Veröffentlicht: 04.11.2024
Neuer Tag, neues Glück.
Mein Wecker ging um 6 Uhr und ich wäre gerne noch etwas liegen geblieben, aber der Weg ruft. Um 6:15 gehe ich los. Raus aus der Stadt und dann schon fast direkt verlaufen. Zum Glück noch den Pfeil gesehen. Dann ging es wieder in den Wald. Es war auch nicht so kalt wie gestern. Ich hatte zwar nur mein Shirt an und mein Poncho, aber es war trotzdem völlig ok. Und ich habe ja noch meinen Sweater und langes Shirt dabei. Ich habe mir immer zu viele Gedanken. Der Weg ist zunächst noch asphaltiert, aber dann wird die Straße immer matschiger. Ich wurde auch schon im Reiseführer gewarnt und dort stand, dass der Weg dann nur aus Lehm besteht und wenn es etwas geregnet hat, hinterlässt man wortwörtlich Fußstapfen. Es hat vor 2 Tagen geregnet und trotzdem gab es noch große Pfützen und der gesamte Weg ist anspruchsvoll, aber so ist es manchmal. Dann kam eine überflutete Stelle, wo ich rechts vorbeigehen wollte. Soweit so gut, das war der Plan. Aber leider war der Boden dort doch aufgeweichter als gedacht. Ich bin komplett versunken und habe gedacht, das war es und ich fliege hin, aber das konnte ich noch gerade so verhindern. Aber meine Schuhe waren voller Lehm. Aber es musste weitergehen. Es wurde hell und mir ist ein Hund begegnet, der ein wenig wirr umherläuft. Nach 3 Minuten kam die Besitzerin mit dem Auto. Der Hund ist anscheinend von Zuhause ausgebrochen. Dann kam die Sonne raus. Die Etappe zur nächst größeren Stadt ist insgesamt 25 Kilometer und im Buch steht, dass viele den Weg abkürzen und mit dem Taxi fahren, aber für mich ist das ein Prinzipending. Ich möchte diesen Weg gehen. Es gibt natürlich Ausnahmen, wenn ich mich verletzt habe oder wenn nach 45 Kilometern keine Unterkunft mehr da wäre, würde ich auch mit dem Taxi fahren oder wenn es nur einen Weg zu Fuß gibt und der überflutet für mehrere Tage, aber abgesehen davon möchte ich den ganzen Weg gehen. Den Jakobsweg, den ich gehe, ist über 1000 Kilometer lang und da ich doch etwas früher nach Deutschland reise, werde ich den Weg wohl nicht ganz schaffen bzw. auch durch das schlechte Wetter die ersten Tage waren meine ersten Etappen kürzer als gedacht. Aber ich mache ich gar kein Stress. Ich habe ich überlegt, dass ich den restlichen Weg nächstes Jahr gehen werde und deswegen mache ich mir auch keinen Zeitdruck. Außerdem schaue ich auch mal, wie das mit Rest-Days aussieht. Letztes Jahr auf dem Camino francés habe ich glaube ich jede Woche einen Offtag gemacht, wo ich an einem Ort 2 Tage geblieben bin. Bisher war dies nicht nötig und ich bin ja voller Tatendrang. Bisher schmerzen auch weder die Beine noch die Waden. Ich denke, ich werde aber bald mal wieder meine Etappen etwas kürzen. Ich hatte einschließlich heute Etappen von 40-50 Kilometer und das geht körperlich, aber so 30-35 Kilometer ist meine liebste Distanz glaube ich, aber ich muss mich ja auch immer der Orten bzw. den Unterkünften anpassen und da kann ich nochmal erwähnen, dass dieser Weg nicht mit dem Camino Francés vergleichbar ist. Dort gibt es gefühlt alle 10 Kilometer Unterkünfte, es gibt Brunnen für Wasser und Bänke zum Ausruhen. Aber deswegen wird dieser Weg ja auch nicht als Einstiegscasino empfohlen.
