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Mexico: Chichen Itza

Veröffentlicht: 14.01.2018

Von Valladolid fuhren wir mit dem Bus nach Chichen Itza. Die Busfahrt dauerte nur etwa 2 Stunden. Da auch hier bereits alles ziemlich ausgebucht war, landeten wir in einem ziemlichen Loch von Hostel, insbesondere die Betten waren schrecklich unbequem, ausserdem konnte man die Zimmertüre, obwohl abgeschlossen, einfach mit etwas Kraft aufziehen. Die Besitzer des Hostels waren aber sehr freundlich und liessen das nach unserer Reklamation gleich reparieren.

Ein weiterer Vorteil war, dass das Hostel nur knapp 2 km von der archäologischen Stätte entfernt war, so dass man gut auch zu Fuss hingehen konnte.

Chichén Itzá ist eine der bedeutendsten Ruinenstätten auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Die Ruinen stammen aus der späten Maya Zeit. Die Stätte zählt zu den modernen 7 Weltwundern, und liegt ausserdem in Tagesausflugs-Reichweite von Cääncuuun und Playa del Carmen, weshalb wohl jeder Hinz und Kunz dort aufschlägt. Entsprechend überlaufen ist es auch. Ausserdem kommen wohl auf je 3 Touristen mindestens ein Verkäufer, der einem Souvenirs andrehen will. Ein beliebtes Souvenir ist eine Art Flöte, mit der man das Brüllen eines Jaguars täuschend echt imitieren kann. Morgens, wenn man das noch nicht begriffen hat, schaut man bei jedem Brüllen noch aufgeregt umher und fürchtet beinahe, dass einen jeden Moment ein wildes Tier aus dem Dschungel anspringt. Mittags hat man dann geschnallt, dass es sich um ein Kinderspielzeug handelt, und findet es eigentlich noch ganz witzig. Abends geht es einem dann so sehr auf die Nerven, dass man jedem Händler die Flöte am liebsten in den Rachen schlagen würde.

Wir hatten eigentlich vor, gleich zu Betriebsbeginn der Stätte frühmorgens dort zu sein. Da wir bekanntlich nicht gerade zu den Frühaufstehern zählen, haben wir das leider nicht ganz geschafft und waren ca. eineinhalb Stunden später dran, weshalb Jörg ein bisschen angesäuert war. Seiner Meinung nach waren wir bereits zu spät, es seien ja schon alle Leute da. Diese Meinung änderte sich nachmittags schlagartig, als dann WIRKLICH alle Leute da waren. Und da waren wir dann wirklich froh, dass wir die wichtigsten Orte schon angeschaut hatten, bevor die Völkerwanderung der Tagesausflügler so richtig losging.
Positiv ist in diesem Zusammenhang, dass man die Ruinen nicht mehr betreten und besteigen darf. Dies offenbar seit 2006, als eine Touristin von der Pyramide in den Tod gestürzt sei. So traurig das auch ist, hat es den netten Effekt, dass nun wenigstens alle die Chance haben, ein paar schöne Fotos von den Ruinen ohne Menschen drauf zu machen.
Die meisten Besucher nehmen sich einen Guide durch das Gelände. Angesichts der riesigen Menschenmassen ist das aber gar nicht nötig, da so viele Guides mit Gruppen überall herumschwirren, dass man einfach bei jeder Gruppe, in deren Nähe man gerade steht, etwas schmarotzen und mithören kann (hilfreich dabei ist sicher, mehrere Sprachen zu verstehen. Bei den Führungen auf Russisch mussten wir auch passen). Nicht gerade die feine Art, aber so hat man gleich wieder ein paar Pesos gespart, und eigentlich stört man ja keinen und man kann sich ja schliesslich auch nicht einfach in Luft auflösen, wenn besagte Gruppe urplötzlich neben einem steht.

