TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
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Schönes Latrobe, Strände und noch mehr Tiere in Narawntapu

Veröffentlicht: 06.02.2018

Montag, 15.1.18

Um 6h morgens bin ich wach und schaue aus einem der mich umgebenden Fenster meines Campers. Neugierig guckt ein Pademelon zurück, das mit einem Mini-Kind neben meinem Auto futtert. Mein Herz geht auf – so etwas ist doch einfach nur klasse!

Ich schlappe zum Wasch/Klo-Haus und aus den Duschen kommt glücklicherweise nur wenig gefärbtes Wasser, aber die Einstellung des warmen Wassers kostet Zeit und ich muß mich mit dem Duschen beeilen, damit die 4 Min reichen. Der Campground hat sich geleert. Gestern kamen noch gegen 22.00h im Stockfinstern zwei Autos an, die noch Zelte aufbauten. Es sind bis auf einen anderen alle weg.

Der Ranger, den ich gestern kurz auf meiner Wanderung getroffen hatte, kommt bei mir vorbei und fragt nach, wie mir meine gestrige Wanderung gefallen hat und informiert mich, dass das Visitor Center heute geschlossen bleibt, weil die eine Mitarbeiterin, die dort heute hätte arbeiten sollen, krank ist. Allerdings checkt er auch meinen Parks Pass, den ich ja gleich am Anfang gekauft habe und ohne die man hier gar nicht stehen darf. Das System ist eher betrugsanfällig. Denn es ist eine do-it-yourself-Registrierung. Man findet an kleinen Holzständen Umschläge, in die man das entsprechende Geld legt, einen Schnipsel abreißt und als Ausweis mitführt. Darauf notiert man, welche Art Pass (1 Tag, 2 Monate, 1 Jahr) man „gekauft“ hat. Man wirft den Umschlag mit dem eingelegten Geld dann in eine abgeschlossene Box. Aber ob da immer jeder das richtige Geld eingelegt hat?

Ich schreibe bis 10.30h erstmal Tagebuch, weil ich abends dazu kaum mal komme. Es ist immer so viel zu gucken!

Nach Abwaschen, Verpacken, Schnur einsammeln fahre ich mit dem Auto los und will eigentlich entweder zum Strand gucken oder aber Richtung Bakers Point fahren. Der Weg zum Strand ist mir ehrlich gesagt zu „buschig“ und es ist jetzt schon heiß und sonnig und meine Schlangen-Angst verhindert, dass ich da durchlaufe und ich hab auch keine Lust, jetzt wieder lange Hosen/Stiefel anzuziehen. Da ich ja eh nicht so der Strand-Fan bin und nicht abschätzen kann, ob sich der Weg wirklich lohnt, lasse ich es bleiben.

Also ab ins Auto und dann abbiegen Richtung Bakers Point. Aber diese gravel road ist ein einziger Mist und die Vorstellung hier 9 km one-way bis Bakers Point und Griffith Point zu fahren und wieder zurück, ist mir nach der Anfahrtstrecke gestern einfach zuwider und ich fahre rund 1km rückwärts, weil ich mich nach der Erfahrung mit Wendemanövern auf gravel roads, nicht nochmal festfahren will. Dann eben nix im Narawntapu und so fahre ich nach Port Sorell. Eine ganz hübsche Fahrt durch eine schöne Landschaft mit vielen Kuh-Weiden. In der Ferne sind Berge zu sehen. Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel. Man muß um den sehr breiten Rubicon River herum fahren, um nach Port Sorell zu kommen. Der Ort ist früher mal der größte Hafen Tasmaniens gewesen und ist mit vielen sehr schönen Stränden mit erneut orangen Felsen gesegnet. Ich sehe unterwegs eine seltsame Eidechse mit gedrungenen Körper und einem Stummelschwanz. Ansonsten gibt es keine Tiersichtungen.

Port Sorell ist jetzt nicht so der Hammer, aber ich tanke auf und fahre Richtung eines der Strände. Man kann kaum darauf gehen, da man mit jedem Schritt bis über die Knöchel einsackt. Es sind wenig Leute am Strand, im Wasser schon gar nicht. Ich laufe mit den Füßen in das frische Wasser und denke mir, dass mir das zum Baden eh zu kalt wäre. Was zusätzlich nervt und irgendwie eine australische Besonderheit ist: Fliegen. Diese nervigen Biester, die einen konstant umschwirren, sind mir schon in Westaustralien auf den Geist gegangen, da man sie einfach nie los wird. Nur wenn mal eine kräftige Böe kommt, sind die für Bruchteile von Sekunden mal weg. Ich fahre ein paar hundert Meter weiter zur Jetty, wo Kinder rumtoben – alle schön in Neopren-Anzügen wg. der Wassertemperatur und des Ozonlochs. Der Strand ist wirklich endlos, gegenüber sieht man kleine Inseln und das Ufer vom Narawntapu Nationalpark.

