Reisefieber - Alltag ade
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Das heilige Cobre und Blicke über Santiago

Veröffentlicht: 13.04.2019

Da wir für Holguín nur einen Tag für den Familienbesuch eingeplant hatten, ging es heute schon weiter nach Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt Kubas nach Havanna. Wir entschieden uns auf dem Weg dorthin einen kleinen Umweg zur Basilica El Cobre zu machen, die in ganz Kuba und über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist und sogar vom Papst gesegnet wurde.

Der Geschichte nach wurde die Kultfigur dieser Kirche, eine schwarze Maria, bei unruhiger See aus dem Wasser gefischt und die Fischer überlebten die gefährliche Fahrt und auch später häuften sich die um den errichteten Schrein der Figur die Wunder: Interessant ist, dass die Virgen de la caridad (Jungfrau der Barmherzigkeit) sowohl von den Christen als Maria, als auch von den Anhängern der Santeria-Kultur als Göttin Ochún verehrt wird. Somit pilgern viele Menschen nach el Cobre, um die unterschiedlichsten Dinge zu erbitten: Heilung von einer Erkrankung, Erfolg bei sportlichen Wettkämpfen, Befreiung von Geldnöten usw. Auch jemand in meiner Familie hatte sich in der Vergangenheit schon auf den Weg in diese Kirche gemacht, um nach langem unerfüllten Kinderwunsch um Kindersegen zu bitten (jetzt hat sie übrigens Zwillinge^^).

Die Kirche liegt etwas ablegen mitten in den bewaldeten Bergen in der kleinen Stadt el Cobre. Auf der Fahrt dorthin sah man die Basilika schon von Weitem und da sie von so viel Grün umgeben ist, wird sie in den Reiseführern auch als Dschungelkirche bezeichnet. Unterwegs wurden am Straßenrand schon überall Sonnenblumen verkauft, die man üblicherweise vorne am Altar ablegt, aber auch kleine Altarnachbildungen aus Holz gab es an jeder Ecke (uns wurden gleich drei untergejubelt). Die Kirche selbst schindet schon von außen mit großer Treppe am Eingang Eindruck. Das Innere erscheint schön renoviert mit farblichen Akzenten und Säulengängen an den Seiten ohne zu überladen von Prunk zu sein. In der Mitte über dem Altar thront die Hauptakteurin, die relativ kleine Maria in gelbem Gewandt.

Üblich ist es, nach der Erfüllung eines Wunsches noch einmal nach el Cobre zu fahren, um sich zu bedanken. Zahlreiche Schaustücke zieren in Folge dessen schon das Innere dieser Kirche: Pokale prominenter Sportler (nebst einer Goldmedaille aus Rio), nicht mehr benötigte Gehstützen, Babytaufkleidchen, Autogramme prominenter Personen, Militärabzeichen und sogar die Nobelpreismedaille von Hemingway, der diese dem kubanischen Volk widmet und hier ablegte (dort hängt aber nur noch eine Kopie, da das Original schon einmal gestohlen wurde). Sogar nicht gläubige Menschen scheinen auf el Cobre zu schwören.

Nach der Besichtigung der Basilika stiegen wir noch keuchend auf einen schön gelegenen Aussichtspunkt und schauten dort unteranderem auf einen großen künstlichen See. Ein Mann vor Ort erklärte uns, dass dieser in Folge des umfangreiches Kupferabbaus in dieser Region entstanden ist und auch andere Metalle hier zu den Bodenschätzen gehören, sogar Goldvorkommen habe man vor einigen Jahre gefunden.

Am Nachmittag kamen wir in Santiago de Cuba an und waren begeistert von der großzügigen Terrasse mit bestem Blick über die Stadt unserer Casa Particular. Diese kleine Ruheoase gehört einer Ukrainerin, die schon viele Jahre in Kuba lebt und mit der wir uns länger unterhielten.

Anschließend erkundeten wir aber erst einmal die Innenstadt zu Fuß. Viele gut restaurierte Kolonialhäuser zieren die zentralen Straßen, sowie den hübschen Hauptplatz. Besonders hervorzuheben ist das Rathaus, von dessen Balkon aus Fidel 1959 die erste Siegesrede der erfolgreichen Revolution hielt. Außerdem befindet sich hier das älteste Kolonialgebäude (Casa Diego Velázques) von 1519 Kubas und eines der ältesten Zeugnisse der spanischen Kolonialzeit Lateinamerikas mit altehrwürdigen Holzbalkonen. Auch die hübsche blau-weiße Kirche direkt am Platz zieht ihre Blicke auf sich.

Das imposante Hotel La Casa Granda wirbt in der Lobby mit einem Dachgarten und Terrasse und so entschieden wir uns, ein Päuschen zu machen und uns dort einen Cocktail zu gönnen. Der Ausblick war wirklich großartig und das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Hier konnte man es eine Weile aushalten!

Anschließend spazierten wir aber doch noch bis runter zum Hafen, den wir schon von oben durch das glitzernde Wasser in der Ferne bewundern konnten. Generell fiel uns auch hier wieder (ähnlich wie in Holguín) auf, wie gepflegt und sauber die Stadt im Vergleich zu Havanna war. Nur Bettler und Betrunkene schien es hier in größerer Zahl zu geben.

Als dann doch der Hunger im Anmarsch war, suchten wir uns ein kleines charmantes Restaurant in einer Seitengasse. Bei rustikaler Einrichtung und authentischer Küche fühlten wir uns gleich wohl. Das beste war jedoch, dass kurz nach unserer Ankunft ein Kubaner mit Gitarre für uns traditionelle Lieder spielte und da wir anfangs die einzigen Gäste in dem kleinen Lokal waren, hatte das etwas von Privatkonzert (und ja, wir haben eine CD gekauft und die hat sogar eine erstaunlich gute Qualität). Anschließend tranken wir noch in der Bar nebenan Piña-Likör (Ananans-Likör). Diesen hatten wir schon überall gesucht, jedoch war er zurzeit überall ausverkauft und in Deutschland ist er gar nicht erhältlich. Wir schafften es jedoch dem Barmann die angebrochene Flasche abzukaufen. El Cobre sei Dank!
Antworten (1)

Karin
Herrlicher Balkon und schön restaurierte Häuser im Kolonialstil, dazu Ananaslikör und auch wieder kubatypisches Wetter, eine kleine Entschädigung dafür, was an den vergangenen Tagen vielleicht nicht so euren Vorstellungen entsprach.

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