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Nächster Halt: Victoria, BC!

Veröffentlicht: 15.02.2018

10.02.2018 und folgende Tage Nachdem wir unser Auto schweren Herzens abgeben mussten, liefen wir noch etwas durch Victoria. Wir besichtigten Downtown und das Hafenareal. Im Vergleich zu Vancouver ist in Victoria alles eine Nummer kleiner, irgendwie gemütlicher. Erlaufbarer wird der Ort dadurch nicht. Der öffentliche Nahverkehr ist okay, aber man kann schon verstehen, warum jeder mit dem Auto fährt.  Man ist einfach schneller. Jedenfalls schauten wir uns die Innenstadt an. Viele alte Backsteinbauten sind hier zu finden und wenige wirkliche "Hochhäuser". Das gefiel uns schon mal. Vom Hafen ist es nur noch einen Steinwurf zum Parlamentsgebäude. Denn Victoria ist, was viele nicht wissen, die Hauptstadt der Provinz British Columbia. Das Gebäude  hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Reichstag in Berlin. Wenig verwunderlich, denn das Parlamentsgebäude wurde zwischen 1893 und 1897 errichtet. Der Reichstag zwischen 1884 und 1894. Nach dieser kurzen Exkursion stärkten wir uns und liefen über Chinatown und einem Zwischenstopp beim Supermarkt nach Hause. 6,5 km Hügel rauf und wieder runter. Ein bisschen Sport muss schließlich auch sein (Team "Earnyourcanadianbacon"). 

Zu Hause, im Norden Victorias, angekommen, lernten wir unsere drei Mitbewohner für die nächsten Tage kennen. Nette Menschen und allesamt 10 Jahre jünger als wir beide. Und allesamt Deutsche. Damit wir nicht unsere Sprache verlernen. Wir verbrachten den Abend, wie auch die folgenden, mit Netflix und Informationsaustausch über unsere bisherigen Trips und die zukünftig geplanten, sowie potentielle Jobs. 

Der Sonntag sah ähnlich aus. Ein bisschen die Gegend erlaufen, ein bisschen Einkaufen (man will ja nicht verhungern), das Internet nach Autos durchstöbern und mit den kürzlich erst kennengelernten Leuten über Gott und die Welt reden ("Was, ihr kommt aus Berlin? Nice!"). 

