2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 05.07.: Machu Picchu - 2.400 m

Veröffentlicht: 18.07.2017

05.07.:
manuela, max und oliver, die familie aus der schweiz, hat auch die tour gebucht, so dass wir uns am morgen das taxi in die stadt teilen können.
auf der plaza de arma werden wir von einem guide aufgesammelt und zu einem wartenden sprinter gebracht. der start ist pünktlich, die erste pause auf einem grünen rastplatz, und dann geht es zur sache. zwischendurch ein fastmissgeschick, das ich keinem meiner mitmenschen wünschen möge.
in peru kann es sein, dass toilettenpapier extra gekauft werden muss oder, dass es zur verfügung steht. es kann aber auch sein, dass man es gar nicht kaufen kann und es nicht zur verfügung steht...
das steht aber nirgendwo und auch, wenn es irgendwo stünde - das interesse ist beim betreten dieser örtlichkeit berechtigterweise auf ganz andere dinge gerichtet...
ich habe glück, denn oliver befreit mich aus der misslichen situation. und wer weiss wie lang der sprinter noch gewartet hätte?
die zwischenstation, die wir erreichen wollen heisst hidroelectrica. hier gibt es ein stauwerk, das große teile der region cusco mit strom versorgt. bis hierhin fährt der sprinter. dann geht es zu fuß weiter nach aquas calientes oder mit der peruvianischen eisenbahn.
die fahrt oberhalb des urabambatals bis hierher ist nichts für schwache nerven. schon lange hat der sprinter die asphaltierte straße verlassen und kämpft sich nun über die schotterpiste zu seinem zielort. die piste hat für ein fahrzeug platz, rechts gibt es felsen und links - postitiv betrachtet - einen tollen blick in das urambatal - eher aber eine schlucht, die eine herausforderung für fahrer und passagiere darstellt.
unschuldig erscheinende kleine bächlein, die sich quer über die piste ihren weg suchen, von denen ich aber nicht weiss, wieviel prozent davon schon für eine unterspülung dieses abschnitts gesorgt hat...
wie beim fliegen oder beim mitfahren auf dem beifahrer sitz: nicht zu viel denken, sich überlassen und genießen. und nicht zuletzt bewundern, denn irgendwann wurde mal diese schotterpiste in den hang gerammt und bestimmt auch für die erforderliche entwässerung gesorgt.
womit und mit wie vielen arbeitskräften und in welcher zeit?
dass dieser sprinter - womöglich mit demselben busfahrer- nach nur einer stunde pause -  diese strecke wieder zurückfährt??
gegen 13:30 uhr sind wir da, der fahrer spricht uns als amigos an, gibt noch ein paar hinweise und verschwindet. um mich herum ein kommen und gehen, englisch überwiegt, keine hinweisschilder, eine ameisenstraße, die die richtung weisst, ist nicht mehr auszumachen, weil jetzt überall die fressnäpfe stehen, also ist es sinnvoll, sich von der unstrukturierten menschenschwärmerei zu entfernen - irgendwann wird sich schon die menschenstraße abzeichnen.
manuela, max und oliver sind schon vorgegangen. ich glaube nicht, dass sie die eisenbahn nehmen werden. aber mit max? ist der so fit, dass er nach der anstrengenden fahrt mal eben noch einen dreistunden dauernden fußmarsch in kauf nimmt? ich lasse die familie ziehen und mache mich eine halbe stunde später auf den weg. das menschengewusel hat sich in die nach cusco fahrenden sprinter verteilt oder auf den weg nach aguas calientes gemacht. der peruaner, der hier einen verkaufsstand hat, der wird nicht arm sterben. denn die kundschaft ist ihm sicher. eine echte goldgrube.
ich mache mich auf den weg - eigentlich viel zu warm angezogen. das mag an der tageszeit liegen, aber auch den höhenmetern, die wir auf dem weg von cusco hierher verloren haben. jetzt sind wir 2.100 m hoch, und das macht sich bemerkbar. bevor es nach aguas calientes abzweigt muss ich mich noch registrieren lassen. eine fahrt mit dem zug kostet 30 dollares!!! ich wäre vielleicht doch gefahren, aber für 30 dollares lasse ich mich nicht abzocken... außerdem tut bewegung nach dem langen sitzen gut, es gibt keine eigene strecke, sondern sie folgt den im schatten liegenden bahngleisen. das laufen macht spaß - auch noch nach zwei stunden. spaß, weil es wieder sauerstoff gibt, weil die düse, die den sprit durchllässt die richtige größe hat und stockungen so vermieden werden. ich wundere mich über meine kondition. mein bruder bernhard erreicht mich über whatsapp im fernen no-where-land von seinem campingplatz aus dem vorarlberger land, eine verständigung wie von wand zu wand. rechts der vor sich hin mäandernder bergfluß  urabambu in einem riesigen kiesbett, das ganz andere wassermengen bewältigen kann, links von mir das gleisbett, vor mir und hinter mir menschen, die einen laut die anderen erschöpft leise. ich treffe auf meine schweizer - der max top fit mit hochroten wangen.. er scheint aktionen wie diese gewohnt zu sein. alle achtung!!! ich bleibe nicht stehen - wir sehen uns nachher im hostel - und gehe weiter. und dann wie in einem schlechten horrorfilm das lange und klagende tuten der diesellock. ich drehe mich um, blicke in das dreieck aufgeblendeter scheinwerfer, und mich durchzuckt so etwas wie angst oder wehrlosigkeit vor diesem trumm von schwerer tonnen-technik.

