Veröffentlicht: 12.06.2018
Eins Vorweg. Die Bilder aus dem letzten Beitrag zu Machu Picchu und Cusco sind jetzt auch online!
Nachdem sich Stefan verabschiedet und ich meine Museumstour in Cusco vervollständigt hatte, hat mich die Sehnsucht nach einem wärmeren Ort gepackt. Mein Ziel: Der Ursprung des Amazonas bzw. die Regenwälder rund um Puerto Maldonado. Also ab geht’s mit dem Bus. Im wahrsten Sinne. Nämlich über Nacht in 10h rund 3200m nach unten auf rund 200m Hoehe. Die vorherige Tageshöchsttemperatur wird nun zur Minimumtemperatur bei Nacht – also ca. 15 Grad. Tagsüber bis zu 30 Grad – Angenehm! Puerto liegt an den beiden Flüssen Madre de Dios und Tambopata. Die Stadt an sich ist nicht gerade ein Highlight. Mit 50 Tausend Einwohnern überschaubar, aber doch etwas chaotisch. Die guten, alten, lauten Mototaxis sind zurück! Überall hupt und brummt es.
Ich gönne mir erstmal 2 Tage zur Akklimatisierung und verfolge die ersten WM Partien. Mit Charlie (Greenhouse Tambopata) habe ich dann auch einen hervorragenden Tour-Anbieter gefunden. Es geht also für 4 Tage in den Dschungel. Stilecht mit dem Boot 1h entlang des Madre de Dios (Mutter der Götter – drunter ging es wohl nicht) zur Ecolodge. Traumhaft, raus aus der Zivilisation, kein Internet, fast keine Elektrizität, einfach nur der Natur lauschen. In den nächsten Tagen standen dann allerlei Aktivitäten an. Und endlich mal entspannt das Ganze!. Frühstück gegen 8, Start der Tour gegen 10 und gegen 5 zurück in der Lodge. Also genug Zeit zum Entspannen.
Zum Programm gehören: Besuch der Affeninsel, Tag- und Nachtwanderung im Dschungel zur Tier- und Pflanzenschau, nächtliche Bootstour, Kajak fahren, Ziplinig, Naturreservat Lago Sandoval. Es gab also gut was zu sehen – und auch zu essen. Immer bestens versorgt von unserem Koch, der mit wenigen Mitteln viel zubereitete. Im Dschungel konnten wir auch die Niederlagen Perus und Deutschlands nicht verfolgen.
Und in den Nächten gab es eine wunderbare Geräuschkulisse von allen möglichen Tieren zu hören. Dazu das leichte Rauschen des Flusses und der Baeume. Am nächsten Morgen wurde man dann von verschiedenen lustigen Vogellauten geweckt.
Das ist mal ein Foto!
Nach diesen erlebnisreichen Tagen ging es dann zurück nach Puerto Maldonado. Darauf hatte ich aber eigentlich keine Lust, und habe mir gleich das nächste Exil gesucht. Ein paar Tage hatte ich ja noch bis es zurück nach Cusco ging. Diesmal also an den anderen Fluss, den Tambopata, nur 10 min mit dem Taxi außerhalb der Stadt. Ähnlich idyllisch gelegen, aber mit eigenem botanischen Garten und kleinem Waldstück zum Erkunden. Vorher in der Stadt noch etwas eingekauft, dass ich nicht in die Verlegenheit komme, früher zurück zu müssen. Einfach die Zeit genießen und die Gegend etwas erkunden. Es gab ein paar km weiter sogar einen Strand am Fluss. Und ich bin dann tatsächlich doch Mal in die braune Brühe getaucht. Gar nicht mal so schlecht. Das sind auch alles nur Mineralien und kein Dreck – wurde mir versichert! Da wir uns in der Trockenzeit befinden waren die beiden Flüsse vergleichsweise niedrig. Im der Regenzeit sind sie bis zu 7 Mal so mächtig. Dann ist die Rinne also voll. Im der weiteren Trockenzeit werden die Flüsse nochmal auf die Hälfte schrumpfen. Das ist dann das Paradies für die Fischer, da es dann pro Kubikmeter Wasser einfach viel mehr Fisch gibt und die fast freiwillig ins Boot springen.
Leider sind die Fische und damit mittlerweile auch die örtliche Bevölkerung durchaus erheblich mit Quecksilber belastet. Die illegalen Goldgräber schuerfen im Fluss nach Gold undzum Waschen/Trennen benutzen sie Quecksilber. Die Waschanlagen stehen direkt am/im Fluss, sind für Jedermann sichtbar und natürlich in der gesamten Region komplett illegal. Das weiß auch jeder, aber die Polizei ist so schlecht aufgestellt, dass sie nichts dagegen machen. Die vielen Fischer können gegen die bewaffneten Goldgräber auch nichts ausrichten. Von Zeit zu Zeit bezahlen die Reiseagenturen – so wie meine auch – der Polizei eine Bootsfahrt, dass sie dort mal hinfahren. Aber das reicht bei Weitem nicht aus. Wir haben nur ein paar Anlagen gesehen. Weiter flussabwärts gibt es hunderte Anlagen mehr. Traurig, aber wahr – wie immer.
