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Mexico: Palenque

Veröffentlicht: 27.01.2018

Von Merida aus sind wir mit dem Bus ca. 8h nach Palenque gefahren. Diesmal wollten wir aus unseren Fehlern in Chichen Itza lernen, und nahmen uns fest vor, pünktlich früh morgens zu Betriebsbeginn vor der Türe der archäologischen Stätte zu stehen. Wir haben es wieder nicht geschafft. Wir waren ca. 1 h später dran (statt 1.5h wie in Chichen Itza, immerhin), und es waren auch schon einige Leute vor Ort. Schnell machten wir uns also auf die Socken, um die Hauptgebäude zu sehen, bevor die Besuchermassen kommen würden.

Nach einigen Stunden hatte man auch das Gefühl, dass der Besucherandrang langsam zunahm, aber dann….plötzlich….geschah etwas seltsames. Die Leute gingen. Nachmittags war die Anlage fast leer. Generell gibt es wohl etwas weniger ausländische Touristen vor Ort, da Palenque ausser Reichweite der Tagesausflügler aus den Touristenhochburgen Cääncuun und Playa del Carmen liegt. Dadurch sind es weniger Badetouristen auf der Suche nach einem Tag Abwechslung von Sonne, Sand, (Alkohol) und Sonnenschein, die die Anlage aufsuchen, sondern eher kulturinteressierte Reisende. Und diese kamen offenbar nur morgens her und fuhren nachmittags gleich weiter. Nachmittags war die Atmosphäre traumhaft, die Menschen, die dort waren, waren die, die offenbar Zeit hatten. Und diese lagen gemütlich auf der Wiese im Schatten unter den Ruinen oder spazierten entspannt umher. Wir selbst ergatterten uns ein schönes Plätzchen auf einer kleinen Pyramide, von wo aus man einen schönen Blick auf den benachbarten Tempel hatte. Dort sassen wir sicher 2h, ganz allein, picknickten und genossen den Ausblick. Ab und zu flanierten mal wieder ein paar einzelne Leute oder Paare durch «unseren» Tempel, dann wusste man wieder, dass man nicht ganz allein im Dschungel ist.
Anschliessend besuchten wir noch das kleine Museum der Anlage, wo einige Funde aus den Ruinen gezeigt werden. Ausserdem gibt es eine Nachbildung des Grabes des Herrschers Pakal, welches im Templo de las Inscripciones gefunden wurde. Nennenswert ist dabei der wunderbar verzierte Sarkophagdeckel mit Reliefs, die den Herrscher in seiner Wiedergeburt zeigen. Die Überreste Pakals waren ausserdem über und über mit Jadeschmuck bedeckt, als das Grab geöffnet wurde, unter anderem eine Maske aus Jade. Die Originalstücke sind allerdings in anderen archäologischen Museen des Landes ausgestellt, es werden vor Ort aber einige Nachbildungen gezeigt.

Den Abend verbrachten wir im kleinen Städtchen Palenque, ein ziemlich verschlafenes Nest, welches seine Existenz wohl hauptsächlich der archäologischen Stätte verdankt. Dort verbrachten wir noch etwas Zeit im zentralen Park, wo es einige Bäume gab, in denen wohl hunderte Vögel hockten und umherflatterten und einen wahnsinnigen Lärm verursachten. Es war wirklich ohrenbetäubend und nach einer Weile hielt man es wirklich nicht mehr aus. Leider haben wir nicht herausgefunden, was das für Vögel waren.

Generell hat mir Palenque einiges besser gefallen als Chichen Itza. Die Lage im dichten Wald ist wirklich sehr idyllisch.

Hier ein kurzer Überblick, was wir über die Kultur der Maya bzw deren Glauben in Erfahrung gebracht haben (bzw. so einigermassen, da sich die Guides und Museen teilweise nicht so ganz einig zu sein scheinen):

Die Maya glaubten, dass es 3 Ebenen der Welt gab: Die Oberwelt, die Unterwelt, und die Welt in der Mitte, wo die Menschen leben. Die Maya glaubten, dass beispielsweise Cenoten Tore zur Unterwelt darstellen, gleiches gilt für Ballspielplätze (wie wir ja bereits wissen, wurden irgendwelche Spieler nach dem Spiel geköpft. Obwohl man uns zuerst gesagt hatte, die Verlierer wären geopfert worden, vertritt man andernorts die Ansicht, die Sieger, oder zumindest deren Captain, sei geköpft worden. Bei genauerer Betrachtung ist dies insofern plausibel, da es ja sinnvoller ist, den Göttern für deren Gunst seinen besten Spieler zu opfern, und nicht den schlechtesten. Offenbar muss dieser Tod auch als grosse Ehre gegolten haben, sonst hätte es wohl keinen grossen Siegeswillen gegeben). Nord, Süd, Ost und West sind die Kardinalspunkte, daher sind viele Gebäude danach ausgerichtet worden. Den Kardinalspunkten sind je eigene Farben zugeordnet: weiss, schwarz, rot und gelb. Die 3 Ebenen der Welt sind durch einen heiligen Baum miteinander verbunden (Ceiba Baum). Der Jaguar gilt als heiliges Tier für die Maya und vereinigt alle Farben der Kardinalspunkte sowie grün für den Baum in sich: weiss, gelb und schwarz ist das Fell, rot ist das Blut und grün sind die Augen. Ebenfalls als heiliges Tier gilt die Schlange. Offenbar setzten sie die Sonne bei Tag mit einer Schlange gleich, die im Osten aufgeht und dann als Schlange über das Firmament wandert. Im Westen wird sie von einem Monster verschluckt und durchwandert dann die Unterwelt als Jaguar, bevor sie im Osten wieder aufgeht. Man interpretiert dies offenbar aus Reliefen an Gebäuden, in Uxmal beispielsweise ziert ein Monster das Gebäude auf der Westseite eines Platzes.
Eine ebenfalls spannende Errungenschaft aus der Mayakultur ist deren Kalender. Dieser besteht offenbar aus 3 Teilen: den rituellen Tzolkin-Kalender, den zivilen Haab-Kalender und die Lange Zählung, mit der längere Zeiträume erfasst werden konnten. Wir haben uns von einigen Guides etwas zum Mayakalender erklären lassen, was in Spanisch zugegebenermassen nicht ganz einfach war zu verstehen. Also forschte ich im Internet und siehe da: es ist eigentlich gar nicht zu verstehen. Man weiss offenbar auch nicht wirklich alles darüber. Ironischerweise wissen ja gerade die Mexikaner am Wenigsten über das ganze Maya-Zeugs, waren es doch hauptsächlich Europäer und Amerikaner, die die Tempel und Stätten ausgegraben und Forschung betrieben haben. Und die Guides auf den Führungen haben offenbar alle eine eigene kleine Interpretation der Fakten.
Was mir jedenfalls noch gefallen hat: In der typischen kreisförmigen Abbildung des Haab-kalenders, die auf alle möglichen Souvenirs gedruckt ist, sieht man die Figur des Cargador del tiempo (Träger der Zeit). Diese Figur steht offenbar für die Tatsache, dass selbst der reichste Mann der Welt mit all seinem Reichtum nicht die Jugend eines Anderen kaufen kann. Zeit kann man nicht kaufen. Eine für mich sehr wichtige und bedeutende Botschaft.


Antworten (1)

Manuela
Hello you two, nice reports and great pictures. I have already seen the pictures of Lisi on top of the pyramids ........ 😂 but in another country ....... you look really happy .... dear Gruss from Toggenburg.

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