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El Salvador & Nicaragua Teil 1

Veröffentlicht: 30.10.2024

Busfahren in Mittelamerika: Um 10 Uhr sollte es losgehen, um 10:45 Uhr ging es dann los, ca. 1 ½ Stunden in Richtung Santa Ana. Dann bekam unser Fahrer einen Anruf und schüttelte den Kopf. Sein Chef hatte vergessen, ihm zu sagen, dass er noch eine Person mehr einsammeln muss, er solle doch bitte umdrehen und die wartende Person einsammeln.Ich habe mir gedacht, ärgerlich, aber was soll ich machen? Die anderen Mitfahrer haben es nicht so gelassen hingenommen. Eine Guatemalteca hat mit dem Chef gesprochen und ihm mehrmals gesagt, dass wir nicht zurück fahren. Ein Pärchen aus Neuseeland hat ihm das gleiche nochmal auf Englisch gesagt. Nach 10 Minuten kam der Fahrer wieder und sagte, er muss zurück fahren, wir können am Rastplatz warten. Wieder haben beide mit dem Chef sprechen wollen. Wiederum 10 Minuten später hatte unser Fahrer nun Angst, dass er seinen Job verliert, er muss zurück fahren! Wieder wollten beide mit dem Chef sprechen.Das ganze ging ca. eine Stunde so, bis sich alle darauf geeinigt hatten, dass wir uns in der Mitte treffen. Ende vom Lied war, dass wir fast wieder zurück am Anfangspunkt waren, wären wir direkt ohne Diskussion zurückgefahren, wären wir sicher schneller gewesen, naja was soll's, ich habe ja Zeit. Im Endeffekt dauerte die Fahrt (195 km), für die ich schon großzügig 5 Std. eingeplant hatte, am Ende nun 8 ½ Std.
Ich muss langsam wieder aus meiner Komfortzone kommen, ich kann mich nicht beschweren, dass alles so teuer ist und gleichzeitig nur mit den teuersten Bussen und Shuttles fahren.Gesagt, getan und dann natürlich gleich in El Salvador.

Ich dachte, ich hätte schon viel gesehen, aber man wird (Gott sei Dank) immer wieder überrascht! 

Der Busbahnhof ist direkt etwas ganz anderes, ein verrückter Markt um den Busbahnhof herum, welcher bereits in seine Einzelteile zerfällt.

Busbahnhof Santa Ana
Busbahnhof Santa Ana
Sobald ich im Camioneta nach Juayua saß, kam der Markt in den Bus, gefühlt kam wirklich der gesamte Markt in den Bus. Natürlich habe ich schon einige Male erlebt, dass im Bus eine Menge verkauft wird, aber nicht 8 Leute gleichzeitig, die sich gegenseitig versuchen zu überstimmen und die Vielfalt ist auch einzigartig.Schmerzmittel, Scheren, Ladekabel, Chips, Tomaten, Augentropfen, Pommes, Salat, Früchte, Handyhüllen, Bonbons, Seile, Frühstücksbretter, Teller, Salz, Zucker, Fußnagelknipser, Ledergürtel, Saft und Hot Dogs in Tüten (ich musste parallel mitschreiben, daher ist alles durcheinander) und noch vieles mehr.Die Fahrt war schon mal vielversprechend, kurvige Straßen führten in die Berge und das Klima wurde immer angenehmer.

Angekommen in Juayua ging ich erst mal die Gegend erkunden, ein kleines nettes Städtchen an der Ruta de las Flores. Zusammen mit Conny aus Wien habe ich mir einen Roller ausgeliehen. Zunächst ging es an der Ruta de las Flores entlang, bevor wir zu einem kleinen Kratersee abgebogen sind. Die Straßen wurden sofort zu staubigen Pisten und die Offroad-Tauglichkeit unseres Rollers wurde getestet. 