das heimtückische: sie nähert sich langsam, aber stetig, scheinbar nicht in der lage zu bremsen.

ich bleibe stehen, weit genug weg vom gleis - aber was ist weit genug - denn die lock ist recht ausladend - das hupen wird dringlicher -  ich ziehe mein smartie und fotografiere. den lockführer kann ich nicht erkennen und weiss nicht, ob er mir den vogel zeigt - angesichts meines leichtsinns, angesichts der gefahr, in der ich mich gerade befinde???

schon bald erkenne ich, dass wir uns der zivilisation nähern. menschen aus der gegenrichtung werden dichter, der weg führt vom gleiskörper weg, waldlokale locken mit fruchtsäften und ich merke, dass die kraft schwindet. wenn ich jetzt pause mache, dann ist es dunkel, wenn ich mich auf die suche nach dem hostel begebe. also zähne zusammen-beissen und einfach weiterlaufen, wie die kolben im zylinder: hoch und runter, hoch und runter.

Bahnhof aguas caliente - könnte auch bahnhof oberstdorf sein

ja und dann habe ich aguas calientes im blick. ja - ich weiss: wer machu picchu sehen will, der muss opfer bringen. dieses opfer heisst oberstdorf und hat mit peru nichts, aber auch gar nichts mehr für mich zu tun. mann oh mann!!!! wer verbricht so etwas? ich verdiene auch gerne geld, aber wo ist die instanz, die einen bremsklotz  zwischen vernunft und ausbeutung treibt? jetzt will ich nur noch in die schützenden vier wände eines hostels, tür zu, aufs bett und auftanken, sich fit machen für neuerliche überraschungen des restlichen tages.

der urubambu teilt das städtchen aguas calientes vertikal. Kleine verwunschene bogenbrücken verbinden den einen mit dem anderen teil. ich gehörte zum linken teil. suchen, fragen, auf die dörfer geschickt werden, völlige überlastung des googlemapssystems, irgendwann zeigt mir ein poilizist den weg. ich betrete das  mit weisser neonbeleuchtung ausgestattete foyer des hostels, ein verschlafen wirkender rezeptionist hat mühe den zettel zu finden, auf dem mein name zu finden sein müsste - ohne erfolg. ich gehe hier nicht weg!!!! diese angentur in cusco hat das hier gebucht, zwar kaum leserlich, dass das hier dennys house sein soll, egal, er soll sich kümmern. wenig später kommen die schweizer. freund max bestens drauf, vater und mutter mit einem bier belohnt, maxs wunsch kann nicht sofort erfüllt werden. oliver ist es  irgendwie wichtig, zeitliche vergleiche anzustellen - wie lang hat er gebraucht, wie lange ich? ich lasse die antwort verdunsten... der hostelmann kommt wieder, führt uns um die ecke zu unserem hostel, unterwegs treffen wir noch auf den pizzerianer, der oliver für den abend schon ein superangebot gemacht hat. das nehmen wir an.
die dusche ist echt heiss!!! alle öklogischen grundsätze vergessend und sonstige erzieherische prinzipien - andere wollen auch noch -  dusche ich bis zum geht nicht mehr. von den schweizern weiss ich, dass sie morgen früh duschen wollen. bis dahin gibt es wieder heisses wasser.
ich esse quinoarisotto und vorher eine heisse suppe. zwischendurch lassen wir uns mit avocado nacos verwöhnen, das bier schmeckt sowieso und max ist fit! ein echtes phänomen.

