Veröffentlicht: 31.01.2019
Nach dem Frühstück werden wir bei grandiosem Regenwetter von einem Sleeping Bus abgeholt und nach Hoi an gebracht. Diese Art Sleeping Bus ist uns bisher noch nicht untergekommen und auch nicht wirklich nach unserem Geschmack. Ich kann gerade so meine Beine ausstrecken, Max hat die Maximalgröße (höhö) allerdings überschritten und hat es nicht so bequem.
Als wir in Hoi An angekommen sind, hat es zum Glück aufgehört zu regnen und wir laufen zu unserem Homestay. Er liegt ein bisschen außerhalb und ist dadurch bezahlbar. Hoi An hat nämlich ein deutlich höheres Preisniveau, aber mit den kostenlosen Fahrrädern sind wir schnell in der Stadt. Die Stadt kann man als absoluten Touriort bezeichnen, aber das war uns auch vorher klar. Die Reisebusse kommen scharenweise an und das Publikum geht eher in die Richtung "Rentnertour" oder "Familienausflug". Eigentlich nicht so unser Klientel, aber wir sind wegen der Schneider hier. Neben einer hübschen Altstadt mit unzähligen bunten Lampions und gelben Häusern gibt es hier nämlich jede Menge Tailor Shops und Max hat sich in Deutschland schon vorgenommen, sich hier einen Anzug schneidern zu lassen. Wir klappern einige Tailor ab und holen Angebote ein, allerdings ist nicht wirklich was dabei. Es fängt auch immer wieder an zu regnen und wir suchen uns ein Restaurant, in dem wir trocknen können. Wir landen bei einem sehr leckeren Inder mit seeehr großen Portionen. Ich bekomme mein Gericht kaum auf und wir rollen zu unseren Fahrrädern und dann zurück zum Homestay. Da heißt es dann erstmal trocken legen und Schuhe föhnen.
Erst abends radeln wir wieder in die Stadt und schlendern etwas für den Nightmarket, der jeden Abend auf einer kleinen Insel abgehalten wird. Absoluter Touri-Nepp, aber wir finden zwei schöne Kokos-Schüsselchen.
Am nächsten Tag machen wir uns nach einem sehr leckeren Frühstück (Nudelsuppe im Hoi An-Stil mit mehr Nudeln, weniger Suppe, Garnelen, Wachteleiern und Reiscrackern) auf den Weg zu einem Tailor, den Lucas uns empfohlen hat.
Er hat seinen Anzug auch dort schneidern lassen und das Angebot, das die Dame uns macht, klingt fair und Max willigt ein. Zusammen suchen wir einen schönen blauen Stoff aus, noch zwei Stoffe für die Hemden und besprechen den Schnitt. Am nächsten Tag Nachmittags soll Max zur ersten Anprobe erscheinen.
Heute ist das Wetter übrigens deutlich zuverlässiger als die letzten Tage. Es gibt einfach keine Pausen mehr zwischen den Regenschauern. Besonders auf dem Fahrrad ist das sehr angenehm. Das traumhafte Wetter zwingt mich dann auch dazu, mir ein sexy Regencape zuzulegen.
Wir lassen uns aber nicht unterkriegen und tingeln trotzdem durch die Stadt, klappern die Shops ab und ergattern das ein oder andere Souvenir für die Daheimgebliebenen...und uns :-) Jetzt sieht man mal, zu was einem der Regen treibt. Wir kaufen diesen verdammten Touri-Nepp, der in jedem Laden, jeder Stadt und teilweise jedem Land identisch ist. Ich schäme mich ganz furchtbar :-D Mittags gehen wir orientalisch essen (irgendwie scheinen wir eine Pause von vietnamesischen Gerichten zu brauchen) und es ist sehr sehr lecker. Ich hätte mir zwar ein kuscheliges Kaminfeuer gewünscht, aber damit konnte das Restaurant leider nicht dienen. Immerhin gab es ein Dach. Nach dem Essen halten wir noch ein bisschen durch, aber dann ist es irgendwann zu viel. Wir radeln zurück und wringen erstmal unsere Kleidung und die Schuhe aus. So lange bin ich glaube ich noch nie durch den Regen gelaufen. Unterwegs sagen wir uns die ganze Zeit, dass wir sowas in Deutschland NIE machen würden. Maximal den Weg zum Auto und vom Auto zum Haus. Aber hier...latscht man halt im Platzregen 6h durch die Gegend und guckt sich die Stadt an, bis die Finger so schrumpelig sind, als hätte man zu lange unter der Dusche gestanden. Für den Rest des Tages verkriechen wir uns aber in unserem schönen und großen Zimmer. Auf dem Rückweg haben wir noch kurz gehalten und Instant-Terrinen, Snickers und Nüsse gekauft. Ein sehr ausgewogenes Abendessen!