Roller
Wenn zum See
Ruta de las Flores

Der See war nicht spektakulär, aber trotzdem schön anzusehen. Zurück in der Zivilisation ging uns natürlich der Sprit aus (die Anzeige war nicht richtig), aber da es bergab ging und die nächste Tankstelle bereits in Sichtweite war, mussten wir nicht einen Meter schieben :)

Kraterseel
Weiter ging es in das nächste Städtchen Concepción de Ataco, auf dem Markt haben wir uns für die nächsten Kilometer gestärkt, bevor es zu einem 37°C warmen Fluss inkl. Wasserfall ging, auch hier waren die Straßen eine Katastrophe, aber Spaß gemacht hat es trotzdem.Am Ende des Tages mussten wir die letzten Kilometer unserer fast 100 km langen Tour im Dunkeln durch ein Gewitter fahren und wurden klatschnass.Das Fahren war dann echt anstrengend, die entgegenkommenden Autos haben alle geblendet, eine Straßenbeleuchtung gab es nicht, dafür waren die Blitze so hell und häufig, dass es einfach nur schön und gruselig zugleich aussah.
Weg zum Wasserfall
Warmer Wasserfall

Am nächsten Tag ging es dann noch zu Fuß durch den Dschungel zu 10 verschiedenen Wasserfällen. Eine tolle kurzweilige Wanderung, bei der wir kurze Passagen direkt durch die Wasserfälle klettern mussten. Zum Abschluss konnten wir in einem Wasserfall mit Pool baden und durch eine kleine Höhle schwimmen. 

Einer von 10
Kraxelei
Ein weiterer von 10
Der zehnte

Wieder ging es mit den Camionetas weiter Richtung Pazifik, genauer gesagt nach Taquillo, dort gibt es nur ein Hostel und ein paar Häuser. Das Hostel war grandios, zwischendurch habe ich den Hostelhund Pitufo ausgeführt und den Rest des Tages am Pool verbracht, da die Wellen ziemlich hoch waren.

Pitufo
Pool mit Aussicht
Weiter ging es nach La Libertad, das Hostel wurde mir empfohlen, war aber lange nicht so gut wie das letzte. Naja, manchmal ist das so und Surfer sind übrigens auch eine Spezies für sich. Viele seit Jahren an irgendwelchen Orten gestrandet, manche haben eine eigenwillige Sicht auf das Leben, einige sind sehr sehr von sich überzeugt und die meisten haben ein echtes Problem mit T-Shirts und Schuhen, denn meist fehlen diese Kleidungsstücke, auch in den Bussen, Städten, Läden oder Restaurants.Die Tagesausflüge nach El Zonte (Bitcoin Beach) und El Tunco haben mich darin bestätigt, dass ich woanders unterkommen bin. Von Stränden kann man hier nicht sprechen, die bestehen meist aus Steinen und Müll und die Unterkünfte sind für den Preis ganz schön heruntergekommen. El Tunco ist wohl zum Party machen ganz nett, aber das habe ich mir gespart :)
El Tunco
Also ging es weiter nach La Unión, wieder 6 Stunden in einem alten amerikanischen Schulbus, inkl. Umstieg in San Salvador, aber gekostet hat es mich nur 9€ statt 30€, irgendwo muss man ja sparen, wenn man nur 60€ am Tag hat. 
Camioneta
La Unión ist ziemlich dreckig und es gibt nicht viel zu sehen. Ich wollte nach La Unión, um auf dem Vulkan Conchagua zu campen und anschließend weiter nach Nicaragua reisen. Möglichkeit A: Bei über 30 Grad mit meinem kleinen Rucksack 5 bis 6 km Richtung Gipfel.

