TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
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Tarkine Drive, Trowutta Arch, 9 Stunden im Auto und Schnabeltiere in Waratah

Veröffentlicht: 06.02.2018

Freitag, 18.01.18

Der Wecker klingelt um 6.15h, da ich heute eine riesen Strecke zu fahren habe und dieses aber mit Muße und ohne Hektik machen will. Ich bin zwar im Tiefschlaf, als ich zur Toilette latsche, putze mir dort rasch die Zähne und bin um 7.00h schon hinterm Steuer. Frühstück fällt heute aus, (kalt) duschen sowieso.

Ich fahre also die C214 wieder nach Süden und mache zwischendrin noch zweimal einen kurzen Stopp, um nach Tieren Ausschau zu halten. Aber es zeigt sich keiner. Ich werde von drei rasenden Pick-ups überholt und sehe entlang der Straße dieses Naturschutzgebietes entsprechend viele totgefahrene Wallabies, sogar einen devil und ein possum. Gerade um den devil ist es ja wirklich traurig, da diese Tiere mittlerweile als gefährdete Tierart gelten und die vielen Hinweisschilder hier offenbar überwiegend von Einheimischen völlig ignoriert werden. Der Devil ist wirklich mitten über den Körper überfahren worden.

14km südlich von Arthur River biege ich bei Couta Rocks nach links ab in die Wildnis. Mittlerweile bin ich schon lange von keinem Auto mehr überholt worden und es ist mir noch gar keines entgegen gekommen.

Hier beginnt nun der Tarkine Drive, eine Strecke, die durch eine einzigartige Flora führt, durch Regenwälder und entlang vieler wilder Landschaften. Hier gibt es nichts mehr. Keine Orte, keine Läden und die meiste Zeit auch kein Telefonnetz. Die gesamte Strecke ist aber asphaltiert. Tarkine ist ein Bezirk im Nordwesten Tasmaniens, nachdem diese Strecke benannt ist. Hier warten einige Aussichtspunkte und viel Natur auf den Besucher.

Man kommt also durch verschiedenste Vegetationen. Anfangs ist es flach und links und rechts ist viel Buttongrass und shrubs zu sehen, doch bald fährt man durch einen dichten Wald, mit hohen schlanken Bäumen, viel Eukalyptus.

Der erste kurze Stopp ist kurz nach einer Abzweigung nach Osten, hinter der hier hier ein großer Bogen nach Osten und dann nach Norden führt, um am Ende wieder auf die Straße Richtung Smithton zu münden. Ich halte am Sumac Lookout. Mal wieder völlig alleine, laufe ich die 50 m zum Ausguck auf verschiedenste Bäume und ein Stück des Arthur River. Auch hier fallen einem die hohen schlanken Eukalyptus-Bäume vorrangig ins Auge, die auch die immer wieder auftretenden Feuersbrünste bestens überleben und für ihre Verbreitung brauchen.

Etwas weiter hinter dem Sumac Lookout kommt dann der Julius River Track. Eine kleine halbstündige Rundwanderung soll hier beginnen. Der Weg ist etwas unbereitet, aber schön und verwunschen. Man steigt konstant nur über Wurzeln, tritt aber ansonsten auf weichen Waldboden. Man ist umgeben von bemoosten Baumstämmen, Baumfarnen und neben einem gluckert ein Bach. Ganz herrlich, wenn auch nicht so gut zu laufen und als ich den Bach überquert habe, ist irgendwann auch der Weg zuende und ich muß umdrehen.

Ich fahre weiter unter Baumfarnen und Eukalyptusbäumen, dann wieder durch Pinienwälder oder die Straße führt durch Büsche und niedrigen Bewuchs. Kurz bevor ich von diesem Bogen, den ich seit dem Sumac Lookout befahren habe, auf die Hauptstraße zurück komme, geht es nach links ab zum Trowutta Arch. Etwa 4 km von der Straße entfernt über eine gravel road (Reynolds Road), gelangt man zum Beginn eines Wanderweges, der hinab zu diesem außergewöhnlichen Bogen mitten im Wald führt. Die gravel road ist zur Hälfte eine üble Schlaglochpiste und der Camper ächzt und scheppert, was das Zeug hält.

Man läuft vom Parkplatz etwa eine Viertelstunde bergab, bis der Weg vor diesem Felsbogen endet. Hinter dem Bogen liegt ein 20m tiefes sink hole in der Sonne. Die Entstehung dieses Bogens gründet sich wohl auf den Einsturz eines Höhlensystems. Ein sehr mystischer Ort, eine rare geologische Formation.

Nach einigen Fotos mit viel Licht und Schatten laufe ich die Stufen und den Weg wieder hoch zum Parkplatz, der auch nicht wirklich als ein solcher zu bezeichnen ist. Auch hier ist wieder nichts, außer Sand und Büschen. Es gibt keine Toiletten oder ähnliches. Das ist und bleibt hier sehr ursprünglich.

