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Argentinien part III (der Norden: Salta und Jujuy) 5.6.- 10.7.2017

Veröffentlicht: 18.09.2017

Nach unserem Aufenthalt in Catamarca auf der wwoofing-farm ging es mit den beiden Franzosen Élodie und Hervé weiter Richtung Norden. Unser nächster Stopp war das 250 km entfernte: Tafi del Valle in der Provinz Tucumán. In diesem grünen Tal auf 2.000 m Höhe wird dank einer im 16. Jhdt. gegründeten Jesuitenmolkerei fast original spanischer Manchego hergestellt. Wir kauften direkt ein Kilo dieses Käses, da wir den sonst erhältlichen faden Käse „tipo Mozzarella“ ungenießbar fanden. Weiter ging es über Amaicha del Valle, wo wir ein "pachamama"- (Mutter-Erde) Museum besuchten, dann weiter zu den Ruinen von Quilmes. Dieses Überbleibsel der einstigen Quilmes-Siedlung faszinierte mich sehr. Die Quilmes zählen zu den Ureinwohnern Argentiniens. Sie überlebten mehrere Inkabesatzungen die von Peru über die Anden kamen; fielen dann aber hunderte Jahre später fast vollständig den Spaniern zum Opfer, die sie bis nach Buenos Aires verschleppten. Sehr wenigen Quilmes gelang es sich in abgelegenen Bergregionen zu verstecken und dort zu überleben. Heutzutage leben noch etwa 80 ursprüngliche, echte Quilmes auf diesem Berg. Die Ruinen am Fuße des Berges zeigen die ursprünglichen Mauerreste der einstigen Siedlung. Ringsherum stehen riesige (bis zu 5 m hohe) Kakteen und vermitteln ein Western-feeling.

Direkt im Anschluss ging es nach Cafayate. Endlich gelang uns mal der Besuch einer Bodega, wo wir uns ja schon seit Mendoza immer wieder in den besten Weinregionen des Landes aufhielten. Neben dem im ganzen Land beliebten Malbec, einer roten Traube, ist Cafayate für seine weiße Torrontes-Traube bekannt. In Cafayate blieben wir 3 Tage und genossen die Cafés, Eisdielen und Restaurants. Weiter ging es die Quebrada de Cafayate (Schlucht von Cafayate) entlang. Auf dieser Strecke fuhren wir durch staubige Felslandschaften im Grand-Canyon-Flair und stoppten alle paar Meter, da in kürzester Zeit die imposante Felsformationen auftauchten.

Weiter ging es die „Ruta del Vino“ entlang bis nach Salta. Mittlerweile hatten wir uns nach vielen Tagen auf Camping-Plätzen mal wieder ein richtiges Bett und eine warme Dusche verdient. Die Nächte wurden außerdem immer Kälter, also buchten wir zu viert eine Unterkunft für eine Woche. Nach dem ersten Tag, den wir nur fernsehguckend auf der Couch verbrachten, bemühten wir uns die übrigen Tage möglichst viel von der historisch bedeutsamen Stadt Salta mitzunehmen. Wir nahmen an einer Stadtführung teil und besuchten einige sehr spannende Museen. Im MAAM-Museum („Archeologisches Museum der Hohen Berge“) sahen wir uns ein Exponat einer 500 Jahre alten Kindermumie an. Insgesamt sind in diesem Museum drei sehr gut erhaltene Kindermumien konserviert, die reihum ausgestellt werden. Sie stammen aus den Gipfel des 6.739 Meter hohen Vulkans Llullaillaco. Durch die dort herrschenden Bedingungen, der eisigen Kälte und der extrem trockenen Luft, sind sie unversehrt erhalten. Sie entstammen adeligen Inka-Familien und wurden eines Rituals wegen geopfert. Als Grabbeigabe bekamen sie Materialien aus dem gesamten Inka-Imperium: Einen Poncho aus Lama-Wolle aus dem andinen Hochland (Symbol für Erde), Gold aus Cusco (Symbol für Feuer), einen Kopfschmuck aus Federn aus dem tropischen Regenwald (Symbol für Luft), eine Kette aus Muscheln von der pazifischen Küste Perus und Ecuadors (Symbol für Wasser). Weitere Grabbeigaben waren Quinoa und Mais, das sie für Ihre Reise ins Jenseits zu den Göttern als Stärkung gebrauchen sollten. Weiteres nachzulesen in dem Zeitungsartikel:

https://www.welt.de/wissenschaft/article118501928/Inka-betaeubten-Kinderopfer-mit-Koka-und-Alkohol.html.

Bei einem weiteren Besuch im Stadtzentrum in Salta parkten wir unser Auto über die Mittagszeit in einer gut belebten Straße. Als wir nach Ablauf der Zeit wieder zurück zum Auto kamen bemerkten wir, dass die Fahrertür aufgebrochen war. Alle unsere Schränke waren durchwühlt. Handtücher lagen auf dem Boden, Küchenutensilien befanden sich in anderen Schubladen... Der Schreck war erst einmal groß. Bedeutsame Wertegegenstände waren jedoch in Sicherheit. Da wir im Appartement schliefen befand sich kaum etwas Kostbares im Auto. Geklaut wurden nur das Autoradio und die Ukulele. Da hatten wir mal wieder Glück gehabt!