Möglichkeit B: Für 5€ mit einem LKW hochfahren. Bei den Temperaturen definitiv Möglichkeit B. Da es Wochenende war, war ich bei weitem nicht alleine und auf dem kleinen Areal tummelten sich bestimmt 50 Personen. Erst war ich etwas skeptisch aufgrund der Vielzahl an Leuten, aber das sollte sich ganz schnell erledigt haben, schließlich war ich der einzige westliche Tourist und es dauerte nicht lange, bis ich die ersten Gesprächspartner gefunden hatte. Man merkte direkt, dass die Leute, die es sich leisten können, hier Urlaub zu machen auch etwas gebildeter sind, da die meisten sehr gutes Englisch sprechen. Zu später Stunde bekam ich noch Steak, Chorizo, Brot, Rum, Whiskey, Marshmallows und noch einiges mehr angeboten, ich habe natürlich alles ausgiebig probiert. Die Sicherheit im Land ist mittlerweile viel besser geworden, trotzdem wollen viele nach wie vor das Land verlassen. Es gibt noch immer jede Menge Korruption und die wirtschaftliche Lage ist zuletzt wohl eher schlechter als besser geworden. Eigentlich wollte ich die Sterne noch etwas beobachten, denn an dem Abend konnte man ohne Vollmond und ohne Licht ringsherum sogar die Milchstraße sehen. Wäre ich allerdings noch länger draußen geblieben, wäre ich ganz sicher morgen mit einem Kater aufgewacht, also schnell ab ins Bett. Die Nacht war nicht gut, alles war klamm und die Leute aus den Zelten nebenan haben noch etwas weiter getrunken, dementsprechend war die Schnarch Kulisse beachtlich und ich wollte nicht mitten in der Nacht der Spinne über den Weg laufen, die es sich irgendwo in meinem Zelt gemütlich gemacht hatte, also habe ich versucht ohne Ohropax zu schlafen. Der Sonnenaufgang war dafür super schön, vor allem wenn man ihn gemütlich aus dem Zelt beobachten kann. 

Aussicht
Sonnenaufgang Conchagua
Sonnenaufgang Conchagua
Eigentlich wollte ich direkt weiter nach Nicaragua, da aber weder ein Bus noch ein Boot nach Nicaragua fuhren, habe ich eine weitere Nacht in La Unión verbracht, bevor es dann am nächsten Morgen um 7 Uhr zum Immigration Büro ging. Einen Ausreisestempel gab es nicht, naja, wenn ihn keiner bekommt, wird es wohl schon stimmen. Anstelle des Stempels durfte sich aber die gesamte Bootsbesatzung für ein Foto aufstellen, leider wollte man uns das Foto nicht schicken, schade.
Dann ging es nach ca. einer Stunde Warterei endlich aufs Boot, die Fahrt dauerte keine zwei Stunden. Das erste Immigration Büro war ein alter Tisch, auf dem alle den üblichen Papierkram ausgefüllt haben. Zwei Soldaten durchsuchten mehr oder eher weniger gründlich alle Gepäckstücke, bevor es über eine idyllische Pferdekoppel zum zweiten Büro ging. Hier warteten wir nochmal zwei Stunden, denn die Beamten mussten nach den ersten Neuankömmlingen erst mal eine ausgiebige Pause einlegen. Dann wurden uns noch 18$ für die Einreise abgenommen. Warum es 18$ waren, konnte uns niemand sagen. Die Leute vor uns mussten 13$ zahlen, andere 10$ und zwei Leute nichts. Naja, vielleicht musste das Mittagessen noch bezahlt werden. Nachdem wir endlich unseren Einreisestempel im Pass hatten, ging es weiter zum Bus. Da ich nicht mehr mit Shuttlebussen fahren wollte, mussten wir also nochmal über eine Stunde auf den "normalen" Bus warten.

Ich bin übrigens froh, dass ich nicht der einzige bin, dem dieses Wetter zu schaffen macht, meine Mitreisenden sind genauso durchnässt wie ich. Nach weiteren 5 Stunden in alten amerikanischen Schulbussen und einem Umstieg kommen wir abends in León an. Durch die Busfahrt sind wir zwar 4 Stunden später angekommen, haben allerdings nur 3€ anstatt 20€ bezahlt, was sich auf den ersten Blick für den ein oder anderen nicht lohnt, lohnt sich aber spätestens, wenn man alle drei bis vier Tage diesen Betrag oder noch mehr spart.

