Veröffentlicht: 18.09.2025























Wer sich mit der koreanischen Geschichte und Kultur beschäftigt, der trifft immer wieder auf zwei Persönlichkeiten, die in ihrer Integrität und ihrem klugen Handeln und moralischen Grundsätzen herausragende Menschen waren. Admiral Yi Sun-sin und König Sejong der Große haben deshalb im Zentrum von Seoul auf dem Gwanghwamun-Platz als große Statuen einen Platz gefunden. Zu diesem Platz fahren wir mit der Metro und tauchen nach ein paar Fotos von den beiden Statuen in die unterirdische Ausstellung über diese beiden Personen ab, welches auch über das Sejong Center nebenan erreichbar ist. Zunächst treffen wir auf die Ausstellung zum Admiral, der in allen seinen Schlachten gegen die übermächtigen japanischen Angreifer siegte und auch ein Tagebuch führte, welches seine Integrität zeigt. Neben seinen taktischen Fähigkeiten hatte er auch ein sehr gutes Gespür für den Aufbau seiner Truppen. Er konstruierte das Schildkrötenschiff, welches neben seiner manövrierfähigen Bauweise und dem Feuerstrahl am Bug auch ein Dach mit Spitzen hatte, worauf das Entern des Schiffes nicht so leicht war. Ein solches Schiff ist in der Ausstellung in einem etwas kleineren, aber begehbaren Nachbau zu sehen. Drinnen sind mit Figuren die Funktion der einzelnen Schiffsbereiche erläutert. Sehr anschaulich und beeindruckend für uns. In den Jahren 1592 bis 1598 kämpfte Yi insgesamt 23 Schlachten gegen die Japaner und gewann erstaunlicherweise alle Kämpfe. Darunter auch die Schlacht von Myeongnyang im Jahr 1597, wo er nur mit 13 Schiffen eine japanische Flotte von über 130 Schiffen besiegte und etwa 30 Schiffe der Japaner vernichtete, ohne ein einziges eigenes Schiff zu verlieren. Diese Schlacht ist militärhistorisch ein absolutes Meisterstück der Taktik und Psychologie. Einige Schlachten sind im Museum durch eine große Videoleinwand erklärt und nachgestellt. Viele interaktive Elemente für Kinder warten auf eine Nachwuchsschar, wobei bei unserem Besuch nur einige Kinder anwesend sind. Dann stoßen wir auf einen jungen Mann, der hinter einem Schreibtisch sitzt und uns freundlich einen Kinobesuch anbietet. Es ist eine 4D-Vorstellung von 12 Minuten und da wir Zeit haben und der Eintritt kostenlos ist, melden wir uns an. Wir schauen noch ein paar Ausstellungsteile an und kehren pünktlich zum Beginn der Show wieder zurück. Ein anderes Pärchen hat sich noch dazugesellt und wir gehen in den kleinen Vorführraum. Ich habe eigentlich 3D-Brillen erwartet, aber die Vorführung beginnt ohne diese Brillen. An einer 180 Grad Wand läuft nun die Filmprojektion und unsere Kinosessel, wo wir uns angeschnallt haben, wackeln mit der Kameraführung hin und her. Nach einem kurzen Testlauf mit einem virtuellen Flug durch Seoul fragt uns der junge Mann, ob allen noch wohl ist. War es natürlich, denn wenn man den Blick von der Leinwand wegwendet, kann man die Illusion stoppen und nur wackelnde Kinosessel sehen. Dann geht es schon in die Schlacht und wir sausen als Feuerpfeile und Schildkrötenschiffe durch das tobende Meer auf die gegnerische japanische Flotte zu. Was soll ich sagen: Wir siegen glorreich. Es ist jetzt nicht das große virtuelle Erlebnis aber ein amüsanter Spaß als Ergänzung zum Ausstellungsbesuch. Siegestrunken spazieren wir hinüber zur Exposition über König Sejong. Sein Grab haben wir ja schon gestern in Yeoju besucht, siehe Blogbeitrag „Der Landesvater der koreanischen Nation und Kultur“. Neben vielen Aspekten seiner Regierungszeit von 1418 bis 1450, wie der schon mehrfach erwähnten wissenschaftlichen Leistungen, steht die Erfindung der koreanischen Sprache Hangeul im Mittelpunkt. Dazu muss man sagen, dass der König selbst diese Sprache entwickelt hat und nicht nur einer seiner geförderten Akademiker. Er wollte die damals verwendeten schwierigen chinesischen Schriftzeichen ersetzen und vereinfachen, damit die einfache Bevölkerung Lesen und Schreiben lernen kann. Schließlich führte König Sejong 1446 das koreanische Alphabet Hangeul ein, was neben der einfachen Schreibweise auch die Formung des Mundes bei der Aussprache in der Darstellung berücksichtigt. Dabei werden einzelne Konsonanten- und Vokalbuchstaben zu Silbenblöcken zusammengefasst. Es ist für mich eine herausragende Leistung, vor allem, wenn man den Grund der Erstellung kennt. Die konfuzianischen Gelehrten waren aber darüber gar nicht glücklich und blockierten die Schrift wo sie nur konnten. Schließlich sahen sie ihre Sonderstellung, die auf ihrer Fähigkeit zu lesen und zu schreiben beruhte, in Gefahr, wenn nun auch das einfache Volk diese Fertigkeiten erlernen konnte. In der Ausstellung sind entscheidende erste Werke ausgestellt, so auch das Hunminjeongeum, was man mit „Die richtigen Aussprache zur Unterweisung des Volkes“ übersetzten kann. Mehrere menschengroße Bildschirme zeigen König Sejong und über Mikrophone kann ich ihm in verschiedenen Sprachen Fragen stellen und er beantwortet nach einem bestimmten Schema diese Fragen. Eine Unterhaltung mit dem König ist eine witzige Idee. Die Ausstellungen der beiden Ikonen beeindruckt durch Technik, Design und Ideen. Voller Eindrücke steigen wir wieder empor zum Gwanghwamun-Platz und schreiten nun direkt auf das Tor des Gyeongbokgung Palastes zu.
