Veröffentlicht: 01.03.2019
Eigentlich war eine dreitägige Wildlife Tour gebucht. Daraus wurden fast 10 Tage Aufenthalt im bolivianischen Amazonasgebiet in der Nähe von Trinidad. Doch von Anfang an.
3 Tage «Chuchini» als Touristen
Über den Anbieter Nick’s Adventures Bolivia haben wir eine dreitägige Tour inkl. zwei Übernachtungen bei «Chuchini» Amazon Wildlife Eco Reserve & Lodge gebucht. Wir wurden nach einer erneuten Nachtbusfahrt am Morgen in Trinidad am Busterminal von Chef Ibis selbst abgeholt und mit dem Auto aus der Stadt rausgefahren. Dort wurde – es ist ja Regenzeit – auf ein Boot umgestiegen. Nach knapp einer Stunde Bootsfahrt kamen wir in der «Chuchini» Lagune und somit bei der Lodge an. Und wir wurden auf Schweizerdeutsch begrüsst – mehrfach sogar. Etwas irritiert, denn mit dem haben wir als Letztes gerechnet, haben wir in unser Privatzimmer mit eigenem Bad/Dusche eingecheckt. Kurz später war klar: die Lodge wird von Ibis und seiner Schweizer Frau Miriam sowie den zwei Zwillingen Hugo und Yara (4.5-jährig) geführt. Und es hat zwei Schweizer Volunteers hier – Dario und Nina aus Luzern.
Nach dem ausgiebigen verspäteten Frühstück begaben wir uns auf den ersten Dschungel-Walk in der Nähe der Lodge. Über selbst geforstete Wege ging es durch das nahegelegene Areal und wir machten Bekanntschaft mit den ersten Pflanzen und Tieren der Umgebung. Zudem sahen wir einige interessante Spuren von Jaguaren, Pumas und Tapiren. Ibis erklärt uns alles und wir erfahren mehr und mehr über das Projekt und die Geschichte der Lodge. Ebenfalls ein kurzer Bootsausflug steht an Tag 1 auf dem Programm. Mit Gummistiefeln ausgerüstet begeben wir uns auch dort auf einen kürzeren Spaziergang durch das meist überflutete Gelände und durch das Dickicht zur «Kathedrale», einem grossen und hohlem Baum. Den Abschluss macht dann Miriam, als sie uns das hauseigenen Museum mit den hunderten Keramik-Fundstücken von uralten Zivilisationen sowie den unzähligen tierischen Knochen und Schädeln aus der Umgebung zeigt.
Nebst uns beiden waren aktuell weitere drei Gäste anwesend und wir genossen gemeinsam das erste Nachtessen. Über die gesamten drei Tage wurden wir – inkl. unserer Spezialanforderungen beim Essen – kulinarisch mit einheimischen und für uns teilweise neuen Speisen verwöhnt.
Den zweiten Tag verbrachten wir mehrheitlich auf dem Gelände der Lodge. Zuerst versuchten wir uns beim Fischen in den Teichen, dann ritten wir auf den Pferderücken ein wenig umher und erfrischten uns bei einem Sprung in die Lagune. Für die abenteuerlustigen unter uns hat es gar noch eine Zipline über die Lagune – und Ibis fährt mit dem Boot hin und her und zieht ein Brett als Wasserski hinterher. Nicht ganz einfach – aber nach einigen Versuchen hat es Mathias recht gut im Griff.
Für Tag drei stand der grosse Bootsausflug an. Die ganze Gruppe inkl. der Volunteers bestieg das grosse Boot, das sogar eine Bordtoilette hat, und fuhr damit als erstes in eine nahegelegene Lagune. Dort wurde auf zwei kleine Beiboote gewechselt und wir sollten Piranhas fischen. Leider hatten wir wenig Erfolg – die einzigen Fänge waren kleinere Fische, die wir wieder zurück ins Wasser liessen. Einzig die australische Touristin hatte Glück und einen schönen Wels gefangen – sie brachte es dann aber nicht über ihr Ex-Vegi-Herz und wir liessen auch den (ganz zum Unverständnis von Chef Ibis) wieder los.
Auf dem weiteren Ausflug ging es vor allem darum, ein paar der einheimischen Tiere zu sehen. Viele Vogelarten leben hier im Gebiet und die trifft man auch quasi überall an – einige grössere Exemplare konnten wir auch auf diesem Ausflug beobachten. Und Affen hört man eigentlich ganztags brüllen – und teilweise sieht man sie auch in den Bäumen am Wasser herumspringen. Wir konnten unterschiedliche Arten beobachten und auch ein Faultier entdeckten wir an diesem Tag. Die Flussdelfine waren etwas scheu, zeigten sich nach ein wenig Warten dann aber auch. Leider waren sie für ein schönes Foto aber zu schnell jeweils wieder im Wasser.
Eigentlich wäre zu diesem Zeitpunkt die Rückkehr nach Trinidad angestanden. Aber wir sind ja flexible Langzeitreisende und mögen spontane Entscheidungen – also haben wir uns bei Miriam erkundigt und weil sie immer Hilfe brauchen können und der Aufenthalt als Volunteer aus unserer Sicht sehr günstig ist hier, haben wir uns entschieden, noch eine Woche länger zu bleiben – und mal wieder zu arbeiten.
