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Cuyabeno - Der Amazonas fernab der Zivilisation

Veröffentlicht: 17.10.2018

11.10.2018

Wir verbringen einen entspannten Tag im großen Parque de Carolina, welcher einen kleinen, aber feinen botanischen Garten beherbergt. Dort werden in mehreren Gewächshäusern verschiedene Themenbereiche aufgegriffen.





Unter anderem findet man dort die größte Bonsaiausstellung Südamerikas. Hallen voller verschiedenster Orchideenarten und fleischfressender Pflanzen runden das kleine aber feine Sammelsorium bunter Sauerstoffproduzenten ab. Auf dem Weg zurück drängen wir uns in einen der übervollen Metrobusse. Atmen fällt einem hier nicht nur wegen der Enge schwer.



Am Abend stranden wir wieder im Community Hostel, kochen  etwas Feines und suchten gemeinsam mit den anderen Hostelbewohnern „Black Mirror“ bis unser Bus um halb 12 gen Osten, Richtung Amazonas, aufbricht. Leichtes Gepäck ist angesagt. Gepackt sind nur die wichtigsten Sachen wie Insektenspray und Regenbekleidung – Sonnencreme und FlipFlops vergessen wir natürlich – alles andere lassen wir im Hostel zurück.

Über die Nacht arbeiten wir uns immer tiefer in die nur spärlich besiedelten Bereiche Ecuadors im Flachland vor. In 6 Stunden lassen wir über 2.500 Höhenmeter hinter uns. Ohne mehrmaligen Druckausgleich kann das eine schmerzhafte Angelegenheit werden. Unsere erste Übernachtreise verläuft, entgegen Carstens Befürchtungen, reibungslos, sodass wir am Morgen in Lago Agrio ankommen.

12.10.2018

Schnell abgefrühstückt geht es ab hier mit unserem Guide Fabien mit dem Minivan weitere 2 Stunden in die abgelegenen Regionen des Landes, an die Grenze des Cuyabeno Nationalparks. 

Schon hier tauchen immer wieder lange Abschnitte dichter Vegetation auf, die nur durch einzelne Viehweiden und kleinere Siedlungen unterbrochen werden. Am Cuyabeno Fluss angekommen, erhalten wir direkt neben der lebensechten Pappmaché-Attrappe eines 6m langen Kaimans (der in dieser Gegend sogar noch größer werden kann) eine Einführung in die Ausmaße und die Tierwelt des Nationalparks. Überwältigend.


Von hier wechseln wir in das einzige Transportmittel der Gegend – ein Motorkanu. Im Endeffekt handelt es sich hierbei um eine überdimensionale Fieberglasnussschale gesteuert von einem Indigenen Kapitän. Knapp 2 Stunden fahren wir immer tiefer in den dichten Regenwald. Hinter jeder Flusskehre vermuten wir exotische Spezies auf dem Silbertablett. Schnell stellt sich allerdings auch heraus, dass die Tierwelt des Amazonas sehr gut an die Vielzahl potentieller Feinde angepasst ist – wer nicht genau hinsieht, übersieht die Wunder der Natur. Außerdem ist unser 250cm³ Außenboarder nicht gerade flüsterleise.


Urutau - Tagschläfer

Unsere Lodge befindet sich inmitten des satten Grüns. Ein paar Holzhütten auf Stelzen abseits der Zivilisation. Einfach, aber komfortabel - mit großen Moskitonetzen über den Betten und Hängematten zum Entspannen direkt am Fluss. Alle leben unter einem Dach, getrennt durch dünne Holzplatten.







Der erste Ausflug führt uns zur Laguna Grande, einem mehreren Quadratkilometern großen und momentan überfluteten Waldgebiet, welches im Sommer vollständig austrocknen kann. Generell ist der Cuyabeno hier bis zu 3m tief, fällt aber bis zu 30 cm am Tag, wenn der Regen ausbleibt. Dadurch werden einige Flussabschnitte unpassierbar. Auf dem Weg erspäht El Capitan das erste Highlight unserer Tour – ein sich gemütlich von Ast zu Ast hangelndes Faultier. Zudem werden wir an der Lagune von den für dieses Gebiet bekannten pinken Süßwasserdelfinen empfangen. 


