TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
TASMANIEN - 3 Wochen solo im Camper
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Zurück an die Ostküste - zum Seven Mile Beach

Veröffentlicht: 06.02.2018

Montag, 22.01.2018

Alle Gurkenstücke sind weg, als ich um 7.00h aufwache. Schnell raffe ich mich auf und hirsche zur Dusche. Es gibt zwei Häuser, das eine ist locker 2-3 Minuten zu Fuss entfernt, das andere etwas dichter. Also Schuhe anziehen, Handtuch schnappen, Waschzeug, Autoschlüssel und den Schlüssel für die Waschbude und los. Denn es sind hier mittlerweile locker 15 Zelte auszumachen und wenn die auch alle duschen wollen, wird das hier irgendwann zum Schlangestehen führen. Es gibt eine freie Dusche – hurra!

Ich frühstücke gemütlich an meinem Außentisch. Mittlerweile habe ich mich entschieden, heute bis nach Hobart an den Seven Mile Beach zu fahren. Dort ist der Campground des Campervermieters und da ich am Freitag um 10.00h die Karre abgeben muß und ohnehin noch Hobart und etwas die Tasman Peninsula ansehen will, taugt dieser Platz als Basis für die restlichen Erlebnisse wirklich gut.

Sollte ich Lust haben, kann ich heute auf dem Weg nach Hobart ja einen Abstecher zum Mt. Field NP machen und dort mal ne Stunde rumgucken – aber so richtig reizt mich das nicht.

Nach der Abgabe des Waschbuden-Schlüssels an der Rezeption im Visitor Center ist es schon nach 10.00h, als ich dann nach Osten weiterfahre. Nur wenige Kilometer weiter ist „The Wall“. Ein Bildhauer, der sich mit dem Material Holz beschäftigt, hat hier in einem langgestreckten Gebäude filigran ausgearbeitete Szenen aus dem australischen Leben und der Geschichte ausgestellt. Auf rund 4m hohen Holzpaneelen die aneinandergereiht vermutlich um die 30-40 m lang sind, kann man völlig unterschiedliche Dinge sehen. Menschen, Arbeiter, Tiere. Die Rückseite bietet weitere dieser Motive mit einer noch genaueren Bearbeitung. Teilweise super glatt geschmirgelt sind dort Formen erkennbar. Menschengesichter, Hände, Mantelfalten – alles super plastisch und man kann kaum glauben, dass das Holz ist. Der Eintritt mit 15$ ist nicht teuer und lustig ist, dass hier mehrere Hinweise hängen, dass renitente Kinder (samt Eltern) sofort entfernt werden. Fotografieren ist verboten. Der Künstler (geboren 1979) benutzt überwiegend Huon Pine für seine Arbeit. Im Ausgang stehen noch originale Arbeitsgeräte wie eine Schaufel, auf der oben ein Handschuh aus Holz auf dem Griff „abgelegt“ ist. Das sieht wirklich wie Stoff aus, der aus Holz gemacht ist. Fantastische Arbeiten!

http://thewalltasmania.com.au/


Meine Fahrt führt nach dem üblichen Gekurve durch Waldabschnitte bald durch die sog. Central Highlands. Die Landschaft ist weit und es sind keine Wälder mehr, die ich durchquere, sondern viel Seen, die links und rechts liegen. Während ich an einem See ein Foto mache, sticht mich irgendein fliegendes größeres Insekt von hinten in die rechte Schulter. Der Stich ist schmerzhaft, ich erwische das Tier noch, schleudere es weg, aber kann nicht sehen, was es ist. Also erstmals die Medizinsammlung rauskramen und Soventol drauf. Der Stich brennt aber wie die Hölle und ich sitze erstmal 10 Minuten im Camper und creme immer wieder das kühle Gel auf die schlecht erreichbare Stelle, die ich nicht sehen kann.

Ich fahre irgendwann vom Lyell Highway ab nach Taraleah, einem eigentlich hübschen Ort mit einer seltsamen Vergangenheit. Ursprünglich als Quartier für die Ingenieure und Arbeiter, die hier zunächst in Zelten und Provisorien wohnten, während sie ein Wasserkraftwerk bauten, wozu sie erst einmal den Urwald beseitigen mußten. Berichte schildern härteste Arbeitsbedingungen, insbesondere in der Kälte, in der Werkzeuge auf Rohren festfroren. Angefangen hat man hiermit schon Ende des 19. Jahrhunderts. In den 1930er Jahren entstanden hier Holzhäuser für die Ingenieure, Kirchen, Geschäfte, Kneipen – die Bevölkerung hatte in den 1980er Jahren ein paar tausend Bewohner, die überwiegend von dem Wasserkraftwerk lebten. Durch wirtschaftliche Veränderungen war der Ort jedoch in den 1990er Jahren praktisch entvölkert, wurde 2003 komplett von einer australischen Familie für 2 Mio gekauft, die das Dorf mit seinen 33 art-deco-Häuschen wieder herrichtete und 2016 für rund 11 Mio Dollar an einen Investor verkaufte.

