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Hokitika-Arthur's Pass-Christchurch-Akaroa 6. Tag in Neuseeland

Veröffentlicht: 20.08.2019

29.01.2014  Einmal quer über die Südinsel von West nach Ost

Als mein Wecker um 7.30h klingelt ist es draußen total zugezogen. Mist. Das kann ja heiter werden mit dem Arthur's Pass. Meine Klamotten aus der gestrigen Wäsche sind nicht nur noch ziemlich feucht, sondern auch völlig befusselt. Offenbar hat irgendein Idiot vorher Papiertaschentücher mitgewaschen. Außerdem hängt das halbe Waschpulver in den Klamotten, die Flecken aus dem einen Polohemd sind nicht raus und in dem schwarzen ist ein Loch. Prima - zwei können entsorgt werden und bis dahin als Nachthemd dienen. Die Gunst der frühen Stunde mit schlechtem Wetter nutze ich, um Tagebuch zu schreiben, bis ich um 11.00h ¨Besuch" der Hotelbetreiberin bekomme und also nun wirklich gehen muss. Schnell hole ich mir um die Ecke noch etwas zum Frühstücken - wie immer einen ¨flat white¨, was ein Kaffee mit Milch ist und Kaffee wird hier in jedem Diner in einer Profi-Maschine hergestellt, was es manchmal etwas nervig macht, weil jeder Kaffee locker 5 Minuten dauert. Dafür schmeckt er dann meistens auch sehr gut.

Leider präsentiert sich Hokitika zum Abschied nicht so hübsch, dennoch manche ich noch ein paar Fotos der alten Häuser bis ich um 11.30h die Stadt nach Norden verlasse. Die Straße ist schnurgerade und teilweise von Unmengen wilder roter Blumen bewachsen.



Die Fahrt führt meist am Wasser lang, aber es fängt nach erstem Nieselregen bald an, richtig zu regnen. Schöner Mist für eine Pass-Fahrt. Ich biege bald nach rechts ins Inland ab und der Weg verläuft zwischen Feldern und Hügeln, Dörfer gibt es auch hier nicht. Schafe, Rinder und Weite. Immer wieder passiert man one-lane-bridges die meist über trockene Flussbetten mit mordsmäßig viel Geröll führen.

Hinweisschilder verweisen auf starke Steigungen, die für Autos, die andere abschleppen, nicht geeignet sind. Wohl aber kommen mir mit Karacho LKWs und LKW-Gespanne entgegen und überholen auch gerne mal...


Die Fahrt zieht sich ganz schön und die Kurven sind irgendwann auch genug. Kurz vor dem Arthur's Pass gibt es einen Ausguck auf ein Viadukt über die Otira Gorge. Da oben ist weniger die vernebelte Aussicht, als erneut Keas das Highlight. 



Otira Gorge



Diese hier sind nicht auf Gummi abonniert sondern auf der Essen der Menschen. Kurz darauf erreiche ich Arthur's Pass, den Ort, der aus rund 20 Häusern besteht, die alle aber irgendwas für Touristen anbieten. Da es jetzt schon 14.00h ist, gönne ich mir ein Sandwich, einen Saft und eine halbe Stunde Internet, weil das im Hotel gestern nicht wirklich gut ging. 

Die Keas, die hier sind, sind schon ganz schön ausgebufft und belagern die Gäste tw. ziemlich extrem.



Nach ein paar letzten Kea-Fotos vor dem Lokal fahre ich weiter. Ich komme durch weite Ebenen, die so gottverlassen sind, dass ich mich frage, was passiert, wenn man da mal abends eine Panne hat. Jetzt kommen ja noch Autos vorbei. Um mich herum sind jede Menge Berge. Und während die, durch die ich seit der Westküste nun gefahren bin, mit grüner Hölle bewachsen sind, sind die, die vor mir liegen, wieder karge Kuppen in braun und grau-grün, mit niedrigem Bewuchs - Mondlandschaft.






 Ich muss noch mehrere Kilometer hoch und runter und in endlosen Schleifen fahren, bis ich in eine fruchtbare Ebene komme, in der schwarz-bunte Kühe stehen, grüne Wiesen und jede Menge Obstbauern sind. Jede Menge heißt in diesem Zusammenhang etwa alle 10 km einer.



Ich habe heute Morgen hin und herüberlegt, wohin ich fahren soll, da ich nicht einen kompletten Tag nach Christchurch will. Dann habe ich mich für die Banks Peninsula entschieden, die praktisch hinter Christchurch als Ausbuchung im Meer liegt. Die ganze Bucht ist eigentlich ein alter Vulkankrater und die Orte auf der Halbinsel liegen auf deren Rand. Was ich nicht so ganz ins Kalkül gezogen habe, ist, dass auch die Banks Peninsula total bergig oder hügelig ist. Dazu sind die Straßen tlw. sehr schmal und am Ende dieses Tages mit viel Kurvenfahrerei, geht das nun noch weiter. 