Boot nach Nicaragua
Grenzkontrolle
Pferdekoppel

Die vier Tage in León verbringe ich mit spanisch lernen, zumindest 2 Stunden am Tag habe ich mir jeweils privaten Spanischunterricht gegönnt, einfach nur dumm, dass ich nicht schon vorher einen VHS Kurs oder ähnliches gemacht habe, das ärgert mich jetzt richtig. Ansonsten haben wir uns die Stadt angeschaut, sind essen gegangen, zweimal zum Strand gefahren und haben einige Runden Beerpong gespielt (ohne Alkohol). Ansonsten ist León eine nette Stadt, die ihre besten Tage aber bereits hinter sich hat, man bekommt aber überall gutes Street Food und eigentlich ist immer was los.

León
Kirche León
Strand
Wieder 3 Stunden im Bus, nun Richtung Granada, dieses Mal für knapp 4€, irgendwo hatte ich scheinbar den Touristen Preis bezahlt. In Granada habe ich meine Zeit mit Planungen verbracht und schlussendlich viel Geld ausgegeben. Ich habe das Segelboot von Panama nach Kolumbien gebucht (über 600€) und zwei Flüge auf die Corn Islands (180€), ich habe lange nachgedacht ob ich nicht mit Bus und der Fähre fahre, aber das hätte jeweils 1 ½ Tage An- und Abreise gekostet und ich sitze noch lange genug in Bussen und auf irgendwelchen Fähren... Genau um mir solche Dinge dann "leisten" zu können, fahre ich mit Chicken Bussen und esse an der Straße statt in "teuren" Restaurants.
An meinem letzten Tag in Granada bin ich noch zur Laguna de Apoyo gefahren, einem schönen idyllischen Kratersee, der vom unterirdischen Vulkan auf eine angenehme Temperatur aufgewärmt wird.
Granada
Granada
Kirche Granada
Kirche Granada
Laguna de Apoyo
Laguna de Apoyo
Aussicht Laguna de Apoyo
Allgemein fällt mir immer wieder auf, wie viele Menschen hier Alkohol trinken. In Mexiko ist es mir das erste Mal aufgefallen, als in einem Dorf an einem Sonntag wirklich viele besoffen auf der Straße lagen. In El Salvador hat sich mitten auf der Straße jemand vollgekotzt.

Hier in Granada wird alles voll gepisst. Erst dachte ich, dass der Geruch evtl. von dem vielen Regen ein paar Tage zuvor kam, als die Kanalisation übergelaufen ist. Aber 4 Tage später riecht es immer noch und ich habe einige Leute gesehen, wie sie einfach ganz selbstverständlich an die nächste Hausfassade pinkeln. Außerdem wird man hier sehr häufig nach Geld gefragt, bzw. wird man in ein nettes Gespräch verwickelt. Der Gegenüber kann ein gutes Englisch, findet Deutschland toll, er empfiehlt mir ein Restaurant und ich schlage vor, dass wir uns ein Gericht teilen, da ich nicht alles schaffe. Als ich schon dachte, dass es das war, kamen dann die Geschichten. Er hat sein Handy verloren, seine deutsche Freundin hat ihn verlassen, seinen Bus hat er auch verpasst und generell ist es mit dem Tourismus momentan eher schlecht. Ich schenke ihm den Rest von meinem Essen, gebe ihm umgerechnet 5€ für die tolle Geschichte und gehe. Am nächsten Tag passiert genau das Gleiche, bloß hat dieser Kollege gerade seinen Job als Guide verloren und hat sich neu beworben. Damit man eingestellt werden kann, benötigt er aber einen Ausweis, den er natürlich verloren hat, für einen neuen braucht er nun 10€. Ich erzähle ihm, dass mir gestern jemand fast das Gleiche erzählt hat und ich nicht jedem Tag jemandem einfach Geld schenken kann. Er hat sich bedankt und ist dann einfach gegangen, damit habe ich nicht gerechnet. Irgendwo habe ich gelesen, das es professionelle Geschichtenerzähler gibt, da bin ich wohl zweien begegnet, eigentlich schade, wenn jemand irgendwann mal die Wahrheit erzählt, glaubt man natürlich nichts...

Allgemein ist die Obdachlosigkeit in Nicaragua noch extremer als in den vorherigen Ländern, wobei es auch dort nicht wirklich wenige Obdachlose bzw. arme Menschen gab.

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