Veröffentlicht: 03.11.2024
Ich habe gut geschlafen, auch wenn die Matratze die besten Jahre hinter sich hat. Ich korrigiere, ich habe durch geschlafen. Ich bin gestern relativ fix ins Bett und eingeschlafen. Ich war geschafft vom Tag. Auf 6 Uhr stand mein Wecker und ich hätte gerne noch weitergeschlafen. Ich habe mich noch 10 Minuten hingelegt und dann habe ich gepackt, mich umgezogen und war gegen 7 Uhr fertig. Es ist schon erstaunlich, dass selbst die kleinsten Aktivitäten sich aufsummieren. Ich hatte den Rucksack gepackt, aber dann die Stirnleuchte im Rucksack vergessen. Dann nochmal alles aus. Und dann ging es in die Dunkelheit bzw. zuerst aus der Stadt raus, wo es noch hell war, aber außerhalb habe ich meine Stirnleuchte auf jeden Fall gebraucht, denn es war noch stockdunkel. Der Boden war noch ein wenig aufgedunsen, aber dafür wurde es so langsam hell. Aber mir war unerklärlicherweise heute einfach kalt. Und die Kälte hielt bis mittags an. Die Tage davor war mir nie kalt, aber irgendwie hatte ich keine gute Gedanken heute und ehrlich gesagt gar keine Lust aufs Wandern. Ich bin schon ein paar Tage unterwegs und normalerweise hört dann bei mir das Jammern auf, aber heute war es schon ein wenig schlimm. Ich hatte in die Unterkunft meine alte Jacke da gelassen, weil mir mein Rucksack so schwer vorkam, aber schon 5 Minuten später draußen bereute ich schon meine Entscheidung. Naja. Es blieb mir nichts übrig und ich bin weiter marschiert. Die Strecke war durch die Pampa und hier und da ein wenig matschig, aber alles machbar. Und mit der Sonne sah die Welt schon besser aus. So habe ich im nächste Ort eine Pause gemacht und die tat richtig gut. Schuhe ausgezogen, Brot und Wasser. Perfekt. Nach einer halben Stunde bin ich weiter und ich brauchte noch knapp 1,5 Stunden bis Zafra, der nächstgrößeren Stadt. Dort bin ich in ein Supermarkt, der, obwohl es Sonntag war, geöffnet hatte, und habe mir noch etwas Kleines geholt. Und an der nächsten Bank auch verdrückt. Ich muss wirklich mehr Pausen machen. Nach der Pause fühle ich mich immer gut erholt. Der Plan sieht vor, jetzt noch 5km in das nächste Dorf zu gehen oder on top nochmal 15 Kilometer. Und da ich gut gestärkt war, nahm ich mir die längere Distanz vor. Es ging wieder raus ins Grüne und ich habe mir den Camino Podcast angemacht, denn eine neue Folge war online. In dem Podcast philosophieren Marcus und Theresa über den Jakobsweg. Danach habe ich noch ein wenig Musik gehört und obwohl ich trotz ohne Musik gehe, pusht Musik mich immer. So bin ich weiter und es wurde wieder ein wenig schlammig. Meine Schuhe ertranken in Schlamm und danach durfte ich noch ein Stück an der Autobahn entlang gehen. Danach war es gefühlt gar nicht mehr so weit zum Zielort und ich war sehr erleichtert. Alles war sehr ruhig, da es Sonntag war und ein kleiner Ort. Dann bin ich zu meiner Unterkunft, wo die Rezeption geschlossen hat. Bei der Nummer, die davor hängt, meldet sich niemand und jetzt habe ich die Befürchtung, dass die Albergue schon voll ist, obwohl ich gestern reserviert habe. Es ist halb Sechs und so langsam würde ich schon gerne rein. Ich schaue parallel nach anderen Unterkünften hier im Ort, denn weiter gehen kann ich heute definitiv nicht mehr. Nach so einer langen Etappe nervt es schon etwas, aber es wird sich schon regeln und zur Not muss ich mir ein Hotel nehmen. Die Kosten hier zwischen 30 und 40€. Ich sitze im Treppenhaus und schreibe gerade diese Zeilen, weil ich sonst nichts anderes machen kann. Ich habe überlegt, vielleicht noch etwas essen zu gehen, aber wenn der Besitzer der Herberge sich dann meldet, wäre das blöd.
