2017 VespamerikasuR 2019
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25.11.: Rio Branco / Acre

Veröffentlicht: 26.11.2018

25.11.:

ich wache immer wieder auf - neugierig zu hören, ob der regen aufgehört hat. ich drehe mich dann wieder um und bin auf eine nasse weiterfahrt gefasst.

frühstück gibt es ab 06:00 uhr. ich will heute früh los. nichts kann mehr meinen zeitplan unterbrechen.

das brasiianische frühstück ist das krasse gegenteil. warum sind die frühstücksgewohnheiten so unterschiedlich? was unterscheidet den peruaner vom brasilianer. auch diese müssen früh aufstehen, zum markt fahren oder zur arbeit, mögen aber lieber frisch ausgepresste säfte, verschiedene kuchensorten, aufgeschnittenes obst und aufeinandergelegte weissbrotscheiben mit käse und schinken, die in einem sandwichtoaster geröstet werden. so jedenfalls sieht das frühstücksbuffet hier aus und auch auf einer reise mit nora, gabi und tillmann wurden wir morgens auf diese weise verwöhnt.

es dauert bis ich meine sachen in plastiktüten verpackt und wieder im rucksack, in der ortliebtasche und den seitenkoffern verstaut habe. jetzt kann nichts mehr schief gehen. es kann regnen so viel es will. nur gewittern sollte es nicht.

der himmel ist bewökt, aber trocken. es kann noch nicht lange her sein, denn die straße hat noch nasse flecken. wie lange wohl die trockenperiode anhält?

Rio branco ist mit 225 km ausgeschildert. wenn die fahrt wird so wie gestern, wenn die straßenverhältnisse so sind wie gestern, werde ich das wohl nicht schaffen. es gibt aber noch den ort xapuri, der nur 100 km von hier weg ist.

das fahren macht spaß. die straße ist wesentlich besser. es bleibt trocken und bewölkt. aussentemperatur 29 grad. und sehr wenig verkehr. und landschaftlich so wie gestern. ich habe mir den amazonas so nicht vorgestellt. gäbe es da nicht die palmen am horizont, gäbe es hier die schwarzbunten und braunen kühe, so könnte das auch irland sein. die straße eignet sich perfekt zum fahrradfahren. ein sanftes bergauf, entsprechende abfahrten und keine lkw oder pkw, die den radler von der straße drängen. nur die tropische hitze spricht dagegen.
in den anden sind mir zwei kölner studenten begegnet, die es mit der hitze aufgenommen und die erfahrung gemacht haben, dass es besser ist, bei kälte zu fahren, als in tropischer hitze. anziehen kann man immer etwas, ausziehen? irgendwann nicht mehr. schon aus gründen der starken sonneneinstrahlung nicht.

ich sehe schilder, die nach xapuri zeigen. mir fällt auf, dass in dieser gegend häufiger der name chico mendes fällt. der name ist mir bekannt, ich kann ihn aber nicht einordnen. wipe hilft.
er war in der landarbeitergewerkschaft in acre aktiv und hat sich um die rechte der kautschukpflücker gekümmert. er war es auch, der sich gegen ihre landnahme gewehrt hat. mit 44 wurde er ende der 1980iger jahre von den großgrundbesitzern ermordert.

ein termitenhügel

in capixaba mache ich einen tankstopp. ich möchte nur 90 octan-sprit tanken. auf den zapfsäulen gibt es keinen hinweis. ich frage den tankwart. er kann mit dem begriff octano nichts anfangen. mithilfe des smarties  und alditalk - ich habe immer noch keine inlandssimkarte - finden wir raus, dass nur petrobras die gewünschte sorte hat. die beiden sind sehr hilfsbereit und bemüht, so dass ich ihnen vielleicht einen gefallen tun kann.

ich schenke ihnen fünf liter guten 90iger sprit - gestern in inapari getankt. der grund? in dem reservekanister steckte doch der entlüftungsschlauch, durch den während des dauerregens wasser eingedrungen ist. wasser in der schwimmerkammer sorgt für ruckelei. das will ich der vepse und mir nicht antun. so habe ich wieder einen leeren kanister, einen entlüftungsschlauch, der jetzt verschlossen ist und der tankwart 5 l sprit, die er gut verkaufen kann. die motoren hier sind robuster.

