Veröffentlicht: 06.04.2019
Morgens gab es ein erstklassiges Frühstück mit Guayaba-Marmelade, Honig vom Imker, Ei mit Tomate und Zwiebeln (Tortilla), Brot, Tee, Kaffe und frischer Ananas. Chris ging es auch wieder besser, sodass auch er das Frühstück genießen konnte.
Als erstes wollten wir den landesweit bekannten Orchideengarten in Soroa besuchen. Dort gab es unterschiedliche Preise für Kubaner und Touristen, was bei Eintritten zwar üblich ist, jedoch sollte mein Vati erst seinen kubanischen Pass vorzeigen, sonst hätte auch er den Touristenpreis bezahlen sollen. Das hat ihn so verärgert, dass er am Ende nicht mit reinkommen wollte. Also haben Chris und ich alleine den liebevoll bepflanzten Garten besichtigt und wir hatten Glück, da es gerade Blütezeit für Orchideen ist.
Am Vortag hatten wir uns beim hiesigen Hotel nach Wandermöglichkeiten im Biosphärenreservat Sierra de Rosario erkundigt, dessen besondere Tier- und Pflanzenwelt wir erkunden wollten. Es gab verschieden lange Wanderungen und wir entschieden uns für eine 13 km und 4 ½ h lange Wanderung zum Fluss Bayate (der einzige Fluss in der Region, der auch in der Trockenzeit gut Wasser führt) bei der man auch an Ruinen von alten Kaffeeplantagen vorbei kommen sollte. Die Nachfrage von Touristen für derartige Aktivitäten schien nicht gerade hoch zu sein und so dauerte es eine Weile, bis der Guide ausfindig gemacht werden konnte, mit dem wir uns dann telefonisch für eine private Führung verabreden.
Der Weg war ziemlich unwegsam da in letzter Zeit 2 Zyklone und vor kurzem ein Brand gewütet hatten und viele umgestürzte Bäume und loses Gestrüpp als Stolperstellen hinterlassen hatten. Unser Guide führte uns jedoch behutsam durch den teilweise dschungelartigen Wald und wusste auch viele Pflanzen und Bäume und deren Nutzen zu benennen. Wir sahen unteranderem die Bäume von Mango, Mamey, Mamey de Santo Domingo (ähnlich der Gandalupe Melone), Almacigo, Limone, verschiedene Palmensorten, Ceiba (mächtige Bäume), Aguacate (Avocado), Guayaba (Guave) und viele mehr. Leider schien sich auch der Marabú stark vermehrt zu haben, den wie auch schon auf unseren Fahrten unterwegs oft antrafen. Dieser ist keine Nutzpflanze, verbreitet sich aber schnell, ist schwer wieder wegzubekommen und hat große Dornen, die beim Darauftreten auch schon mal durch den Schuh stoßen können.
Neben der Flora ist jedoch auch die Fauna besonders in diesem Biosphärenreservat. Tatsächlich hatten wir das Glück sogar drei! Tocororos zu sehen (Nationalvogel Kubas, schwarzer Kopf, weiße Brust, roter Schwanzansatz, blauer Rücken), den sogar mein Vati als Kubaner das erste Mal in seinem Leben zu sehen bekam. Der Vogel kündigt sich oft schon von Weitem mit seinem Ruf an und unser Führer erzählte uns, dass der Tocororo sich wie bei uns der Kuckuck verhält und seine Junge von anderen Vögeln ausbrüten lässt und deren Junge aus dem Nest schmeißt.
Außerdem war meine Begeisterung groß, als wir schon fast zufällig ein Chamäleon (Chamaeleolis barbatus, auch Chipojo genannt) an einem Ast entdeckten. Es war sicherlich 25cm lang und wir wären durch seine gute Tarnung fast daran vorbei gelaufen (sie können zwischen schwarz, grün und weiß die Farbe wechseln). Unser Guide lachte sich kaputt, als wir erzählten, dass wir auch fünf Geckos zu Hause in Terrarien halten und diese auch gelegentlich Insekten, die wir aber kaufen müssen, zu fressen bekommen. Hier wo es Insekten in Hülle und Fülle gibt, kann man sich nicht vorstellen, dass jemand damit Geld macht, Insekten zu verkaufen.
Desweiteren vernahmen wir den Ruf eines Arriero (Coccyzus merlini), der jede volle Stunde zu hören ist und der immer zwölf Uhr und vier Uhr nachmittags einen charakteristischen längerer Ruf von sich gibt, sodass sich praktischer Weise früher die Arbeiter nach diesen Zeiten richten konnten. Unser Führer zeigte uns auch riesige Termitenhügel, die oftmals an den Stämmen von bestimmten Bäumen zu finden sind.
Nach über der Hälfte der Strecke konnten wir als kleine Erfrischung im Fluss baden, an dem sich an dieser Stelle wie ein kleiner natürlicher Pool gebildet hatte. Danach entdeckten wir ein kleines Stückchen weiter den Weg entlang die ersten Ruinen der Kaffeeplantagen, welche die Wurzeln der mächtigen Bäume schon fest im Griff haben und nur noch einen Hauch vergangener Zeiten zurück ließen.
Unser Guide hatte uns das Aussehen von vielen Vögeln auf seinem Handy mit einer Datei/App gezeigt, die unter anderem auch die Geschichte, Geologie und Geografie von Soroa, sowie heimische Vögel und Amphibien enthielt. Da jedoch unsere bisherigen Versuche, ein Buch über Kubas Flora und Fauna aufzutreiben, vergebens waren, schickte er uns diese Datei per Bluetooth, sodass wir jetzt auch bei zukünftigen Wanderungen hier eine gute Informationsquelle besitzen.
Für alle Interessenten einer solchen Wanderung in Soroa können wir unseren Guide Yerquis also nur wärmstens empfehlen. Hier die Kontaktdaten: yerquisbabin@nauta.com.cu, +53 5 8129327.
Nach dieser sehr erfolgreichen Wanderung sind wir noch mit dem Auto für ein Päuschen hoch zu einem Mirador (Aussichtspunkt) zum Castillo en las Nubes (Wolkenschloss) gefahren. Dieses eindrucksvolle Gebäude in luftiger Höhe wurde vor langer Zeit von einem Spanier zur Erholung gebaut, jedoch nach dem Hurrikan 2014 zerstört und jetzt wieder neu aufgebaut. Von dort hat man einen grandiosen Blick auf die Berge und umliegenden Wälder und sogar auf unsere Unterkunft. Hier ließen wir den Tag mit einem Cocktail gemütlich ausklingen.