TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
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Cradle Mountain, Dove Lake Circuit, Wombats und ein Sunset der Sonderklasse

Veröffentlicht: 06.02.2018

Freitag 19.01.18

Sicherheitshalber rufe ich in Cradle Mountain am Campground an, - und die sind voll. Klar. Es ist Freitag, das Wetter gut und es sind immer noch Sommerferien in Australien. Etwa 32km östlich von dem Campground gibt es einen anderen, der noch was frei hätte. Aber so ganz will ich mich noch nicht entscheiden. Vielleicht fahre ich hierher wieder zurück, wenngleich das für die Fortsetzung der Reise etwas blöde wäre, weil ich morgen nach Südwesten fahre und dieser Campground gut 60km westlich vom Cradle Mountain liegt.

Ich behalte zur Sicherheit den Schlüssel für die Bade-Häuschen, für den ich 10$ Pfand hinterlegt habe. Schlimmstenfalls sind die eben weg, wenn ich nicht mehr hierher komme, wenn aber doch, kann ich hier abends noch duschen und aufs Klo. Denn ich werde – wenn ich zurück fahre – erst deutlich nach 21.00h hier sein und somit wird es niemand mehr geben, der mir hier einen Campspot vermietet und mich mit einem solchen Schlüssel versorgt. Die Post macht um 17.00h zu und erst um 9.00h wieder auf.

Die Straße von Waratah nach Cradle Mountain ist eine super Straße, auf der man sehr schnell fahren kann. Erstmals sehe ich Warnschilder mit Wombats drauf. Bisher gab es immer „nur“ Känguruhs oder Devils.

Ein Lookout bietet aus der Ferne einen guten Blick auf den Berg. Noch ist es etwas dunstig. Nach 60km, etwa einer Stunde, so gegen 11.00h erreiche ich Cradle Mountain. Man kann hier auf dem großen Parkplatz am Visitor Center parken und kriegt dann gegen Vorlage des Parks Pass ein Ticket für den Shuttle Bus. Dieser fährt etwa alle 10min mit drei Stops bis zum Dove Lake. Bis ich meine lange Hose und die Wanderstiefel anhabe, den Parks Pass aus dem Auto zur Vorlage geholt, zurück gebracht, Wasser in eine kl. Flasche umgefüllt habe und eine Karte habe, ist es 12.00h. Ich bin kurz vor 12.30h in der dollsten Wärme dann am Dove Lake. Es gibt mittlerweile viel Sonne, ein paar Wolken aber es ist wirklich sehr warm. 27°C soll es heute werden, was für Cradle Mountain extreme Hitze bedeutet. Man kann hier durchaus im Sommer Temperaturen um den Gefrierpunkt erleben und nicht wenige haben hier schon Schnee gehabt. Es gibt auf dem Berg wohl nur 11 Tage im Jahr ohne Niederschlag.

Ich beginne mit dem 6km Rundweg, der zu den 60 Best short Walks of Tasmania gehört. Allerdings verstehen die Tasmanier unter „short“ auch Wanderungen von 6-7 Stunden und ein „walk“ kann durchaus ein „hike“ sein. Jedenfalls ist der Rundweg um den Dove Lake nicht so ganz das, was ich mir unter einem Walk vorstelle. Relativ kurze Strecken sind ein Boardwalk, der Rest sind Wege, die oft ausschließlich aus losen Steinen bestehen, auf denen man hin- und herrutscht, man unbehauene Stufen unterschiedlichster Höhe hoch- und runterspringen muß und mir nach 2,5 Stunden am Ende der See-Umrundung die Fußsohlen derart weh tun, dass ich kaum noch krauchen kann. Man steigt etliche Treppen hoch und runter, oft ohne Geländer und es ist aufgrund des ziemlich rauhen Weges auch so, dass ich wirklich nur mit nach unten gerichtetem Blick gehe und der Genuß der Wanderung spätestens nach der Hälfte vorbei ist und ich nur noch ankommen will. Die Höhe von über 1000m führt zu sehr trockener Luft und mein halber Liter Wasser war deutlich zu wenig bei der Wärme.

