Veröffentlicht: 25.09.2018
Es ist ein weiter Weg von Chachapoyas nach Ica, weshalb wir die Reise in 3 Etappen aufgeteilt haben. So gab es noch je einen Zwischenhalt in Chiclayo und in Lima. Was wir dort erlebt haben, habe ich bereits in den jeweiligen Beiträgen subsummiert.
Ica hat touristisch nicht viel zu bieten, trotzdem kommen fast alle Peru-Reisenden hier vorbei. 4km vom Stadtzentrum Icas entfernt liegt nämlich die Oase Huacachina und dieser Ort ist ein absoluter Touri-Magnet. Erst einmal muss man wissen, dass die komplette Pazifikküste Perus eine Wüste ist, wo es kaum Regen gibt. Grün ist es nur entlang der Flüsse, die aus den Bergen zum Meer hinab fliessen. Und auch dort im fruchtbaren Boden liegen logischerweise alle Städte. Rund um Ica hatte es früher 7 Lagunen inmitten der hohen Sanddünen gegeben, wurde uns erzählt. Inzwischen sind alle bis auf eine ausgetrocknet, hauptsächlich weil die Einheimischen das Wasser im Übermass abgepumpt haben. Aber auch die Lagune von Huacachina wird inzwischen künstlich mit Wasser gespeist, und zwar um den Tourismus in der Gegend am Leben zu erhalten.
Hauptanziehungspunkt Huacachinas ist neben der schlichten Schönheit der Oase inmitten der riesigen Sanddünen die Möglichkeit zum Sandbuggy-Fahren und Sandboarden, also sozusagen Snowboarden im Sand. Klang nachvAbenteuer und das war eine willkommene Abwechslung nach den vielen Prä-Inka-Stätten, die wir in der letzten Zeit besichtigt hatten. Kaum waren wir in Ica angekommen, erfuhren wir allerdings vom Taxifahrer, dass es am Tag zuvor einen Unfall eines Sandbuggys gegeben hatte, bei welchem 2 Touristen ums Leben gekommen waren. Offenbar verursacht durch einen unlizenzierten 16-Jährigen Buggy-Fahrer, der nicht mal einen Führerschein besitzt. Sehr tragisch. Deswegen waren Sandbuggy-Fahrten für die kommenden Tage untersagt worden. Sandboarden könne man trotzdem noch, meinte der Taxifahrer, aber man müsse halt die Dünen zu Fuss hochlaufen. Juhu.
Da in Huacachina
selber alles wahnsinnig teuer ist, entschieden wir uns, ein Hotel in
der Innenstadt von Ica zu nehmen. Am nächsten Tag fuhren wir dann
mit einem Tuktuk in die Oase hinaus. Und man muss wirklich sagen,
wenn man sich die unglaublichen Menschenmassen und die unzähligen
Hostels und Restaurants wegdenkt, ist es wirklich ein traumhaft
schöner Ort. In der Mitte liegt ein kleiner See, auf dem man Pedalo
fahren kann, und der umringt ist von grünen Palmen. Rundherum wird
die Oase von riesigen Sanddünen eingefasst. Aber leider ist dieser
zauberhafte Ort wirklich in einem Ausmass überlaufen, der wirklich
kaum vorstellbar und schwer erträglich ist. Und im Laufe des Tages
wurden die Leute, die sich um den See und auf den umliegenden Dünen
versammelten, sogar immer noch mehr und mehr.
Inzwischen hatten
wir auch nicht mehr besonders Lust aufs Sandboarden inmitten der
Menschenmassen und so marschierten wir einfach eine der kleineren
Dünen hinauf, setzten uns in den Sand, genossen die Aussicht auf die
Oase und beobachteten die Sandboarder um uns herum. Es ist wirklich
sehr anstrengend, im feinen Sand die steilen Dünen hochzumarschieren
und man wird lediglich mit einer kurzen Abfahrt belohnt. Wenn das
Brett nicht ständig wieder neu gewachst wird, ist die Abfahrt zudem
auch nicht besonders schnell und man bleibt im tiefen Sand auch immer
wieder stecken. Richtige Kurven fahren, wie mit einem Snowboard kann
man ausserdem nicht wirklich. Viele Leute setzten sich auch einfach
aufs Brett und schlittelten runter.
Gegen Abend gönnten wir uns
dann noch einen Drink auf der Dachterrasse eines Hostels, bevor wir
dann wieder nach Ica zurückfuhren.
