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Akaroa-Christchurch & Flug nach Auckland - 7. Tag in Neuseeland

Veröffentlicht: 20.08.2019

30.1.2014 Christchurch "the quake city" und Abschied von der Südinsel 

Mein letzter Tag auf der Südinsel beginnt mit Sonne und Wolken und angenehmen Temperaturen. Vor dem Hotel in Akaroa packe ich meine Tasche final, ebenso meinen Rucksack und die kleine Handtasche. 

Akaroa




Vor den Briefkästen im Ort sitze ich in der Sonne und schreibe auf dem Schoß schnell noch 5 Postkarten und fahre mit einem Sandwich und einem flat white in der Hand los. Christchurch bleibt auch jetzt 1,5 Stunden entfernt und die Fahrt über den Highway 75, statt der Tourist Route ist nicht viel besser oder anders. Ich frage mich immer, wie die Ausflugsgäste hier mit Bussen langfahren und umschichtig immer tiefe Abgründe links oder rechts sehen. Busfahrer möchte ich hier auch nicht sein. Buspassagier aber auch nicht. 

Die Kurven sind endlos und ich atme auf, als ich endlich in den ersten Stau des Stadtverkehrs komme. Mittlerweile ist der Linksverkehr nicht mehr so kompliziert und ob es nun Stadtverkehr, Autobahn oder Landstraße ist, das funktioniert alles gut. Einzig, dass der Blinker mit der rechten Hand betätigt werden muss und der Wischer mit der linken, führt immer wieder dazu, dass ich im Eifer des Gefechts nicht blinke, sondern den Scheibenwischer anstelle. Ich sehe auch andere Autofahrer auf trockenen Scheiben rumwischen. Alle haben das gleiche Problem und entlarven sich als Touris, die nicht aus Australien oder Neuseeland oder dem Commonwealth kommen. Nach der schönen Sonne in Akaroa ist in den Hügeln schon bald alles voller Wolken und ich freue mich, dass ich gestern Abend noch so schöne Bilder machen konnte. Wer weiß, wie das Wetter ist, wenn wir mit dem Schiff am 7.2. hier sind. Außerdem werde ich da keinen Ausflug mitmachen, der mit dem Bus 2.000 Kurven fährt.

Christchurch ist windig und dadurch reichlich kalt. Und es ist kaputt. Ich hatte ja schon gehört und gelesen, dass nach dem Beben 2011 zweifelhaft war, ob und bis wann man die Schäden beseitigt und Häuser neu gebaut hat, aber so hab ich mir das nicht vorgestellt. Man kann praktisch kein Foto machen ohne ein Haus mit Bauzaun, mit abgestützten Mauern, oder eine Brachfläche im Blickfeld zu haben, auf dem vor dem einen Beben sicher ein Haus gestanden hat. Die ganze Stadt mutete an wie ein 11. September. Jedenfalls im Stadtzentrum. Viele Ladenschilder wie von Starbucks oder Foot Locker lassen einen denken, dass da der Laden ist, aber die sind alle einsturzgefährdet und so hat man die Türen verschlossen, das Mobiliar, die Regale etc. dort drin gelassen und so ist das hier überall wie eine bewohnte Geisterstadt. 

Christchurch Januar 2014

Christchurch Januar 2014

Christchurch Januar 2014


Denn hier und da ist doch ein Laden offen, aber der hat keine Nachbarn. Dann sieht man hohe Bürogebäude und denkt, dass die ja Glück hatten, bis man vor dem Haus steht und um das Erdgeschoss ein Bauzaun steht und alles unzugänglich und leer ist.



Von Fotos her muss man annehmen, dass Christchurch eine schöne Stadt war. Mit vielen viktorianischen Häusern, einer großen Kathedrale und englischer Architektur von vor 150 Jahren. Nachdem es aber zwei Beben hintereinander gab und das zweite nur 6 Monate nach dem ersten schweren Beben geschah, war man mit der Schadenbeseitigung und Sicherung noch gar nicht fertigt, als das nächste Beben kam. 2010 war es im September und 2011 am 22. Februar. 