Man braucht für diesen Weg auf jeden Fall Wanderschuhe und so, wie es tw. beschrieben ist, für jeden geeignet, für Familien mit Kindern etc. – das würde ich keinesfalls so sehen. Ich möchte hier nicht mit einem 70- oder 80jährigen oder mit einem 3jährigen lang stolpern.

Die Ausblicke auf den Cradle Mountain sind natürlich toll. Leider begegnet mir außer einer Eidechse kein Tier. Ich hatte ja sehr auf ein Equidna oder Wombat gehofft. Aber so sitze ich etwa um 15.00h wieder in der Hütte am Shuttle Bus und versuche eine normale Körpertemperatur zurück zu bekommen. Wasser gibt es hier nur aus einer Regentonne und das soll man abkochen. Toller Witz.

Es gibt hier zwar einen Parkplatz auf dem manche Leute mit dem Camper stehen und das vielleicht machen können, aber der Park lässt nur 50 Autos hinein, was ja auch gut ist. Wenn die Zahl erreicht ist, dann muß erstmal einer rausfahren, damit einer reinfahren kann. Ich hab das gar nicht erst versucht, weil ich keine Lust hatte, da mit meinem Auto rumzufahren. Die Straße ist sehr schmal und es kommen einem ja dauernd die Shuttlebusse entgegen.

Ich steige beim Interpretive Center aus dem Shuttlebus, etwa 2km vor dem Visitor Center. Hier im Interpretive Center, das leider um 16.00h schließt, kann man einen Infofilm sehen und sich weitere Informationen zum Park organisieren. Die Ranger sind aber alle schon im Feierabend, als ich hier um 15.15h ankomme. Ich schaue den Film, der von der Qualität und Machart ziemlich bescheiden ist. Das können die Amis besser. Ich frage mich auch, warum man sowas nicht im Visitor Center zeigt, sondern erst hier. Das ist alles etwas umständlich. Auch hier gibt es kein Trinkwasser und ich lechze langsam nach etwas zu Trinken. Bei aller Liebe zur Natur, aber dieser Park hat doch sicher hunderttausende Besucher im Jahr. Eine Wasserleitung wäre schon wirklich ein Gewinn, wenn man z.B. nichts in Flaschen verkaufen will, um Müll zu vermeiden. Wer hier ankommt und kein Wasser dabei hat, kann jede Wanderung etc. vergessen.

Hinter dem Interpretive Center beginnt der Enchanted Walk. Ein kleiner Rundweg durch eine beschauliche Szenerie entlang eines kleinen Wildbaches, der am Ende in einem kleinen Wasserfall endet. Ich schleiche auf schmerzenden Füßen auf dem gut zu laufenden Boardwalk los und genieße den Blick auf Buttongrass, blauen Himmel und hohe Bäume, den gurgelnden Bach. Sehr friedlich und versöhnlich nach diesem Dove Lake Circuit, der mich in eine Beziehungskrise mit dem Cradle Mountain gestürzt hat…

Am Ende des Enchanted Walks steht die Lodge und das „Peppers“, wo ich in der Halle Wasser in Selbstbedienung stehen sehe und da einfach reingrätsche und mir ein Glas hole. Das verdampft schier in meinem Körper. Ich laufe zurück zum Interpretive Center, um von dort den Shuttle Bus zurück zum Visitor Center zu besteigen. Der letzte Bus fährt etwa um 19.00h. Mein Weg zum Bus führt mich quer über den kleinen Bach, der neben dem Enchanted Walk verläuft mit Blick auf einen kleinen Wasserfall. Und da entdecke ich ihn: Ein Schnabeltier! Ich bleibe daher hier noch eine halbe Stunde stehen und verfolge seine Tauchgänge, bis er sich in Richtung Wasserfall verzieht und daneben in flachem Wasser beginnt sich zu putzen und zu drehen – dem geht’s scheinbar richtig gut!

