Veröffentlicht: 13.01.2022
Heute starten wir unsere längste Wanderung mit 33 km und einigen Höhenmetern (900 m hoch, 1800 m runter), vor der wir bereits im Voraus etwas Bammel hatten. Wir haben heute so eine lange Distanz, da wir Etappe 13 und 14 zusammen legen mussten, zum einen da es in dieser ländlichen Gegen keine passende Übernachtungsmöglichkeit gab und zum anderen, da wir aufgrund des Zeitmangels noch einen Tag wieder gut machen machen müssen. Zur Erleichterung haben wir aber über einen Kontakt von Urritrek einen Gepäcktransport arangiert, sodass wir heute nur mit einem leichten Rucksack laufen. Wir starten früh um 6:30 bei schönsten Sonnenschein mit Blick auf die Berge. Mir fällt ein altes Volkslied ein, dass ich sehr passend finde und den ganzen Morgen vor mich her Summe: Im Frühtau zu Berge wir ziehen, es grünen die Wälder und Höhen, wir wandern ohne Sorgen, singend in den Morgen, noch ehe im Tale die Hähne krähen). Gut gelaunt meistern wir zügig den ersten größeren Aufstieg zum Dorf San Gabriel. Aus einer kleinen Schule lärmen Kinder, an einem Häuschen werden mit einem Schild Hühner feilgeboten und am Wegesrand duftet es nach Guayaba. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Nach einem weiteren Stückchen zu Fuß merken wir schnell, dass sich hier alles um Kaffee dreht. Auf den Hügeln um uns wachsen unzählige Kaffeepflanzen, die uns schon von weitem mit roten oder gelben Früchten anleuchten. Die Ernte der Kaffeefrüchte ist bereits in vollem Gange und wir sehen viele Menschen, teilweise mit der ganzen Familien, die den Kaffee in vor den Bauch gebundenen Körben sammeln. Überall stehen Säcke auf denen groß "Café" zu lesen ist herum, nur um jeden Zweifel zu beseitigen, was hier geerntet wird. Wir passieren mehrere Holzhäuser mit angebauten Rampen, um die Kaffeebohnen direkt zu verladen, sowie Bleche auf denen Kaffee zum trocknen ausliegt. Hier und da liest man Schilder von Kaffeemarken wie "La Cumbre" und "Nestle". Die 13. Etappe haben wir jetzt bereits geschafft. Um heute richtiges Mittagessen auf der langen Tour zu bekommen, müssen wir noch einen zusätzlichen Umweg machen zur Finca los Lirios, in der eine Familie nach vorheriger Anmeldung für uns in großen Mengen aus frischen, eigens angebauten Zutaten kocht. Zurück auf dem Hauptweg steigt langsam wieder Nebel auf und taucht uns und die Berge in ein mystisches Ambiente. Irgendwann wird der Nebel jedoch so dicht, dass Chris vor mir fast gänzlich verschlungen wird und wir überlegen die Kopflampen heraus zu holen. Plötzlich beginnt es zusätzlich noch zu regnen, sodass wir unsere Regenjacken anziehen müssen. Eigentlich sollte auf der 14. Etappe das erste Mal der pazifische Ozean und unser Ziel Quepos zu sehen sein, aber als wir an dem auf der Karte verzeichneten Aussichtspunkt ankommen, sehen wir die Hand vor Augen kaum. Es fängt immer stärker an zu regnen und wir ärgern uns, dass die Regenhosen im Hauptgepäck sind, die wir sonst jeden Tag mitschleppen. Es sind noch ca. 6 km bis zum Campingplatz, die wir im strömenden Regen in einem halben Sprint von einer Stunde bei steilem Abstieg zurück legen. Alles ist bis auf die Unterhose nass und auch unsere Gortex-Wanderschuhe haben ab der Hälfte aufgegeben wasserundurchlässig zu sein, sodass man in unseren Schuhen baden könnte. Völlig durchnässt erreichen wir unser Ziel. Wir übernachten auf einem provisorischen Campingplatz des kleinen Ortes Naranjillo, wo wir ein Zelt gestellt bekommen und unsere Gruppe vom Anfang des Treks wieder treffen. Es gibt also ein großes Hallo und wir erzählen uns gegenseitig, was wir die letzten Tage erlebt haben. Nach einem leckeren, am offenen Feuer gekochten Essen, krabbeln wir müde, aber zufrieden über die gemeistert Herausforderung, in unsere Schlafsäcke.