TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
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Devils@Cradle und weiter nach Südwesten: Strahan wartet!

Veröffentlicht: 06.02.2018

Samstag 20.01.18

Der Wecker geht um 7.40h, denn ich will hier nicht durch die Touristen geweckt werden, die um mich herum parken, sondern etwas unauffällig zum Zähneputzen laufen. Geplant, getan und so sitze ich kurz darauf bei geöffneter Camper-Tür mit einem Kaffee in der Hand, esse mein Müsli und gucke, was sich draußen so tut. Schon ab 8.00h kommen die ersten Leute hier an. Das Visitor Center macht erst um 9.00h auf. Gemütlich sitze ich da in meinem Camper und schreibe noch Postkarten. Ich stelle fest, dass ich noch 15 Karten brauche und hole im Visitor Center noch ein paar.

Ich will jetzt zum „Devils@Cradle“, das etwa 1km von hier entfernt liegt. Eine Zuchteinrichtung und auch Aufzuchtstation überwiegend für tasmanische Teufel. Hochgelobt und ich freu mich, dass ich aufgrund der ungeplante Übernachtung hier das heute noch machen können, denn gestern hätte das nicht mehr funktioniert und wäre ich nach Waratah zurück gefahren, würde ich heute nicht deswegen nochmal 60km nach Osten fahren, wenn ich eigentlich nach Südwesten will. Das ist alles eine wundervolle Fügung, dass das nun klappt. Da die um 10.30h eine Führung habe, fahre ich um 10.20h los, bin aber die einzige Besucherin dort und die wollen die Führung erst ab 2 Leuten machen. Also laufe ich ein paar Minuten alleine rum, nachdem ich mit der Rangerin ein bisschen geplauscht habe. Dann tauchen noch 5, 6 andere Leute auf und die Führung beginnt mit einer kleinen Verzögerung doch.

Anders als im Nature World, wo ich an der Ostküste war, ist diese Einrichtung eher auf die Zucht der Devils konzentriert, weniger als Aufpäppel-Station verletzter oder verwaister Tiere. Ziel ist es, genetisch reine Devils zu haben und die Krebs-Viren aus dem Erbgut zu entfernen, die seit 1996 den Bestand der Devils nicht nur in Tasmanien, sondern auch auf dem Festland derart dezimiert haben, dass sie heute als bedrohte Tierart gelten.

Devils facial tumor disease (DFTD) plagt die Population der Devils also seit über 20 Jahren.

Diese Krebsart befällt nur das Gesicht, die Lefzen und führt innerhalb weniger Monate immer zum Tod der Tiere, die ersticken oder verhungern. Es ist grauenvoll, die Fotos davon zu sehen. Übertragen wird diese Krebsart durch Kontakt zwischen den Tieren. Bei Kämpfen wird es ebenso übertragen, wie durch Erbgut. Devils paaren sich untereinander, unabhängig von Verwandschaftsgraden, so dass sich auch kranke Tiere fortpflanzen. Oft allerdings verenden die Muttertiere schon vor oder nach der Geburt. Dann fallen die toten Tiere Artgenossen zum Opfer und schon verbreitet sich das Virus weiter. Seit 20 Jahren gibt es immer noch keine Gegenmittel.

Australien hat 25 Einrichtungen, in denen Devils nun gezüchtet werden. Devils@Cradle gehört dazu. Hier sind 45 Devils heimisch und sie werden nicht unbedingt wieder ausgewildert, sondern eher in andere Parks geschickt, um sich dort mit genetisch gesunden Tieren zu vermehren. Man hat mittlerweile rund 900 Tiere in diesen 25 Einrichtungen gezüchtet und beheimatet, die in der Lage wären, eine völlig neue gesunde Population zu stellen, sollten die Devils aufgrund des Virus in der Wildnis aussterben.

Hier werden die Tiere permanent gescreent, es gibt recommended devils, die für die Fortpflanzung in andere Parks geflogen werden, um den Genpool wirklich gut aufzubauen.

Devils werden nur etwa 5-7 Jahre alt und sind nach 2 Jahren geschlechtsreif. Pro Wurf sind maximal 4 Jungtiere möglich, weil die Weibchen in ihrem Beutel nur 4 Milchdrüsen haben. Produziert werden jedoch bis zu 30 Jungtiere, die nur 0,1 oder 0,2g wiegen. Da die Jungtiere direkt nach der Geburt in den Beutel an die Milchdrüsen kriechen, dort aber nur vier Platz haben, sterben die anderen Jungtiere und werden – als hochproteinhaltige Nahrung – von der Mutter gefressen. Aufgrund der kurzen Lebensdauer der Tiere, wirft also ein Muttertier maximal 3 oder 4 Mal.