Ein Wombat taucht auf und wird fast von einem Shuttlebus überfahren. Hurra! Ein Wombat!

Ich erwische einen Shuttlebus und bin der einzige Fahrgast. Ich schnacke mit dem netten Fahrer und der fragt mich, wo ich übernachte. Ich erkläre ihm, dass ich eigentlich nach Waratah die 60km zurück muß. Er schlägt aber vor, dass ich einfach auf dem Parkplatz hinter dem Visitor Center campieren soll, denn der ohnehin ausgebuchte Campground wäre mit 65$ völliger Wahnsinn. Er zeigt mir auf der kurzen Fahrt gleich, wo ich mich abends zum Wombat-Gucken hin-parken kann und wo die Wombats immer anzutreffen sind.

Kurzentschlossen ist das mein Plan. Ich bin erleichtert, nicht nochmal 60km fahren zu müssen, schon gar nicht im Dunkeln.

Also parke ich meinen Camper etwas dichter in Richtung Toiletten, die auch nachts offen bleiben, mach mir einen Tee und freue mich, dass ich nicht mehr weiter muß. Der Busfahrer kommt nochmal vorbei und sagt, wo ich nachher auch Possums sehe und dass ich sie besser nicht streicheln soll – äh? Darauf wäre ich eh nicht gekommen. Ich freu mich, dass ich jetzt in aller Gemütsruhe hier den Sonnenuntergang erleben kann, was natürlich mit einer kleinen Fahrt in Richtung Park ergänzt wird, um nun endlich Wombats aus der Nähe zu sehen!

Kurz vor 20h, also etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang, fahre ich wieder los in Richtung der Lodge. Das sind eben nur 2km, aber ich werde mit etlichen Wombats „belohnt“, die völlig unbeeindruckt in den Grasbüscheln hocken und futtern. Eines verlässt sogar seinen Punkt oben auf einem Knick, läuft runter auf mich zu, schnuppert an meiner Schuhspitze und läuft dann uninteressiert weiter seiner Wege. Ich bin im siebten Himmel!

Der Sonnenuntergang wird toll und unvermittelt bieten sich grandiose Fotomotive von Baumgerippen vor einem nahezu brennenden Himmel. Selbst der kleine Wasserfall, neben dem vorhin das Schnabeltier badete, ist in rotglühendes Licht getaucht.

Um 21.15h, nachdem ich etliche Pademelons und Wallabies auch noch gesehen habe, trete ich mit vielen Wombat-Fotos den Rückweg zum Parkplatz des Visitor Centers an. Die Toiletten sind zwischenzeitlich leider nicht gesäubert worden und ich werde sie als die dreckigsten Toiletten in Erinnerung behalten, die ich in 2,5 Wochen in Tasmanien erlebt habe.

Neben meinem Camper bewegt sich etwas. Ein nicht gerade kleiner felliger Genosse mit langem Schwanz kommt hinten aus den Bäumen und steuert unbeirrt in Richtung Visitor Center. Ein Possum! Ich hab gar nicht gedacht, dass die so groß sind. Ich habe noch 1,5 Möhren im Auto und extra für solche Begegnungen aufgehoben. Ich werfe ihm eine Möhre hin, aber erstmal läuft er weiter. Ich werfe sie dichter zu ihm und er ergreift sie, klemmt sie zwischen die Vorderpfoten und knuspert das Ding von oben nach unten ab. Sehr niedlich und er lässt sich sogar fotografieren. Mittlerweile ist es zappenduster und es ist wirklich niemand hier. Ich hatte gedacht, dass hier ggf. mehr Leute etwas illegal übernachtet – denn erlaubt ist das hier nicht. Aber die geparkten Autos bleiben leer. Vermutlich sind das Leute, die mehrtägige Wanderungen machen.

Bis ich wieder alle Bilder umgespielt, angeguckt und gesichert habe ist es nach 23h.

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