Parque National del Rey

Unser nächster Stopp war der „Parque National del Rey“. Hätte ich gewusst dass dieser Park nur über eine 40 km lange Schotterpiste zu erreichen ist, wäre ich wohl strikt dagegen gewesen diesen Besuch auf uns zu nehmen. Da aber alles bereits abgemacht war und wir mit den beiden Franzosen unterwegs waren war es zu spät um noch zu meckern. Der Weg war so schlecht, dass wir nicht schneller als 10 km/h fahren konnten und somit etwa fünf Stunden brauchten um von Salta in den Park zu kommen. Außer ein paar Vögeln und jeder Menge Zecken gab es leider auch nicht so viel im Park zu sehen. Am übernächsten Tag machten wir uns also wieder auf den Rückweg auf. Nach 2 Stunden – wir hatten gerade 20 km zurückgelegt – streikte dann plötzlich unser Auto. Dennis füllte Benzin nach, aber der Wagen lies sich nicht mehr ankriegen. Nach ein paar Anschiebeversuchen liefen Élodie und Hervé die etwa 8 km bis zum Camp der Ranger. Mit einem Startkabel halfen sie unserem Motor wieder auf die Sprünge. „Bestimmt ist die Lichtmaschiene kaputt“ gaben sie uns mit auf den Weg. In Jujuy angekommen war aber schnell klar, dass es nur an der geringen Geschwindigkeit lag, die wir auf der Schotterpiste zurückgelegt hatten. Dadurch konnte die Batterie nicht aufgeladen werden. Kalle hielt also weiter durch.

Unsere Reise näherte sich dem Ende zu. Bis zur Grenze nach Bolivien, die wir nicht überqueren wollten, fehlten auf unsere Route Richtung Norden nur noch Purmamarca und Tilcara.

Purmamarca war ein kleines Turistendörfchen in der Sandwüste. Die Stadt bestand aus vier Straßen mit aneinandergereihten Restaurants, Cafés und Handwerksshops. In der Mitte der Stadt befand sich der Dorfplatz der mit weiteren Verkaufsständen gesäumt war. Hier wurde selbstgemachter Schmuck, gewebte Stoffe, Teppiche, Ponchos aus Lamawolle etc. verkauft. Und alles im bunten Anden-Stil-Look. Die Nacht in Purmamarca schliefen wir abseits der vier Straßen auf einem Berg mit Blick auf das Dorf. Wir waren nur 5 Minuten herausgefahren und es sah bereits so aus als befänden wir uns auf dem Mond. Die Nacht war klar und voller Sterne. Am nächsten Tag fuhren wir noch den 3 km langen Rundweg um die „Felsen der sieben Farben“ für die Purmamarca außerdem bekannt ist.

Unsere letzte Station war Tilcara. Dieses süße Städtchen, nur 26 km von Purmamarca entfernt, ist ganzjährig sonnig aber aufgrund seiner Höhenlage von 2.500 m nie wirklich heiß. Hier erfüllte ich mir einen Wunsch der Reise und machte eine 3-stündige Reitwanderung zu einem nahegelegenen Wasserfall an der sich Élodie und Hervé anschlossen. Dennis wollte mit Vincent mit dem Auto zum Wasserfall nachkommen. Leider versperrte ein heruntergekommener Felsbrocken die enge Straße und sie mussten wieder umdrehen. Der Rückweg ging für uns Reiter steil bergab. Élodie bekam es auf dem Pferd mit der Angst zu tun und sie, Hervé und der Führer liefen ab da zu Fuß weiter. Da ich mir sorgen machte, dass Vincent mich schon vermisste, durfte ich alleine vortraben. Stolz kam ich auf dem Campingplatz an (wo wir auch die Pferde gemietet hatten) und drehte mit Vincent auf meinem Schoß noch eine kleine Runde :)

Nach ein paar Tagen in Tilcara begleiteten wir Élodie und Hervé noch kurzerhand bis nach Humahuaca und kehrten dann nach Jujuy zurück, um unseren Interessenten für Kalle zu treffen. Hier, in der leider nicht so schönen Stadt Jujuy, blieben wir eine Woche um alle Formalitäten mit ihm abzuklären. Wir erstellen ihm eine Verfügung, um das Fahrzeug auch ohne unser Beisein im Land bewegen zu dürfen. Außerdem „opferten“ wir noch einmal 3 Tage um 500 km nördlich über die Grenze nach Bolivien zu fahren und damit unsere Aufenthaltsgenehmigung für den Wagen um 8 Monate zu verlängern. Leider stellte sich zum Schluss heraus, dass Heiner nicht als Käufer in Frage kommt, da er durch seine permanente Aufenthaltsgenehmigung in Argentinien diesen Wagen, der nur Turistenstatus hat, nicht führen darf.

Uns blieb eine Woche für die Provinz Córdoba. Da es in den Sierras aber zu dieser Jahreszeit eh recht kalt war, mieteten wir uns wieder in eine Unterkunft in einer Vorstadt von Córdoba-Stadt in der Nähe des Flughafens ein.

In diesem letzten Monat der Reise durch den Nordwesten Argentiniens bekam Vincent zu seinen beiden unteren Schneidzähnchen vier obere Zähne dazu, so dass er ein richtig freches Grinsen bekam. Zudem übte er fleißig das Krabbeln, was er kurz vor unserer Abreise draufhatte.

Kalle stationierten wir bei Maria und Ariel, den Argentiniern die mit uns auf dem Hof in Catamarca gearbeitet hatten. Dort steht er noch und wartet auf seinen neuen Käufer.

Ich freute mich sehr auf Deutschland, auf den Sommer, auf Freunde und Familie.

Mal sehen wo wir die nächste Elternzeit verbringen werden...
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