Es gibt keinerlei Bindung zwischen Mutter- und Vatertier und die Mutter bleibt etwa 8 Monate bei den Jungtieren. Devils sind die größten Raubtiere unter den Beuteltieren und sie sind Einzelgänger. Damit die Jungtiere nicht im Dreck landen, öffnet sich der Beutel nach hinten und nicht nach vorne, so daß beim Buddeln, den kleinen nicht der Dreck in die Augen fliegt.

Devils sind die größte Sorte der sog. Raubbeutler. Ihren Namen haben sie erhalten, weil sie viel fauchen und quietschen und man vermutlich früher die Tiere im Busch hörte und nicht wußte, was da sein Unwesen treibt. Sie sind ziemlich blöd, haben ein ausgesprochen kleines Gehirn, haben einen massiven Schädel, an dem ein enorm kräftiges Muskelgebilde ansetzt, dass kräftige Kiefer hält, die alles zermahlen, was sie zu fressen kriegen. Sie essen alles, Fell, Federn, Haut, Knochen – das ist den Tieren völlig egal. Sie sind keine Jäger, dafür laufen sie viel zu langsam und sie haben schlechte Augen. Ihre Nase hingegen riecht Beute auf 10km Entfernung und sie hören sehr gut. Sie fressen Aas, durchaus aber auch verletzte Tiere, die nicht fliehen können.

Die Tiere sind in der Lage, Beute in der Größe von 40% ihres Körpergewichts zu vertilgen, leben dann durchaus 3 Wochen ohne Nahrungsaufnahme. Sie leben in Erdhöhlen und bevorzugen Waldgebiete.

Sie lieben es aber in der Sonne zu braten und liegen dann völlig platt rum und genießen die Wärme.

Wenn Devils älter werden, wird ihr Fell braun. Vorher sind sie schwarz.

Devils@Cradle hat auch Quolls, Beutel- oder Tüpfelmarder, die total niedlich sind. Der Southern Quoll hat keine Punkte auf dem Schwanz, der spotted-tail quoll hat einen gepunkteten Schwanz.

Ich laufe hier noch eine Weile nach der Führung alleine rum, finde die Keilereien der kleinen Devils mit ihrem lustigen heiseren Geschrei echt amüsant. Dutzende Fotos und Videos später, es ist schon 12.30h, sitze ichwieder im Auto und fahre los Richtung Südwesten.

Um 14.30h erreiche ich Strahan (Strawn gesprochen). Der letzte Teil der Strecke ist wieder einmal nur eine Kurvenstrecke, hoch und runter, ich schalte mir einen Wolf.

Lt. Reiseführer soll Strahan ein ganz toller Ort sein, sehenswerte Häuser und richtig schön. Das lässt sich leider gar nicht feststellen und der hauptsächliche Campground ist auch noch voll. Glücklicherweise hat gegenüber ein weiterer aufgemacht. Mir scheint, dass die eher eine Art Ferienhaussiedlung sind die irgendwann noch ein paar Stellplätze angedockt haben. Mit 45$ ist dies der teuerste Campground (powered site) den ich auf der ganzen Reise habe. Der Stellplatz direkt neben den Klos ist nun auch nicht so der Hit und nachts scheint ein Flutlicht an der Klo-Bude direkt in meinen Camper. Es gibt kostenloses Internet, das nicht funktioniert.

Ich will eigentlich zu Fuß nach „Downtown“ gehen, aber zunächst wird es mir – trotz Sonne – im wieder mal kalten Wind nach 10min zu kalt und ich drehe um, um meine Jacke zu holen und entscheide mich dann glücklicherweise, gleich den ganzen Camper mitzunehmen. Der Weg in den Ort erschien mir nicht wirklich schön und so ist es auch. Der Weg zieht sich und am Ende es gibt eine Reihe von alten Häusern, die etwa 50m lang ist und das war’s dann auch. Ich frage in der Touristeninfo, die noch offen hat, wo hier denn die vielen alten Häuser sind. Man schaut eher ratlos, deutet dann grob in die Hänge hinter dem Hafenbecken und sagt, ja, da oben gäbe es so die eine oder andere sehenswerte alte Villa. Ansonsten ist der Reiz in Strahan eine Bootsfahrt, aber die letzte ist um 15.00h raus und heute gibt es keine mehr.