Update: Ich habe 1,5 Stunden gewartet und keine Antwort bekommen. Mein Akku bewegt sich auf den einstelligen Bereich zu, mir ist kalt, ich habe Hunger und keine Lust. Ich werde schon ein wenig wütend, weil sich niemand meldet und unten steht noch, dass die Albergue bis 23 Uhr auf hat. Naja, es bringt nichts und ich rufe die 3 Hotels in der Gegend an. Eines ist ausgebucht und die haben beiden kosten 50€ die Nacht. Na super. Ich mein, damit ist ja immer zu rechnen, aber ärgerlich ist es allemal. Aber wenn die Hotels ausgebucht wären, hätte ich mir noch ein Taxi organisieren müssen zum nächsten Ort und da hätte auch noch irgendwas frei sein müssen, also schlimmer geht immer. Ich mache mich auf den Weg zum Hotel und hole mir noch ein Wasser. Dann rufe ich aus Verzweiflung nochmal in der Unterkunft an und der Besitzer geht dran und fragt mich, ob alles gut ist und was denn wäre. Ich meine, ich habe ihm 3 Nachrichten auf Spanisch geschickt und bestimmt 10 Mal angerufen. Jedenfalls sagt er mir, dass er da ist und ich mir keine Sorgen machen muss. Ich bin erleichtert und irgendwie auch verärgert über seine Art, aber so ist das hier in Spanien manchmal. Ich gehe die Treppen hoch und da sehe ich einen älteren Herrn im Hawai-Hemd und langen Haaren und fängt an, mich auf Spanisch zu bombardieren. Nett ist er ja. Und da im ersten Stock alles voll ist, kann ich ins zweite Stock, wo eine Art Ferienwohnung ist und ich habe die Wahl zwischen verschiedenen Betten und ich entscheide mich fürs Doppelbett. Zudem bietet er mir noch an, meine Wäsche zu waschen und trocken und das kostenlos. Und das alles für 15€. Da kann ich gar nicht mehr böse auf ihn sein. Und ein Handtuch gibt es ebenfalls noch. Ich bin so zufrieden und als dann noch in der Dusche nach 3 Sekunden heißes Wasser aus dem Wasserhahn kommt, fühle ich mich als wäre ich im Himmel. Danach lege ich mich ins Bett und ruhe mich kurz aus. Morgen habe ich wieder eine lange Etappe von 40 Kilometern geplant bis nach Mérida. Leider liegen die Etappen so blöd, also ich könnte 16 Kilometer gehen, aber das ist mir zu wenig und dann kommt erst 24 Kilometer später etwas. Leider ist der Herbergennetz auf diesem Camino nicht so ausgebaut, aber ich habe mir ja diesen Weg ausgesucht. Ich mache mir noch was zu essen. Ich habe eine Brötchen, Tomatensoße und Mandeln. Achja und 1 Liter Wasser. Für heute wird es reichen. Dann werde ich noch die Unterkunft für morgen buchen, weil es in der Stadt keine Herbergen gibt bzw. welche, wo man nicht reservieren kann und ich werde morgen erst nachmittags ankommen und ich habe keine Lust, mir wieder kurzfristig etwas zu suchen. Wenn die Etappen nicht so lange sind, das ist das kein Problem,aber nach 40 und mehr Kilometern hat man dann nicht mehr den Nerv, sich eine Unterkunft zu suchen.
In dem Sinne. Ich melde mich morgen