kurz vor rio branco fahre ich noch einmal rechts ran. hier ist traute sonntagsstimmung. die männer beim bier - ein ungewohnter anblick. es gibt fußball. ich erlaube mir, die konzentrierte stillle zu stören und auch noch die frage zu stellen, ob ich auch mit soles bezahlen kann? nein. ob ich denn mit visa bezahlen kann? nein.
der magen knurrt.

auf der andern seite des platzes finde ich eine art restaurant. am tisch sitzt die chefin mit ihren gästen. auch sie muss meine fragen mit zweimal nein beantworten.
aber dann steht sie auf und bedeutet mir, ihr zu folgen. wenige meter weiter betreibt sie auch einen imbiss. da liegen leckere empanadas bereit. ich sage ihr, dass ich kein brasilianisches geld habe. sie wolle kein geld. sie wolle ihn mir schenken. er sei selbst gebacken! und sie schenkt mir noch eiskalten fruchtsaft aus. wenig später kommt ihre tochter, die ein etwa 5 jähriges kind hat.

die mutter - ich schätze sie auf mitte 20  - hat entschieden zu viel auf den rippen und füttert sich selbst und ihre tochter auch mit chips und einem limonadengetränk.
das kleine gör weist schon jetzt die ersten ansätze zur fettlleibigkeit aus. meine spenderin hat es den beiden vorigen generationen vorgemacht.

palmen am horizont

rio branco liegt am acre-fluss und wird von ihm in zwei teile geteilt. ca. 320 tausend menschen leben hier. größtenteils vom tourismus, da dies für viele die startrampe in die einsameren gegenden des amazonasgebietes ist. die interoceanica ist wieder problematischer. teilweise kommt sie sogar 4 spurig daher, die rechte spur ist aber nur mit mühe befahrbar. der verkehr ist stärker geworden. die brasilianer fahren schneller, die motorradfahrer agressiver. es macht kein spaß. jetzt, wo der fahrtwind weg ist, ist es in meiner regenschutzmontur entschieden zu warm. aber ich muss durchhalten. weit kann zum nächsten hostel oder hotel nicht sein. ich orientiere mich gewohnheitsgemäß richtung centrum, aber die erwünschte plaza finde ich nicht. iOverlander soll es richten. der diensteister, der selbstfahrern hostels mit garage anbietet. nur 600 meter von einem jetzigen standort soll eines sein. einbahnstraßen und verfahren bringen mich immer weiter weg. ich fahre wieder zurück und werde an einer ampel von einem motorradfahrer so geschnitten, dass ich die vepse fast nicht hätte halten können. ich hupe und fluche ihm hinterher. er dreht sich um und zuckt entschuldigend mit den schultern.

himmel und landschaft. soweit das auge reicht

und dann sagt das navi, dass es nur noch wenige meter sind und schon stehe ich vor dem hostel. ich bin total durchnässt, muss mir aber von der rezeptionistin anhören, dass es keine stellplätze mehr gäbe. der hof, der wohl noch 2016 - das war der letzte eintrag im iOverlander - noch als sicherer parkplatz zur verfügung stand, ist nun anderweitig belegt.

und dann sehe ich das hotel Nobel suiite. ein hochhaus mit parkgarage. alles wirkt businessmäßig schick und teuer. ich bin für keine weiteren experimente mehr bereit, parke die vespe vor dem eingang und betrete die klimatisierte halle. wenn ich schon in so einem hotel übernachten sollte, sollten die rezeptionisten englisch können. ich habe keine kraft mehr für spanisch sprechen und braslianisch verstehen. aber der etwas schnöselig wirkende mitarbeiter, verneint mit einer selbstverständlichkeit, die uns europäern einfach fremd ist und bietet spanisch an. gestern habe ich gelernt, dass die zweite fremdsprache in den schulen spanisch ist und erst dann englisch angeboten wird.

der preis liegt umgerechnet bei knapp 40 euro mit frühstück und parkgarage für die vepse.

um 16:30 uhr bin ich in meinem zimmer, an dem es nichts auszusetzen gibt. sogar heisses wasser zum duschen. und das im amazonasgebiet!

zum abendessen gönne ich mir eine vegetarische pizza. es war schwer, ein restaurant zu finden. dieses viertel hat eher ein gewerbegebiet ähnliches ambiente.

ich freue mich auf überschaubare dörfer mit ihren plazas - ohne beschallung von der nächstliegenden bar...


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