TH auf Reisen
TH auf Reisen
vakantio.de/th-auf-reisen

Quarantänetagebuch: Woche 1 geschafft

Veröffentlicht: 23.03.2020

Wie im letzten Blogartikel schon angedeutet haben sich unsere gesamten Reisepläne von einem Tag auf den anderen verändert bzw in Luft aufgelöst. Hier in Kurzfassung, was passiert ist: Bis zum Freitag (13.3.) war hier in Südamerika von Corona überhaupt gar keine Rede, obwohl es schon vereinzelt Fälle in den letzten Wochen gegeben hat. Schon in Cusco hörten wir aber immer mehr Leute darüber sprechen und auch die ein oder andere Schutzmaske war plötzlich zu sehen. Am Samstag wurde dann unser Flug für Ende März gestrichen, obwohl bislang nur ein EINreiseverbot für Europäer galt. Nach langem hin und her Überlegen entschieden wir uns am Sonntagnachmittag unseren Rückflug umzubuchen (dieser sollte am Donnerstag darauf über die USA gehen). Leider waren wir hier schon viel zu spät dran. Am Sonntagabend hielt der peruanische Präsident eine Fernsehansprache, in dem eine 15-tägige Quarantäne für ganz Peru ab Dienstag angeordnet wurde. Die Regeln hierfür decken sich mit den Ausgangssperren einiger Länder und außerdem ist das Reisen innerhalb des Landes ebenfalls verboten. All das erfuhren wir am Montagmorgen von anderen Hostel-Bewohnern - kurz bevor wir in ein anderes Quartier umziehen wollten. Man sagte uns, dass die Ausganssperre quasi ab sofort von der Polizei und dem Militär eingefordert würde und es Ausländer aktuell sehr schwer auf den Straßen von Peru haben, denn sie werden potentiell alle für Träger des Virus gehalten.

Wir waren ehrlich gesagt komplett geschockt, weil wir innerlich eben noch auf eine frühere Heimkehr in derselben Woche eingestellt waren. Zum Glück war im Hostel alles schnell zu regeln: wir dürfen so lange bleiben wie notwendig zum halben Zimmerpreis. Außerdem würde der Hostel-Besitzer für uns einkaufen gehen, damit wir in der Küche unsere eigenen Mahlzeiten zubereiten können. Das klappt bislang auch sehr gut und wir werden je nach Bedarf (wir schreiben Einkaufslisten) versorgt. Auch hier ist nicht immer alles im Supermarkt zu bekommen, aber verhungern muss niemand. Da eigene Einkäufe für uns also ausfallen und die Polizei sehr stark kontrolliert, verlassen wir das Gelände des Hostels nicht.

Die ersten Tage waren besonders für mich (Tabea) sehr schwierig, weil ich mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte potentiell 2 Wochen oder gar mehr in diesem Hostel fest zu sitzen und mich unheimliche Sehnsucht nach zu Hause plagte. Mittlerweile haben wir uns hier aber vorübergehend einen Alltag (der aus viel „Nichts tun“ besteht) geschaffen und es gelingt uns beiden meistens positiv zu denken. Auf unserer Haben-Liste steht zum Beispiel der Hostel-Garten mit Pool, in dem wir uns aufhalten können. Diesen Luxus haben lange nicht alle in Peru befindlichen Touristen. Außerdem sind wir in netter Gesellschaft: außer uns ist noch ein alleinreisender Amerikaner hier und eine 13-köpfige Gruppe aus Europäern, Amerikanern und Latinos, die für ein Freiwilligenprojekt in Peru waren. Von diesen wollen die meisten gar nicht nach Hause und scheinen die Zeit hier im Zwangsurlaub zu genießen.

Uns geht es da natürlich etwas anders: wir wollen nach Hause. Seit Anfang letzter Woche wurden neben der Liste des Auswärtigen Amtes weiter Erfassungslisten veröffentlicht, auf denen wir eingetragen sind. Die deutsche Botschaft kommuniziert auch täglich über E-Mail und Facebook über den aktuellen Stand der staatlichen Rückholflüge, auf die wir nun leider angewiesen sind. Zwischendurch hieß es zum Beispiel man wolle uns ermöglichen zeitnah nach Lima zu kommen, allerdings gibt es hier seit Tagen keine Fortschritte. Wir müssen uns also weiter in Geduld üben und hoffen, dass Deutschland bald Genehmigungen erhält die Flüge stattfinden zu lassen. Momentan (Montag, 23.3.) ist unser achter Tag in Quarantäne und wir hoffen, dass es nicht noch sehr viele mehr werden.

Antworten

#hostelquarantäne#corona#wartenwartenwarten#sehnsuchtnachdeutschland