Wir genießen die Abkühlung während eines Bades in der Lagune. Zugleich ist es irgendwie ein seltsames Gefühl, in einem Fluss mit Kaimanen und Anakondas zu plantschen, im dem die gelösten Sedimente kaum Sichtweiten über 50 cm zulassen.



Der imposante Sonnenuntergang über dem Amazonasbecken lässt solche Gedanken allerdings ganz schnell vergessen. Auf unserem Heimweg in der absoluten Finsternis gehen wir auf die Pirsch nach Kaimanen, die an jeder Böschung lauern können.


Bis auf einige schnell abtauchende, rote Augen lassen diese jedoch wenig von sich blicken. Die Navigationsfähigkeiten unseres Fahrers verschlagen uns fast die Sprache. Selbst im Tageslicht ist es unglaublich schwierig, die zahlreichen im dunklen Flusswasser liegenden, umgefallen Bäume und deren Überreste auszumachen. Die Einheimischen kennen hingegen jede Kurve und Kehre auswendig.


Das Essen hier ist wunderbar. Reichliche Portionen und leckerer Nachtisch lassen uns ohne Wünsche zurück. So viel wie hier aßen wir die letzten Wochen nicht. Den Abend lassen wir kugelrund und gemütlich in der Hängematte ausklingen.


13.10.2018

Wir stehen früh auf. Vor dem Frühstück steigen wir in ein kleines Holzkanu mit Paddelantrieb. In den kleineren Flussabschnitten entdecken wir viele unterschiedliche Vogelarten (siehe Untertitel). Ohne die störenden Motorengeräusche ist das Gezwitscher unglaublich laut. 

Gelbbürzelkassike  

Amazonas Reiher

Schwarzer Geier

Hoatzin


riesige Spinnennetze (Gemeinschaftsarbeit winziger Webspinnen)

An der Lodge können wir kleine Tamarine beobachten, die Früchte von den Bäumen klauen. Allgemein sieht man auch auf der Anlage viele Tiere. Meist mit 8 Beinen.

Schwarzrückentamarin  

Nach unserer Rückkehr frühstücken wir und machen uns fertig für unseren Besuch in der "Community",einer indigenen Siedlung. Es beginnt zu regnen. Unsere eigenen Regenklamotten würde diesem Starkregen niemals dauerhaft standhalten. Regenponchos helfen uns trocken zu bleiben. 


Der Weg ist nicht schwer, aber matschig. Als wir ankommen, strahlt die Sonne und die ersten einfachen Behausungen tauchen an der nächsten Lichtung auf.


Kinder spielen und arbeiten auf der Freifläche und lassen sich von uns nur wenig stören. Man merkt, dass Touristen hier nicht unbekannt sind.


Unsere jetzige Aufgabe: Manoik-Brot herstellen. Also ab ins Gebüsch. Mit der Machete hacken wir den Baum klein und reißen die Wurzeln aus dem Boden.


Anschließend alles schön schälen. An der Kochstelle schreddern wir dann die weißen Wurzeln mit der Reibe. Der Brei wird daraufhin mit einem aus Palmenfasern bestehenden Geflecht langsam eingedreht und "hochtechnisiert" ausgepresst.


Der trockene Brei wird über dem Feuer zu einem kleinen, flachen Teig ausgebreitet und gebrutzelt, gewendet und anschließend mit einem Salat zu kleinen Tapas zusammengestellt. Etwas Reis dazu und voilà, super Mittagessen. Nur 2 Stunden Arbeit.



Danach geht es zum Schamanen der "Gemeinschaft". Der wichtigste Mann des Dorfes zeigt uns den Umgang mit seinem Zaubermittel  "Ayahuasca". In Trance untersucht er seine "Patienten". In unserem Fall verdrischt er mehrere Urlauber mit einem distelähnlichen Kraut. Die danach auftretenden Schwellungen sollen gegen Gelenk- und Rückenschmerzen helfen. 


