Veröffentlicht: 17.09.2025















Heute regnet es wie angekündigt und wir starten unseren Museumstag mit einer ganz besonderen Persönlichkeit: Kim-Koo. Dazu fahren wir zur Metrostation Seodaemun und laufen in dem Regen zum Gyeonggyojang Haus, welches zwischen hohen Gebäuden auf einem Krankenhausgelände steht. Die Villa war früher nur von einem Park umgeben, aber die spätere Nutzung als Krankenhaus haben die heutige Bauten im Rahmen von Erweiterungen entstehen lassen. Vor 80 Jahren allerdings beherbergte es die provisorische Regierung in Korea nach dem Ende des Krieges und der japanischen Besatzungszeit. Kim-Koo hat hier gearbeitet und gewohnt und er war ein engagierter Politiker für ein vereintes Korea. Er wollte eine Teilung des Landes zwischen dem sowjetisch-besetzten Norden und dem amerikanisch-besetzten Süden verhindern und initiierte zahlreiche hochrangige Treffen und Kampagnen zu seinem politischen Ziel. Dies wurde ihm zum Verhängnis, denn ein koreanischer Offizier, Agent des amerikanischen Geheimdienstes CIA, erschoss ihn in diesem Haus, welches aufgrund dieser Tragik nun als Museum dient. Wir betreten den Eingangsbereich und hier heißt es erst einmal Schuhe wechseln: Straßenschuhe aus, Hausschuhe an. Im Obergeschoss hat man die Räumlichkeiten nach altem koreanischen Stil wieder hergestellt und kann das spartanische Schlafzimmer (geschlafen wird auf dem Boden) und das Arbeitszimmer von Kim-Koo besichtigen. Am Fenster steht der kleine Schreibtisch, wo er gerade Kalligrafie gemalt hat, als er von dem Offizier mit der Pistole erschossen wurde. Im Fensterglas sind zwei Einschusslöcher zu sehen. Andere Räumlichkeiten, so auch im Erdgeschoss, sind im damaligen Stil als Büro- und Besprechungsräume ausgewiesen. Wir steigen die Treppe bis ins Untergeschoss hinab und schauen uns das kleine Museum an, wobei auch das blutige Hemd ausgestellt ist, welches Kim-Koo am Tag seiner Ermordung getragen hat. Fotos von den Massen an Menschen, die den Tod betrauern, täuschen allerdings über die damalige politische Stimmung hinweg. Denn Kim-Koo hatte die zuvor abgehaltene Wahl in der Nationalversammlung klar gegen einen pro-amerikanischen Kandidaten verloren, weil er die Wahlen zur Nationalversammlung als Versuch der Verhinderung der Teilung des Landes boykottierte. Die Zeichen standen klar auf Teilung des Landes. Warum man dann trotzdem diesen alten Mann, der Zeit seines Lebens für die koreanischen Interessen gekämpft hat, getötet hat, bleibt etwas unverständlich und liegt wohl nur in der aggressiven menschenverachtenden Machtpolitik der USA begründet oder der fanatischen Einstellung des Mörders. Um mehr über Kim-Koo zu erfahren, nehmen wir die Metro bis zum Hyochang Park. Dort befindet sich nicht nur das Grab von Kim-Koo, sondern auch ein riesiger Bau als Memorial und Museum. In der Eingangshalle ist eine große sitzende Statue von Kim-Koo aufgebaut und in den Räumen herum und in der zweiten Etage befindet sich die Ausstellung zu seinem Leben und Wirken. Sein politisches Engagement für die koreanische Nation begann, als er sich über den Mord an Kaiserin Myeongseong (siehe auch meinen Blogbeitrag: Die Tragödie um die Kaiserin) im Jahr 1895 erboste. Er tötete sogar einen japanischen Offizier der Besatzungsarmee als Racheakt. Dafür kam er natürlich ins Gefängnis und entging nur knapp der Todesstrafe, da der japanische Kaiser von der Treue zum eigenen Königshaus so beeindruckt war und durch einen Anruf die Hinrichtung verhinderte. Kim-Koo verbrachte einige Zeit in einem buddhistischen Kloster und kam dann mit der konfuzianischen Schule in Verbindung. Hier reiften auch seine Wertvorstellungen, insbesondere durch seinen Mentor Go Neung-seon. Ein großer Teil der Ausstellung nimmt dann seine Tätigkeit in der Exilregierung ein. Er war der letzte Präsident dieser koreanischen Regierung, die sich während der japanischen Besatzung in Korea selbst in China gründete. Neben der Organisation des Widerstandes wurden wichtige diplomatische Fäden gesponnen, so dass im Dezember 1943 die Großmächte in Kairo die Unabhängigkeit Koreas nach dem Krieg zusicherten. In der Ecke des Museums ist ein kleiner Andachtsraum eingerichtet, wo man durch eine große Glasscheibe auf das draußen im Park liegende Grab von Kim-Koo blicken kann. Für mich ist er eine großartige Persönlichkeit, da er sich trotz aller Erschwernisse und Widerstände für ein geeintes unabhängiges Korea nach dem Krieg eingesetzt hat. Er wollte eine eigenständige vereinte koreanische Nation und keine politische Dominanz der Sowjets im Norden und der Amerikaner im Süden. Er hat immer den Blick für die einfachen Menschen gehabt, weshalb er sich auch den Beinamen Baekbeom, ungefähr als „gewöhnlicher Mensch“ übersetzt, gegeben hat. Wir als gewöhnliche Besucher verlassen tief beeindruckt die Memorial Hall, treten in den Park, wobei mittlerweile der Regen aufgehört hat und sich schon die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke kämpfen.