Ich erreiche wieder die Hauptstraße, die nun ziemlich gerade nach Norden führt. Ich bin nun 125km gefahren, seit ich in Arthur River los bin, es ist 12.30h und ich bin seit 5,5 Stunden unterwegs. Angegeben ist die Strecke mit 1,5 Stunden. Aber wenn man sich hier Zeit lässt, mal pausiert, hier und da mal einen kleinen Track geht, Fotografiert – dann braucht man deutlich mehr Zeit. Die Landschaft wechselt nun zu viel Button Grass, das im Übrigen sehr feuergefährlich ist. Es wächst auf einem ölhaltigen Untergrund und taugt für Schwelbrände, die sich tw. wochenlang unterirdisch weiterfressen, bis sie irgendwann mal an der Oberfläche ankommen und man dann einen riesen Brand zu löschen hat.

Ich drücke nun aber auf die Tube, weil ich immer noch rund 170 km vor mir habe, um Waratah zu erreichen, was ich eigentlich gern wirklich erreichen möchte und nicht eine Art notgedrungene Zwischenübernachtung an der Nordküste einzuschieben, was eine schlechte Alternativ-Möglichkeit wäre. Wenn ich es heute bis Waratah schaffe, dann kann ich morgen in nur 60km zum Cradle Mountain fahren und schaffe mir etwas Luft für die letzten Tage, um irgendwo am Strand zu hocken und mal nichts anzugucken. Dass es heute ein langer Tag wird – der längste Fahrttag der ganzen Reise, war von vornherein klar. Ich halte um 13.30h für einen Kaffee und ein Sandwich dort an, wo die Straße zum Rocky Cape NP abgeht. Ein netter kleiner Diner mit super leckerem Kaffee. Ich fahre nach 20min weiter Richtung Wynyard, wo ich tatsächlich auch noch richtig in den Ort muß, um eine Tankstelle zu finden. Es bläst, seit ich vom Tarkine Drive abgefahren bin, ein echt fieser Wind vom Meer und das Fahren auf einer ansonsten relativ geraden Straße wird anstrengend mit diesem hohen Auto und ich muß kräftig mit beiden Händen das Steuer halten, und sehe dennoch von hinten vermutlich aus, als wäre ich betrunken.

Ab Wynyard sagt das Navi mir noch rund 100km Fahrt bis Waratah voraus. Ok, es ist ja nun halb drei und der Tank ist wieder voll. Die Route führt mich auf eine 10km lange gravel road, die aber deutlich besser und schneller befahrbar ist, als die Richtung Trowutta Arch. Ich erreiche danach zunächst eine B- und dann eine A-Straße und komme recht gut voran, bis auf den letzten 20km die Strecke eine Aneinanderreihung von Kurven wird und ich mich durch Hügel winde, mal oberhalb von Bäumen und mal mitten im Wald fahre. Eigentlich eine schöne Strecke, aber langsam möchte ich ankommen. Es ist nach 16.00h, als ich in Waratah einfahre. Der Ort liegt menschenleer in der Sonne, aber ich sehe Wohnmobile hinter der Post auf einem Rasen und an einem Teich stehen. Die Post verwaltet den Campground und ich kann um 16.30h hier eine powered site für 28$ ergattern. Duschen und Wäschewaschen ist hier kostenlos. Ich bin echt erschlagen, als ich meinen Camper abgestellt und an den Strom angeschlossen habe.

Ich gehe erstmal duschen. Nach 9 Stunden hinterm Steuer eine echte Wohltat. Schön ist es, dass hier kleine Badezimmer-Häuschen sind, die man abschließt und dann eine Dusche, WC und Waschbecken für sich alleine hat. Dann sammele ich mal meine Wäsche zusammen und schmeisse eine Maschine Wäsche an. Man darf nur mit kaltem Wasser waschen, damit die Duschen warm bleiben. Also mehr als Auffrischen der Wanderhosen und T-shirts, Schlafanzug wird das nicht. Aber besser als nix. Ich bin ja nun auch schon seit 9 Tagen on tour. Das Dorf hat kostenloses Wlan, das allerdings nicht sehr gut funktioniert. Während die Waschmaschine läuft – soll so etwa 45min dauern – mache ich einen kleinen Rundgang durch den Ort und um den Teich, in dem definitiv Schnabeltiere leben, wie mir andere Camper berichten und auch Hinweisschilder bestätigen. Auch diesen Ort hatte mir Anke vorgeschlagen, die mir auch den Camper vermittelt hatte 

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Der Ort ist niedlich, aber weiterhin menschenleer und besteht aus etwa 10-20 Häusern. Die Sonne scheint mild von einem wolkenlosen Himmel, dieser Campingplatz erscheint mir wie das Paradies, denn ich stehe auf Rasen, neben meinem Camper ein Picknicktisch, an dem ich später sitze und meinen Gaskocher neben mir stehen habe, um Essen warm zu machen. Heute gibt es ein Bier und die Wäsche hängt bald auf dem Holzzaun hinter dem Camper in der Sonne, während ich die letzten Sonnenstrahlen genieße und Tagebuch schreibe. Als diese langsam untergeht, schnappe ich mir meine Kameras und laufe um den Teich und sehe tatsächlich Schnabeltiere! Endlich!

Ich kehre fast im Dunklen zurück, beende mein Bierchen und sammele meine trockene Wäsche ein und genieße einen frisch gewaschenen Schlafanzug. 

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