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"Freude am Fahren"

Veröffentlicht: 22.04.2018

Diesmal berichten wir von unseren Erfahrungen mit dem kanadischen Bussystem und den Autofahrkünsten der Kanadier. 

Im Großen und Ganzen haben wir beide ziemlich viel Glück mit unserer Anbindung an das victorianische Bussystem. Denn im Umkreis von 2km befinden sich 5 Haltestellen mit Bussen die in die Innenstadt fahren. Natürlich hält an allen Haltestellen ein anderer Bus, was eine spontane Busfahrt eher erschwert. Zum Glück gibt es GoogleMaps und die Transit App, die uns dann mal mehr, mal weniger hilfreich zur Seite stehen. Denn sie geben leider keine aktuellen Fahrzeiten an. Falls ein Bus sich verspätet, können wir dies nur erahnen. Meistens hoffen wir dann einfach, dass wir den Bus nicht doch verpasst haben, weil er über 5 Minuten zu früh da war, was auch häufiger vorkommt. Daher versuchen wir immer 5-10 Minuten vor der eigentlichen Abfahrt an der Bushaltestelle zu stehen. Das Bussystem ist eben nicht so durchgeplant, wie wir es aus Deutschland gewohnt sind. Ein Fahrplan existiert zwar, aber das Zu- und Aussteigen von Passagieren wurde anscheinend nicht mit einberechnet in die Fahrzeit. Ebenso wenig, das typisch-kanadische Warten auf das Hinsetzen der zugestiegen Passagiere. Zum Glück macht das nicht jeder Busfahrer. Sonst würden wir durchdrehen, denn dadurch kommen wir nur noch später auf Arbeit an. Genauso wurde nicht das Vorhandensein von roten Ampeln oder dem Stau zur Rush Hour einberechnet. Ja, richtig gehört: Sowas existiert auch hier am "Ende der Welt". Denn die meisten Kanadier fahren mit dem Auto - sie besitzen auch meistens mehr als ein Auto (mindestens 2) - und nicht mit dem Bus. Mit dem Bus fahren vorrangig asiatische Studenten, generell die jüngere Bevölkerung, umweltbewusste Menschen, Leute die unter 14$/h verdienen und Obdachlose bzw. Junkies.

Zu dem rouletteartigen Fahrplan kommt noch hinzu, dass man dem Busfahrer signalisieren muss, dass man mit dem Bus fahren möchte, sonst kann es sein, dass er nicht anhält und weiter fährt. Meistens steh ich auch nur zum Spaß an einer Bushaltestelle und warte dort auf meine königliche Kutsche oder den Eismann. Spaß beseite, ich halte meine Hand raus als ob ich ein Taxi anhalten möchte und meistens halten die Busfahrer dann auch an. Schwups sitzt man im Bus. Die Fahrt mit dem Bus kostet 2,50$, ein Tagesticket beläuft sich auf 5$. Ein Tagesticket lohnt sich also immer. Alleine schon, wenn man umsteigen muss, muss man theoretisch nochmal bezahlen, denn man bekommt keinen Einzelfahrschein. Und woher soll der andere Busfahrer wissen, dass man umgestiegen ist...mmhhh. Wir haben uns für die letzten Wochen ein Monatsticket besorgt für 85$. Diese Tickets werden nicht an einem Fahrkartenautomaten oder im Bus verkauft, sondern im 7-Eleven oder Shoppers Drug Market (eine Art Apotheke plus Rossmann). 

Wenn man erstmal im Bus sitzt, kommt die nächste Herausforderung. Wann muss ich eigentlich aussteigen? Denn in den Bussen werden die Haltestellen weder angezeigt noch angesagt. Es wird lediglich schwer verständlich gesagt, welche Straße wir gerade passieren, wobei das auch nicht immer getan wird und manchmal auch zeitverzögert ist. Zum Glück gibt es GPS und unsere hilfreichen Apps. Sonst wären wir schon öfter an den Haltestellen vorbei gefahren, da sich doch alles etwas ähnelt. Zu guter letzt kommt noch das Phänomen mit dem "Stop-Knopf", der nicht in jedem Bus existiert. Vielmehr greifen die Kanadier auf die Zieh-an-der-Halteleine-Methode zurück. Es gibt gelbe Schnürre, die sich vom vorderen Teil bis in den hinteren durchziehen. Daran kann man kurz ziehen und schwups leuchtet das rote STOP Licht auf. Generell sind die Busse sehr veraltet. Es fahren ca. 5 verschiedene Modelle durch die Stadt, von sehr, sehr alt bis recht neu. 