Ich fahre weiter nach Norden in den nächsten Ort Hawley Beach mit gleichnamigem Strand. Für eine halbe Stunde mache ich eine kleine Lesepause oberhalb einer Bucht im Schatten, gebe dann aber wg. der Fliegen auf und fahre noch ein, zwei km weiter, gehe nochmals an den an sich schönen Strand, um die tollen Steine zu fotografieren. Aber auch hier – Fliegen, Fliegen und man kann nicht mit einer Hand wedeln und mit zwei Händen fotografieren. Selbst das Gehen am Strand ist nur mit permanentem Hand-Wedeln möglich und somit echt keine Option. Würde ich hier leben, hätte ich keinen Spaß mit diesem Strand.

Also fahre ich nun etwa 18km nach Latrobe, einer Stadt, die sich als Welthauptstadt der Schnabeltiere betitelt. Zudem ist es eine historic town und bis zum Ende dieser Reise finde ich keinen anderen Ort, der eine derart schöne und große Anzahl von historischen Häusern hat. Schnabeltiere sehe ich keine, sondern laufe die Hauptstraße hoch und runter, ein paar Querstraßen rein und raus und bin von den Häusern und den alten Kirchen begeistert. An der alten, kleinen Post/Library gibt es öffentliches WLAN und ich check ein bißchen, was sich so tut, während ich im Schatten eines großen Baumes sitze und das wenige Treiben auf der Straße beobachte. In einer Bäckerei hole ich mir ein Stückchen Kuchen und fahre nach einigen Fotos der Häuser zum Mersey River, der hinter der Stadt fließt. Ein Einheimischer meint, er hätte hier schon lange keine Schnabeltiere mehr gesehen, sei aber auch nicht jeden Tag hier. Hört sich nicht so sehr nach Schnabeltier-Hauptstadt an…Gegen 16h trete ich die Rückfahrt zum Narawntapu an, weil ich auch keine Lust zum weiteren Suchen habe. Ich werde schon Schnabeltiere zu sehen bekommen. Wenn nicht hier, dann eben woanders.

Nach 40min stehe ich wieder auf meinem Platz, den ich mit einem Campingstuhl blockiert hatte und einem Zettel „will be back“ – denn hier werden keine genauen Plätze vergeben, sondern man stellt sich hin, wo es frei ist, aber ich schätze meinen alten Platz, weil ich eben hinten aus dem Camper auf den Springlawn sehen kann.

Es sind zwei andere Camper hier, auf den insgesamt ca. 10 Plätzen sind wir also zu dritt. Ich habe Hunger und hole meinen Tisch raus und mach mir ne Dose Ravioli warm, hau ein paar frische Champignons dazu. Zum Abwaschen hole ich dann das braune Trinkwasser vom Wasch/Klohaus, koche das im Topf mit Spülmittel auf und schon ist der Topf wieder im Schrank. Auf einen Teller hab ich eh verzichtet.

Die Sonne scheint noch ganz schön doll und wird erst nach 18.00h langsam milder.

Ich ziehe mir die lange Hose und die Wanderstiefel an und durchquere den Springlawn bis zur Lagoon. Überall sitzen Wallabies und Känguruhs. Zurück am Campground treffe ich auf 3 Leute, wovon einer Tasmanier ist und das Pärchen aus Calgary kommt. Der Tasmanier brät aus einem Berg Hackfleisch riesige Burger aus Wallaby-Fleisch. Er hat noch mindestens 10 Stück auf dem Campground-Grill, was ein riesiges Ding ist, das man kostenlos nutzen kann. Ich probiere einen halben und das schmeckt total gut. Ist auch scharf gewürzt, das Fleisch ist ja total mager. Später packt er mir noch 2 Stück ein, die aber ungegessen bleiben, weil ich in den nächsten Tagen keine Zeit/Gelegenheit habe, um etwas warm zu machen und diese Dinger nicht kalt essen mag.

Der Kühlschrank stinkt 3 Tage nach Knoblauch.

Die Kanadier und ich gehen auf die hintere Wiese und beobachten den Sonnenuntergang, der heute nicht so spektakulär ist, wie gestern. Da Känguruhs auf Brot anspringen, hat der Tasmanier seinen Kumpels Brot mitgegeben. Die Känguruhs kommen jetzt nicht auf uns zugelaufen, aber es gibt einzelne, die an uns vorbeispringen, abbremsen, sich umdrehen und die Nase in die Luft halten. Letztlich kommen aus dem Wald die größeren Forrester Känguruhs und als dann auch die Moskitos kommen, gehen wir im fast Dunklen zurück zum Campground, wo der Tasmanier mittlerweile den Grill gesäubert hat und mit seinen Leuten zurück nach Hause fährt, während ich mit meiner Taschenlampe zum Camper zurück gehe.

Ich habe bei all meinen Touren immer Wasser, Taschenlampe und meistens auch meine Fleecejacke dabei. Die Kanadier liefen mit Shorts und Flip-Flops rum und froren sich einen Ast ab. Denn es ist hier wirklich jeden Abend bestenfalls noch 10-12 Grad plus Wind.

Ich komme mit einem anderen Camper ins Gespräch, ein Deutscher, der im März nach Berlin zieht. Da stehen wir im dunklen tasmanischen Busch und reden über Immobilien-Preise in Berlin. Ich brauch nicht mehr Heimat-Kontakt und ziehe mich in meinen Camper zurück. Es sind die ersten deutschen Worte, die ich seit dem Abflug am 5.1. in Frankfurt gesprochen habe.

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