Christchurch Cathedral



Eine Kunstinstallation ¨185 empty chairs¨ erinnert an die 185 Todesopfer des Bebens von 2011. Ich stehe da und mir rollen die Tränen. Wie hilflos ist man einer solchen Naturgewalt ausgeliefert und das gleich zweimal hintereinander. 


Von den 185 Toten waren alleine 115 in einem Gebäude eines Zeitungsverlages zu beklagen. Es gibt viele Brachflächen in Christchurch - oft als Parkplätze genutzt, aber es kommen natürlich deutlich weniger Touristen, dabei bräuchten die Leute die Einnahme natürlich sehr. Kein Monument, keine Statue steht mehr auf ihrem Sockel. 

Denkmäler ohne Denkmal

Alle runtergekracht. Im Quake City, einem „Museum“/Ausstellung über die Besonderheit der Erdbebengefahr in dieser Region, liegt die Kathedralen-Spitze und auch andere Dinge. Beeindruckend und bewegend sind einerseits Video-Dokumentationen von dem Beben, die von irgendwelchen Webcams aufgenommen wurden und auch Interviews mit Leuten, die betroffen waren. Ein Mädchen erzählt, dass sie zwischen ihrem Schreibtisch und der Decke des darüber liegenden Stockwerks stundenlang eingesperrt war und ihre Hand nicht bewegen konnte. Auf der anderen Seite war ein junger Mann verschüttet, der ihre Finger berührte, was sie nicht spüren konnte. Als beim Bergen dann die Hand frei kam, sah sie vier ihrer Finger einfach abfallen. Grauenvoll.

Bodenverflüssigung (Foto im Museum "Quake City")

Was auch mit Erdbeben einhergeht ist etwas, das Soil Liquifaction (Bodenverflüssigung) heißt. Es verflüssigt sich der Boden in bestimmten Gebieten, in Christchurch war das der Osten der Stadt, wo der Boden besonders dünn ist. Da dringt nach einem Erdbeben dann ein grauer Schlamm aus dem Boden nach oben. Nicht nur draußen, sondern durchaus auch in den Häusern durch den Fußboden. Dort, wo der Boden besonders sandig ist, verflüssigt sich die Sandschicht zu einem Sand-Wasser-Brei, Bereiche des Untergrundes können dann herausgepresst werden. Die gesamte Untergrundschicht wird somit instabil, darauf errichtete Gebäude versinken.


Ich finde den Eindruck von Christchurch schlimm. Wie viele zig Jahre will man hier denn aufbauen? Eine Dame in einem Shop, wo ich zwei Handtücher kaufe sagt, dass man hier vom ¨New Normal " spricht, wenn man die Zeit nach dem 22.2.2011 meint. Die Shops in der Innenstadt hat man in bunten Containern untergebracht Die Ecke heißt Re:Start. Das wird es wirklich sein müssen. Ein Neustart. So viele Existenzen sind am 22.2.2011 zerstört worden. Die Stadt ist eine einzige Baustelle. Mein Navi nutzt mir gar nichts. Jede zweite Straße ist gesperrt, nur für Autos einer bestimmten Kategorie zugelassen, andere nur halb befahrbar.