12.02.2018 Am Montag machten wir uns Vormittags auf den Weg zu einem weiteren Sightseeing-"Highlight" Victorias: Craigdarroch Castle. Ein im Châteausque-Stil errichtetes "Schloß". Wie auch immer. Wir würden es als großes Haus bezeichnen, welches sich durch seine Architektur angenehm von der grauen Masse an Holz-Vorort-Einerlei abhebt. Allerdings beließen wir es dabei, es uns von außen anzusehen. Zum einen hatten wir an diesem Tag nur begrenzt Zeit. Zum anderen hatten wir gehört, dass die Inneneinrichtung ein wilder Mixstil aus historischem und 80ern wäre (und dafür auch noch Eintritt....äääh nö). Weiter ging's mit dem Bus in Richtung Fisherman's Wharf: Etwa zwei Dutzend schwimmenden Häusern in der Bucht von Victoria. Die meisten waren permanent bewohnt. Der Rest waren Restaurants oder Souvenirläden. Eine dieser schwimmenden Holzinseln stand sogar zum Verkauf. Wir überlegten kurz, entschieden uns dann aber doch gegen den Kauf, waren aber um eine Wohnidee reicher. Nach einer kurzen Stärkung in einem nahegelegenen Café stiegen wir wieder in den Bus und fuhren.....nicht nach Hause. Wir hatten nämlich noch einen Besichtigungstermin für ein Auto. Schließlich brauchten wir etwas, um schneller von A nach B zu kommen. Mit dem öffentlichen Nahverkehr dauert es einfach zu lange, um irgendwo hin zu kommen. Statt 40 Minuten nach Downtown mit dem Bus, benötigt man mit dem eigenen Gefährt nur 15 Minuten. Außerdem ist das Ziel unserer Reise ja auch, einen kleinen Trip über den Kontinent zu machen. Und mit einem Mietwagen würde das eben sehr teuer werden. Teurer als mit dem eigenen. Allerdings trägt man auch ein höheres Risiko. Wir hatten seit unserer Ankunft in Kanada darüber nachgedacht, ob wir uns ein Auto kaufen und wenn ja, welche Art es sein sollte. Schlußendlich kamen wir zu dem Ergebnis, das wir ein Auto benötigen. Und vorteilhafter Weise sollte das Auto so viel Platz bieten, dass man auch mal drin schlafen könnte. Da Vans/Kleinbusse bei Backpackern sehr beliebt und dementsprechend auch etwas teurer sind und normal große SUV's nicht genug Platz für uns beide bieten würden (und die großen Teile nicht bezahlbar sind) schauten wir uns also ..... einen Pickup-Truck an. Glücklicherweise mit Hardtop über der Ladefläche, so dass man auch darin schlafen könnte. Es handelte sich um einen Dodge Ram 1500 von 99 mit Single-Cab und Longbed (kleine Fahrerkabine, lange Ladefläche). Uramerikanisch angetrieben mit 5.2L V8-Motor. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Besitzer und einer Probefahrt, bei der wir keine Auffälligkeiten feststellten, sowie einem Blick unter das Auto machten wir uns auf den Weg zurück nach Hause. Sollten wir das Ungetüm wirklich kaufen? Ja, der Innenraum sah nicht mehr frisch aus und ja, das Hardtop bedurfte noch etwas Arbeit, aber ansonsten konnten wir nichts negatives daran finden. Und für 1.600$ war er zu einem sehr erschwinglichen Preis zu haben. Am Abend sagten wir Kyle, dem Besitzer, zu, dass wir das Auto kaufen würden. Wir vereinbarten einen Termin am nächsten Nachmittag (Dienstag). 

13.02.2018 Um die Zeit am Dienstag bis zum Kauf sinnvoll zu nutzen, fuhren wir zu einer Zeitarbeitsfirma (namens Rhino), die uns von einer unserer Mitbewohnerin empfohlen wurde, um uns dort vorzustellen und anzumelden. Wir sollten uns am nächsten Tag spätestens um 6:30 Uhr einfinden, um noch die guten Jobs vermittelt zu bekommen. Dazu später mehr. Da das ganze weniger Zeit brauchte, als von uns eingeplant, gingen wir noch in eine nahegelegene Shoppingmall und zu einem Versicherungsmakler, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie viel denn unser zukünftiger Truck kosten würde. Nach getaner Arbeit liefen wir zu Kyle circa 45 Minuten Fußmarsch (etwas Sport muss, wie gesagt, auch sein). Er übergab uns den Schlüssel und wir fuhren gemeinsam mit ihm zu seinem Versicherungsmakler. Da es nur eine Versicherungsgesellschaft in Britisch Kolumbien gibt, sind die Versicherungsprämien dementsprechend immer gleich gestaffelt. Die Dame, welche uns betreute, gab sich allergrößte Mühe, unsere wenn-wir-das-versichern-aber-nicht-das-wie-viel-kostet-das-dann-Fragen zu beantworten. Schlussendlich entscheiden wir uns mehr oder weniger für das Rundum-Sorglos-Paket. Etwas teurer als die anderen Pakete, doch der Unterschied war marginal. Wir reden hier von 100$ mehr im Vergleich zum Low-Budget-Paket. Man weiß ja schließlich nie, durch welch menschenleere Gegenden man fährt und wie gut das Auto tatsächlich durchhält. Wir erhielten unsere Kfz-Kennzeichen und übergaben Kyle das Geld für das Auto. Glücklich und um einige Geldscheine leichter brachten wir die Nummernschilder an und fuhren nach Hause in die WG. 

