TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
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50km Kurven, Lake St. Clair und ein "Lamington"

Veröffentlicht: 06.02.2018

Sonntag, 21.01.18

Es gibt nur 2 Duschen und als ich kurz nach 7h aufwache, entschließe ich mich, sofort aufzustehen und zur Dusche zu pilgern. Direkt hinter mir höre ich schon Schritte und stelle fest, dass die zweite Dusche schon belegt ist und ich somit die einzig freie ergattert habe und der hinter mir in die Röhre guckt.

Zurück im Camper koche ich mir einen Kaffee, räume wie immer auf, um und ein und fahre dann zum Bäcker an den Hafen. Dort hole ich mir ein frisch getoastetes cheese/ham Sandwich, einen großen flat white und setze mich draußen hin. Es sind 15°C und man braucht hier im Westen dann immer eine Jacke, weil der Wind immer dazukommt.

Um 10.00h fahre ich los in Richtung Queenstown. Ich brauche aufgrund unzähliger enger Kurven eine knappe Stunde für die gut 40km, bis ich da bin und suche zunächst eine Tankstelle. Diese Freilufteinrichtung mit einem gefühlt 100jährigen Besitzer hat tatsächlich 95 Oktan und ich bin nun gut gerüstet für die nächsten zwei Tage, denn jetzt kommt wieder viel Land und wenig Stadt.

Man hatte mir in Strahan gesagt, dass Queenstown mehr alte schöne Häuser hätte, aber nun ja, ich mache da keine wirklich schönen mehr aus. Die etwa 100 Meter lange Dorfstraße sieht wieder aus wie eine Filmkulisse eines Western mit einem uralten Hotel. Die Umgebung ist eine ziemliche Landschaftskatastrophe, weil man hier sehr rücksichtslos Bergbau betrieben hat, was tw. zu einer Mondlandschaft mit Kratern und Abraumhalden geführt hat, die man schon von Weitem sieht. Im 19. Jahrhundert hat man hier auch mal Gold gefunden, aber heute ist es kein wirklich wohlhabender Ort, wie mir scheint. Knapp 2.000 Menschen leben hier.

Ich fahre also nach kurzer Zeit weiter und aus dem Ort wieder heraus. Der Lyell Highway schraubt sich als A10, also quasi wie eine „Autobahn“ klassifiziert, in endlosen Haarnadelkurven auf einen Berg. Ich fahre seit nunmehr rund 45km nur Schleifen, Kurven, Spitzkehren und schalte und schalte und schalte. Anfahren am Berg – wer es bisher nicht kann, der lernt es hier. Allerdings ist das mit einem vergleichsweise schweren Auto manchmal etwas trickreich, insbesondere, wenn man von hinten geschoben wird von Leuten, die in Kleinwagen wieselschnell die Kurven nehmen wollen und meinen, ein 2,50m hoher Camper ist wendig wie ein Sportwagen. Die Szenerie indes ist schön. Berge mit über 1.400m Höhe wie der Frenchman’s Cap sind zu sehen. Ich selbst fahre hier auf 800 oder 900 Höhenmetern weiter nach Osten.

Als ich dann diese Berglandschaft verlassen habe, fahre ich zwischen zwei Seen hindurch und schaue mir die spiegelglatten Flächen gerne an. Das Wetter zieht sich zu und als ich am Lake St. Clair ankomme, ist alles grau. Ich bin etwas ratlos, was ich nun machen soll. Mein Plan war eigentlich eine Bootsfahrt auf dem See, aber bei diesem Licht und grauem Himmel ist das Murks. Ich hatte darauf spekuliert, dass der Campground direkt am See liegt, aber durch Bäume und Ferienhäuser ist die Sicht von den Stellplätzen der Camper blockiert. Ich schaue mir den Campground an und – da es irgendwie auch nichts wirkliches in der Nähe gibt und auch 50km weiter das Wetter nicht besser sein dürfte, bleibe ich hier. Ich nehme eine powered site für 35$ und stelle mich auf Platz 6. Noch bin ich hier alleine, später steht direkt neben mir ein Wohnmobil.