Für den nächsten
Tag hatten wir eine Tour zu den Weingütern gebucht, die rund um Ica
liegen, und sowohl Wein als auch Pisco herstellen. Der peruanische
Wein ist im allgemeinen sehr süss, was wohl auch der Grund ist,
weshalb er nicht sehr populär ist. Wir mögen ihn allerdings recht
gern. Und als Cocktailliebhaber hatten wir uns natürlich auch schon
hinlänglich am peruanischen Nationalgetränk Pisco Sour gütlich
getan, so dass uns natürlich auch die Herstellung des Piscos
interessierte. Pisco ist eine Art Weinbrandt und wird ebenfalls aus
Weintrauben hergestellt, allerdings nur aus bestimmten Sorten. Wir
lernten, dass der beste Pisco Sour mit der Sorte Pisco Quebranta
gemacht wird.
Als wir die Tour
buchten, fragten wir explizit nach dem Weingut «Bodega Vista
Alegre», über welches wir bereits viel Gutes gelesen hatten.
Natürlich wurde uns wie immer versichert, dass man ganz bestimmt
dorthin fahren würde. Natürlich wusste wie immer der Guide am
nächsten Tag nichts davon, so dass wir uns mal wieder mit allem
Nachdruck wehren und durchsetzen mussten, um das zu bekommen, was uns
versprochen wurde. Mit uns in der Gruppe war nur noch ein Italiener
und dem war es offensichtlich egal, wo genau wir hinfahren würden.
Uns nicht. Und so fuhren wir nach einigem Hin und her dann doch zur
Bodega Vista Alegre und das war rückblickend auch definitiv das
beste aller besuchten Weingüter, da stimmte dann sogar auch der
Italiener zu.
Dort gab es eine kurze Führung durch die Anlage,
wo uns die Herstellung der Getränke erklärt wurde. Die Weine und
der Pisco werden hier industriell produziert. Der Guide war wirklich
sehr gut, wusste wovon er sprach und die Führung war sehr
interessant und unterhaltsam. Anschliessend durften wir mehrere Weine
und einen Pisco verkosten. Wir kauften dort im Fabrikladen auch
gleich eine Flasche des Rosés, den wir wirklich wahnsinnig mochten.
In Anbetracht der folgenden 3 Sachverhalte, die wir zu diesem
Zeitpunkt leider noch nicht wussten, hätten wir gleich ein ganzes
Fass davon kaufen sollen: 1. Die anderen 2 besuchten Weingüter waren
nicht so toll. 2. Die gekaufte Flasche fiel uns leider im Hotel zu
Boden (leider noch im vollen Zustand). 3. Wir fanden denselben Wein
später auch anderswo in Peru wieder, allerdings zum zwei- bis
dreifachen Preis. Das nennt man wohl Pech.
Als nächstes
besuchten wir das Weingut El Catador, welches definitiv das
touristischste von allen war, es gab hier neben einem Restaurant auch
unzählige Souvenirshops, eine Tourgruppe nach der anderen wurde
durch die Anlage geführt. Hier wird Wein und Pisco in Handarbeit
produziert. Zuerst gab es eine sehr kurze und ziemlich lieblose
Führung durch die Anlage. Anschliessend wurde man in den Probierraum
gebracht, wo man erneut einige Sorten Wein und Pisco degustieren
konnte. Hier wurden keine Gläser mehr aufgetischt, getrunken wurde
aus winzigen Plastikbecherchen. Vor jedem neuen Getränk, das man
probierte, sagte der Guide einen anderen spanischen Trinkspruch auf,
den man nachplappern musste. Leider konnten wir sie uns nicht merken.
Wir kennen nur den klassischen, der hier überall üblich ist:
«Arriba,
Abajo, al centro, a dentro!»
Im
letzten besuchten Weingut «Bodega Lazo» wurde dann sogar ganz auf
die Führung verzichtet, und man schreitete direkt zur Verkostung
über, welche in einer Art «Museum» stattfand. Aussergewöhnlich
war hier, dass der in Handarbeit hergestellte Wein direkt aus der
Amphore aus Ton ins winzige Plastikbecherchen geschöpft wurde, so
dass das ganze etwas rustikales an sich hatte. Der Mitarbeiter der
Bodega erzählte uns ziemlich
ungerührt, dass der Herr des Hauses
gerade kürzlich das Zeitliche gesegnet hatte. Er zeigte auf ein Bild
des Patrons, fuhr sich mit dem Finger über den Hals und rief laut:
«Murió! Finish!» Ich konnte nicht mehr vor lauter grölen.