Veröffentlicht: 05.08.2017
02.08.
der blick aus meinem hostelfenster auf einen morgendlich dunstig blauen himmel mit einer bergkulisse, die mich immer wieder fasziniert: messerscharfe zacken, die sich vom blau des himmels abheben.
die ersten machen sich auf den weg zur arbeit. die straße zum schutz gegen staubfontainen genässt
schon gestern habe ich hier das frühstück abbestellt, weil ich auf das frühstück im hotel nicht verzichten will. doch als ich runterkomme, lässt es sich die hostelsenora nicht nehmen, mir noch schnell einen marakuja-organgensaft - frisch gespresst - anzubieten. ein heisser tee wäre mir lieber gewesen.
bei kalle erwartet mich tatsächlich wieder das gute frühstück und eine nette unterhaltung mit ihm. es stellt sich heraus, dass er nur wenige kilometer von deifeld groß geworden ist.
so schön es ist, die zeit drängt, die vepse muss noch bepackt werden, und ich will einfach los. verabschiedung von allen - wie immer auch hier sehr herzlich, kalle macht noch ein foto für seine lieben in deifeld.
er wird ihnen das foto von meiner abfahrt schicken und sie bitten - falls sie ronny kennen - ihm das bei nächster gelegenheit zuzuspielen. ich bin gespannt, was daraus wird.
heute ist das keine leichte fahrt.
am anfang ist es auch die strecke, die ich gestern zu den salzterrassen gefahren bin, nur jetzt bin ich vollbepackt und fahre in gemäßigtem tempo die steilen serpentinen hoch. vor mir ein roter käfer mit röhrendem auspuff, der sich sehr abmüht, der mich zwingt, von meinem schwung etwas abzugeben, aber für mich noch zu schnell ist, um zum überholen anzusetzen.
dann haben wir wieder 4.200 m höhe erreicht und fahren auf einer landschaftlich reizvollen hochebene entlang.
schon seelisch auf eine schöne und anstrengende abfahrt und erholsame mit weiten blicken ausgestattete hochebenen eingestellt, weist mich die nette stimme in meinem ohr plötzlich darauf hin: "RECHTS!" rechts ??? kann das sein? aber der zielort limatambo ist klar definiert, von der zeit her passt es auch, also rechts. durch ein straßendorf und dann aufeinmal schotter!!!! das kann doch nicht sein!!! davon hat mir keiner erzählt! immer nur habe ich "asfaltado" gehört.
lagunen, schafe und esel - wenn nicht nur der schotter wäre
landschaftlich aber sehr schön mit lagunen, schneebedeckten bergen vor blauem himmel, schachbrettartig angelegten feldern, mit schafen und eseln - ein reines idyl, wenn nicht die huppelei wäre. jeder stoß schmerzt mich für die vespe dreifach. Ein autofahrer kommt mir entgegen, der mir auf anfrage sagt, es seien nur 4 km. Na ja – nicht so schlimm, die schaffen wir auch noch. Doch es nimmt kein ende. Schön ist, dass es kein verkehr gibt bis auf mit peruanerinnen überladenen minibusse, die vom feld nach hause gefahren werden. Dann wird es abschüssig mit serpentinen und in den engen kurven kein schotter mehr, sondern weicher, rutschiger sand. Raufkommen würde ich hier niemals. In den kurven würden die 12 zoll reifen durchdrehen, und das wäre es gewesen. Mensch, schießt es mir da durch den kopf: du musst doch wieder zurückfahren, wenn du von lima kommst... aber dann fällt mir ein, dass ich jetzt cusco umfahren habe und später eine andere strecke fahren werde.
Dann ist es vorbei, es kommt asphalt und eine wunderschöne strecke. Kaum buckel, glatter asphalt, und es ist eine echte erholung nach dieser gurkerei.
Trotzdem habe ich ein schlechtes gewissen. ich sollte doch langsam mal die düse wechseln, bis mir die die vepse an steigungen unmissverständlich zu verstehen gibt, dass es zeit wird. Sie wird langsamer und als sie dann mit 40 km/h an einen berg rangehen will, halte ich kurz entschlossen an und will routinemäßig ans werk. Drei schrauben lassen sich von dem schwimmerkammerdeckel lösen, die vierte will und will nicht und am schluss ist der schraubenkopf so verkorkst, dass kein land mehr zu gewinnen ist. Dann hält ein thüringer bmw fahrer, dessen motorrad ich schon auf dem campingplatz in cusco gesehen habe, aber er kann mir auch nicht helfen.
