Reisefieber - Alltag ade
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Nach Soroa mit Hindernissen

Veröffentlicht: 06.04.2019

Morgens verabschiedeten wir uns von Havanna und machten uns auf Richtung Westen nach Soroa. Beim Koffer herunterbringen kamen wir noch in den Genuss eines typisch kubanischen Inventos (Erfindungen, um ein Problem oder ein Mangel alternativ zu lösen). Da es keine Türöffner gibt, hatte der Hausbesitzer mit einem Seil eine Konstruktion gebastelt, sodass man von oben jemandem die Tür öffnen konnte, der unten steht.

Bevor wir jedoch die Fahrt in den etwas ländlicheren Bereich antreten konnten, wollten wir noch einmal tanken. Wer denkt, in der Hauptstadt Kubas sei dies kein Problem, der irrt. Für die Mietautos und generell neuere Modelle muss mit Especial getankt werden, ein hochwertigeres Benzin im Vergleich zum Regular und Motor. Dieses ist schon einmal nicht an allen Tankstellen verfügbar, in Havanna jedoch gibt es mehr Tankstellen mit einer solchen Zapfsäule. Bei der ersten Tankstelle mit Especial-Aufschrift wurde uns auf Nachfrage gesagt, dass es zurzeit keines hier mehr gäbe. Uns wurde aber eine andere Tankstelle um die Ecke empfohlen, welches noch Especial haben sollte. Dort wurde jedoch ebenfalls die Frage nach der Especial-Verfügbarkeit verneint und wir wurden auf eine andere Tankstelle verwiesen. Nachdem auch die dritte Tankstelle kein Especial hatte, bekamen wir langsam Sorge, ob das Tanken noch etwas wird, zumal wir mitbekamen, dass auch andere Touristen und Kubaner fieberhaft versuchten noch ein paar Tropfen Especial zu bekommen und selbst Regular schon oftmals aus war. Erst bei der fünften Tankstelle wurden wir endlich fündig, jedoch war hier die Suche auch für viele andere erfolgreich: eine große Traube an Menschen stand an und die Autos Schlange. Gut, dass wir einen Kubaner dabei haben, da das Tanksystem für einen Europäer nur schwer zu durchschauen ist. Nachdem man mit seinem Auto an der entsprechenden Tankstelle angestanden hat und endlich an der entsprechenden Zapfsäule angelangt ist, muss man aussteigen und sich selbst anstellen, um seine Zapfsäule freischalten zu lassen und Geld vorzuschießen, sodass man erst einmal tanken kann. Nach dem Tanken muss man sich an dieser Schlange noch einmal anstellen und dann bekommt man das überschüssige Geld zurück und darf wieder fahren. All das hat zur Folge, dass es sich staut und ewig dauert, bis es voran geht und von 10 Zapfsäulen doch nur höchsten zwei zur selben Zeit in Benutzung sind und alle anderen durch wartende Autos blockiert werden. In der Tankstelle selbst wird Ineffizienz auf höchstem Maße ausgeübt, da zwar fünf Leute dort arbeiten, aber nur einer am Tresen bedient. Nach einer halben Stunde des Wartens an der Tankstelle, konnten wir endlich nach Soroa aufbrechen.

Chris war am Morgen schon etwas mulmig und kam nur schwer von der Toilette runter: es hatte ihn scheinbar mit dem klassischen Reisedurchfall erwischt, aber da muss wahrscheinlich jeder einmal durch auf einer längeren Reise in Mittel- bzw. Südamerika. So ging es ihm während der Autofahrt noch schlechter, zumal je weiter wir landeinwärts kamen, die Straßenverhältnisse immer holpriger wurden. Zum Glück reist die Ärztin natürlich mit umfangreicher Reiseapotheke, sodass Chris mit allen nötigen Medikamenten für Übelkeit, Durchfall und Elektrolytverlust versorgt werden konnte.

Als wir in dem kleinen Ort Soroa bei unserer Unterkunft ankamen, gab es die nächste Überraschung. Nachdem wir sagten, wir drei würden gerne in unsere zwei Zimmer einchecken, wurden wir ganz irritiert angeguckt. Sie dachten es würde nur eine Person kommen, da bei der Buchung nur der Name von Chris stand (wir hatten aber die Buchungsbestätigung ausgedruckt, wo eindeutig zwei Zimmer für drei Personen hinterlegt waren) und es sei auch nur ein Zimmer frei, da in dem anderen Zimmer schon andere Gäste seit dem Vortag übernachten würden. Nach ein bisschen hin und her und einem Telefonat mit der Hausherrin wurde sich aber schnell um eine Lösung des Problems bemüht. Für meinen Vati wurde ein Zimmer bei der Nachbarin, die ebenfalls vermietet, arrangiert und er sollte am nächsten Tag dann in das wieder freiwerdende eigentlich gebuchte Zimmer umziehen.

Die Unterkunft mit Kunstatelier im Haupthaus ist von einem wunderschönen Garten umgeben mit vielen Orchideen, einem Mamey-Baum (die steht noch auf unserer Wollen-wir-unbedingt-in-Kuba-essen-Liste), einer Naranja-Agria (Bitter-Orange), Ananas-Pflanzen und vielem mehr. So lässt es sich gut auf der Veranda entspannen.

Da unser Zimmer ja ganz normal zur Verfügung stand, haben wir die Koffer abgeladen und Chris für ein erholsames Mittagsschläfchen ins Bett verfrachtet. Währenddessen sind mein Vati und ich schon einmal bei schönstem Wetter in den Ort gelaufen, um die Lage zu erkunden und etwas zu essen.

Am Nachmittag ging es Chris dann schon wieder etwas besser, sodass wir entschieden, doch den kleinen Fußmarsch zum Wasserfall und dem Aussichtspunkt zu machen.

Der Weg führte durch üppige Vegetation, leider jedoch auch einige Treppenstufen hinauf zum Aussichtspunkt. Der kleine Wasserfall führte leider zur gerade herrschenden Trockenzeit nur wenig Wasser, aber die am Fuß befindlichen Wasserbecken lockten trotzdem uns und die Einheimischen zum Baden an. Eine gute Abkühlung! An dem kleinen Kiosk vor Ort entdeckten wir dann auch endlich die gesuchte Mamey-Frucht und kauften gleich zwei, die jedoch noch nicht gänzlich reif waren, sodass wir sie noch ein paar Tage zum nachreifen aufheben wollten. Dafür aßen wir aber gleich frisch aufgeschnitten Guanabana, eine Frucht die auch ich noch nie gegessen hatte und sehr süßes leicht säuerliches Fleisch mit vielen schwarzen Kernen hat. Was für ein Genuss!

Zurück in der Unterkunft ließen wir uns von der Hausherrin umfangreich kubanisch bekochen und Chris bekam sogar ganz fürsorglich eine Suppe und Tee zubereitet. Vati speiste für die Unannehmlichkeiten beim Einchecken sogar kostenlos. Ende gut, alles gut.

Antworten (2)

Karin
Ja, die kubanischen Inventos lassen einen manchmal staunen oder überrascht sein, auf welchen Wegen Problemlösungen möglich sind. Trotzdem ist das Leben una lucha diaria in Kuba. Ihr habt es am eigenen Leib erfahren, als ihr tanken wolltet, auch wie ineffizient vieles ist, aber die Kubaner nehmen das meistens gelassen hin.

Sissy
Viel Spaß euch dreien noch! Und ich bin mal gespannt, wie Chris sein Magen die restliche Reise noch vertragen wird. Halte die Reiseapotheke stets gefüllt.

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#kuba#havanna#soroa