Ich bin ein bißchen verärgert, dass ich diesen abgelegenen Ort angefahren habe, in dem es nicht das gibt, was in Reiseführern steht. Vermutlich hat wieder mal einer vom anderen abgeschrieben. Ich fahre mit dem Auto auf einen Hang über dem Hafenbecken, aber finde auch hier nur zwei, drei Häuschen, es gibt keinen Ortskern mit solchen schönen Holzhäusern und einmal mehr erinnere ich mich wohlwollend an Latrobe.

Ich fahre hoch zu einem Wasserspeicher und schaue von oben auf den kleinen Ort und die dahinter liegenden Inseln und das Wasser. Einen schönen Blick auf den Ort hat man von einem Hotel auf halber Strecke.

Auf der anderen Seite der Bucht hält die historische Bahnlinie der West Coast Wilderness Railway, die von Queenstown kommt. Hatte ich auch mal überlegt zu machen. Wie gut, dass ich das nicht getan hab. Hier, wo die Bahn ankommt, ist Strahan noch locker 3-4km weg und es ist kein Spazierweg sondern eine Straße. Irgendwie etwas blöde, wenn man in Strahan ankommt, es aber eigentlich nur mit einem 8km-Fußmarsch hin/rück erreichen kann.

Aber kurz neben dem Bahnhof geht es links eine Straße hoch und man erreicht einen alten Friedhof, mit Gräbern, die deutlich über 100 Jahre alt sind. Von hier hat man einen super Blick auf die Bucht Richtung Macquarie Heads. Als ich zum Auto zurück komme, fliegt oben aus der Tanne immer Zeugs runter. Zwei gelb-schwarze Papageien sitzen dort, knipsen Zweige ab, um an die großen Tannenzapfen zu kommen, die sie dann genüsslich knacken. Ich finde auf der Erde endlich einen relativ unversehrten großen Pinienzapfen, den ich mit nach Berlin nehmen will und neben den vom Lake Tahoe stellen werde.

Eigentlich will ich nun nach Macquarie Point fahren, praktisch dem westlichsten Punkt des Gebietes hier. Aber von den 13km dorthin sind 10km gravel road der übelsten Art. Und die Vorstellung nun noch 10 x 2 km gravel road mit all dem Geschepper und Gerüttel fahren zu müssen, begeistert mich gar nicht und so lasse ich das sein, drehe um und steuere Oceans Beach an – wenigstens nur 3km gravel.

Ein riesig langer Strand von wohl 7 km Länge liegt vor mir. Linker Hand in der Ferne sieht man wieder hohe Dünen, rechts in der Ferne Berge. Bald bin ich hier allein und genieße die Sonne, das Meeresrauschen und die Ruhe vor anderen Menschen und die Aussicht.

Bis zum Sunset will ich heute nicht warten. Ich habe langsam Hunger, fahre zurück nach Strahan und hole mir in Molly’s Café gegrillten Fisch. Molly’s Café ist ein Diner mit einer erstaunlichen Vielfalt von Pizza über frischen Fisch bis zu hausgemachten Salaten, Getränken, Desserts, der neben dem Campground ist. Ich sitze in der Abendsonne vor dem Diner, weil mein Camper völlig im Schatten großer Tannen steht und der Genuß von Essen neben dem Klo auch nicht so bestechend ist.

Als ich zu meinem Stellplatz zurück komme, haben sich die umliegenden Plätze auch mit recht großen Wohnmobilen gefüllt. Einige Leute stehen keine 30m entfernt an einer kleinen Brücke über einen Bach, in dem man Schnabeltiere sehen kann. Aber ich bin jetzt zu faul und hab ja nun auch schon genug Schnabeltiere gesehen.

Aufgrund der Belegung des Campgrounds beginnt nun auch zum Duschen, Zähneputzen, Klo ein reger Fußverkehr neben meinem Camper in die Klo/Dusch-Hütte. Dazu der Strahler von oben – das ist hier echt nicht mein Campground-Favorit – und das alles für 45$. Ich ziehe, was ich selten tue, sämtliche Gardinen zu, nicht nur, um Blicke zu vermeiden, sondern es auch dunkel zu haben.

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