Der Vortrag ist Interessant, aber auch er sagt, er könnte nicht alles heilen und müsse so manchen ins Krankenhaus schicken. Ca. 4-5 Stunden entfernt. Wir bekommen alle noch einen kleinen Schluck einer in Alkohol eingelegten Wurzel. Gegen Müdigkeit und Bauchweh. Es schmeckt wie Obstler. Vom Ayahuasca dürfen wir auch mal kosten.

Zurück in der Lodge schaffen wir es nach dem Essen nur noch ein paar Seiten zu lesen.


14.10.2018

Der Tag beginnt regnerisch. Um 6 Uhr wollten wir uns den Sonnenaufgang anschauen, aber es macht keinen Sinn. Wir bleiben liegen. Heute steht der "Jungletrek" auf dem Programm. Eine Wanderung durch den undurchdringlichen Wald. 


Wir beginnen mit unserem treuen Holzkanu in der Grand Laguna und paddeln unseren Weg durch den schwimmenden Wald. Hier soll es wohl viele Anakondas geben. Wir sehen keine. Noch nicht.  


Das Boot wird an einer kleinen Einschnitt-Stelle im Wald festgemacht. Ab hier geht es zu Fuß durch den Regenwald. Fabien erklärt uns viele interessante Eigenschaften von Pflanzen und Tieren. Wir lecken Ameisen direkt vom Baum - als kleine nach Limonen schmeckende Erfrischung. Zerreibt man die armen zwischen den Händen und schmiert sich damit ein, wirkt das Acid wie Mückenspray. 


Abgebrochene getrocknete Farne nutzen die Indigenen als Zigarettenersatz. Wir schwingen uns lieber an langen Lianen durch den Wald. Einige Baumarten haben ihre eigene Taktik entwickelt, sich einen der raren Plätze an der Sonne zu ergattern. Sie produzieren stetig neue Stelzen und "laufen" so durch Gegend, um zugleich Nährstoffe aus den flachen Humusschichten aufzunehmen. 


Der Weg wird dichter. Wieder setzt starker Regen ein. Innerhalb von 10 Sekunden beginnt es zu schütten. Den Regenponcho bekommen wir nicht so schnell aus dem Rucksack. Leicht durchnäss geht es weiter. Es soll für manche noch nasser werden.

Vor uns ersteckt sich ein Sumpfgebiet. Wir haben es ja so gewollt. "Immer da wo eine Pflanze ist, könnt ihr hin treten. Wie tief es an anderen Stellen ist, weiß ich nicht" sagt Fabien. 


Wir staksen wie die Störche durch den Morast und Krallen uns an jedem Strauch oder Bäumchen fest. Der erste Fehltritt lässt eine unserer Mitwanderinnen 1m tief in den Schlamm sinken. Aufpassen also. Wir schaffen es zum Glück ohne größere Vorkommnisse und ohne unsere Gummistiefel zu verlieren. Eine coole Erfahrung.


Im Paddeltempo zurück.zur Lagune, schwimmen wir, um uns zu säubern. Manch einer springt mit den Sachen hinein.

Am Abend fehlt uns noch die Nachtwanderung. Nahe der Lodge gibt es einen kleinen Weg, der uns in den Wald führt. Wir sehen Tausendfüßler, unzählige kleine und größere Spinnen. 

Skorpionspinne

Mit der Taschenlampe leuchten wir paranoid jeden Baum an und suchen nach möglichen Killerspinnen oder gifitgen Schlangen. Alles bleibt ruhig. Bis auf einen unserer Mitstreiter, der sich aufgrund eines Fehltritts mitten im Regenwald in einen kleinen Fluss zum Schwimmen verabschiedet.


Die Erlebnisse im Amazonas sind unmöglich so genau zu beschreiben wie wir sie erleben. Es ist unglaublich schön und jeder Moment ist einzigartig. Die Eindrücke, die wir hier mit nach "Hause" nehmen, werden uns hoffentlich noch lange begleiten.


15.10.2018

Schnell zusammengefasst.

Totenkopfaffe


Auf der Rückreise mit unserem "Speedboot" sehen wir glücklicherweise noch ein Paar Äffchen und kurz darauf sogar eine 

Anakonda.

Den Rest des Tages verbringen wir mit der Rückreise nach Quito.


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