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Rotorua - Matamata - Hahei (Coromandel) - 9. Tag in Neuseeland

Veröffentlicht: 20.08.2019

1.2.2014 Hobbits, Kiwis und ein eigenes Haus 

Nur ungern verlasse ich dieses nette Motel  in Rotorua, in dem Beth und ihr Mann wirklich tolle Gastgeber sind. Schnell noch einmal zum Te Puia, das T-Shirt tauschen, was problemlos geht und dann bin ich auch schon unterwegs zum Buried Village. Hier, wo 1886 der nahegelegene Mount Tarawera ein Dorf verschüttet hat, kann man heute selbiges ansehen. Te Wairoa war mal ein Muster-Dorf, das von Missionaren Mitte des 19. Jahrhunderts dort gegründet wurde. Eine britische Familie hat hier viele Gebäude wieder freigelegt, die man – wie ein Museumsdorf ansehen kann. Angesichts von 32 Dollar Eintrittsgeld, schenke ich mir das dann aber trotzdem und gönne mir zum Frühstück in dem Café einen echt englischen Scone mit clotted cream und Marmelade sowie einen guten Kaffee. 


Also wieder zurück Richtung Hauptstraße, schnell noch einen Blick auf die Redwoods bei Tageslicht geworfen - sieht einfach toll aus und es ist kaum möglich, die aufgrund ihrer Höhe zu fotografieren. Ich liege quasi auf dem Parkplatz und es geht auch nur mit der kleinen Kamera, die das größere Weitwinkel hat. 


Da ich das zweite zip-off-Bein meiner einen Wanderhose nicht wiederfinden kann, fahre ich kurz in einen Outdoor-Laden, um eine vergleichbare Hose zu finden. Ohne Erfolg. Mich irritiert jedoch ein Schild am Laden-Eingang, dass ich meine Waffen wegstecken soll. Wir sind doch hier nicht in Amerika? Wußte nicht, dass man in diesem friedvollen Land Knarren rumtragen darf.

Mein Weg soll auf der Ostseite um den Lake Rotorua führen und ich fahre noch schnell einen Abstecher nach Hell's Gate, was in meinem Reiseführer als weitere Ecke mit heißen Quellen erwähnt ist. Leider führt der 6km-Abstecher zu einer Art Kurbad, was 36 Dollar Eintritt nimmt. Weder habe ich vor, hier zu kuren, noch muss ich 36 Dollar zum Angucken ausgeben, also weiter.

Mein Ziel soll nun Matamata sein, bzw. das in der Nähe liegende ¨Hobbiton¨, die Film-Heimat der Herr-der-Ringe-Trilogie und der drei Hobbit-Filme. Es ist relativ schlecht bis gar nicht beschildert und ohne Navi wäre ich da gar nicht angekommen. Selbst dem Ding traue ich nicht, als es mich über verlassene Landstraßen schickt, wo kein Auto fährt und auch gar kein Schild auf diesen Touristenmagneten verweist. 

Allerdings sehe ich in Matamata die Tourist Info (i-site), die schwer einem Hobbit-Haus ähnelt. So falsch kann ich also nicht sein.

i-site in Matamata

Noch etwas über Land gekurvt und dann Parkplatz, Shop und Menschen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich dann doch da angekommen bin, wo ich hinwollte. Es ist mittlerweile schon 13.30h, ich bin doch ziemlich rumgefahren ohne etwas wirklich gesehen zu haben. Nun will ich hier eigentlich rein, doch es kostet 75 Dollar Eintritt (also rund 50 ER). Ich überlege 10min und entscheide mich dagegen. Ich schaue etwas sehnsüchtig in Richtung des Hobbit-Dorfs, das irgendwo dahinter der Wiese sein muß, bin aber kurz danach wieder im Auto.

