Willie seine Reisen
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Ein Hauf von Eindrücken in Delhi

Veröffentlicht: 05.03.2023

Nur mehr oder weniger erholt starteten wir unseren ersten Tag in Delhi. Pünktlich 09 Uhr trafen wir Shipra, die uns heute durch den Tag und Neu und „Alt“ Delhi führen sollte, in der Lobby des Hotels, viel zu früh für indische Verhältnisse, wie sie uns sofort erklärte. Vor 10 würde das Leben in Delhi nicht anfangen. Und Alt Delhi sei irre führend, denn es gibt in Neu Delhi Gebäude und Bezirke, die deutlich älter seien. Die Namensgebung liegt am britischen Einfluss. 

Pradeep saß wieder hinter dem Steuer und Shipra erzählte uns etwas über die Gebäude, an den wir so vorbei kamen: das Red Fort, welches wir live ausließen, da das Agra Fort wohl vollkommen ausreichend sei, der Presidentensitz, da durften wir natürlich nicht rein, das India Gate und hielten schließlich bei Agrasen Ki Baoli, einem Treppenbrunnen, der wohl aus dem 11. Jahrhundert stammt und im 14. Jahrhundert restauriert wurde. Früher voll gefüllt mit Wasser, gibt es heute nur noch einen kleinen Spuckschluck, der die Wasserknappheit in Indien zum Ausdruck bringt. Heute sitzen die Menschen auf den oberen Stufen abseits der Blicke der Straße.

Nach ein paar Bildern ging es weiter zum Raj Ghat, dem Ort an dem Ghandi verbrannt wurde und das heute ein Memorial ist. Es brennt eine ewige Flamme, alles ist mit Blumen geschmückt und die symbolische schwarze Platte befindet sich inmitten eines großen wunderschön gepflegten Parks.

Kurz darauf saßen wir schon wieder im Auto und nahmen Kurs auf Chandni Chowk im Herzen Old Delhis, einem Areal mit vielen Märkten, an deren Ständen es so ziemlich alles zu kaufen gibt: Gewürze, Münzen, Farben für das Holi-Festival, Kleidung und was das Herz sonst so begehrt!

Wir sollten das ganze aber nicht zu Fuß gehen, sondern es als Rickshaw-Ride machen, also auf einem der berühmten Dreiräder, auf dem vorne einer ganz dolle Strampeln muss. Definitiv eine Erfahrung für sich, durch diese engen Gassen, zwischen Menschen, Rollern, anderen Rickshaws und anderen Ständen hindurch. 

Alles flog zu schnell vorbei, um die Eindrücke sofort zu verarbeiten oder ordentliche Bilder zu machen. So viele Stände, überall feilschen die Leute, boten Dienste an, kochten in Nischen Essen oder versuchten ihre Waren zu verkaufen. Es riecht nach Gewürzen, Staub und etwas stickig.

Wir steigen von der Rickshaw ab um uns Jama Masjid anzuschauen, die größte Moschee Indiens. Auch hier heißt es Schuhe ausziehen und das Monument barfuß erkunden. Shipra erzählt uns, wie der damalige Herrscher Shah Jahan auf seinem Balkon über dem Volk betete, wie die Mamorplatten eine Teppich-Form haben, damit Menschen keine eigene Teppiche mitbringen mussten und es einen unterirdischen Tunnel gab, damit Shah Jahan unbemerkt zwischen Red Fort und Moschee verkehren konnte. Wir bestaunen das Bauwerk und die schieren Ausmaße, bevor wir unsere Schuhe einsammeln, dem Wächter etwas Trinkgeld in die Hand drücken und mit der Rickshaw weiter fahren.

Es geht auf den Gewürzmarkt, jeder bahnt sich seinen Weg, nur für Menschen mit großen Reis- und Gewürzsäcken auf den Schultern wird zügig Platz gemacht! Shipra führt uns zu einem Gewürzhändler, der uns erst etwas über die typisch indischen Gewürze erzählt, und riechen fühlen und schmecken lässt und dann natürlich auch etwas verkaufen möchte. Lotti hatte eh eine kleine Liste und so verlassen wir den Laden wenige Minuten später mit einem kleinen Shoppingbeutel.

