Veröffentlicht: 25.06.2018
11.06.-15.06.2018 Um die Frage vom vorangegangenen Beitrag zu beantworten: Nein, wir schafften es am Montag nicht von Foley in Alabama nach Jacksonville, Florida. Der Weg war einfach zu weit und wir zu spät losgefahren. Als wir zu einem Zwischenstopp in Tallahassee anhielten, um uns nach 4 Stunden Fahrt eine kleine Essenspause zu gönnen, stellten wir fest, dass es bereits kurz nach 18 Uhr war. Nach Jacksonville würde es noch 2 weitere Stunden dauern....und das bei weiterhin tropischen Temperaturen, die uns bereits in den Stunden zuvor ausgelaugt hatten. Also mal wieder spontan in ein nahegelegenes Hotel eingebucht. Für Camping und im Auto schlafen war es immer noch zu warm und unsere Erfahrungen der letzten Wochen hatten uns schließlich gezeigt, dass ein klassischer RV-Park, wie wir sie bis Manitou Springs kennen gelernt hatten und welche vorrangig fuer Reisende gedacht sind, hier im Süden nicht existierten. Hier waren RV-Parks eher Herberge der Unterschicht und nicht fuer Urlauber vorgesehen. So war es in Wichita Falls, wo wir Glück hatten, dass ein Stellplatz noch frei war und auch eine touristische Ausrichtung zu erkennen war. Bevor wir nach New Orleans fuhren und die Nacht zuvor in Alexandria verbrachten, versuchten wir als erstes auch einen Platz auf einen RV-Park vor den Toren der Stadt zu ergattern. Ohne Erfolg. Dieser Campingplatz besass kein Büro, in dem man sich hätte anmelden können und wurde zudem von Rednecks bewohnt. Nichts für den gemeinen Mitteleuropäer.
Wie dem auch sei: Wir verbrachten die Nacht in Tallahassee in einem Hotel und starteten am nächsten Morgen ausgeruht und diesmal früh am Morgen in Richtung Osten nach Jacksonville. Weiter durch Florida in Richtung Atlantikküste, sahen wir doch viel kurioses. Alle paar Kilometer lagen Reifenleichen am Straßenrand, die hier anscheinend nicht weggeräumt werden. Hinzu kamen totgefahrene Schildkröten, Krokodile oder sogar Gürteltiere, wer wusste dass es in Florida Gürteltiere gibt hebt mal bitte die Hand. Zu dem nehmen es die Amerikaner nicht so mit der Fahrsicherheit, da wird dann mal flux der Koffer AN den Kofferraum geschnallt anstatt ihn in den Kofferraum zu legen, wahrscheinlich schon belegt (mit was, dass überlass ich eurer Fantasie)...oder es geben sich drei LKWs mal ein kleines Rennen verteilt auf drei Spuren. Denn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dürfen LKWs um die 120 km/h fahren, kein Problem, absolut safe.
In Jacksonville selbst hielten wir nicht an. Unser Ziel war Savannah in Georgia. Savannah zeichnet sich durch viele Gebäude aus der Gründerzeit aus. Doch unser erster Stopp war nicht das Stadtzentrum, sondern eine alte Plantage (Wormsloe Historic Site) südöstlich der Stadt. Wir fuhren einen langen Weg entlang, über diesen ragten riesige alte Eichen. Genau so hatte man sich das vorgestellt. Wir parkten Jim Bob und liefen die verschiedenen Wege des Areals ab. Das Gebiet selbst wurde durch einen britischen Neuankömmling 1736 in Besitz genommen und später dann als amerikanischer Außenposten gegen die Briten/Spanier/sonstige Invasoren genutzt. Das Areal ist in der Hand von Flora und Fauna. Überall in den vielen Bäumen und Sträuchern waren Insekten, Vögel und Krabben. Von dem eigentlichen Haupthaus standen leider nur noch die Grundmauern. Ein Lehmhaus hält halt doch nicht ewig. Nachdem wir entlang von ausgetrockneten Ausläufern des nahegelegen Gewässers wieder am Auto angekommen waren, fing es auch schon an zu regnen. Wir setzten unsere Reise zu dem für diese Nacht auserkorenen Hotel fort. Es schüttete wie aus Eimern. Innerhalb von wenigen Sekunden waren wir nass bis auf die Knochen. Wir holten uns nach einer kleinen Verschnaufpause im Hotelzimmer eine Stärkung beim nahegelegenen Einzelhändler.
Der nächste Morgen wartete wieder mit Sonnenschein. Wir beschlossen noch ein wenig die Stadt zu erkunden, bevor unsere Reise gen Norden weitergehen würde. Wir wanderten etwas durch den Forsyth Park, dessen Wege ebenfalls, wie die Plantagenwege am Vortag, von Bäumen (vielleicht waren's Eichen, ich weiß es nicht) überwachsen waren. Im Anschluss ging es an die alte Uferpromenade am Savannah River. Hier standen viele alte Häuser, welche teilweise nur durch schmale Brücken erreichbar waren. Zudem kam man vom heutigen Straßenniveau zur alten Promenade nur durch steile Treppen oder mit Pflastersteinen gepflasterte Rampen, welche mit Flip-Flops an den Füßen unglaublich rutschig waren. Unten am Fluß erspähten wir einen alten Raddampfer, welcher Touren anbot. Da der Ablegetermin aber erst gegen Mittag war (wir waren gegen 10 Uhr da) und wir noch andere Pläne hatten, ging's also zurück zu Jim Bob. Bella hatte im Internet einen Friedhof etwas außerhalb der Stadt gefunden, welcher durch besondere Grabsteine, Statuen und Mausoleen bestechen sollte. Dort angekommen, stellten wir fest, dass man den Friedhof auch ganz amerikanisch mit dem Auto befahren konnte. Hatten wir bisher noch nicht gemacht, also los ging's. Wir stellten schnell fest, dass diese Entscheidung gar nicht so von Faulheit zeugte, wie anfangs angenommen, denn der Friedhof war riesig. Und die Sonne knallte schon ordentlich nach unten. Die versprochenen Statuen und Mausoleen existierten tatsächlich und sahen, trotz des teilweisen hohen Alters, noch sehr gut aus.
