2017 VespamerikasuR 2019
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ab 23.11.: Ostfriesische Landschaften und Voralpenregion - Inapari und Brasileia /Acre

Veröffentlicht: 25.11.2018

ab 23.11.:

dervorderreifen hält die luft.

Großeerleichterung! Dank eines reifendruck-messers, den mir carlos am 29.oktober letzten jahres in pampas geschenkt hat. Er sieht aus wie einkugelschreiber, in dem sich oben eine öffnung befindet. Wenn seineuntere seite auf das ventil des reifens gedrückt wird, sorgt derfreiwerdende luftdruck dafür, dass sich ein zylindrischer stab nachoben bewegt. Er ist mit den reifendruckwerten beschriftet.

Carlosist derjenige, der mich noch nachmittags zu seinem haus mitgenommenund zum abendessen mit seiner familie eingeladen hat. Dort durfte ichauch übernachten, weil der regen nicht enden wollte und der wegrecht verschlammt war. Es war sehr kalt in diesem bergdorf.

Vonder etwas fremdelnden obstsenorita verabschiede ich mich noch. Dieanderen haben viel zu tun. Sie schenkt mir sogar ein lächeln!

Pablogibt alles, damit ich eine gute abfahrt habe. Obwohl der schlauch fürseinen kompressor vor zwei tagen noch da war, muss er ihn heutemorgen etwas länger suchen. Auch von ihm eine nette verabschiedung:mucha suerte!!! (viel glück).
und er lässt es sich nicht nehmen, mir reiseproviantin form von schoko-keksen mitzugeben. Ich verspreche ihm, dass ichmich per whatsapp melden werde.
auch seiner mutter gebe ich nochdie hand und erhalte viele segenswünsche. Jetzt kann ja nichts mehrschief gehen.

Mitvorsicht fahre ich zu der tankstelle, deretwegen ich am 12. februarden unfall hatte. Es gibt dort sogar 90iger spritt.

Mitetwas gemischten gefühlen passiere ich die golden gate bridge imkleinformat, überquere den ausladenden rio madre de dios, erlebenoch aus dem augenwinkel eine wahlveranstaltung und schon sehr baldwerden die dreiradtaxis immer weniger. Hier finden im dezemberregionalwahlen statt. Nur eine partei macht sich stark. Der kandidat– ein gringo – wirbt auf seinem wahlplakat an erster stelle fürehrlichkeit (!), arbeit und weiterentwicklung. Auf anderenwahlplakaten seiner partei, die mit lautsprecheruntermalung auch aufden dreirädrigen motokars durch die stadt gefahren werden,verspricht er für seine region wasser und eine besserekanalalisation.

Wirhaben vollmond, das wetter scheint sich zu beruhigen.

Wennes nicht so heiß wäre und die sonne nicht fast senktrecht vomhimmel schiene, könnte ich durch ostfriesische landschaften oderdurch hügelig gewellte voralpenregionen fahren. Das gras ist saftiggrün, weisse und bunte kühe sind auf den weiden, manche stehenbauchtief in tümpeln und kühlen sich ab. Der geruch von vergorenemobst vermischt sich mit dem fahrtwind – nur ich bin es, der krachmacht. Als ich einen meiner reservekanister in den tank schütte,bemerke ich erst die absolute ruhe.

Nurein schauer erwischt mich. Ich fahre ihm entgegen und er seinerseitswird mir mit dem nordwindwind entgegengetrieben. Noch rechtzeitighalte ich an, um meinen gummiponcho auszupacken.

Es istein warmer regen und sehr angenehm. Ich fahre mit kurzen hosen undt-shirt. Alles andere ist bei diesen temperaturen nicht machbar, aberich muss mir etwas überlegen, damit ich nicht verbrenne. Dieunterarme, die handrücken, oberschenkel und der nacken haben schonblesuren, obwohl ich mich mit höchstleistungscreme schützen wollte.

Dieinteroceanica – so heisst die transoceanica hier in peru – ist ingutem zustand und kaum ausgelastet. Das freut mich auf der einenseite, auf der anderen wundert es mich auch.

Wirsind schon lange an der stelle vorbei gefahren, bei der die vepsemich bei meiner probefahrt kurz vor weihnachten im stich gelassenhat. ein pkw hatte mich damals zurück nach puerto maldonadogeschleppt.

Ichhabe kräftigen gegenwind und einen entsprechend hohenspritverbrauch. Wilfried, mein coach aus ritterhude, gibt zubedenken, dass das auch mit der krümmerdichtung vom auspuffzusammenhänge. Ich habe noch zwei im gepäck und werde mir inbrasilien eine werkstatt suchen. Es scheint viel geschicklichkeit zuerfordern, diesen dichtungsring fachmännisch einzubauen. Henricohatte sich ja auch daran versucht...

