Bar Night

Bar night ... lange Erkundungstouren machen durstig. Mittwoch absolvierte ich meinen ersten Barbesuch im 'Strangelove', eine wunderbare Hommage an den großartigen Kubrick-Klassiker (beste Kalter Krieg-Satire neben Wilders "Eins, Zwei, Drei"). Ansonsten, eine Kneipe, wie man sie auch in Kreuzberg findet, zugetackt bis unter die Decke. Die Pixies aus den Boxen und am Tresen die gewohnte Mischung aus bunten Hunden, endlich normale Menschen. 

Dann das einstudiert Procedere, Impfpass vorzeigen und Ausweis: "Oh, you're from Germany. What's your team?" Shit, eine Fußballfrage! Nach ein wenig rumstammeln meinerseits offenbarte der Barmann, er wäre St. Pauli-Fan. Einmal das special offer, Bier und Tequila-Shot für $6.

Mein Sitznachbar links, Dave, verwickelte mich in ein Gespräch. Deutsche fände er unheimlich, weil sie jederzeit umsnappen könnten, von freundlich-umgänglich zum genauen Gegenteil. Ich stimmte ihm zu, wir kamen gut klar. Irgendwann kam ein Nazi-Spruch (wenigstens kein Fußball, puh). Dave entschuldigte sich sofort. Wieso? Deutschland hat eine Vergangenheit, warum täte ihm Leid,  dass er darauf Bezug nimmt. Noch ein gemeinsamer Shot, Dave bekam dann nur noch Wasser. Es war 9pm.

Schließlich folgte ein längeres Gespräch mit meiner Tresennachbarin zur Rechten, Mary. Sie hatte vor genau einem Jahr ihren Vater verloren und wollte den Tag für sich positiv begehen. Wir sprachen über ihr Leben als alleinerziehende Mutter von zwei fast erwachsenen Söhnen, Trauerbewältigung und ihre Dissertation in Psychologie. Wir verstanden uns gut. Noch ein Cream Ale und ein Tequila.

Für die Heimfahrt brauchte ich länger. Es hapert noch mit der Orientierung in dieser großen Stadt.