06.07.

halb fünf treffen an der bushaltestelle, viertel vor vier frühstück. das wäre es doch, auf die aussichtsplattform des machu picchu im morgengrauen hochlaufen! so wie in alten zeiten auf den pendling und bei sonnenaufgang stolz wie oskar auf die umliegenden berge "runterblicken" und seinen ersten jagatee trinken?? aber das ist hier eine andere nummer: stufen führen bis zur plattform nach oben. vierzig bis 60 minuten in kolonne und dabei unterschiedlich hohe stufen bewältigen? für wen und für was? kräfte dosieren ist für mich das motto des tages. aber oliver muss sich austoben, wir frühstücken dafür gemütlich zu ende und begeben uns dann freiwillig und gewollt in die  hammelherde.

zwei stunden bestimmt...

die peruaner können auch anders. die kassensituation in cusco am vergangenen samstagabend noch voraugen, stelle ich mir vor, wenn wir dieses szenario auf aguas calientes übertragen. doch hier klappt alles wie am schnürchen. die onlinetickets, die wir vorzeigen haben den QR-code (Quick response) und werden sofort eingescannt. uns fehlt noch die busfahrkarte zur plattform, auch das geht schnell und auch hier gibt es für den kontrolleur am bus den QR-code. die busse gasen die kurvenreie schotterstraße nach oben und tatsächlich:

kurz vor sonnenaufgang treffen wir den stolzen oliver und minuten später schält sich die sonne hinter dem zackengebilde hervor.

wolkenloser himmel, der letzte stern verblast, mützen werden abgenommen, die temperaturen werden wieder erträglicher. wir haben hier eine höhe von 2.400 m.

der große und der kleine machu pichhu. wer gebucht hat, kann den großen über in die felswand gehauene treppenstufen ersteigen

das erste, worauf uns unser guide hinweist:
schaut euch das profil des berges im hochformat an...
wer erkennt da nicht das inka-profil?

warum wurde sie gebaut? warum wurde sie von den spaniern nicht entdeckt? war es eine festungsanlage oder eine einfache stadt? warum haben die inka überhaupt die stadt verlassen? fragen, für die die wissenschaft bisher noch keine antworten vorlegen kann. dank des archäologen hiram bingham wurde die versunkene und terrassenförmig in den berg gebaute stadt erst im juli 1911 entdeckt. sie waren baumeister ihres faches, nämlich in dieser unwirtlichen gegend terrassen für die landwirtschaftliche urbarmachung anzulegen und städte und tempel zu bauen. dort, wo es weder waage noch winkel gab, dort wo erst einmal bauliche grundlagen geschaffen werden mussten, um aus dem plan wirklichkeit werden zu lassen. wie viele jahre allein die urbarmachung in anspruch genommen hat? die schaffung und bereitstellung der baumaterialien! wenn schon ein stein ein monat herstellungszeit hatte, wie viele inka waren alleine nur damit beschäftigt? dann die frage des transportes? zerschlagen? aber gekonnt, sonst ist der stein zerbröselt. also, so unser guide, wie bei jedem naturmaterial, es sich genau anschauen und die sollbruchstellen entdecken und dann zuschlagen - wie beim spalten von holz.
unser guide zeigt uns zur beantwortung der frage, wie die steine so passgenau bearbeitet hätten werden können ein stück schwarzes und sehr hartes vulkangestein, mit dem die steine in form gebracht wurden.

wie viele stunden geschliffen werden musste, bis sie endlich die passform gefunden hatten? wo haben die menschen während der bauphase gelebt? nasse und schwülwarme bis kalte winter, brennende sonne ausgehalten - so wie ich sie jetzt im juli, im tiefen winter, erlebt habe?  ich erwarte mir viele antworten aus dem machu picchu museum aus cusco. dann wird sich auch immer wieder die frage stellen und vielleicht beantworten, warum der moderne mensch nicht mehr von denen, die nur ein halbes jahrtausend vor uns gelebt haben, gelernt und übernommen hat? warum sind unsere wände immer noch lotgerecht in den himmel gezogen?

