TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
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Entlang der Nordküste nach Westen. Stanley, The Nut und Pinguine

Veröffentlicht: 06.02.2018

Mittwoch 16.1.18

Ich stehe früh auf und bin schon um 9.00h abfahrbereit am Visitor Center, das wieder offen hat. So kaufe ich noch schnell eine Basecap und ein nettes Handtuch mit tasmanischen Teufeln und rolle dann von diesem schönen Nationalpark weg weiter Richtung Westen. Direkt hinter der Ausfahrt springen noch zwei Känguruhs zum Abschied von links nach rechts über die Straße und ich bin einmal mehr froh, immer so gemütlich zu fahren. Um 9.25h dreht mein Kilometerzähler auf 180.000km. Der Wagen ist Baujahr 2009, also gut 8 Jahre alt.

Ich fahre als erstes nach Ulverstone, was auch schöne alte Häuser haben soll, aber das ist lange nicht so schön wie Latrobe gestern. Also weiter nach Penguin. Ich nehme die Penguin Road, die direkt am Wasser entlang führt. Ich hab mir unter Penguin einen kleinen niedlichen Ort vorgestellt, aber auch er ist eher typisch für hier und ohne Atmosphäre. Irgendwo sind ein paar Geschäfte und es sieht ein bißchen nach einem Ferienort aus, aber das betrifft bestenfalls 100m an der Hauptstraße, die den Strand von den Läden trennt. Die Bucht ist jedoch ganz hübsch, an der Penguin liegt. Ich hatte überlegt, auf dem Rückweg von der Westküste ggf. hier eine Zwischenübernachtung einzulegen, um Pinguine zu sehen. Aber so ganz überzeugt bin ich jetzt nicht mehr. Ich fahre also die knapp 40km an der Küste weiter nach Wynyard. Hier gibt es in einer Bucht Felsen mit fossilen Einschlüssen. Also suche ich Fossil Bluff und finde diese kleine Bucht unterhalb eines Parkplatzes in einem Wohngebiet. Der Strand ist menschenleer und ich schaue mir kurz die vielen Muscheln und Steine an, die hier auf Augenhöhe in den rund 30m hohen Sandsteinfelsen zu sehen sind. Schätzungsweise 275 Mio Jahre alt sind diese Einschlüsse. In dieser Bucht hat man auch Überreste von 25 Mio-Jahre alten Beuteltieren gefunden. Eigentlich eine Ecke, in der ich ein bißchen mehr rum-diggen wollen würde  Die Bucht selbst ist sehr schön – und vor allen Dingen ohne Fliegen, weil hier ein ganz hübscher Wind weht. Also Stranderlebnis mit Fleecejacke.

Ich fahre weiter zum Penguin House, das aber zu dieser Tageszeit nicht zugänglich ist. Direkt hinter dem kleinen Gebäude sind Erdhöhlen der dort lebenden Little Penguins, die abends hier hin kommen. Aber eben nicht jetzt.

Nächstes Ziel ist nun der Rocky Cape Nationalpark. Da ich nicht so ganz genau auf mein Navi gucke, biege ich von der A2 ab Richtung Sisters Beach, was auch im Rocky Cape NP liegt, übersehe aber, dass dies eine Sackgasse ist und ich nicht zum Rocky Cape komme. Zum Glück gibt’s am Sisters Beach eine Toilette, bevor ich die 7km wieder zur A2 zurück fahre. Also leider sinnlose 14km Umweg gefahren, die natürlich wg. Kurven etc. auch nur eher langsam absolviert wurden und ich will ja noch nach Stanley, wo es keine große Auswahl an Campgrounds gibt, zumal ich eine powered site will und wenn in Stanley nix ist, bin ich etwas aufgeschmissen, weil da nichts in der Nähe ist. Also geht es mal wieder um die Uhr und bin froh, als ich die schnurgerade Straße sehe, die von der A2 dann schließlich zum Rocky Cape abgeht. Zum Schluß muss man dann doch nochmal gravel fahren, rund 2km und kurz vor dem Leuchtturm auf der Spitze geht es steil bergauf, mit ziemlichen Löchern und ich kann nur Gas geben und will hier bloß nicht am Hang noch bremsen oder schalten müssen…

Der weiße Leuchtturm ist unspektakulär und eh nicht zugänglich, aber der Blick von hier oben ist wirklich toll. Ein Panorama auf die Steilküste mit roten Felsen, dem Nut von Stanley links voraus. Ich mache einige Fotos, bin hier wieder mal ganz allein. Also weiter und nun wirklich nach Stanley.

Heute Abend möchte ich eine gute Dusche haben, ohne gefärbtes Wasser und mit 4-Minuten-Beschränkung. Heute morgen im Narawntapu lief trotz des Tokens nach 1 min nur noch kaltes Wasser. War nicht so toll.