Essind 225 km nach inapari. Gegen 14 uhr bin ich da. Diezollformalitäten sind schnell erledigt, obwohl noch ein telefonatmit den kollegen in puerto maldonado geführt werden muss. Die sindbestimmt sehr froh, dass sie den aktendeckel endlich schließenkönnen.

Gegenüberist gleich die aus- und einwanderungsbehörde. Ich komme sofort dran.Alle meine finger- und daumenabdrücke werden genommen und noch einfoto gemacht. Ich reise doch nur aus, wundere ich mich.Strafbar habe ich mich hoffentlich nicht gemacht und auf derfahndungsliste stehen. Sie werden also nicht darauf zurückgreifenmüssen.

mein letztes übernachtungsquartier in peru

Jetztbefinde ich mich im niemandsland. Es wären zwar nur knapp 100 km bisnach brasileia, also gut gerechnet zwei stunden, aber der hunger hatvorrang. Ich finde eine recht einfach hospedaje, in deren hof ichauch die vepse unterstellen darf. Es gibt verständigungsprobleme.Die senorita, die mit sagt, dass hier noch zimmer frei sind und mirerlaubt, die vepse zu parken, stellt sich als brasilianerin heraus.Sie antwortet auf meine fragen auf portugiesisch, was ich nichtbemerke, da sie sich auch mit kopfnicken und mimik verständlichmacht. Als es an die details geht verstehe ich kein wort. Ich fragesie dann, ob sie portugiesisch spricht und sie nickt wieselbstverständlich. Ich bin ziemlich verunsichert. Ich befinde michim niemandsland, nicht aber in brasilien, denke ich. Mithilfe derspanisch sprechenden kollegin, weiss ich endlich, dass ich noch inperu bin.

Inapariist eine kleine grenzstadt mit ca. 1.500 einwohnern und mit einer neuangelegten plaza. Wie immer, befinden sich die restaurants in einerder nebenstraßen. Auch in puerto maldonado wird gerade die plaza neugestaltet. Wollen die bürgermeister stimmen halten oder gewinnen?

Eskönnte hier recht idyllisch sein, wenn da nicht eine bar wäre, dieschon am frühen nachmittag geöffnet hat. Sie beschallt die ganzeplaza, aber keiner runzelt die stirn. Es wird hingenommen. Ichergreife die flucht.
Nurdie straßen um die plaza sind mit betonplatten ausgelegt, ansonstenführen staubstraßen zu den recht ärmlichen häusern. Auch inapariverspricht sich viel von der interoceanica und hofft auf regen reise-und schwerlastverkehr. Zum glück war der bürgermeister vorsichtiggenug und hat nicht in neue und großzügige grenzanlagen investiert.

Abmorgen ist die schonfrist vorbei. Ich frage mich, wie dieverständigung aussehen wird, wenn brasilianer das spanische nichtverstehen?

Währendich hier auf dem bett sitze und schreibe, fällt mir auf, dass ummich herum völlige ruhe herrscht. Selbst die peruanischen zikadenschweigen. Welch ein wertvolles gut!

24.11.:

wieauf meiner tour durch die anden werde ich schon sehr früh vonhahnengeschrei geweckt. Wenn ich bis jetzt nicht realisiert habe,dass ich wieder unterwegs bin, dann weiss ich es jetzt.

Heutegibt es kein obstfrühstück. Zwar komme ich auf der suche an einemfrühstückslokal vorbei, aber da stehen nur dampfende suppentellerauf den gut besetzten tischen. Mit huhn, reis und kartoffeln.

Alsogibt es haferflocken mit banane und einem apfel. Dabei fällt mirein, dass ich das buch von günter grass wer einmal aus demblechnapf isst nie gelesen habe.

Ichschreibe noch einige whatapps – wer weiss, wann ich die neuesimkarte in brasilien habe – packe meine sachen und ziehe mitgroßer überwindung eine lange hose und ein langärmliges t-shirstan. Draussen sieht es so aus, als ob es ein schöner tag werdenkönnte. Doch der schein trügt. Als ich mich endlich von dem sehrwortsparsamen hostelsenor verabschiede, fängt es an zu nieseln. Derhimmel ist grau. Wie es weiter im norden aussieht, kann ich von hieraus noch nicht erkennen.

startklar für den trip zur atlantikküste - warten auf das Go beim zoll
Dieausreise klappt wie am schnürchen. Der grenzübergang selbst istsehr karg. Keine brasilanische flagge – nur tristesse. Der zolllässt sich durch einen gringo in jeans und t-shirt vertreten. Auchhier klappt alles. Zwar bleibt er länger in seinem büroverschwunden – ich bewache die vepse draußen – und ich ahne,dass auch er noch telefonieren muss – aber dann bekomme ich diepapiere und werde mit einem netten auf wiedersehenverabschiedet.