erdbebensicher - wie an der mauer links im bild zu kennen. nicht im lot.
machu picchu wurde im jahr 1983 zum weltkulturerbe der UNESCO erhoben.
im jahr 2007 sogar zu einem der neuen sieben weltwunder der erde. dieses geschah im rahmen einer privaten kampagne, die von etwa 70 mio menschen entschieden wurde.

die technischen leistungen im straßen-, städte- oder brückenbau wurde überwiegend mit menschlicher muskelkraft erbracht.
das rad und damit der wagen, zugtiere wie ochse und pferd, oder flaschenzug, töpferscheibe, blasebalg, zange und schrift standen nicht zur verfügung.
den rundbogen gab es nicht (wikipedia).

bevorzugte lage: unverbaubarer blick. was befand sich in dem vergleichsweise großen saal?

warum wird nicht wenigstens in den erdbebengefährdeten gebieten von den inkabaumeistern abgeguckt und die wände trapezförmig nach oben gezogen? nur der fällt nicht um, der sich sicheren stand verschafft. beine auseinander, dann fällt er nicht. stehen die beine zusammen, so reicht nur ein kick und die person gerät ins wanken. so hat es uns der guide schön bildhaft als antwort auf die frage erklärt, mit welcher technik die inka ihre häuser erdbebensicher konstruiert hätten.
würde man sich heute die mühe machen, die häuser dort, deren giebel fast alle noch stehen, mit strohdächern zu versehen, dann ließe sich erst erahnen, in welch gutem zustand sich die stadt wirklich befindet.

216 gebäude, die durch 100 treppen miteinander verbunden sind.

vieles haben die inka in den zeiten ihrer herrschaft von den eroberten völkern übernommen und es als ihre erfindung herausgegeben. die inka gelten als bäuerliches volk, das den sonnen- und den schöpfergott verehrte und seinem inkakönig als auch der aristokratie mit tiefen respekt gegenübertrat. viele aus heutiger sicht ungerechtigkeiten wurden vom volk akzeptiert. monogamie für das volk, polygamie für den herrscher, nur eindrittel der arbeitskraft für sich und das sozialwesen, zweidrittel für staat und vaterland... geld gab es nicht. es wurde genauestens buch geführt.

die bebauung der andenhänge mit terrassen wurde zur überlebensnotwendigkeit. fachleute wussten mithilfe von wetterbeobachtung, wann mit stürmen und unwettern zu rechnen ist, sie wussten genau wie tief die gräben zu ziehen waren und setzen dabei wind- und verdunstungsverhältnisse in relation. der stand und die intensität der sonneneinstrahlung war eine wichtige messgröße. wenn überschüsse bei den abgaben aus den ernten erzielt wurden, wurde diese ernteerträge in speichern untergebracht, die zuvor mit einer ausgeklügelten umlufttechnologie ausgestattet wurden. der guide gab uns zwei kieselsteingroße und ähnlich ausschauende gebilde in die hand. wir sollten raten, was das sei. linsen? erbsen? kartoffeln, korrigierte er. in dieser form wurden sie in den silos gelagert. vorher wurde ihnen das letzte wasser entzogen und zum zeitpunkt des verbrauchs wieder mit der entsprechenden wassermenge angereichert. 240 sorten kartoffeln wurden auf diese weise konserviert und standen hungergebieten zur verfügung.

gut 150  (1450 bis 1600) jahre war die stadt bewohnt und belebt. die wasserversorgung- und entsorgung musste funktionieren.

wirklich ein wunder...

gerne wird  in der mythologie der vergleich zu den römern gezogen. romulus und remus auf der einen seite und die beiden inkageschwister sohn der sonne, Manco Cápac, und seine schwester Mama Ocllo vom sonnengott inti gesandt -  auf der anderen. Sie wurden in die welt geschickt, um sie zu verbessern. Sie erhielten einen goldenen stab, mit dem sie eine stelle suchen sollten, wo sie ihn mit einem schlag in die erde treiben konnten. das war nach langeren wanderungen dann cusco.

