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Mit einem Adrenalin-Kick zum Wochenmarkt

Veröffentlicht: 22.10.2025

Sienas Stadtzentrum gehörte heute ganz den Händlern – Wochenmarkt! Zeit, sich unter die Einheimischen zu mischen, zu stöbern, zu probieren und Siena noch einmal mit allen Sinnen zu erleben. Einige davon wurden auch prompt auf eine harte Probe gestellt …

Eigentlich sollte es erst am späten Nachmittag zu regnen beginnen, doch schon um fünf Uhr trommelte es auf unser Wohnmobil-Dach, als würde jemand Ziegelsteine vom Himmel werfen. An Schlaf war da nicht mehr zu denken. Während ich überlegte, ob auch wirklich alles gut verschlossen war, zerbrach sich Icke den Kopf, ob ihr geliebter Wochenmarkt ins Wasser fallen würde. Wir wissen alle, was für sie schlimmer gewesen wäre …

Eine Nachfrage bei den Jungs vom Stellplatz brachte Entwarnung: Der Markt findet bei jedem Wetter statt. Also bestellten wir ein Taxi – schon für die Hinfahrt. Für den Rückweg hatte ich ohnehin eines eingeplant, denn die zehn Tüten und fünf Kartons wollte ich nicht über Sienas Hügel schleppen. Nach der Hinfahrt hätte ich allerdings auch 20 Tüten und zehn Kartons getragen, bevor ich noch einmal in ein Taxi gestiegen wäre.

Ein junger Fahrer bog keine fünf Minuten nach unserem Anruf auf den Busparkplatz ein. Er sprach etwas Englisch, und so war schnell alles geklärt. Das war allerdings nicht das Einzige, was schnell ging. Er kannte, wie er sagte, eine Abkürzung zur Fortezza Medicea, dem Platz, auf dem der Markt stattfand. Mitten auf der Hauptstraße riss er plötzlich das Lenkrad herum und bog mit quietschenden Reifen in eine kleine Gasse ein, die steil bergauf führte. Ich musste nicht fragen, ob das eine Einbahnstraße war – links und rechts vielleicht ein halber Meter Platz, zusammengerechnet!

Der Junge fuhr, als liefe sein Taxameter rückwärts. Offenbar wusste er, dass um diese Uhrzeit kein Radfahrer oder Fußgänger unterwegs war, denn jede Kurve nahm er im Volltempo – ohne zu sehen, was dahinter auf uns wartete.

Unsere Fahrt dauerte kaum fünf Minuten. Zum Abschied fragte ich ihn, warum er so langsam gefahren sei. Er grinste, drückte mir seine Karte in die Hand und meinte, ich könne ihn gern für die Rückfahrt anrufen – da ginge es schließlich bergab.

Dafür hatte ich allerdings kein Adrenalin mehr übrig. Icke und ich nahmen uns wortlos an der Hand und schlürften im Regen auf die Hütten des Wochenmarkts zu. Normalerweise ist sie in diesem Moment nicht mehr zu bremsen, doch nach dieser Fahrt musste selbst sie erst einmal ihre Sinne sortieren.

Das dauerte nicht lange. Wir vereinbarten einen Treffpunkt und trennten uns. Ihr müsst wissen: Wenn Wochenmarkt ist, gibt es drei eiserne Regeln:

  1. Ich sorge dafür, dass wir rechtzeitig zum Markt kommen.
  2. Ich bin gut beraten, wenn ich mich zwischen 1. und 3. nicht blicken lasse. Nicht stören. Niemals. Nie. Never.
  3. Ich sorge dafür, dass wir – und vor allem der Einkauf! – wieder zum Wohnmobil zurückfinden.

Mir soll das recht sein. Ich suche mir das nächste Café, trinke einen Cappuccino, genieße ein kleines Schoko-Croissant, vielleicht auch zwei, schaue den Menschen zu, lese die Zeitung und ziehe weiter ins nächste Café. Dort gönne ich mir einen doppelten Espresso, dazu ein herzhaftes Sandwich und etwas Kleines, Süßes zum Abschluss. Schließlich brauche ich meine ganze Kraft für Punkt 3 – denn meistens ist Punkt 2 dann bald vorbei.

Als wir Siena hinter uns ließen, hatte die Sonne längst wieder das Kommando übernommen. Die Straßen führten uns südwärts, durch sanfte Hügel und Olivenhaine, bis das Licht sich in der Lagune von Orbetello brach. Nach dem Lärm des Marktes klang das leise Plätschern des Wassers wie ein Versprechen auf Ruhe.

Antworten (2)

Angelika
Hoffentlich könnt ihr noch ein paar sonnige Tage am Meer genießen!! Der nächste Markt ruft 👗🩴🧣👜🌂👓🧢🧤🧦👠👙👖🍋🧄🧀

Ja, am Samstag in Orbetello … 🥴

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