Um 15h gibt es eine „cruise“ von 90 min über den See und ich soll kurz vor dem Termin nochmal vorsprechen, ob es Platz gibt. Die Rundfahrt erfolgt mit einem wirklich kleinen Boot, das gleichzeitig die Fähre ist und am gegenüberliegenden See-Ende Wanderer abholt, die den Overland Track vom Cradle Mountain gelaufen sind. Diese Leute müssen sich anmelden und manchmal kommen die dann nicht. Dann wäre Platz. Ich packe also warme Sachen ein und ziehe eine lange Hose und Wanderstiefel an und – bekomme eine Absage. Nun ja, habe ich eben 60$ „gespart“. Ich laufe zurück zum Camper, packe meinen Tisch aus und mache mir erstmal einen Kaffee, setze mich vor den Camper und überlege, was ich nun morgen machen soll. Mount Field National Park bleibt ein Wackelkandidat, denn ich habe mittlerweile doch einige Wälder, Berge, Seen etc. gesehen – was soll da noch anders sein? Also durchfahren bis Hobart zum Campground neben der Campervermietung am Seven Mile Beach und einfach die letzten vier Tage dort abhängen? Klingt verlockend…

Kurz nach halb sechs laufe ich nun aber los, weil die Sonne rausgekommen ist. Hinter dem Visitor Center beginnen zwei kürzere Walks und dies sind wirklich Walks und nicht das, was man am Dove Lake damit betitelte. Es geht schön durch einen Wald und ich laufe bis Watersmeet, wo zwei Gebirgsflüsse zusammentreffen. Nach der Hälfte des Rückweges biege ich links ab zum Seeufer. Man kommt über Freddy’s Paddock, ein Sandplatz, auf der man kostenlos zelten kann. Nicht sehr schön, aber mit Seeblick. Ich gehe runter zum steinigen Ufer. Es gibt hier keinen Strand, sondern Millionen von glattgeschliffenen großen Steinen in allen Farben. Der Lake St. Clair ist mit rund 200 m Tiefe der tiefste See Australiens und ein Rest aus der Eiszeit. Neben den großen Kieseln, über die man jetzt läuft, gibt es hier auch ziemlich große Steine, mit typischen eiszeitlichen Furchen. Schöne Fotomotive und dann ist die schwächer werdende Sonne auch noch ein ganz hübscher Effekt auf Bäumen und See.

Ich bin kurz vor 19.00h wieder am Camper, packe wieder alles ein, Schnur abnehmen, alle Schranktüren fixieren – mittlerweile geht die eine ständig auf und die Kerze im Glas hat jetzt zwei dicke Scherben verloren, weil sie aus dem Schrank geschossen ist. Die 5km bis zum Lyell Highway fahre ich vorsichtig, weil nun schon die Tierwelt aktiv werden dürfte.

Das Derwent Bridge Wilderness Hotel ist eine Institution. Von außen nicht sehr schön, bietet es innen einen urigen Pub unter hohem altem Gebälk und gute Pub-Kost. Heute ist mir nicht nach Dosenfutter und so gehe ich nach hinten durch zum Restaurantteil und bestelle am Tresen Spaghetti mit meat balls. Mit 26$ nicht eben billig, aber die müssen hier ja alles ranschaffen.

Das tasmanische Ehepaar, das hinter mir sitzt ist sehr mitteilsam und so wird mein Abendessen eine unterhaltsame Geschichte. Zum Schluß laden die beiden mich noch zu einem typisch tasmanischen Dessert ein: einem Lamington. Das ist ein zweischichtiger Bisquit-Kuchen mit Marmelade in der Mitte und oben Schokolade und Kokosraspeln. Benannt nach Lord Lamington.

Ich teile mir das Kuchenstück mit der Dame, denn ich kann gar nicht mehr.

Es ist fast 21h, als ich vor einem tollen Nachthimmel mit untergehender Sonne ins Camp zurück fahre. Ein Wombat kreuzt vor mir die Straße.

Ich parke so, dass meine Türe nicht zum Nachbarcamper aufgeht, der nun auch hier steht und schneide meine Gurke zur Hälfte auf und lege dicke Scheiben vor die Schiebetür meines Campers. Mal sehen, wer die sich holt…

Keine 20min später sehe ich vor dem Camper Licht einer Taschenlampe und Geflüster. Die Chinesen des anderen Campers sitzen neben meinem und beobachten ein Possum, wie es genüsslich meine Gurke mampft. Ich schiebe meine Campertür auf, mache meine Taschenlampe an und das Possum lässt sich auch nicht stören, als ich ein paar Bilder mache. Nachdem ein Stück aufgeschmatzt ist, läuft es weg und lässt die anderen Stücke liegen. Trotzdem schön. Aber ich sehe keine weiteren Tiere in der Nacht.

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