Heute stehen hier hübsche Holzhäuser, ein Hotel und man hat einen Aussichtspunkt von der Bergstation des Wasserkraftwerks hinunter auf den wilden Nive River.

Nach 20min fahre ich aus dem Ort wieder heraus, der trotz allem völlig leer wirkt. Man sieht keine Menschen und keine Autos – außer von den paar Touristen, die hier wie ich die Geschichte des Ortes und des Baus dieser Wasserkraftanlage am Aussichtspunkt lesen.

Weiter geht es nun nach Osten und ich merke, dass die Hänge hier wieder braun und trocken sind, das Gelände flacher ist und statt Wäldern eher Felder um mich herum sind. Die Kurven sind gut fahrbar und gehen nicht nur noch Berge hoch und runter.

Hamilton liegt auf dem Weg, ein kleiner beschaulicher Ort, eher ein Dorf.

Ich sehe linker Hand ein kleines Café in einem Holzhaus mit groben Holzmöbeln im Garten. Und da es jetzt so etwa 14.00h ist, und nun insgesamt der entspanntere Teil der Reise beginnen soll, entschließe ich mich spontan zu einer Pause. Ich will zwar gegen 16./16.30h am Seven Mile Beach sein – so habe ich das mit der Dame vom Campground besprochen – aber das sollte trotz Pause klappen.

Hamilton ist ein kleines früh-viktorianisches Dorf, das in der Sonne brät. Viele alte Holzhäuser stehen entlang der Hauptstraße und eines davon ist eben dieses Café namens Jackson’s Emporium.

Drinnen ist es ein uriges Ding, mit einer bunten Speisekarte an der Wand. Man bietet hier selbstgebackenen Kuchen, selbstgemachtes Eis und Obst aus dem Garten hinterm Haus an.

http://www.hamiltonheritageholidayhomes.com.au/Jacksons/Welcome_To_The_Finest_Emporium.html

Ich gönne mir ein Vanilleeis mit frischen Beeren aus dem Garten und einen Kaffee und finde das hier ausgesprochen niedlich. Ich lasse mir noch drei Kekse und ein Stückchen Kuchen einpacken und fahre bei ziemlicher Hitze wieder los.

Bislang habe ich noch nie die Klimaanlage gebraucht. Ich fahre immer mit offenem Fenster. Das geht auch weiterhin so.

Ich komme an weiteren Seen vorbei und einer Abfahrt zum Mt. Field. Ich bin versucht, den Abstecher zu fahren, lande aber nach wenigen hundert Meter hinter einer Brücke vor einem blinkenden Warnschild, das auf eine extrem kurvige Strecke hinweist und auffordert besonders vorsichtig zu fahren. Das war’s. Heute keine Lust auf diese Kurven, die ich dann ja auch noch wieder zurück fahren muß. Ich drehe um und fahre direkt nach Hobart, in dessen Außenbezirken ich ankomme, als der Berufsverkehr schon mächtig tobt. Das ist ja nun nach 2 Wochen ganz was Neues.

Mein Navi reagiert nicht schnell genug und schickt mich statt über die Tasman Bridge geradeaus und schlägt vor, einen U-Turn zu machen. Das im schnell fließenden Verkehr mit einem Camper! Ich stehe in der Abbiegung und schaue locker 10min in den Verkehr, bis ich mit Vollgas abbiege, wofür ich in dieser Engstelle eben über 2 Spuren fahre. Es hupt – aber ich bin rum und fahre nun über die Brücke Richtung Stadt, bzw. eher Richtung Flughafen, in dessen Nähe der Campground ja liegt.

Durch diese Verzögerung bin ich um 16.50h am Campground und die Dame ist glücklicherweise noch da. Die haben außergewöhlicherweise bis 18.00h offen. Ich beziehe den Platz Nr. 19, zahle für 4 Nächte jeweils 35$ - nicht gerade wenig, aber ich habe Strom und den Rest meiner Tasmanienzeit sozusagen ein Zuhause.

http://www.hobartcaravanpark.com.au/

Ich laufe die ca. 7min zum Strand des Seven Mile Beach und sitze in dieser riesigen leeren Bucht eine ganze Weile und schaue der Abendsonne zu. Ab und an sieht man und hört man mal eine Maschine starten oder landen, aber in Hobart ist generell nicht viel los und es gibt auch in den nächsten Tagen keinen Fluglärm, der mich stören würde.

Ich futtere etwas aus meinem Kühlschrank, mache mir Tee und sortiere meine Bilder. Um 22.00h liege ich lang und genieße den Gedanken daran, dass ich morgen einfach nirgendwohin muß und so lange schlafen kann, wie ich will. 

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