Die letzten Tage kam es bei mir öfter vor, dass man mich entweder nicht rausließ (ich dann laut durch den Bus schreien musste, damit die Busfahrerin begriff, dass ich aussteigen möchte) oder der Bus einfach nicht an der Bushaltestelle hielt. Das ist dann aber ganz normal für die Kanadier und sie machen darum kein großes Aufsehen. Ich reg mich dann wohl am meisten auf und frag mich, wie unfähig man sein kann einen Bus zu fahren. Da bin ich doch sehr dankbar für die gute Arbeit der Busfahrer in Deutschland, auch wenn sie öfter etwas grumelig sind. Zum Abschluss der Fahrt bedanken sich die Kanadier meistens beim Busfahrer, wenn sie Aussteigen. Ich mach das nur noch, wenn der Busfahrer gut gefahren ist. Sprich, nicht wie eine besenkte Sau zur roten Ampel oder nächst gelegenen Haltestelle rast. Denn viele geben dann nochmal ordentlich Gas um auf über 50km/h zu kommen, um dann schön abzubremsen, dass man es kaum schafft sich stark genug festzuhalten oder einem das Essen der letzten Stunden fast hoch kommt. Spaßig so eine Busfahrt in Kanada. 

Nun zum nächsten spaßigen Teil. Das Autofahren bzw. die kanadischen Autofahrer...ahem. Die Kanadier geben sogar zu, dass ihre Landsleute die schlechtesten Fahrer der Welt sind und wir können dem nur zustimmen. Ich habe mich noch nie so unwohl gefühlt, als Fußgänger eine Straße zu überqueren. Schon zu Beginn unserer Zeit in Kanada wurden wir vor den Fahrkünsten der Kanadier gewarnt. Außerdem sollten wir immer große Vorsicht ausüben, wenn wir über eine grüne Ampel gehen. Denn die Kanadier nutzen gerne ihr Telefon und fahren dann auch mal über eine rote Ampel. Kein Problem. Als Fußgänger sollte man deshalb immer nach links und rechts schauen, auch wenn man eigentlich grün hat und gehen darf. Ich wurde auch einmal fast von einem Bus erwischt, der auch grün hatte, allerdings links abgebogen ist. Naja hat er mir einfach die Vorfahrt genommen. Zum Glück versichere ich mich immer, ob nicht doch wer fährt. 

Das nächste Problem ist, dass die Autofahrer die Verkehrsregeln nicht wirklich zu kennen scheinen. Es gibt zum Beispiel die Regel, dass bei einer Kreuzung, wo vier Stoppschilder existieren, der Erste fahren darf der am Stoppschild angehalten hat. Da haben wir dann schon mal einen Finger abbekommen, weil wir als Erstes gefahren sind, weil wir als Erstes da waren...mmhhh, man kann nur alles falsch machen. Zu dem sind manche kanadische Autofahrer, zu nett zueinander. Da wollen beide, dass der Andere fährt und keiner der beiden entscheidet sich zu fahren, bis 5 Minuten vergangen sind und ein riesiger Stau hinter den beiden entsteht. Klar stelle ich es etwas überspitzt dar, aber so ist es wirklich. 

Die nächste unsinnige Regel, die es in Kanada, jedoch nicht in Montreal, gibt: Das legale rechts abbiegen bei roter Ampel. Alle machen es und die Wenigstens achten darauf, ob ein Fußgänger die Ampel nutzt oder ein Auto kommt. Da wird oft einfach gefahren und den anderen Autofahrern die Vorfahrt genommen, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir denken, dass daher auch so viele Autos so verbeult sind. Einige der Autos haben sogar ziemlich große Unfallschäden, was auf den Straßen in Deutschland gar nicht mehr erlaubt sein würde. Hier stört es Niemanden. Da wird das gute Panzertape genutzt und alles wieder festgeklebt. So länge es hält, ist es fahrtauglich. Es gibt hier halt keine Art TÜV. Reifen ohne Profil oder kaum funktionierende Bremsen: Kein Problem. Solange der Motor noch angeht, ist alles schick. 

Jetzt noch zu einer guten Sache. Denn auch hier gibt es sehr, sehr viele Oldtimer auf den Hinterhöfen von alten Bauernhöfen oder neben der Garage in der Innenstadt. Das erfreut uns als Oldtimer-Lover natürlich sehr. Daher schleichen wir auch gern über die Straßen, um dann wieder ein gutes altes Auto zu entdecken. 

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