Ich erreiche Stanley um 15.00h und kriege für stolze $33 eine powered site mit Blick aufs Meer. Die Stellplätze sind hier sehr eng und ich erinnere mich immer noch mit Wohlwollen an Beauty Point mit den hohen Hecken zwischen den Stellplätzen. Hier nehme ich beim vorgeschriebenen Rückwärts-Einparken fast die Wäschespinne des Nachbarn mit. Duschen/Toiletten sind ok, es gibt Wasser aus dem Hahn und ich fülle meine Abwaschwasserflasche auf. Mittlerweile habe ich drei Sorten Wasser im Auto: Trinkwasser mit Sprudel, Kaffee/Tee-Wasser ohne Sprudel und nicht sicheres „Trink“Wasser zum Abwaschen. Auf vielen Campgrounds gibt es Wasser nur aus Tanks oder unbehandelt aus Regentonnen. Das muß man eigentlich mind. 3 Minuten abkochen, aber ein Wasserkocher springt aus, wenn er kocht und ich will nicht jedes Mal den Gaskocher rauskramen und den Pfeifkessel aufsetzen. Also wird mit diesem nicht so tollen Wasser nur noch abgewaschen, nachdem es mal für Sekunden im Wasserkocher aufgekocht worden ist.

Ich koche mir schnell einen Kaffee in meinem Australien-Becher, schnappe mir das Stück Kuchen von gestern aus Latrobe und setze mich mit meinem Reiseführer, Kaffee und Kuchen an einen der Picknick-Tische direkt vorne am Wasser. Der Wind, der hier bläst ist ziemlich frisch und trotz scheinender Sonne sitze ich bald in meiner Fleecejacke hier.

Ich baue wieder alles im Auto ab und ein und fahre mit dem Camper durch den Ort hoch zur Talstation des Sessellifts auf den „Nut“, den Hausberg von Stanley. Stanley hat knapp 500 Einwohner und liegt am Ende einer schmalen Landzunge und der Nut ist ein vulkanischer Überrest, der mit gut 140m Höhe ein markanter Blickpunkt hinter dem Ort ist, den ich schon von Rocky Cape aus sehen konnte. Die Seiten sind extrem steil, sodass man hier nicht so einfach hochlaufen kann. Da die Seilbahn um 17.15h schließt, kaufe ich mir – um 16.45h – nur einen one-way für 10$, statt auch die Rückfahrt dazu und fahre die ca. 4min auf die platte Spitze des Berges. Hier beginnt ein 2km langer Rundweg um die Oberfläche des Nut und ich wende mich nach rechts, um den Weg zu beginnen. Würde ich dort nochmal hinkommen – ich würde nach links gehen. Denn wenn man wie ich nach rechts geht, führt der Weg konstant bergan über viele Treppen hoch und höher und ist somit etwas anstrengender, als wenn man links rum läuft und somit eben immer nur nach unten läuft.

Die Ausblicke von hier oben sind toll. Ich hatte gefürchtet, dass es hier kalt ist, aber es ist ok und ich laufe mal mit und mal ohne Jacke. Die Sonne scheint kräftig, wenngleich es zum Abend zugeht. Das Licht wird schöner und schöner und ich wandele unter Bäumen, dann durch hohe Grasflächen, meistens auf einem gut begehbaren Boardwalk. Hier und da sind mal Wallabies zu sehen, glücklicherweise weiterhin keine Schlangen.

Ich brauche etwa 1 Stunde für die ganze Runde und habe echt schöne Blicke auf Stanley, das von der einen Seite von der rauhen Bass Strait umspült wird und auf der anderen Seite, wo mein Campground ist von der ruhigen Lagune mit einem atemberaubend riesigen Strand.

Zum Schluß geht’s also zu Fuß hinunter. Eine mörderisch steile Wegstrecke, bei deren Abstieg man sich wirklich am Geländer festhalten muß. Ich möchte mir ungern irgendwas verletzen, Fuß verstauchen oder hinknallen – wenn man alleine unterwegs ist, muß man echt immer etwas genauer gucken, damit der Urlaub nicht plötzlich schwierig wird. Der Weg ist etwa 400m lang und windet sich in Haarnadelkurven steil bergab und ich trippele dort hinunter und bin froh, als ich nach ca. 15min unten am Camper stehe und eben immer noch gut oberhalb des Ortes.

Ich fahre einen kleinen Weg nach Norden zum Highfield House. Dieses private Wohnhaus hat einen wundervollen Blick auf die Nordseite des Nuts und die Bass Strait. 1830 gebaut – überwiegend von wie Sklaven behandelten Sträflingen – ist es heute ein „historic site“ von Australien. Jetzt, in der Abendsonne liegt es ohne Touristen da. Man kann in den Garten laufen und rumschauen, aber nicht in die Gebäude rein, was mich eh nicht interessiert hatte. Die Leute mit Geld wußten früher schon, wo sie sich niederließen.

In einem großen Bogen fahre ich zurück nach Stanley und in die Hauptstraße.