Jetztendlich kann es losgehen. Es ist halb 11:00 uhr. Bis rio branco sindes über 300 km. Das müsste zu schaffen sein. Noch ist meinefahrtrichtung nordöstlich ausgerichtet. Ab porto vehlo - bis dahinsind es noh knapp 600 km - geht es dann endlich südöstlich.

Ichfrage noch nach einer bank und werde nach assis brasil geschickt. Nur1 km von hier. Die straße führt sehr, sehr steil berg ab in dasdorf.

ich erinnere mich an den 30.01. diese bin ich mit meinem taxista andreas auch gefahren. mir wurde ganz anders, weil ich befürchtet habe, dass diese steigung die vepse nicht schaffen wird. das heisst: das ganze gepäck bestimmt 500 meter nach oben tragen. und das bei tropischen temperaturen.

Das berührt mich nicht weiter, weil ich von dort dann weiterauf der interoceanica fahren kann. aber später erfahre ich, dass ich doch diese steigung nehmen muss, um auf die interoceanica zu kommen.

Aberes kommt anders. Alles kommt anders.

Schongestern in inapari hat der geldautomat gezickt. Bei beidenkreditkarten verkündet er mir, dass die karte entweder nicht gültigoder von der bank gesperrt sei. Das hat mich da noch nicht weiterbeunruhigt.

Aberheute bei der brasilianischen bank bleibe ich ohne den ersehntengeldsegen und meine gestrige gelassenheit ist dahin.
Denkbar schlechte voraussetzungen für ein weiterkommen.Heute ist samstag. Es hilft jetzt nur ein anruf in berlin bei der LBB.
Ohnegängiges smartie und ohne postamt kein leichtes unterfangen. Ichrolle durch die kleine grenzstadt auf der suche nach einer anderenbank und komme bei einem posten der militärpolizei vorbei.
Nur diekönnen mir weiterhelfen,
schießt es mir durch den kopf.

Esist ein kleines büro mit einem kleinen quatratischen holztisch, dergerade platz für den rechner bietet und einem gemütichen sofa, dasschon recht durchgesessen aussieht.

Ichwerde freundlich begrüßt. Ich darf mich in spanisch verständigenund bekomme sofort hilfe angeboten. Der militärpolizist zückt seinsmartie. Ich solle ihm die festnetznummer in berlin diktieren. ich bin skeptisch, der erfolg bleibt aus.
Das ist aber dereinzige weg, um klarheit zu bekommen. Wenn tatsächlich die kartengesperrt sind, dann werden sie auch nicht als zahlungsmittelfunktionieren.

Ichbitte um den wifi-zugang, der mir erstaunlicherweise ohne probleme inmein smartie eingetippt wird.
So: jetzt kann ich handeln undaldi-talk ist meine rettung. Ich wechsele die simkarte und benutzewieder die deutsche. Ich lade mein aldikonto auf und versuche jetzt,nach berlin durchzukommen. Mit großer erleichterung höre ich dernetten dame zu, die mich darüber informiert, dass alle mitarbeiterim gespräch sind – aber schon dann ertönt ein freizeichen, und ichhöre eine lebendige stimme.

Nacheinigen versuchen hallo, können sie mich hören? kommen wirzur sache. Nein – mit meiner cc sei alles in ordnung. Nein – siekönne nicht feststellen, dass ich mich in den zwei vergangenen tagendort eingeloggt habe. Ich solle es doch mit der westernunionbankprobieren. Verabschiedung und das lange nicht mehr gehörte einenschönen tag noch.

Inder zwischenzeit sind zwei weitere kollegen wiedergekommen, die ichschon beim grenzposten gesehen habe. Sie haben mit schussweste undvoller montur motorradfahrer kontrolliert. Mich haben sie in ruhegelassen, obwohl ich einen durchgezogenen streifen überfahrenhabe, um in die gegenrichtung nach assis brasil zu kommen...

währendich mich mit meinen „bankgeschäften“ beschäftigt habe, war fürdie beiden nichts zu tun. Smartie-daddeln, aufs klo gehen, ausgiebigund laut gähnen, sich auf das sofa setzen und dann auch mal wiederauf den stuhl auf der veranda.

Derchef - so nehme ich an – ist der einzige, der abgesehen von einemuniform t-shirt und seiner uniformhose freizeitmäßig aussieht. Derdienst muss halt gemacht werden. Es gibt auch kein störendesfunkgerät und telefonate, die das leben nur schwer machen.

Ichbemerke einen etwas unwirrschen blick von ihm, als ich mit der dame inberlin telefoniere. Dann aber widmet er sich wieder seinem smartie.

