TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
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22km einsame Schotterpiste und eine Wiese voller Känguruhs für mich

Veröffentlicht: 06.02.2018

Sonntag, 14.1.18

Schön warm duschen, frühstücken, wieder alles abwaschen, wegpacken, Schränke sichern. Zum Abwaschen kann ich mir hier im Wasserkocher Leitungswasser warm machen, da ich eine powered site habe. Ansonsten muß das im Wasserkessel auf dem Gaskocher geschehen. Da für die Fahrt auch nur von wenigen hundert Metern, alles wackelfest verstaut sein muß, kann man nie gebrauchtes Geschirr irgendwo hinstellen und losfahren. Weil die eine der beiden Schranktüren immer aufgeht, klemme ich mittlerweile zwei dafür schon patentgefaltete Stücke Papier in die Tür/Rahmen-Zwischenräume und bis dann alles so abfahrtbereit ist, braucht es seine Zeit. Ohne Stress ist das mit Aufstehen, Duschen, Frühstücken, Abwaschen, Verstauen, außen liegende Stromschnur abmachen, aufrollen, hinten reinschmeissen, Bett machen – irgendwie immer 10.00h, ehe ich so los komme.

Mein Weg ist heute eigentlich ein echt kurzer, denn ich steuere nun eines meiner Highlights an, den Narawntapu Nationalpark, der von Beauty Point nur 22km entfernt ist. Die Qualität der Straße kann ich nicht ermitteln. Es ist eine C-Straße mit drei Zahlen, also eher klein. Aber ich habe solche Straßen mit bestem Asphalt erlebt und auch als gravel roads – also alles ist möglich. Zunächst fahre ich nach York Town, eine der ersten britischen Siedlungen hier im Norden Tasmaniens. Aber davon steht gar nichts mehr und es führt nur ein ziemlich dicht bewachsener Trampelpfad irgendwo ins nirgendwo und so drehe ich nach kurzem um, da ich weder feste Schuhe noch lange Hosen anhabe und doch weiterhin einigermaßen Respekt vor unerwarteten Schlangen-Begegnungen. Es gibt hier keine Hausreste oder ähnliches, sondern letztlich wohl am Ende dieses Weges nur einen Blick auf das Gelände, auf dem York Town mal gestanden hat.

Mein Navi will mich zunächst in eine unbefestigte Sackgasse leiten. Also werfe ich das andere an und muß erstmal wieder drehen. Kurz hinter York Town beginnt dann ebenfalls eine gravel road, die aber wenigstens durch geht, in Richtung Narawntapu. Allerdings ist dies – bis zum Ende dieser Reise – die übelste Piste, die ich gefahren bin. Irgendwann kommen Schilder, die darauf hinweisen, dass diese Straße nur bei Waldbrand-Einsätzen genutzt und somit nicht gewartet wird und man mit „Caution“ fahren soll. Ein Telefonnetz habe ich nicht. Es gibt riesige Schlaglöcher, Kurven, es geht bergauf über mehrere Hügel, manchmal huschen verängstige Känguruhs links und rechts ins Gebüsch. Der gesamte Inhalt meines Campers scheppert und klappert und es ist ein ohrenbetäubendes Geräusch, über die vielen Querrillen und durch die Löcher zu holpern. Jetzt bloß keine Panne haben, bloß nicht liegenbleiben – ich sehe hier kein Auto, keinen Menschen, es ist heiß und trocken und ich habe echt kein so gutes Gefühl. Die C741 wird nicht zu meiner Lieblingsstraße. Mein Navi sagt, dass ich in 10km abbiegen soll und ich denke – das ist ja zu schaffen. Nach 10km kommt eine Kurve und das Navi sagt, dass ich in 7km abbiegen soll. Na bravo! Etwa nach 5 km begegnet mir ein einsamer Mountainbike-Fahrer. Der wäre – hätte ich 10km vorher eine Panne gehabt, vielleicht irgendwann an mir vorbei gekommen. Sehr beruhigend…Direkt vorm Ende dieser Ätz-Strecke treffe ich dann auf einige Motocross-Fahrer – ja, für die ist das hier genial. Für Campervans vielleicht nicht so…