Am eindrücklichsten ist sicher El Castillo, die gut erhaltene, 30m hohe Stufen-Pyramide im Zentrum der Stätte. Ein weiteres Highlight ist der Juego de Pelota, ein Ballspielplatz, der unter den ca. 520 Ballspielplätzen der Mayakultur der Grösste und Bedeutendste ist. Man geht davon aus, dass sich das Ballspiel im Laufe der Zeit verändert und weiterentwickelt hat. Ziel war es, den Ball durch einen der beiden an den seitlichen Wänden angebrachten Ringen zu schiessen. Im Spiel wurden zeitweise wohl auch eine Art Schläger benutzt. Geht es euch auch so wie mir? Mich erinnert das Ganze nämlich ein bisschen an Quidditch. 😊 Allerdings geht man bei diesem Spiel davon aus, dass die unterlegene Mannschaft am Ende des Spiels geköpft wurde. Da ist mir Quidditch dann doch lieber.
Es gibt überall auf der Anlage wunderbare Reliefs, die verschiedene Szenen zeigen. Im Juego de Pelota gibt es beispielsweise auf beiden Seiten des Spielfeldes Reliefs die die Spieler in ihrer Schutzkleidung zeigen, und eben, eine Darstellung eines geköpften Spielers. Es gibt ausserdem bei anderen Tempeln ziemlich gruselige Darstellungen von Adlern und Jaguaren, die Menschenherzen in den Händen halten, um sie zu verspeisen. Eine ganze Wand ist übersäht mit Reliefs von Totenschädeln. Die spinnen, die Mayas…..
Dass man die Ruinen nicht mehr betreten darf, hat den Nachteil, dass einem viele Dinge wohl entgehen. Im Tempel der tausend Säulen beispielsweise kann man viele Reliefs nicht mehr anschauen, weil man halt nicht mehr durch die Säulen gehen kann. Im Innern der Tempel gibt es teilweise noch Darstellungen in den Originalfarben, die aber leider ebenfalls nicht mehr für Besucher zugänglich sind. Das ist etwas schade.

Ein Tag reicht jedenfalls völlig, um die ganze Stätte zu besichtigen, da die Anlage relativ kompakt ist.

Ein weiteres Phänomen, das die Pyramide von Chichen Itza so besonders macht: Zweimal im Jahr, zur Tagundnachtgleiche und einige Zeit davor und danach, versinkt bei Sonnenuntergang eine Seite der Pyramide fast vollständig im Schatten. Dann wird nur noch die Treppe von der Sonne angestrahlt und auf sie projizieren sich die Stufen der Pyramide. Dieses aus Licht bestehende Band vereint sich schließlich für kurze Zeit mit einem Schlangenkopf am Fuß der Pyramide und stellt so eine gefiederte Schlange dar.
Für alle, die es nicht zu diesen Daten nach Chichen Itza schaffen (zumal es dann noch überfüllter ist als ohnehin schon), wird dieses Spektakel allabendlich in einer Licht- und Tonshow nachgestellt. Da wir nun schonmal vor Ort waren, und ohnehin nichts Besseres zu tun hatten, kauften wir uns also auch Tickets für diesen Anlass (die doppelt so teuer waren, wie der Einlass tagsüber). Man durfte dann um 7 Uhr abends das Gelände nochmals betreten, und erhielt einen Audioguide, der einem nochmals in Kurzform die Geschichte der Stätte und der einzelnen Anlagen darlegte. Einzelne Gebäude waren dabei auch schön in wechselnden Farben beleuchtet. Rückblickend ist das eigentlich auch der ganze Reiz bei der Sache. Während der Licht- und Tonshow nämlich, die um 20 Uhr beginnt, wird zuerst mal auf Spanisch die Geschichte der Maya und Ihres Glaubens grob erläutert (der Audioguide bietet eine englische Übersetzung, die allerdings kaum zu verstehen ist, da es keine Kopfhörer gibt, und man parallel dazu das spanische Geschwafel in einer wahnsinns Lautstärke hört). Die Lichtbilder, die das Ganze untermauern, werden auf die grosse Pyramide projiziert. Das eigentliche Phänomen mit diesem Schattenspiel wird dann plötzlich so extrem schnell und ohne grosse Erklärung vorgezeigt, dass es bereits vorbei ist, als man endlich begriffen hat, dass es das jetzt gewesen wäre. Schade. Wie gesagt, der eigentliche Reiz an diesem Abendprogramm ist die farbige Beleuchtung der Ruinen. Ansonsten lohnt die Licht- und Tonshow die lange Wartezeit zwischen Schliessung des Parks und Start des Spektakels eigentlich nicht. Und ob die farbige Beleuchtung den doppelten Eintrittspreis zusätzlich zum Tagespreis wirklich wert ist, muss wohl jeder für sich selber entscheiden.

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