Zum Glück ist das Wetter am nächsten Tag besser. Morgens regnet es zwar noch, aber das lässt nach. Für Max steht nochmal ein Friseurbesuch an und nach dem miesen Ergebnis beim letzten Mal (das war noch in Laos), geht es heute zu einem besseren Friseur. Sogar inkl. umfangreicher Kopf-, Nacken- und Gesichtsmassage. Seine Reaktion hinterher: "Das war voll witzig mit den winzigen Händen." Oh man :-D Nachmittags fahren wir, wie vereinbart, zur ersten Anprobe. Der Anzug sieht schonmal ganz gut aus, aber ein paar Änderungen sind an Jacke und Weste noch nötig. Das eine Hemd wurde aus dem falschen Stoff genäht. Die Helden :-D Um 21 Uhr sollen wir nochmal antanzen und dann gibt es wohl auch die Hemden aus dem richtigen Stoff.
Obwohl mir den ganzen Tag schon etwas übel zieht es uns wieder zu dem orientalischen Restaurant von gestern. Es schmeckt sehr gut. So gut, dass ich es mir 20 Minuten später in der Unterkunft nochmal durch den Kopf gehen lasse. Aber danach geht es mir wenigstens besser.
Abends erkunden wir nochmal den Nightmarket und wollen eigentlich was leckeres essen. Aber die Standbetreiber in dieser Stadt sind die Unkreativität in Person. Es gibt Bananencrepe, Baguettes, Eis ohne Geschmack oder Spieße. Und jeden dieser vier Stände ca. 35 Mal und damit übertreibe ich nicht. Nicht anderes! Warum lassen die sich nichts anderes einfallen? Es gibt soooo viele Möglichkeiten. Darüber philosophieren Max und ich bis es Zeit für die zweite Anprobe ist. Diesmal passen die Hemden und für Jacke und Weste muss Max am nächsten Morgen nochmal wieder kommen.
Nach drei Nächten ist nun unser letzter Tag angebrochen und...ich wage es kaum zu sagen...die Sonne scheint! Juchuuu, da freue ich mich tierisch drüber :) Immerhin haben wir die Sonne in Vietnam noch nicht so oft zu Gesicht bekommen.
Nach dem Frühstück fährt Max zur dritten und hoffentlich letzten Anprobe und ich hüte das Zimmer. Als er wieder auftaucht hat er eine große Tüte in der Hand und strahlt über beide Ohren. Da ist wohl jemand happy mit seinem neuen Anzug :-) Nachdem er zu festlichen Anlässen immer noch seinen Konfirmationsanzug anziehen musste, wurde es auch mal Zeit für ein neues Exemplar. Es ist ein kräftig blauer Anzug mit Weste und zwei Hemden geworden. Eine Krawatte gab es noch dazu.
Weil das Wetter so schön ist, schwingen wir uns mit trockenen Popöchen auf trockene Fahrradsattel und fahren über trockene Straßen im SONNENSCHEIN zum 4km entfernten Meer. Ein Genuss, das zu schreiben. Ruck Zuck sind wir am Meer angekommen und laufen am Strand entlang. Ich ärgere mich, dass ich keine Badesachen eingepackt habe, aber irgendwie war der Gedanke an Baden nach dem Wetter der letzten Tage einfach zu weit weg. An einer kleinen Strandbar stoßen wir mit zwei kalten Bier auf das schöne Wetter an und genießen den Tag, bevor es dann abends mit der Bahn weiter in Richtung Süden geht.
Um 6 nehmen wir den letzten Bus nach Da Nang, wo sich der Bahnhof befindet. Unsere Bahn fährt dummerweise erst um 23 Uhr und wir müssen jede Menge Zeit totschlagen. Also setzen wir uns ins Highlands Coffee (vietnamesisches Starbucks mit besseren Preisen) und ich schreibe Blog, sichere Bilder etc. Gegen 10 machen wir uns auf zum Bahnhof.