Matchu picchu (alter berg) wurde im halbkreis angelegt und soll die form eines kondors haben, heisst es. da, wo sich der kopf befindet, muss der tempel gestanden haben.


es ist mittlerweile schon vormittag, die sonne brennt, und ich halte es für das vernünftigste, auf das sonnentor zu verzichten und mich langsam zu fuß wieder nach aguas calientes zu begeben. erst beobachte ich das treiben um mich herum und sehe, wie die guides nach getaner arbeit mit einem peruanischen deftigen frühstück versorgt werden. dann - ist doch eine touristische pflichtübung - besorge ich mir den machu picchu-stempel für meinen pass und widme mich dann langsam dem abstieg. meine entscheidung, morgens mit dem bus hochzufahren, war goldrichtig. die stufen sind ungleichmäßig hoch und breit, in der dunkelheit mit einer schlange menschen im rücken, die alle schneller sein wollen, wäre das kein vergnügen gewesen. so gehört der abstieg mir fast allein.
gegen mittag bin ich in aguas calientes, laufe durch die stadt, esse noch eine kleinigkeit und merke plötzlich, dass ich seit halb vier morgens auf den beinen bin und eine ausgiebige pause wohlverdient ist. ich komme in das hostel, gehe hinauf zu meinem zimmer, stelle fest, dass die tür sperrangelweit geöffnet ist, die betten gemacht und meine persönlichen sachen nicht mehr an ihrem platz sind. ich mache rabbatz, aber richtig. das geht nun doch etwas zu weit, bei allem verständnis für südamerikanische mentalität! man versucht ausreden und zu finden, ich wiederhole einfach, dass es nicht ginge, zimmer, die für zwei nächte gebucht sind auszuräumen und die sachen des gastes in einem schwarzen müllbeutel an irgendeinem platz dieses hauses zu entsorgen. ich bin echt auf 200!
aus der siesta wird mehr, stelle ich am nächsten morgen fest...

07.07.:

natürlich bin ich ausgeschlafen und bestelle mir ein frühstück mit drei huevos fritos. das ist hier eigentlich nicht im angebot, aber ich habe hunger und eier wird die küche ja wohl haben. mir begegnet der mitarbeiter der gestern auch betroffener meiner schimpferei war, ich habe vergessen, und er wünscht mir einen guten morgen. ich frage ihn gleich nach den spiegeleiern, das No hay bleibt ihm im halse stecken, weiss er doch, dass ich noch etwas gut bei ihm habe.

aguas calientes aus dem hostelfenster - 
tristesse der hinterhöfe

max ist auch schon zur stelle. seine eltern schlafen noch, er nimmt ein vorfrühstück ein mit zentimenter dick margarine und marmelade. zwar erhebe ich einwände, genieße aber umsomehr die situation, dass ich nicht der vater bin und morgendliche machtkämpfe zu gewinnen habe. wenig später verabschieden wir uns voneinander - wir werden uns nachher auf der strecke zurück nach hidroelectrica sehen - und checke aus. natürlich bezahle ich die spiegeleier...
es ist noch keine 10:00 uhr, die stadt ist in eigenartigem aufruhr, ich sehe viele sonntäglich gekleidete menschen rastlos durch den ort hetzen - ist heute sonntag? aber warum keine kirchenglocken? ich lasse mich zur plaza de arma treiben und erkenne den grund für das geschäftige treiben.

es findet ein jubiläum statt: am 07.07.07 wurde machu picchu zu einem der sieben neuen weltwunder der neuzeit gekürt!

eine bühne mit zwei stuhlreihen für die honoratioren ist aufgestellt, die landesflagge zum hissen bereit, die polizeikapelle setzt zum dritten probendurchgang an. es erinnert mich sehr an die feierlichkeiten in ayaviri.

die honoratioren der stadt beim hissen der flagge -  jede der personen durfte die flagge ein stück höherziehen

eine muschel dient als blasinstrument

vom inkaherrscher Pachacútec Yupanqui in 2350 m höhe errichtet


den weg nach hidroelectrica nehme ich direkt vom bahnhof aus - schon auf laute schreie im hintergrund, dass das verboten sei gefasst. aber mich nimmt keiner wahr - ich fotografiere noch und verschwinde nach der nächsten kurve.
das muss schon eine goldgrube sein, dieses neue weltwunder! 2000 personen werden dort jeden tag hingebracht, ein glück für aguas calientes, ein gück für die bahn und die sprinterfahrer. die bahn gehört in teilen einer gesellschaft auf den bahamas, die für den süden perus zuständig ist und unter anderem einen luxuszug von cusco nach aquas calientes betreibt. es ist immer wieder traurig, wenn durch korruption runter gewirtschaftete länder ein teil ihres tafelsilbers verkaufen müssen, weil sie selbst nicht die mittel haben, dieses in ordnung zu halten. dann kommen die reichen länder und profitieren von saftigen renditen.