2 Stunden nach meiner Abfahrt in Beauty Point und dem kurzen Stopp in York Town bin ich dann im Narawntapu Nationalpark. Die haben sogar powered sites, so dass ich gleich mal 2 Nächte buche. Für 16 Dollar die Nacht nun echt super günstig. Ich kaufe mir zwei Token für’s Duschen zu je 2$. Dafür gibt’s dann 4min warmes Wasser.

http://www.parks.tas.gov.au/?base=3665

Trinkwasser gibt es hier keines. Das Wasser, das aus den Hähnen kommt ist rostbraun und man soll es abkochen, da es unbehandelt ist. Sehr lecker... Gut, dass ich mir 6 große Flaschen Trinkwasser gekauft hatte, die ich zum Kaffeemachen, Zähneputzen, Tee nutze und nun wohl auch lieber zum Abwaschen.

Beim Visitor Center ist man extrem hilfsbereit. Es ist eine kleine Einrichtung und nur eine Person hier. Auf dem Parkplatz stehen keine 5 Autos, auf dem Campground nur 2 weitere Leute. Man schaut direkt vom Visitor Center auf den Springlawn, die Wiese, auf der abends nach Sonnenuntergang Heerscharen von Tieren auftauchen sollen. Ich bin so gespannt. Das hatte ich online in einem Blog gelesen und auf Youtube gesehen und wollte deswegen hierher. Der NP ist selbst bei Tasmaniern ziemlich unbekannt. Früher hieß er mal Asbestos NP, was vermutlich nicht dazu führte, dass man hier gerne her wollte. Weit und breit ist hier ansonsten nichts. Der nächste Ort ist Port Sorell, den man nach etwa 25min Fahrt erreicht.

Ich ziehe mir nach einigen Infos die lange Wanderhose und die Wanderschuhe an und laufe um 13.30h los. Das Mädel an der Info hat mir alles mögliche über Wanderwege und Tiere gesagt und so will ich erstmal gemütlich zum Bird Hide laufen und dann überlegen, ob ich rund um die Lagune laufen will, was auf dem gegenüberliegenden Ufer eine Querfeldein-Wanderung ist.

Der Weg ist sandig und links und rechts dicht bewachsen, so dass ich erstmal genau gucke, was da so rumliegt. Ein Pademelon sitzt im Schatten und futtert. Zum Bird Hide geht es über eine kleine Brücke durch ein sumpfig-verwunschenes Gelände mit hohen dünnen Bäumen und viel grünem Moos.

Ich bin überwiegend alleine im bird hide und sehe neben vielen schwarzen Schwänen die lustigen hary-headed Grebe, eine Taucher-Art, mit lustig-puscheligem Schwanz/Po. Viele Libellen sausen hier rum. Riesige Dinger. Gegenüber am Ufer sehe ich Känguruhs. Also lockt mich diese Lagunen-Umrundung mehr und mehr.