Letzter Punkt in Puerto Maldonado war dann noch das Spiel Peru-Frankreich morgens um 9 zu schauen, das dann auch das Aus fuer Peru bedeutete. Schade, Schade, Schade. Sonst waer da bestimmt noch ordentlich die Post abgegangen.
Pünktlich zurück in Cusco für Inti Raymi. Eines der bedeutendsten Feste in Peru – speziell in dieser Region. Lange vorbereitet durch die zahlreichen Umzüge. Es war einfach immer viel los in der Stadt. Insgesamt alles sehr traditionell, folkloristisch und mit Bezug zu den Inka. Zur finalen Prozession pilgerten Tausende hoch zur Ruine Sacsayhuaman um das Schauspiel zu beobachten - Einheimische wie Touristen. Die Einheimischen waren allerdings voll ausgestattet und haben sogar ihre Festessen – Meerschwein – mit auf den Berg gebracht. Die eigentliche Vorstellung erzählte dann die Geschichte der Inka. War allerdings sehr schwer zu verstehen und ich hatte auch nicht die beste Sicht. Ich hab größtenteils in der Sonne gelegen. Dafür gibt’s aber noch ein paar Fotos.
Danach bin ich dann noch ein paar Tage in Cusco geblieben. Hatte ja bereits fast alles gesehen. Also habe ich im Wesentlichen WM geschaut. Frühstück das erste Spielum 9 Uhr, dann in die Stadt irgendwas erledigen - Handycrash beheben, etc. - dann 13 Uhr Mittagessen und das zweite Spiel schauen. Dann Nachmittagsschlaf und evtl abends noch mal raus in die Kälte. Das war es dann erstmal in Peru. Später werde ich ja noch in den Norden zurückkehren.
Es ist sicherlich nicht das herzlichste Land Südamerikas. Die Highlights sind meines Erachtens vor allem in der Natur zu suchen. Diese ist abwechslungsreich und spektakulär. Aber man ist eben doch überall Tourist und CashCow. Das merkt man hier sehr deutlich. Jeder Ort hat natürlich auch ein Überangebot. Auf jeden Tourist kommen ein Café, ein Restaurant und eine Reiseagentur. Dementsprechend aggressiv werben auch alle um ihre Kunden. Also alles eher etwas unfreundlich. Die Menschen eher zurückhaltend. Mag auch an der Kälte und der Höhe liegen. Da wird einem einfach nicht so recht warm ums Herz. Es ist ja nicht bitterkalt, also es friert nicht. Aber man kann sich halt nirgends aufwärmen. Heizungen gibt’s nicht. Also geht man entweder in Bars, Restaurants oder ins Bett. Das macht die Kälte so unangenehm. Sie ist einfach überall sobald die Sonne weg ist.
Auf der anderen Seite natürlich auch wegen der Armut. Die ist auch allgegenwärtig. An jeder Ecke schiebt jemand sein Minibusiness durch die Straßen um irgendwie über die Runden zu kommen. Kiosk, Kunsthandwerk, Kleidung, Hüte, Sonnenbrillen, Schuhe putzen, Selfiesticks, Essen, Tattoos, Massagen, uvm. was irgendwie zu verkaufen aber in der Regel auch ueberhaupt nicht zu gebrauchen ist. Entsprechend günstig kommt man dann hier auch über die Runden. Unterkunft und vollwertige Mahlzeiten alles für 5 bis 8€. Und auch die langen Übernachtfahrten kosten meist nur 10 bis 20€.
Man trifft schon interessante Leute. Powertouristen wie die Thailänder, die eine Woche für die Uni in den USA waren und dann für 5 Tage nach Peru fliegen um 4 Tage zum Machu Picchu zu wandern. Oder eine Südkoreanerin, die jeweils 2 Tage zur An- und Abreise über London und Brasilien benötigt und dann noch effektiv 10 Tage Urlaub hat um über Lima, Uyuni, Titicacasee und Cusco alles zu erledigen wofür andere Menschen 4 Wochen brauchen. Und überhaupt die Franzosen – einfach alles voller Franzosen. Keine Ahnung warum die genau hier so präsent sind. Oder immer nur in meiner Umgebung. Ein Spanier – Fotograf – der mittlerweile seit 8 Jahren hauptsächlich mit dem Fahrrad um die Welt reist und tolle Fotos macht. Überhaupt die Radfahrer. Einige, die von Feuerland quer über die Anden durch Südamerika fahren. Einer sogar bis nach Alaska! Da bekommt man schon manchmal den Eindruck, dass die Touren die meine ehemaligen Kollegen immer so unternehmen, doch alles eher Kaffeefahrten sind. Besonders nachdem ich mich selber mal auf eine kleine Tour am Titicacasee gewagt habe. Siehe meinen naechsten Beitrag.