Der Ort besteht praktisch aus dieser Hauptstraße mit ein paar filmkulissen-tauglichen Häusern, ähnlich wie in Alaska oder im Yukon. Einige Häuser liegen schön hinter wundervollen Blumen in der Abendsonne, als ich nochmals hier durch fahre. Dann entdecke ich am Ende der Straße Hursey’s Seafoods, was oben ein Restaurant und unten ein Take-away hat. Die Verlockung keine Dose, keine Stulle und auch nicht die alten Wallaby-Buletten zu essen, ist groß und so gehe ich in den Take-away-Laden und gönne mir für fürstliche 32$ eine Seafood-Combo mit mehreren Fischsorten und Scallops sowie Krustentieren, die frisch gemacht wird. Ich nehme mir das mit zum Campground und setze mich damit in die Abendsonne und werde gierig von den Möwen beäugt. Ich halte das Papier immer dicht über die Schale, esse meinen Fisch und ignoriere die Fritten. Auf dem Weg zum Mülleimer ist das wie bei Hitchcock’s „Die Vögel“, denn die Flügel der Möwen schlagen auf meinen Kopf, während das Geschrei lauter wird, bis ich die Fritten im Müll versenke.

Es ist fast 20h, ich lade die vielen schönen Bilder von heute auf mein Tablet, um sie dort zusätzlich zur Speicherkarte wie immer zu sichern. Dann baue ich mein Bett, denn ich will das später nicht machen, denn mein Tagesprogramm ist noch lange nicht vorbei. Heute Abend will ich noch Pinguine gucken. Und da die erst nach der Dämmerung kommen, werde ich hierher im Stockfinstern zurück kehren und da schläft der gemeine Camper bereits und würde durch das Türenschlagen von mir geweckt.

Die Beobachtung von Pinguinen in Stanley ist hinter dem alten Friedhof möglich. Von der Harrison Terrace gibt es rechts einen Abzweig zu einem Parkplatz oberhalb des Strandes. Dort gibt es durch eine weiße Pforte einen Zugang zu einem Grasbereich oberhalb der steinigen Küste. Hier sind die Höhlen der Pinguine, die hier in den Erdlöchern ihre Jungen haben oder auch tw. unter der alten Kirche des Friedhofs.

Mit langer Hose, Stiefeln, Halstuch und Jacke laufe ich durch die Pforte und mehrere Hinweisschilder bitten darum, weiterzugehen, um nicht in der Laufstrecke der heimkommenden Pinguine zu stehen.

Letztlich sammeln sich etwa 8 neugierige Touristen dort und es findet sich eine Art inoffizieller Ranger dort ein, der mit zwei roten Lampen bald sehr gut die ankommenden Little Blue Penguins anleuchten kann. Pinguine sehen nur hell und dunkel und während helle Lampen, Blitz oder ähnliches die Tiere blenden, schädigen und ängstigen, nehmen die rotes Licht gar nicht war, es ermöglicht uns Menschen aber, die Tiere besser zu sehen. Es ist fast 21.30h, ehe die ersten Pingus an der steinigen Bucht unterhalb unseres Platzes ankommen. Innerhalb der nächsten dreiviertel Stunde kommen um die 30 Pinguine hier an. Meine Fotosensoren versagen ihren Dienst. Das einzige Gerät, was in der Lage ist, Bilder und Videos zu fabrizieren, ist mein Handy. Diese Pinguinart, die ich schon aus Neuseeland kenne, ist die kleinste Pinguin-Gattung der Welt. Beinläne: 1 cm. Entsprechend mühsam ist für die Tiere der Weg vom Wasser über die Steine und dann den Hang hoch auf den Rasen und weiter zu den Erdhöhlen. Ihre größten Feinde sind eigentlich Hunde, Menschen (Autos) und Katzen. Die Eltern verbringen den Tag im Meer, um Futter für die rabiaten Jungen zu sammeln, die abends dann von ihnen gefüttert werden. Das habe ich schon in Neuseeland erlebt. Die Jungen sind größer als die ausgewachsenen Eltern und reißen ihnen rücksichtslos den Fisch aus dem Schnabel. Sobald die Eltern-Pingus neben uns auf dem Rasen angekommen sind und sich mehr und mehr Richtung Gebüsch/Friedhof/Kirche bemühen, desto lauter wird das Geschrei der Kinder aus den Erdlöchern.

Ein wirklich schöner Abschluss dieses abwechslungsreichen Tages, mit Fossilien, einer Vulkanumrundung, schönen Blicken von Rocky Cape und dem Nut und nun noch mit Pinguinen.

Der kurze Rückweg zum Campground führt mich wieder durch die – nun dunkle – Hauptstraße Stanleys wo mittendrin ein Wallaby sitzt. Ich parke rückwärts neben der Wäschespinne ein, schließe mein Stromkabel an und hau mich auf’s Ohr. Es ist fast Mitternacht, als ich meine Bilder komplett gesichert habe und das Licht ausgeht.

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