Washeisst das jetzt für mich? Wenn die beiden karten nicht gesperrtsind, dann kann ich sie ja als zahlungsmittel benutzen. Die spannendefrage ist nur – und davon hängt ab, ob ich hier bismontag bleiben muss oder, ob die tankstelle kreditkarten akzeptiert.

Sieakzeptiert und sie hat 90iger sprit. Was jetzt auch passieren mag.Ich betanke den tank und alle reservekanister. Und dann wird esspannend. Die kollegin, die die zahlung abwickelt, kommt nichtzurecht. Ich bleibe gelassen und schaue in den grauen himmel. Wiederklappt die zahlung nicht, und sie wendet sich schon mit fragendemgesicht an mich. Ich bleibe immer noch gelassen und beachte sie noch nicht.
Dann aber kommt eineandere kollegin, die sich scheinbar auskennt – und der automatspuckt seine belege aus. Unterschreiben und weg.

Daswetter erinnert in keiner weise an den gestrigen tag. Die wolkenhängen tief. Es gab schon einige kräftige schauer, während ich mitmeinen kreditkarten kämpfte. Nordöstlich sehe ich eine tiefhängende,schwarze wokenwand. Nur ein schauer – mehr wird es nicht sein...

Esist kurz nach 12. ich bin in brasilien!

Was will ich mehr? Dietransoceanica zieht sich schnurgerade durch eine wellige, sattgrünealpenvorlandschaft. Die straßenqualität ist eine andere underinnert mich an meinen andentrip. Höchste aufmerksamkeit istgeboten. Sie wartet mit schlaglöchern auf, die mehr können, alsmich nur von der sitzbank zu heben.

Immerwieder hart bremsen, in schlangenlinien durch schlaglochlandschaften hindurch und dann wieder fahrt aufnehmen. Ichhabe wieder den blick für diese unregelmäßigkeiten. Es ist kaumverkehr, so dass ich nur ab und zu in den rückspiegel schauen muss.

Derregen wird stärker. die wolkenwand habe ich mittlerweile durchstoßenund komme nichtumhin, mir den regenponcho überzuziehen.
Gestern gab es ja schon einegeneralprobe. Er ist aus gummi und schwer. Bei höherengeschwindigkeiten bringt er die vespe zum schlingern und drückt mirdie luft ab.
Ich habe entschieden, dass er hier in brasileia bleibt.

Danngibt es eine längere zwangspause – mit einem sehr gutenunterstand! Es könnte ein privathaus sein mit ausgedehnterüberdachter veranda sein. Die fensterläden sind geschlossen. Einstraßenhund, der dort auch schutz gesucht hat, nimmt reissaus.

Esregnet aus kannen, donnert und blitzt. Die landschaft: einfach sehrschön und friedlich. Endlich mal wieder landluft, das muhen der kühe undverstreut liegende gehöfte. Ich bin mittlerweile klitschnass undbesinne mich auf meine regenhose und meine regenjacke. Ich ziehe dasalte t-schirt von gestern wieder an und warte auf bessere zeiten. Einfiat-pick up hält und ich habe schon die befürchtung, dass es mirso wie dem hund geht. Ich darf bleiben. Es gesellt sich eine senoritazu mir, die auf ihren abholer wartet. Der wind hat zugenommen. esist für hiesige verhältnisse nicht warm. Ich habe sogar gefroren!

Alsdas gewitter sich etwas verlagert hat, fahre ich weiter. Es regnetnoch kräftig, aber ich bin gut eingepackt. Die straßenverhältnissesind abschnittsweise abenteuerlich. Wenn es gegenverkehr gibt, kommter mir auf meiner spur entgegen...

dannaber sind die ersten ausläufer brasileias zu sehen und schon baldhalte ich vor einem hotel. Es gibt ein zimmer. Sie akzeptierenkreditkarten und die vepse steht trocken. Auf dem weiss gefliestemfußboden verbreite ich sofort eine große wasserlache. Es tropft vonhose und jacke. Aber die rezeptionistin, die auch ein wenig spanischkann, ist hart im nehmen. Auch als ich den rucksack, die seitenkofferund die vordertasche reinbringe. Überall meine rötlichen fußspuren.

Kurzezeit später sieht es in meinem zimmer genauso aus. Jetzt hängen inder dusche und überall die sachen zum trocknen. ob sie das bis morgen schaffen? Ich lassee mir noch schrubber und feutel geben lassen, um den boden wieder trockenzu bekommen.

Sonstkeine kolateralschäden. Der labtop und auch der e-reader haben, guteingepackt in mülltüten, alles gut überstanden.

Ichmache eine siesta, wache erst um 19:00 uhr auf, das wetterunverändert.

Ichentscheide mich für ein bier aus der rezeption und chips.
Raus geheich jetzt nicht mehr!








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