Langsam reicht es mir und der Ort Okains Bay, den ich auf der Karte ausgemacht habe und dachte, dass sich das wie ein alter Seeräuberort anhört und damit passt, kommt einfach nicht näher. Etwa 1,5 Stunden hinter Christchurch gebe ich auf, weil es mittlerweile auch schon 19.30h ist und ich nicht weiß, ob Okains Bay überhaupt Hotels hat. Ich bin vor etlichen Kilometern auf die Tourist Route abgebogen, die nicht etwa zu Hotels führt sondern eher ein Scenic Drive ist, der hoch über der Bucht durch die Hügel führt. 




Kurve um Kurve. Plötzlich steht ein Schaf auf der Straße. Gut, dass mein Auto Hügel + Kurve nicht so schnell nehmen kann, sonst hätte ich auch noch einen Schaf-Schaden heute Abend (Wild-Schaden sagt man bei Schafen vermutlich ja nicht :)). An einer Wegkreuzung hoch oben über der Bucht, die im Übrigen ein traumhaftes Fotomotiv ist und man dort auch sieht, dass es sich hier um einen Vulkankraterhandelt, steht ein Wegweiser nach Akaroa. Eigentlich will ich da nicht hin, weil das Schiff dahin kommt und ich ja extra das ansehen will, was ich vom Schiff aus nicht machen kann. Aber der Ort ist bekannt und dürfte bestimmt Hotels haben.

Um 20.00h fahre ich in Akaroa ein. Akaroa hat immer hin rund 500 Einwohner und ist damit das kulturell-pulsierende Herz der Banks Peninsula. Die Geschichte dieses französisch geprägten Ortes ist ganz witzig. 1840 haben die Engländer auf der Banks Peninsula am 11.8. ihre Flagge gehisst. Währenddessen war aber ein Franzose nach Frankreich heimgekehrt und hatte in Frankreich dafür geworben, sich hier, in einer französischen „Kolonie“ niederzulassen. Bis seine neue Expedition am 17.8.1840 hier eintraf, war die Halbinsel seit einer Woche britisch. So hat man einfach nur eine französische Niederlassung in Akaroa gegründet. Heute ist Akaroa stolz darauf, etwas französische Geschichte zu leben und mit französischen Straßennamen und Flaggen etwas europäische Kultur zu haben. Eine Besonderheit des Ortes ist das Vorkommen einer kleinen Hector Delfin-Gruppe, den kleinsten Delfinen der Welt. Aber dazu später mehr, denn die habe ich erst gesehen, als ich mit dem großen Schiff hier war.

Das erste Motel hat schon mal no vacancy. Das zweite will 155 Dollar und die Frau schickt mich netterweise gegenüber ins Grand Hotel, das ggf. billiger ist. Ich komme so zu meiner ersten Nacht unter 100 Dollar!! Für 98 Dollar kriege ich ein schönes, großes Zimmer, das einen Zugang auf den umlaufenden alten Balkon hat, wie früher in Kurkliniken. 

Grand Hotel Akaroa


Der Boden knarzt und knackt, das Bett ist gefühlt 5 qm groß. Aber ich will noch die Abendsonne ausnutzten und streife mit der Kamera durch den Ort, der eigentlich aus zwei Teilen besteht, die durch den Strand, der eine halbmondförmige Bucht ist, unterteilt wird. Im Supermarkt, der wie eine Sammlung aus einem Westernfilm aussieht, erstehe ich Wasser und trudele weiter in der Hauptstraße rum, bis ich im Bistro zum Abendessen draußen zu Stuhle komme. 

Akaroa

Akaroa General Store

Akaroa


Eine Chowder für 17 Dollar, ein gruseliger Weißwein (haben die da Zucker reingetan? Das war angeblich der trockene) und ein sau-gutes Dessert folgen und ich rolle die Straße zum Hotel, schnappe mein Auto, um noch im Sonnenuntergang ggf. den Leuchtturm zu sehen, aber entscheide dann doch, dass mir die Fahrt nach dem heutigen Gekurve zu weit ist. Das sind etwa 10 km vom Ort weg. Der Leuchtturm im Ort funktioniert nicht und ist vielleicht Attrappe für die Touris. 






Vor der Bibliothek des Ortes sitze ich bald im dunklen Auto und hacke mich in deren WLAN ein, um ein bisschen mit G. zu chatten. Im Hotel bin ich um 23.00h, lese noch etwas und bin um Mitternacht sicher eingeschlafen.

Fahrtstrecke: 335 km

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