Avon River in Christchurch

Ich empfinde die Stadt als etwas ausgestorben oder halb künstlich. Jedenfalls etwas leblos, aber bemüht, dass alles halbwegs normal ist. Die Leute eilen zur Arbeit und fallen über Zäune und Dellen in der Straße - alles normal hier. Mich macht das richtig traurig, denn insbesondere im Osten der Stadt, was heißt, also 2 Blocks von der Kathedrale entfernt, fehlt in einer Straße nahezu jedes zweite Haus. Um die Kathedrale stehen zwar noch Häuser, die sind aber alle geräumt. Man denkt, man hat eine Art Skyline, sieht aber gar nicht, dass diese vielen hohen Bürogebäude alle leer stehen. Mühselig suche ich den Weg Richtung Flughafen, mein Navi will mich anders schicken, aber da fehlt wieder die Straße. Heute fliege ich mit JetStar, einer Tochter der Quantas und ich bin mal gespannt. Im Internet stand, dass die nur 20kg Gepäck erlauben und ab da 17 $ pro Kilo kassieren. Wäre auch noch zu ertragen, aber ärgerlich. Daher habe ich maximal viel in meinen Rucksack gepackt, der nun neben 4 T-Shirts, Reiseführern, Unterlagen, Kamera mit drei Objektiven, alle Ladegeräte für alles, MP3 Player, Papiere - etc. etc. Der wiegt locker 15 Kilo. Autoabgabe erfolgt in der Form, als dass man einfach das Auto parkt, es keinen interessiert ob es in Ordnung oder voll ist und man in der Ankunftshalle bei der Vermietung dann den Schlüssel abgibt. Direkt im Anschluss öffnet JetStar den Check-in und alles geht glatt. Ich habe 21,8 Kilo in der Tasche, Handgepäck wird nicht gewogen und offenbar sind 1,8 Kilo mehr im normalen Gepäck, noch tolerabel.

Um 20.50h geht die Mühle raus. Der Flieger ist ein A 320, ziemlich neu, Ledersitze - und das bei einem Billigflieger. Sehr bequem bestuhlt, guter Sitzabstand. Kann man empfehlen, die Airline. Wir sind 20 min vor der Zeit in Auckland, also 21.50h. Bis das Gepäck da ist, dauert es etwas und was dann noch mal dauert ist der beknackte Transferbus. Es fährt einen nämlich kein Taxi, weil das Ibis Budget eigentlich nur einen knappen km weg ist. Es ist jetzt aber pechschwarze Nacht und ich habe weder eine Ahnung in welche Richtung ich gehen müsste, noch ob es da überhaupt Fußgängerwege gibt. Es gibt einen Transferbus, der alle 30 min fährt und bei 4 Hotels hält. eins ist das Ibis Budget. Um 23.15 kommt er endlich an. Der Busfahrer verkauft keine Tickets, die muss man vorher am Automaten kaufen, der aber jegliche Kreditkarte verweigert. Gut, dass ich noch genügend Kleingeld hatte. Aber da 90% der Fahrgäste das nicht hatten oder auch nicht annahmen, dass sie im Bus keine Fahrkarte kaufen können, dauert das Procedere endlos, weil der Busfahrer praktisch jedem Fahrgast live am Automaten das Procedere erklärt. Wir fahren vom Domestic zum International Airport, nehmen dort etwa 20 Leute mit Gepäck und Kisten auf. Das dauert zum Erbrechen. Ich sehe schon das Ibis Budget, aber leider wird es nicht als erstes angefahren, zunächst kommen drei andere Hotels (von vier) und erst auf dem Rückweg zum Hotel dürfen wir endlich im Ibis Budget anlanden. Da ist es fast Mitternacht. Da denkt man, man hat ein flughafennahes Hotel und dann braucht man zwei Stunden, um da hin zu kommen.

Check-in ist schnell und ich bin ebenso schnell nebenan im Supermarkt. Mir hängt mein Magen auf halb acht. So esse ich um Mitternacht noch irgendwelchen Mist, schütte mir eine Flasche Wasser in die Kehle und falle um 00.30h ungebremst die Tiefschlafphase.

Fahrtstrecke: 106 km (heute auf der Südinsel)

Gesamtstrecke auf der Südinsel 

24.1.2014-30.1.2014: rund 2.500 km

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#neuseeland#christchurch#erdbeben#akaroa