Plötzlich fängt es an zu regnen und die Gruppe quatschender Engländer ist nun auch weg. Ich sitze trocken und gucke auf das Treiben im und auf dem Wasser, bis es wieder trocken ist. Ich laufe weiter, klettere über einen querliegenden Baum und finde dann doch den Weg nach rechts um das Ende der Lagune auf die andere Seite. Nachdem ich bisher in Büschen und Bewuchs lief, öffnet sich nun der Wald und ich stehe auf einer endlosen Ebene mit niedrigen Grasbüscheln, die jeder auf einem kleinen Erdhuppel wachsen. Das macht das Laufen etwas unschön, aber insgesamt ist es super, hier so zu laufen, denn schon bald sehe ich eine Reihe von Känguruhs. Keine Wallabies oder Pademelons, sondern richtige Forrester Känguruhs, die mich zwar kritisch beäugen, aber meistens ruhig sitzen bleiben, oder sich hinter höhere Gräser verdrücken, in der Hoffnung, dass ich sie nicht sehe. Es gibt unendliche Fotomotive und ich bin total begeistert, auch, wenn ich keine Wombats sehe. Die Wombat-Population hier, ist zu 95% weg. Gestorben an einer Krankheit namens „mange“, die sich hier wie nichts Gutes verbreitet hat. Es gibt nur noch einzelne Wombats am Ende des Nationalparks, etwa bei Bakers Point, beim Campground, was am Ende einer groben Schotterpiste liegt, die von dort, wo ich mein Lager aufgeschlagen habe etwa 9km entfernt ist, wo man sie vereinzelt am späten Abend gesichtet hat. Die Krankheit geht mit Fellverlust, Juckreiz und Infektionen von dann aufgekratzten Wunden einher, was zum Tod führt und in bestimmten Gebieten Tasmaniens die Wombat-Population extrem dezimiert hat.

Ich laufe weiter durch „meine“ Känguruhs, tw. auch Junge, die sich offenbar freuen, außerhalb des mütterlichen Beutels mal ein paar Runden hopsen zu können. Hier, auf einer offenen Wiese, nicht in einem Zoo, also mitten in der Natur zwischen locker 15-20 Känguruhs zu stehen und weitere in der näheren Umgebung zu sehen – das ist unvergesslich.

Nach 3,5 Stunden erreiche ich meinen Camper wieder. Die gesamte Umrundung soll eigentlich 2 Stunden dauern, aber das kann man ja nur schaffen, wenn man nie stoppt, um zu gucken, Fotos zu machen und zu genießen. Was für eine tolle Wanderung, was für ein grandioser Tag!

Ich sichere meine Bilder, schmier mir schnell eine Stulle und laufe zum Visitor Center, was seit 16h geschlossen hat, aber eine erhöhte Position hat und ich hier zum Sonnenuntergang nun den Springlawn beobachten will. Allerdings ist auf der großen Wiese kaum Bewegung. Es gibt dafür aber einige Wallabies, die auf dem Campground zwischen den drei Campern umher springen, einige Gänse und in der direkten Sichtachse meiner Heckklappe sind locker 6-7 Wallabies und Känguruhs, wodurch meine Position hier am Visitor Center nicht so super sinnig ist.

Ich folge der Sandpiste, die in den Nationalpark führt zu Fuß und gleich sitzt ein größeres Känguruh mit einem Joey im Beutel vor mir am Straßenrand. Die Sonne geht kurz vor 21.00h unter und hinterlässt einen rotglühenden Himmel, vor dem die Silhouetten der hohen Eukalyptusbäume, diverser Büsche und Baumgerippe absolut grandiose Fotomotive hergeben. Aus der Ferne rauscht das Meer herüber, das man aber nur mit einem 20minütigen Fußweg erreichen kann und ich den Weg nicht im Dustern wieder hochlaufen will. Also die Atmosphäre, das unvergleichliche Licht genießen und die mehr und mehr im Zwielicht nun sitzenden Wallabies und Känguruhs.

Ich öffne die Heckklappe meines Campers und setze mich dort hinein, um einen besseren Blick auf den Springlawn und die keine 10m vor mir mümmelnden Känguruhs und Wallabies zu haben. Dazu ein kühles Glas Weißwein – was für ein Tag, was für ein Geschenk so eine Reise für das eigene Leben ist.

Wie toll ist es, mit einem Camper unterwegs zu sein. Ich habe das ja noch nie gemacht und hatte schon Zweifel, ob das was für mich ist, dieses einfache Leben, ohne Klo und Dusche – aber das ist alles kein Ding und die Vorteile mit so einem Gefährt hier mitten in der Natur unter einem unfassbar riesigen Sternenzelt zu sitzen und Tiere zu sehen, das ist so viel besser, als in einem Hotelzimmer zu hocken. Ich bin so froh, das gemacht zu haben.Inhalt

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