7 Tage «Chuchini» als Volunteers
Die Woche verging wie im Flug und wir durften den Alltag der tollen Familie hier miterleben – inklusive viel Lachen und ein paar Tränen der Kids zwischendurch. Und wir konnten helfen. Routinearbeiten erledigen und Spezialaufträge ausführen – die einen Dinge eher einfach und schnell erledigt – die anderen Arbeiten schweisstreibend und körperlich ganz schön fordernd. Ein paar Highlights möchten wir euch gerne genauer erläutern:
Tägliche Fütterung
Eine Arbeit die für uns meistens den Start in den Tag bedeutete. Noch vor dem eigenen Frühstück gab es nämlich Nahrung für die Tiere – will heissen für die beiden Tukane, zwei Enten und einen Hahn. Alles wird in der Chuchini Lodge verwertet und so sind die Enten und der Hahn quasi die Alles-Aufesser. Die Essenreste vom Vortag kriegen die – und dazu eine Ladung Körner extra. Die Tukane sind etwas verwöhnter und kriegen eine Fruchtplatte. Natürlich gibt es für alle auch frisches Wasser und schon sind die Vögel glücklich.
Kakao
Mehrmals in dieser Woche sind wir mit Mückenschutz (so gut es ging) ausgerüstet in den Dschungel aufgebrochen, um Kakao-Früchte zu sammeln. Die gelben Dinger leuchten teilweise wie Gold an den Bäumen, aber auch noch etwas grüne Früchte sind bereits reif und zum Pflücken geeignet. Mit langen Stangen mit Messern dran haben wir soweit möglich alles von den Bäumen geholt und Säcke geschleppt, bis wir effektiv schlapp waren (oder das Boot nicht mehr fanden, wo wir die Säcke hätten verstauen sollen…). Danach ging es ans Aufschneiden und Herausholen der Bohnen, was dann meist das Nachmittagsprogramm darstellte. Mit etwas Musik als Begleitung oder lustigen Gesprächen mit den anderen beiden Schweizer Volunteers Nina und Dario oder dem Arbeiter Manuel war das eine eher lockere und gesellige Arbeit – aber glitschig. Und als Krönung kann man ab und zu eine frische Bohne schnausen – schmecken nämlich echt gut, wenn man sie nicht zerbeisst und isst («nome sugge»).
Weiter im Prozess kamen wir wegen der anhaltenden Feuchtigkeit und dem regelmässigen Regen leider nicht. Die Fermentierung ist im Gange, danach müssen die Bohnen trocknen. Aber vom Lebenselixier (dem Saft, den die fermentierenden Bohnen noch abstossen quasi), haben wir natürlich noch gekostet – sehr fein!
Den Kakao, der hier auf dem Areal wächst, nutzt Chuchini selbst oder verkauft ihn – je nach Prozessschritt zu unterschiedlich guten Preisen – in der Stadt.
Forstarbeit
Eine der anstrengendsten Arbeiten war sicherlich der Gang mit den Macheten in den Dschungel, um die Wege aufzubessern. So all zwei Monate ist dies nötig, denn der Urwald wächst hier schnell wieder über die Wege und verhindert so das Durchkommen. Also von oben bis unten gegen Mücken schützen – heisst: Gummistiefel, lange, helle Kleider und am besten ein Netz über den Kopf – und los geht die Macheten-Tour. Die Mücken schwirren nur so um dich herum – aber noch fieser sind die roten Ameisen, die von den Ästen auf dich herunterfallen und dich attackieren. Wir waren jeweils froh, wenn wir den Weg wieder durchgangsfähig gemacht hatten und hinter uns lassen konnten.
Bühnenbau
Eine Art Spezialauftrag erledigten wir beide dann mit Chef Ibis zusammen. Für eine grössere Gesellschaft, die jedes Jahr zum Festen während der Karnevalzeit in die Lodge kommt, brauchte es eine kleine Bühne neben dem eigentlichen Essbereich. Also haben wir drei Löcher gegraben, was einige Blasen an Mathias’s Händen verursachte, und dann drei Pfeiler versenkt, auf denen dann das Gerüst und die Holzlatten befestigt wurden. Nebst den Blasen verursachte dies vor allem bei Mathias ein bisschen Rückenschmerzen. Die Holzlatten waren abartig schwer und mussten doch ca. zweihundert Meter über das Gelände getragen werden. Dank einem Tuch als Schoner auf der rechten Schulter war das aber machbar.
Und sonst noch so…
Zu helfen gab es immer und überall etwas Kleines. So gehörten auch der regelmässige Abwasch und einige Wischarbeiten zur Beschäftigung. Auch gekocht hat Seraina einmal, oder dann haben wir beide der lieben Dona Jenny beim Vorbereiten geholfen. Und die Kinder hielten einem auch immer auf Trab. Entweder zeichnen, Farben lehren oder dann einfach nur rumblödeln – es ging immer was. Und wenn dann alle Arbeit erledigt war und die Kinder müde in den Hängematten einen Mittagsschlaf machten, dann lechzten zwei Katzen und drei Kunde (vor allem einer) nach Streicheleinheiten.
Und dann – ja dann lag doch auch jeden Tag nach dem Mittagessen eine längere Siesta drin und wir haben uns selbst in die Hängematten gelegt und sind eingedöst.
Wir gingen jeden Abend müde aber zufrieden ins Bett – nach ein paar Stunden Generator-Strom wieder mit einem vollen Laptop- und Natel-Akku und ein wenig Licht und dem Ventilator, der das Einschlafen angenehmer gestaltete.
Während der ganzen Zeit haben wir natürlich für uns selbst Fotos und Videos gemacht – und Mathias hat sehr gerne auch für Chuchini noch einige Videos zusammengeschnitten. So können wir euch heute sogar mit drei neuen Videos zeigen, was wir so erlebt haben. Viel Spass und bis bald aus La Paz, unserer nächsten Destination.
Das einminütige Tourismus-Video für "Chuchini" gibt's hier:
Und hier noch der umfassende Wildlife Clip:
Unser Volunteering-Einsatz im Video:
Weitere Infos:
Danke an die ganze "Chuchini" Familie - und bis zum nächsten Mal!