Er ist seit 2014 in der ganzen welt unterwegs, ist von haus aus zimmermann und finanziert sich seine reise durch jobs, die mit 25 euro pro stunde bezahlt werden. Ja, handwerk hat goldenen boden. Alex ist ja auch zimmermann und hat es genauso gemacht. der thüringer gibt mir dann den tip, einfach weiterzufahren und bei der nächsten werkstatt hilfe zu holen. Auf die idee wäre ich so schnell nicht gekommen. Ich hätte es noch lange versucht. Aber im grunde läuft sie ja – nur ruckelnd und irgendwie unrund. Tja und wie das dann immer so ist: ich treffe die weitgereisten und welterfahrenen globbetrotter auf ihren 650igern oder mehr, die gerne horrorstories vom bolivianischen sprit, von straßenverhältnissen und nicht endenwollenden und stinkenden lkw-schlangen berichten - von abenteuern also, die sie locker überstanden haben, die mir aber noch bevorstehen und machen schlicht und einfach den dicken!!! Was wir schon geschafft haben!!! Sie haben für mich eine kategorie und sie heissen absofort: dickmacher!
gut ich habe dann den vergaser wieder geschlossen und mit den schläuchen verbunden und stelle fest, dass der vepse diese pause gut getan hat. die tachonadel bewegt sich trotz steigung spielend auf die 50 bis 60 km/h zu, der motor singt, und bald geht es wieder talwärts.
dafür lohnt sich der aufstieg mit all seinen unbequemlichkeiten
zwar sehr anstrengend wegen der vielen engen serpentinen, aber ein unvergesslicher blick in ein tolles tal, super wetter, laue luft, grüne bäume, sogar weiden, die in der nähe von flussläufen stehen, fast so wie bei uns in der voralpenregion - der echte hammer!!!
ich habe durch die düsengeschichte bestimmt eine stunde verloren, so dass mir klar wird, dass ich in limatamba bleiben werde, um eine werkstatt und ein hostel zu suchen. Das ist genau die richtige entscheidung. Das hostel ist schnell gefunden. privado mit eigenem bad. preislich so wie das 8er zimmer in cusco. Es liegt neben einem sportplatz, und wie es der zufall will läuft da grade der platzwart rum. Ihn frage ich, ob die vepse hinter dem sicheren tor parken darf und dann frage ich ihn auch gleich nach einer werkstatt. Erst will er mich nach cusco schicken, aber ich erkläre mich verständlicher, er begreift und verspricht mir, sich um einen mechanico zu kümmern, der aber erst gegen 17:00 uhr da sein kann. er ist pünkltich, und es gelingt ihm, diese schraube mit zange und anderen folterinstrumenten zu öffnen. Ich traue ihm nicht so richtig und denke schon insgeheim, das war ein griff ins klo, wäre ich doch morgen zu einer richtigen werkstatt mit richtigem werkzeug gefahren... Aber dann sehe ich, wie seine hand immer leichtere drehbewegungen macht und tatsächlich: er hat die schraube in der hand!!!!!! gerettet!! und er war auch noch so plietsch, dass er gleich ersatz mitgebracht hat. wir wechseln auch gleich die düse von 88 auf 92 mm - er zieht sie mit seinem schraubenzieher fest - zu fest! Bezahlung: 5 dollares und 5 sol. Er ist stolz und ich bin erleichtert, der platzwart mit seinem kumpel stolz, dass er was bewegt hat. Kaum zu glauben.
der mechanico besteht noch auf ein foto mit seinem smartie - wir beide vor der vespa! leider nicht mit meinem smartie.
ich schnacke noch mit dem platzwart und seinem freund. wir tauschen unsere namen aus und stellen fest, dass wir beide biblischen hintergrund haben. er heisst elias und ich gebe zu, dass ich nicht bibelfest bin - er auch nicht. dafür kann ich ihm etwas über den ungläubigen thomas erzählen. sein freund heisst asuncion, was für aufstieg, himmelfahrt steht.
nette verabschiedung, und ich freue mich auf ein gutes abendessen. ich erwarte mir nicht so viel von diesem kleinen nest, aber ich habe glück und werde mit gegrilltem fisch verwöhnt.
Ich kann morgen relaxt weiter nach abancay fahren. ein düsenwechsel sei nicht erforderlich, es ginge nur noch talwärts... wers glaubt...