Veröffentlicht: 19.09.2025





















Nachdem unser erster Anlauf zum Besuch des Gyeongbokgung Palastes gescheitert war (siehe auch meinen Blogbeitrag „Die Silhak-Philosophie“), schreiten wir nun erneut auf die Palast-Anlage und dem Eingang am Gwanghwamun Gate zu. Zahlreiche kostümierte Menschen in der traditionellen Hanbok-Tracht sind zu sehen und dessen Rätsel löst sich an der Kasse. Denn wer eine solche Tracht anzieht, der kommt kostenlos in den Palast. Denn wer eine solche Tracht anzieht, der kommt kostenlos in den Palast. Die Rechnung geht zwar nicht auf, da eine solche Tracht zum Ausleihen teurer ist, als der Eintritt von nur 3,70 Euro für zwei Personen. Aber es ist ein schöner Marketinggag, weil für alle anderen Besucher auch schöne Fotos entstehen können. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass manche Menschen aufgrund ihrer Körperbeschaffenheit eher keine Bereicherung in dieser Tracht für das Foto sind. Der Palast selbst ist in weiten Teilen von den Japaner in den früheren Auseinandersetzungen und während der Besatzungszeit zerstört worden, so Ende des 16. Jahrhunderts und dann wieder Anfang des 20. Jahrhunderts. Seit 1990 wird er mühsam rekonstruiert, wobei die Arbeiten noch bis 2045 gehen sollen. Wir konzentrieren uns auf einige wichtige Gebäude, da die Architektur der anderen Gebäude ähnlich ist. In den Gebäuden selbst gibt es nur eine spartanische Ausstattung, die man von draußen anschauen kann oder die Gebäude sind wegen der fehlenden Innenausstattung ganz geschlossen. Zunächst lädt die große Geunjeongjeon Halle zum Fotografieren ein. Die Steinplatten zur Pflasterung des großen Platzes davor sind auf ein ausgeklügeltes Drainagesystem gelegt und reflektieren den Schall von der Empore auf den Platz ideal, so dass auch die hinteren Reihen eine Ansprache des Königs verstehen konnten. Im nächsten Innenhof befindet sich die Sajeongjeon Halle, welche als Regierungsbüro fungierte. Dort und beim benachbarten Cheonchujeon kann man sehr schön die Infrastruktur der Bodenheizung erkennen. Mein Ziel ist jedoch vor allem der nächste Innenhof des Gangnyeongjeon, der das Wohnhaus des Königs war. Hier sind einige Möbelstücke zu sehen, obwohl das Haus von der Pracht der Deckengestaltung dominiert wird. Danach gehen wir zum Heumgyeonggak Gebäude, welches als königliches Astronomie-Büro genutzt und dessen Rekonstruktion erst 2021 fertig gestellt wurde. In diesem Bereich wurden einige wissenschaftliche Gebäude errichtet. Die Nähe zu den Privatgemächern des Königs Sejong unterstreicht, wie wichtig diese Einrichtung für den Herrscher persönlich war. Unser Weg führt uns nun vorbei am Gyeonghoeji See mit dem repräsentativen Bau des Gyeonghoeru Pavillon, der sogar auf der 10.000-Won-Banknote abgebildet ist, die von 1983 bis 2007 im Umlauf war. Zuletzt steuern wir auf das Sujeongjeon (früher Jiphyeonjeon genannt) Gebäude zu, wo der König das koreanische Alphabet entwickelte (siehe auch Blogbeitrag „Ikonen der koreanischen Geschichte“). Diese kleine Runde in den königlichen Gefilden muss für uns genügen und so gehen wir zu dem nebenliegenden Nationalen Palastmuseum hinüber. Die Orientierung fällt mir zunächst etwas schwer, da wir durch die breite Außentreppe im oberen Stockwerk reingehen und die Treppen etwas versteckt liegen. Für mich sind die Highlight der Ausstellung schriftliche Dokumente und Bücher, darunter Regierungsweisheiten früherer Könige für spätere Könige, Gesetzesregelungen für die Arbeit der Ministerien, Lernhinweise, Bambusdokumente, Auflistungen von fähigen und qualifizierten Beamten, und Auszüge aus dem Sillok zur Zeit König Sejongs. Das Sillok, die „Annalen der Joseon-Dynastie“, ist eine detaillierte Regierungsaufzeichnung der Beamten, in Form eines Tagebuches, auf das noch nicht mal der König Zugriff hatte, damit er keine Geschichtsfälschung vornehmen konnte. Ein unschätzbarer Wert der historischen Aufzeichnung, welche heute online für jeden zugänglich ist: Online-Sillok. Ich selbst habe in den Aufzeichnungen gestöbert und bin unter anderem auf folgenden Eintrag gestoßen, wo sich König Sejong am 2. Juli im 30. Regierungsjahr wie folgt geäußert haben soll: „Früher hat mir die Hitze nichts ausgemacht. Seit aber in den letzten Jahren das Klima extremer geworden ist, habe ich angefangen, meine Hände in kaltes Wasser zu legen, wenn es heiß ist. Sobald ich das tue, verschwindet das Hitzegefühl sofort.“ Klimawandel schon im Jahr 1447 in Korea. Außerdem besichtigen wir im Palastmuseum große rote Amtsstempel, Gegenstände, Kleidung und Kopfschmuck am Königshof, beeindruckende bestickte Seidenstoffe und bunte Möbelstücke mit Lackarbeiten. Eine Sonderausstellung zeigt riesige hundertjährige Wandgemälde, die nicht so mein Geschmack sind, wobei ich den Kranich-Bildern noch einiges abgewinnen kann. Danach besuchen wir noch eine Ausstellung zu Gegenständen aus der kurzen koreanischen Kaiserzeit (siehe auch dazu meinen Blogbeitrag „Die Tragödie um die Kaiserin“), in der detaillierte Aufzeichnungen zur Rekonstruktion des Gyeongungung Palastes, welcher 1904 durch ein Feuer zerstört worden war oder den Plan des Changdeokgung Palastes zu sehen sind. Ich schaue mir noch die aufwendige Ausstellung zu den wissenschaftlichen Errungenschaften an, welche ich im Blogbeitrag „Der Landesvater der koreanischen Nation und Kultur“ beschrieben habe. Da hatte meine Frau schon längst kapituliert und ging stattdessen auf die Suche nach Essensmöglichkeiten, da wir unseren Museumstag ohne Pause gnadenlos durchgezogen haben. Schließlich haben solche Museen auch Schließzeiten. Das ausgewählte Restaurant sollte uns dann noch eine andere unerwartete Seite von Seoul zeigen, worüber ich dann im nächsten Blogeintrag schreiben werde.