Zurück zum Weg. Dann habe ich zwei andere Pilger getroffen. Meine ersten auf dem Weg. Aber diese waren kurz angebunden und sind schnell weiter. Die hatten einen ordentlichen Speed drauf. Aber die beiden haben trotzdem mein Tempo ein wenig anziehen lassen. Und so habe ich es dann in die nächste Stadt geschafft. Am Stadteingang waren noch zwei Hunde, die ein wenig mit gelaufen sind. Aber sie hatten beide Halsketten und dementsprechend Besitzer. Die haben hier ein cooles Leben und können sich einfach frei bewegen. Sie waren auch nicht unterernährt oder heruntergekommen. Im Ort war ich kurz im Supermarkt und habe etwas zu trinken und einen Joghurt geholt und dann eine halbe Stunde Pause gemacht. Dies tat wieder so gut.
Gestärkt ging es weiter. Es liegen noch 16 Kilometer vor mich und zuerst geht man an der Schnellstraße vorbei und läuft dann rechts dagegen vorbei. Es gibt keinen richtigen Weg, was auch dazu führt, dass dann plötzlich vor einem Graben steht und dann nicht weiter weiß, wo es langgeht. Bin dann zurück und an der Autobahn entlang.
Zwischendurch hat es auch etwas geregnet. Das fand ich nicht so cool, erst Recht, weil kein Regen angesagt war. Aber das Wetter macht, was er will. Zum Glück hat es nicht lange geregnet und die Sonne kam auch ab und an durch. Dann bin ich gefühlt 5 Kilometer an der Autobahn entlang gegangen und leider gab es keinen Weg hinter der Leitplanke, sondern nur davor. Das war dann schon abenteuerlich, wenn ein Lkw vorbeifährt. Aber ich habe es überlebt. Und zum Glück war die Straße nicht so viel befahren. Dann ging es wieder etwas abseits und ich musste über Schienen und eine Baustelle gehen. Der normale Weg ging da lang und eine Umleitung habe ich nicht gesehen. Und da keine Arbeiter da waren, bin ich über die Baustelle geflitz. Dann wurde der Weg wieder matschiger und ich bin so froh, dass es nicht geregnet hatte die letzten 2 Tage, sonst wäre der Weg unmöglich zu gehen. So war es eine mehr und weniger schwere Rutschpartie, wo ich auch wieder fast hingeflogen wäre, aber ich habe ich wieder geschafft. Dann habe ich Mérida, die Zielstadt, schon gesehen, aber das bedeutet nichts. Man kann die Stadt sehen und trotzdem noch 10 Kilometer dorthin brauchen. Ich bin dann am Wasser entlang und nach 45 Minuten habe ich die Brücke erreicht, die ich noch zu überqueren habe und dann bin ich da. Dann bin ich zu meinem Hotel, wo ich mir für 30€ ein Hotelzimmer genommen habe. Und das war eine gute Entscheidung. Das Zimmer ist wirklich Klasse, alles sauber und ich habe sogar eine große Dachterrasse. Das Bett ist bequem. Ich bin duschen gegangen und habe meine Schuhe geputzt. Nachdem ich mich im Bett ein wenig ausgeruht habe, bin ich raus. Ich hatte eigentlich vor, das Amphitheater zu besuchen, aber wie ich draußen war, war mir kalt und ich hatte irgendwie nicht so große Lust, die Stadt zu erkunden. Ich bin dann ein wenig rumgelaufen und dann noch zum Supermarkt. Und dann wieder ins Hotelzimmer. Ich möchte natürlich auch mein teures Zimmer nutzen :) Ich habe gegessen und dann im Bett gechillt. Für morgen plane ich 36 Kilometer und dort gibt es in einem ehemaligen Waisenhaus eine Unterkunft, aber dort kann man nicht buchen. Ich bin gespannt und ich werde berichten, ob ich dort dann endlich andere Pilger treffe und wie es für mich ist, ein Unterkunft wieder zu teilen. Ich werde berichten.
Angenehmen Abend noch