TH auf Reisen
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Quarantäne-Tagebuch: Woche 3

Veröffentlicht: 06.04.2020

Die dritte Woche unserer Quarantäne brachte uns viele Wendungen und eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Uns beschäftigte Anfang der Woche vor allem eine Frage: wie lange soll das hier noch gehen und wann können wir nun endlich nach Hause fliegen. In den Medien und auch von der Botschaft selbst wurde viel von erfolgreichen Rückholflügen aus Peru, auch aus den Provinzen außerhalb von Lima, berichtet. Der Haken: unsere Stadt und Region, die ein paar Stunden von Lima weg liegt und über keinen eigenen Flughafen verfügt, wurde vorerst überhaupt nicht erwähnt. 

Gleichzeitig spitzte sich die Situation im Land langsam zu: Autos fuhren durch die Straßen und besprühten die Häuser mit wer-weiß-was, plötzlich waren die Schlangen vor dem  Supermarkt lang und die Auswahl drinnen ausgesuchter und eine neue Ausgangssperre wurde erlassen, welche Männern und Frauen jeweils drei Tage Ausgang pro Woche zuwies und an Sonntagen komplett den Ausgang verbietet. Wir wussten außerdem immer häufiger nichts mehr mit uns anzufangen und die Stimmung war insgesamt gereizter. Es verstärkte sich also immer mehr das Gefühl: wir müssen so langsam mal hier weg.

Am Dienstag dann endlich eine mehr oder weniger konkrete E-Mail der Botschaft: wir sollten unseren Transport nach und Unterkunft in Lima so schnell wie möglich selbst organisieren. Nur wenn wir uns in der Hauptstadt befänden könne man uns für einen der nächsten Flüge berücksichtigen. Wir taten uns in Windeseile über Facebook und WhatsApp mit einer Gruppe anderer Deutscher zusammen (wir waren insgesamt 13 Personen). Ein paar Stunden später hatten wir Dank einer anderen Deutschen Kontakt zu einem touristischen Transportunternehmen aufgenommen, die einen Minibus inklusive Fahrer für einen fairen Preis zur Verfügung stellen würden. Diverse andere logistische Themen wie Unterkünfte und den Transport einer Familie der Reisegruppe, die erst noch in unsere Stadt kommen musste, beschäftigten uns alle parallel. Wir waren selbst ganz verblüfft, als am Dienstagabend ein Plan für eine gemeinsame Fahrt für den Donnerstag zusammengeschustert war.

Was jetzt noch fehlte war ein von der Botschaft zu erstellender Passierschein, der uns diese Fahrt entlang zahlreicher Polizei-Kontrollen überhaupt ermöglichen würde. Um es kurz zu machen: die nächsten zwei Tage waren nervenaufreibend, frustrierend und mit vielen Anrufen bei der Botschaft verbunden. Am Donnerstag gegen 17 Uhr kam dann endlich die erlösende E-Mail, die uns einen Aufbruch am folgenden Morgen (den ursprünglichen Plan hatten wir schon um einen Tag verschieben müssen) ermöglichte. Ich kann mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal so erleichtert gewesen bin!

Nach kurzem Packen unserer sieben Sachen verbrachten wir den letzten Abend in unserem inzwischen vertrauten Heim gemütlich am Lagerfeuer mit allen anderen Hostel-Bewohnern. Auch wenn wir immer auf diesen Tag hingefiebert hatten, fiel der Abschied nun doch ein wenig schwer und es war kaum vorstellbar die Gesichter der anderen für sehr lange Zeit und vielleicht nie mehr wieder zu sehen. Da wir am nächsten Morgen sehr früh aufbrechen mussten, waren (zum Glück) nur zwei Mitbewohner aus dem Bett gerollt, um uns final zu verabschieden - so war es kurz und schmerzlos.

Die Fahrt nach Lima verlief reibungslos und wir wurden tatsächlich nur einmal halbherzig kontrolliert. Warum dies so war und unsere Erfahrungen so gar nicht zu denen der kursierenden Horrorgeschichten vom Reisen während der Quarantäne passten, keine Ahnung. In Lima angekommen zogen wir in ein Hostel-Zimmer und mussten erst einmal ein paar Freiheiten einbüßen, denn dieses dürfen/sollten wir quasi überhaupt nicht verlassen: Essen wird aus dem Restaurant nach Bestellung per WhatsApp geliefert und die Gemeinschaftsräume sind komplett geschlossen. Wir freuten uns dennoch über den Tapetenwechsel und hofften sehr auf einen Platz im nächsten Flug nach Deutschland am Montag (6.4.).

Diese wurden herb enttäuscht als am Samstagnachmittag begeisterte Nachrichten bei Facebook die Runde machten: viele Leute aus Lima hatten eine erlösende E-Mail erhalten und somit einen Platz sicher. Mit jeder verstreichenden Stunde schwanden unsere Hoffnungen auf eine solche und die Laune von uns beiden sank im Eiltempo gen Keller. Wir hatten einfach sehr auf diese Möglichkeit gebaut und ein weiterer Flug war noch nicht kommuniziert - es fehlte uns jegliche Perspektive. Als gegen 18 Uhr von der Botschaft kommuniziert wurde, dass nun alle E-Mails versandt seien....naja ich muss vielleicht nicht beschreiben wie uns zumute war.

Eine erneute Wendung ergab sich dann allerdings mit einem weiteren Facebook-Post der Botschaft gegen 21 Uhr: am Dienstag gäbe es einen Rückholflug der schwedischen Regierung, für den man als EU-Bürger noch freie Plätze kaufen könne. Wir berieten uns kurz, schauten uns tief in die Augen und die Sache war klar: wir buchen! Die darauffolgenden Nacht verlief unruhig, da wir erst auf Zahlungsinformationen und dann auf die finale Bestätigung warteten. Am Sonntagmorgen und nach drei Wochen des Abwartens, Hoffens und Bangens war dann endlich klar: wir fliegen nach Hause!

Antworten

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