Nach dieser kleinen Erkundungstour ging es wieder on the road. Weiter Richtung Norden. Weiter Richtung Finale. Doch bevor die letzten drei Stationen Washington D.C., New York City und Montreal aufwarteten (allesamt Stadtaufenthalte), beschlossen wir ein letztes Mal das Meer zu genießen. Den dafür in Frage kommenden Ort hatten wir schnell gefunden: Myrtle Beach in South Carolina. Als Übernachtung hatten wir einen dieser eklig großen Betonbauten ausgewählt, welcher sich durch Ballermannmugge und viele Pauschaltouristen auszeichnet. Aber das Zimmer war erschwinglich, wenn auch nicht besonders sauber oder modern eingerichtet, aber es bot einen Balkon mit Meerblick. Und um es noch besser zu machen, waren wir in einem Nebengebäude untergebracht, welches auf Grund der Distanz zum Hauptgebäude die Lautstärke der Ballermannmugge auf ein kaum wahrnehmbares Maß herabsetzte. Schnell die Sachen aufs Zimmer gebracht und ab an den Strand. Endlich wieder baden. Der Strand war genauso sandig wie die Strände am Golf, auch wenn wir das quietschen des Golfsands etwas vermissten. Das Wasser hatte natürlich nicht die Badewannentemperatur wie am Orange Beach, aber es war erträglich. Und nach wenigen Momenten ist es schließlich auch nicht mehr so kalt. Der Vorteil hier war, dass die Wellen wesentlich höher waren. Also konnten wir beide schön auf unseren nicht vorhandenen Bodyboards über das Wasser gleiten...Fett hilft hierbei. Nachdem wir den Nachmittag am Strand und im Wasser verbracht hatten, befreiten wir uns vom Sand und machten uns auf die Suche nach einem schönen Restaurant, welches vorrangig Seafood anbieten sollte. Gesucht. Gefunden. Ab ging's also mit dem Fußbus entlang der Hauptstraße, an der sich 95% der Hotels und damit 95% aller Touristen tummeln. Natürlich fährt der gemeine amerikanische Tourist alle Strecken mit dem Auto, so dass es sich erheblich entlang der Hauptstraße staute. Wir waren genauso schnell, wie all die fetten und faulen Säcke/Säckinnen in ihren Autos. Angekommen am Wunschrestaurant mussten wir feststellen, dass wir nicht die einzigen waren, die dort essen wollten. Heißt auch: mindestens eine halbe Stunde auf einen Tisch warten. Dauerte uns zu lange, denn wir hatten Hunger. Rumschwimmen wie ein Wal macht nunmal hungrig. Ab zum nächsten Restaurant, welches sich direkt daneben befand. Gleiches Problem. Gleiche Antwort von uns: Nein, danke. Langsam sank die Laune meiner liebevollen Begleiterin. Bella war hungrig und wurde zunehmend hangry, was sie auch einer der Kellnerinnen ins Gesicht gesagt hatte. Aus Versehen natürlich. Trotzdem oder gerade deswegen lustig. Wir entschieden uns, ein paar Straßen weiter weg vom Strand zu laufen und fanden dort eine schöne Gaststätte, die das von uns gewollte Seafood anbot. Wir ließen uns das Essen schmecken und gingen wieder zurück zu unserem Hotel, wo wir den Abend mit einer Runde Kniffel auf unserem Balkon ausklingen ließen. Der nächste Morgen begann mit einem Ausflug in ein typisch amerikanisches Diner mit Pancakes und Bacon. Danach packten wir unsere Sachen und verluden alles in unseren Pick-Up. Doch anstatt weiterzufahren, beschlossen wir, den Vormittag noch ein wenig am Strand zu verbringen. Das letzte Mal auf unseren Trip wollten wir den Sand zwischen den Zehen und das Wasser in unserem Gesicht spüren. Wieder waren die Wellen ideal zum Bodysurfen. Sogar idealer als am Vortag. So hatten wir uns den Urlaub am Golf auch vorgestellt. Doch daraus wurde ja bekanntlich nichts. Nachdem wir uns ausgetobt hatten und unsere Hosen voller Sand waren, stiegen wir in Jim Bob und setzten unsere Reise fort. Weiter gen Norden. Washington D.C., oder genauer McLean, wartete auf uns. Doch bis dahin (von Myrtle Beach aus sind es 7h) schafften wir es nicht. Wir verbrachten die Nacht in Rocky Mount, North Carolina. Kurz vor der Grenze zu Virginia. Wir kamen unserem Ziel immer näher....