Mit dem Regen verhielt es sich ähnlich wie mit dem Trinkverhalten der Ostfriesen - wenig, aber oft und dann viel!     

Auf unserer Wanderung haben wir dann Fledermäuse angetroffen. Schlangen auch. Die waren aber zu schnell weg um ein Foto zu schiessen.
Die Selbstverteidigungskünste der Bäume.
Und die Tarnkünste der Kleinen.
Gefrässige Riesenameisen.
Und ein Kindheitstraum geht in Erfüllung. Tarzan ist keine Legende! Es gibt wirklich Lianen, die mich aushalten und zum Schwingen einladen. Die Lianen wachsen von ganz oben aus den Bäumen nach unten.
Und wenn sie den Boden erreichen wachsen sie weiter so stark, dass man denken könnte, dass es auch Bäume sind. Nein, das sind Lianen!
Hier gut zu sehen.
Auf der Fahrt zur nächsten Wanderung durfte Roberto dann auch mal ran.
Hier sind wir noch locker, flockig übers Wasser gelaufen.
Kurze Zeit später bin ich dann in diesem wunderschönen Tümpel gelandet und hab Rapha gleich noch mit in den Abgrund gerissen. Sorry! Und eigentlich ist da alles immer nur knietief. Aber an der Stelle war ich dann direkt mal bis über den Bauchnabel weg. Als José Rapha dann hektisch aus dem Wasser gezogen hat, hab schon kurz überlegt, od da was Gefährliches drin sein könnte. Anacondas, Kaimane, usw. War aber alles ruhig. Stiefel leeren, Kamera checken, Mund abwischen und weiter gehts - bzw. nicht. Da wir zurück zum Boot sind und dann zum Trocknen und Baden ins Camp zurück.

Und nachts gabs dann kleine Kaimane zu finden.
Später auch grössere.
Bestes Krokoleder.
Aber die Zähne sind schon scharf.

Frosch
Vogel
Schildkröte. Alle am Start.
Und die Kakerlaken natürlich auch.

Mit etwas Wehmut und gegen ganz viel Strömung sind wir dann am letzten Tag wieder Richtung Lagunas gepaddelt. Mit der Machete noch ein paar Bäume aus dem Weg geräumt und dann war die Zivilisation auf einmal wieder ganz nah. Es war Sonntag und wir wollten abends natürlich noch die vergangenen Tage Revue passieren lassen. Allerdings waren die 4! OpenAir-Diskotheken in dem kleinen Ort schon nachmittags gut beschallt, sodass wir nach einer kurzen Ruhepause im Hotel gleich durchstarten konnten. Und die hatten dann sogar nen DJ und einige Besucher. Es wurde dann noch ein feucht, fröhlich, trauriger Abschied aus dem Dschungel. Am nächsten Morgen sind wir verkatert ins Boot zurück nach Yurimaguas gestiegen. The jungle is crazy! 


Auf der Rückreise hat sich ein Schmetterling zu mir gesellt.
Und die Riesenotter - Lobos de Rio - haben sich tatsächlich auch noch sehen lassen. Und witzige Geräusche ovn sich gegben.

Alles was so im Weg war wurde mit wenigen Machetenschlägen aus der Welt geschafft. Ich denke Machete (aus dem Film) hätte in José seinen Meister gefunden.
Die Papageien waren auch lautstark unterwegs. Allerdings meist etwas weit weg. Die blau-gelben Guacamayos haben wir auch gesehen.
Ein weiterer stiller Beobachter.


Von Yuri gings dann direkt weiter nach Tarapoto. Da hab ich dann erstmal nix weiter gemacht ausser der Hitze standzuhalten. Und es gab erstaunlich gutes Internet. Das musste natürlich ausgiebig genutzt werden. So ging es dann beim Blog auch wieder voran. Ein weiterer Stopp in Jaen im Norden von Peru und dann geht's in Ecuador weiter.

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