Peruanische eisenbahn auch in ausländischer hand

schnell habe ich meine "reisegeschwindigkeit" wieder und muss nicht in der schlange laufen. bald sehe ich von weitem max mit seiner familie, die später aufgestanden sind, aber schon einige kilometer geschafft haben. verwunderte blicke, aber als ich dann von der jubiläumsfeier erzähle werden die etwas mitleidigen blicke von interesse abgelöst. ich erzähle kurz, möchte aber nicht müde werden und vertage mich auf später.

zwei stunden später bin ich dann wieder in hidroelectrica, setze mich in einen korbsessel und beobachte die ankommenden wanderer.

unser sprinter kommt etwas verspätet, der fahrer wirkt abgehetzt und viel pause hat er zwischen den beiden fahrten nicht. hier sollte nicht das gewerbeaufsichtamt oder die gewerkschaft der busfahrer stehen, denn wenig später steht er strahlend vor uns, kokablätter kauend, ziemlich aufgekratzt und winkt uns in den bus. etwas abseits sehe ich einen sprinterfahrer das vorderrad an seinem sprinter abnehmen und die bremse in ordnung bringen... auch hier von pause keine spur - gleich muss er auch die nächste fuhre laden und in einer 7 stündigen fahrt zurück nach cusco bringen. hoffentlich hat er in der eile keinen splint vergessen...

die strecke auf der schotterpiste zurück ist wieder sehr beeindruckend. unserer fahrer kennt sie in- und auswendig, außerdem will er nach hause. wir lassen uns durchschütteln, spüren jede kurve und jede umfahrung der schlaglöcher. er hat eine cd eingelegt, die im takt der schaglöcher ihre spur verliert und irgendwo wieder aufsetzt, ihn kümmert dass nicht, er singt mit und ich würde sagen: er befindet sich im 7. koka-himmel, aber dank der jahrelangen routine strahlt er trotzdem sicherheit aus. die meisten schlafen. ich gebe mich meinem schicksal hin.
nach zwei stunden gibt es eine pause, das auto wird gewaschen, die "raststätte" ist bestens ausgestattet und organisiert.

hier gilt das ausschließlichkeitsprinzip: wenn diese örtlichkeit tür für die frauen ist, dann ist es doch logisch, dass die andere für die männer ist...

hier gibt es geld zu verdienen. diese weissen sprinterbusse werfen was ab, aber alles muss hand in hand gehen. 20 minuten, dann wollen die fahrer weiter.
die ganze familie ist aktiv. die meisten kunden mögen hamburger. der ist tiefgefroren und liegt schon auf dem grill. unglaublich mit welcher schnelligkeit und effektivität hier gearbeitet wird. wenn ich da an den kasierer vom vergangenen samstag denke... als wir gehen, stapeln sich die styroporboxen, und der zufriedene kunde kann einigermaßen sicher sein, dass diese noch vor wenigen 10 minuten in der eisbox lagen. ich habe mich nicht drangewagt. ich stehe am nachbarstand, dessen familie noch zu jung ist und der mit leckeren mandarinen aufwartet. wir schnacken übers wetter, die höhe und über deutschland.
und schon geht es weiter. es wird schnell dunkel, unserer fahrer singt nicht mehr, sondern konzentriert sich auf die serpentinen, die engen kurven und auf den rechten fahrbahnrand, wenn aufgeblendete scheinwerfer ihm die orienterung nehmen wollen. wir müssen uns wieder von 2.100 auf 3.400 höhenmeter hochschrauben. damit wird mir auch kälter, und hier lege ich den grundstein für die kommenden zdrei wochen.
um 21:30 uhr kommen wir glücklich an. die taxifahrer stehen schon bereit um das übermüdete publikum in die hotels und hostels zu fahren und haben einfach schweinepreise. sie schlagen mal eben 100% und mehr drauf und machen unschuldige gesichter, als sie mehr oder weniger ausgelacht werden. ich lasse meinen taxifahrer auch stehen und suche mir an der nächsten ampel einen, der den regulären preis anbietet.
hostel check-in klappt, ich habe in einem achtbettzimmer eine gemütliche koje mit federbett (!!), leselampe, steckdose und vorhang. zwei tage habe ich noch eingeplant -  einer davon soll für die rainbow-mountains sein, aber es kommt anders, als ich denke.












Antworten (1)

Matthias
Danke für den Bericht und und die Fotos!!

Peru
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