14.02.2018 Nach einer kurzen Nacht und einer Katzenwäsche stiegen wir ins Auto und fuhren zur Zeitarbeitsfirma, bei der wir uns tags zuvor vorgestellt hatten. Kurz vor halb 7 betraten wir das Büro, trugen uns in die Anwesenheitsliste ein und saßen uns hin, gespannt, welchen Job wir heute erledigen mussten. Anzufügen ist, dass Rhino allen voran körperlich betonte Jobs vermittelt. Vorrangig sind hier Tagelöhner und Studenten. Gegen 8, nahezu alle anderen Tagelöhner/Studenten waren bereits vermittelt, bekamen wir unseren Job zugewiesen. Wir sollten einem Messeveranstalter beim Aufbau von Messeständen auf einer Militärbasis unterstützen. Also wieder ins Auto und ab nach West-Victoria in die Kaserne. Aber Achtung: Märsche haben Vorfahrt. Als Zivilisten kannten wir sowas nicht. Nach kurzer Einweisung begannen wir, den LKW zu entladen. Vorrangig waren das um die 100 Kilo (mindestens) schwere, mit Metallstangen oder Metallplatten beladene, Wagen, die über eine altersschwache und viel zu schmale Laderampe entladen werden mussten. Der Rest der Arbeit war easy-peacy und es ging schnell voran. Die beiden Deutschen waren hierbei auch die schnellsten. Die Kanadier sind generell etwas entspannter und haben keine Eile. Wir bekamen auch Aufbauhilfe von einigen Marinesoldaten, wobei wir feststellten, dass bei jeder kleineren Pause alle an ihrem Smartphone hingen. Wie die übrigen Helferlein übrigens auch. Nach vier Stunden war es dann auch schon geschafft und alle Messestände waren aufgebaut. Wir bekamen eine Unterschrift auf unserem Muttizettel und fuhren wieder zu Rhino. Wir bekamen unseren ersten Scheck. Wow! Etwas mehr als 50$ für 4 Stunden Arbeit erhielt jeder. Also knapp 13$ pro Stunde (1,65$ mehr als Mindestlohn), umgerechnet 8,35€. Nicht viel, aber immerhin. 

Am nächsten Tag hatten wir das Glück, nicht so früh aufstehen zu müssen, da wir erst am Nachmittag eingesetzt werden sollten. Wieder bei der gleichen Firma wie am Vortag. Nur diesmal bauten wir keine Messestände auf, sondern bauten die am gestrigen Tag errichteten wieder ab. Diesmal waren wir nach 2 Stunden fertig. Bekamen aber 4 bezahlt. Auch gut. Wieder insgesamt 100$ mehr in der Tasche. Ein Einkauf war damit finanziert. Traurig. 

16.02.2018 Leider mussten wir aus unserer AirBnB-WG raus, da diese bereits neu vermietet war. Wir packten unsere Sachen auf den Pickup und fuhren zur Werkstatt, um einen Termin für einen Check-up zu vereinbaren. Nicht, dass etwas an unserem Auto kaputt wäre oder uns Sorgen würde, aber immerhin wollen wir bald eine lange Strecke zurücklegen. Nachdem das erledigt war, fuhren wir weiter zu einem Spezialisten für Pickup-Hardtops. Auch hier vereinbarten wir einen Termin, diesmal um das Dach der Ladefläche wetterfest und schlaftauglich zu machen. Denn momentan ist unsere zukünftige Behausung noch etwas inkontinent. Nachdem wir noch einen Abstecher in diverse Läden gemacht hatten, um unsere Campingausrüstung zu vervollständigen, fuhren wir zu unserer neuen Bleibe, ganz im Osten von Victoria, Nahe der Universität. Ein riesiges Haus, dessen Zimmer an zumeist fernöstliche Studenten vermietet werden, würde bis 01. März unsere Bleibe sein. Da unser Host unser eigentlich angemietetes Zimmer nicht mehr aufgeräumt bekommen hatte, bekamen wir ein kostenfreies Upgrade: Eine separate kleine Wohnung mit eigener Küche und eigenem Bad. So konnte es weiter gehen.....

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