Klar waren wir neugierig auf tatsächlich einheimisches indisches Essen, waren aber bisher immer vorsichtig wegen des bekannten Delli Belly’s, sprich Blähungen und Durchfall auf Grund der Essens- und Wasserqualität! Als Lotti aber fragte, führte uns Shipra in eine Gasse an einen Straßenstand, ein großer Kessel in der Mitte, ein großer Stapel Fladenbrot daneben, alles auf die Hand, zack, fertig war das 40Rupien Gericht, umgerechnet 50 Cent. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob wir es riskieren sollten, wollten aber nicht unhöflich sein und kosteten unsere Portion, wir haben ja Vomex und Vaprino im Gepäck. Was soll schon schief gehen - außer dem offensichtlichen?! Es schmeckte sehr lecker, wir sind immer noch froh dieses authentische Essen gekostet zu haben und hatten auch keine Nebenwirkungen. Auch nicht von dem salzigen Joghurtdrink, den es an der nächsten Ecke gab und der uns eigentlich noch mehr Sorgen machte.

Die Mittagssonne wurde langsam intensiv und unserer „Strampler“ war sichtlich angestrengt, bahnte uns aber fleißig zurück zum Auto, wo Pradeep uns in Empfang nahm.

Shipra hatte glücklicherweise noch einen weiteren Stopp an einem Buddhistischen Tempel auf dem Plan. Leider waren auch hier wieder keine elektronischen Geräte erlaubt, sodass wir weder von dem beeindruckenden Gebäude mit all seinen Verzierungen, noch von den Hakenkreuzen, die hier als Swastika natürlich eine ganz ursprüngliche Bedeutung haben, Bilder machen konnten. Und wir sind so dankbar, dass sie mit gutem Englisch etwas Licht in unserer religiöses Dunkel bringen und einige der großen Fragezeichen aus Mathura über Lord Krischna beantworten konnte. Es sind tatsächlich ca 16000 Ehefrauen, vielleicht auch nur 14000. Wer weiß das schon so genau. Wir waren aber positiv angetan von der Offenheit der Religion. Es geht nicht um ein Gott, nicht um ein richtiges Ritual, sondern darum seinen richtigen Weg zu finden, ist eher spirituell, als streng religiös.

Wir erfahren etwas über die Abbilder der Gottheiten und ihre Bedeutung und betrachten wieder die bunt und Gold verzierten Altare, bevor wir unsere Schuhe einsammeln und wieder ins Auto steigen und unseren letzten Punkt der Route anfahren: Qu’tub Minar, der ersten Moschee Indiens. Die älteste und die größte an einem Tag also. Auch wenn das hier wohl erst ein buddhistischer Tempel war, bevor türkische Eroberer die originalen Wände mit muslimischen Zeichen überarbeiteten. Erst später wurde die originale Verzierung wieder freigelegt. Es steht noch der große 5 etagige Turm, der von 3 Herrschenden fertig gestellt wurde! So weist jede Etage, jeder Ring eine andere Verzierung auf! Da die Zeit fleißig voran Schritt, merkten wir wie Shipra den Besuch kurz halten wollte und nach kurzer Erklärung und Fotoshooting zum Weg raus ansetzte. Wir kitzelten uns noch etwas Zeit zum rumlaufen raus und genossen die Sonne und das Monument.

Auf dem Rückweg zum Hotel half uns Shipra noch ein paar Getränke und Früchte zu kaufen, bevor wir uns verabschiedeten und den Abend im Hotel mit der Planung des nächsten Tages ausklingen ließen. In der Hoffnung auf eine entspannte Nacht und einen ausgeruhten Morgen. 

Gegen 01.00 Uhr nachts stand Karsten senkrecht im Bett. Es schepperte über uns und klang, als wäre etwas direkt über unseren Köpfen zerschellt. Das Klopfen, Kratzen und Schieben ging lautstark weiter, ohne dass wir es zuordnen konnten. Ein Anruf bei der Rezeption ergab: Bauarbeiten! Mitten in der Nacht?! Aber wir sollen uns bloß keine Sorgen machen, das höre in 5 Minuten gleich wieder auf. 20 Minuten später erneut ein Anruf bei der Rezeption… nun wolle man sich wirklich kümmern. Gut 40 Minuten später war dann Ruhe… was für eine Nacht!

Samstag, ein Tag auf „eigene“ Faust?! Zumindest was die Sehenswürdigkeiten anbelangt. Pradeep begleitete uns zum letzten Mal - wie immer zuverlässig, freundlich und mit einem Kopfwackeln, bei dem wir manchmal nicht ganz sicher waren, ob er uns verstanden hat.

Nach einem weiteren indischen Frühstück, bestehend aus Fladenbrot, einem Currygericht und einer milchreisähnlichen Speise, ging es auf verhältnismäßig leeren Straßen zu einem sehr modernen Tempel, dem Akshradham Swaminarayan Akshardham. Wir durften nichts mit reinnehmen, weshalb es nur ein Foto von außen gibt, als wir daran vorbei fuhren. Die Tempelanlage wirkt erschlagend und ehrlicherweise auf uns eher überladen. Jede Ecke wurde genutzt um kleine, detaillierte Verzierungen einzubauen, wodurch die einzelnen Elemente ihre Wirkung verlieren. Nichtsdestotrotz war es eine imposante, gigantische Anlage! Es gab zudem etliche Vergnügungsmöglichkeiten - von einer Wassershow über eine Fotoausstellung bis hin zu einer Kinodarstellung, wobei wir auf alle verzichteten.

Anschließend wollten wir zur Grabstätte von Humayun, wobei wir erstmal in die Sunder Nursery einbogen, da wir genau vor diesem Eingang von Pradeep herausgelassen wurden. Dabei handelt es sich quasi um einen botanischen Garten mit einigen historischen Bauten. Überall gab es vielfältige, bunte Blumen. Wir konnten sogar einige Pfauen sehen - einer hatte sich hoch oben in einen Baum verirrt. Auch Affen, Streifenhörnchen, Straßenhunde, Papageien und Raubvögel ließen sich blicken. Der Park wurde von vielen Einheimischen genutzt - Schulklassen, Hundebesitzer, Pärchen und Familien. Da der Park so entschleunigend und ruhig war, entschieden wir uns die Grabstätte Humayun ausfallen zu lassen und stattdessen die verbleibende halbe Stunde ohne Stress umherzuschlendern.

Anschließend ging es in einen weiteren Park, dem Lohdi Park, der uns von Touristen aus unserem Hotel empfohlen wurde. Hier erkundeten wir alle bauten die Lotti unweigerlich an das Dschungelbuch erinnerten. Im Park gab es etliche Männer und vor allem Frauen die sich „in Szene setzen ließen“ um Fotos zu machen. Amüsiert schauten wir zu und warteten geduldig ab, um unsere Bilder (möglichst ganz ohne Menschen) fertigen zu können. Es war schön die beiden Parks in unserer Geschwindigkeit genießen zu können und heute ein wenig zu entspannen. Auch wenn wir kurzzeitig überlegt hatten abenteuerlustig zu werden und Pradeep darum zu bitten uns am Connaught Circle herauszulassen, sodass wir den Nachmittag / Abend auf eigene Faust mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erleben könnten, überwog doch unsere Vernunft und das Gewissen heute noch alles umpacken zu müssen. Also fuhr uns Pradeep zurück zum Hotel. Dort setzten wir uns nochmal mit unseren Flugzeiten, insbesondere denen von Indien nach Nepal, und der Gepäckzwischenlagerung am Flughafen auseinander. Anschließend packten wir alles um - Kleidung für die Hochzeitszeremonien und das Holifestival ins Handgepäck, alles andere in das Fluggepäck, was erstmal 5 Tage im Schließfach in Delhi bleiben darf.

Wir waren froh, dass alles passte und freuten uns auf eine erholsame Nacht, die dieses Mal wirklich ruhig war. An das laute Brummen der Wasserpumpe haben wir uns mittlerweile gewöhnt.

Morgens trafen wir um 9.00 Uhr einen Fahrer, der uns überpünktlich am Flughafen absetzte. Nach einer kurzen Orientierungsphase fanden wir den Gepäckraum und schlossen die Reisegepäckstücke weg. Dort trafen wir auch zufällig bereits die ersten vier bekannten Gesichter von Gästen, die auch auf dem Weg zur Hochzeitsfeier von Arri und Jürgen nach Rishikesh waren. Wir verbrachten die Zeit gemeinsam in Terminal und freuten uns über das Wiedersehen!

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