Bei Hobbiton, Blick vom Parkplatz

Einerseits dauert die Tour 2 Stunden und ich will ja noch versuchen nach Coromandel zu kommen und auf dem Weg noch die Kiwi-Plantagen zu sehen, andererseits ist der Preis mir einfach zu happig. Man fährt hin und zurück zum Filmset mit dem Bus jeweils 10 min, hat eine Führung und in dem Hobbit-Pub dann 20 min Freizeit für einen kostenlosen Drink, den man natürlich mit den 75 Dollar bezahlt hat, dann geht’s mit dem Bus zurück und das war’s. Ich frage zwei Leute, die gerade von der letzten Tour zurückkommen und einer sagt: Lohnt sich gar nicht, der andere meint: total super. Hilft mir also auch nichts.

Ich setze mich in mein Auto, nachdem ich mir als Souvenir wenigstens für 1 $ einen Souvenir-Kuli gekauft habe (der bereits nach 3 Tagen leergeschrieben ist, nach 6 Postkarten).

Durch sanfte Hügellandschaft, entlang von vielen Rinderweiden geht es weiter durch Mittelerde. Es ist wirklich eine liebliche Landschaft für gutmütige Hobbits und völlig anders, als die raue, vielfach windige Südinsel mit ihren hohen Bergen.


Da „360 Kiwi“, so der Name der weltgrößten Kiwi-Plantage, östlich von Tauranga liegt, ich in Matamata aber südwestlich von Tauranga bin, muss ich noch eine gute Stunde fahren, bis ich bei den Kiwis bin. Eine riesige begehbare Blech-Kiwi zeigt von Weitem den Weg (Edit: Diese Sehenswürdigkeit wurde zwischenzeitlich geschlossen und kann nicht mehr besichtigt werden/Stand 2019).

360 Kiwi (2014 noch geöffnet, seit ein paar Jahren geschlossen)


Auf dem Gelände stehen kleine Bähnchen in Form von Kiwis, mit denen man Touren durch die Plantage machen kann. Da es eben eine aktive Plantage ist, kann man nicht alleine rumlaufen und muss eigentlich auch hier an einer Führung teilnehmen, die 20 $ kostet und erst um 16.00h losgeht. Nun ist es 15.20h. Zu teuer, zu lange warten, also einfach die nächsten Kiwi-Bäume abfotografieren und die Dinger erstmals am Baum sehen. 



Die wachsen dicht an dicht. In dem unvermeidlichen Shop gibt es alles aus Kiwi, selbst Wein, Handcreme oder mit Kiwis verzierte Sparschweine - es lebe der Kommerz. Allerdings finde ich hier meinen neuen Beifahrer: Einen Kiwi aus Plüsch mit Schnabel und nicht am Baum. Ab sofort begleitet er mich vorne auf dem dashboard.




So fahre ich also wieder auf den Highway, habe das Gefühl, heute viele Eintrittsgelder gespart zu haben, allerdings auch viele Kilometer gefahren zu haben, ohne auch nur eines der Dinge anzusehen, die ich mir vorgenommen hatte. Naja, wer weiß, wofür es gut ist. So komme ich nun schon vor 16.00h in Richtung Coromandel


Das Navi sagt 173km und zwei Stunden. Das ist ja prima, denke ich mir, müssen ja tolle Straßen sein. Irgendwann geht die Straße doch natürlich wieder durch die Berge. Hätte nicht gedacht, dass Coromandel auch so bergig ist. Meinem Navi hatte ich Hahei an der Ostküste der Nordinsel, als Ziel eingegeben, weil das in meinem Reiseführer nett beschrieben ist. Mit heißen unterirdischen Quellen am Strand und ¨vielfältigen¨ Übernachtungsmöglichkeiten. Da jetzt Wochenende ist, lässt diese Info hoffen, dass ich abends dort noch etwas kriege.

Hahei Beach

Irgendwann nach der 2.500sten Kurve ergibt sich ein atemberaubender Blick auf die Ostküste von Coromandel. Wenngleich abgenervt und auch auf der falschen Seite unterwegs, kreuze ich über beide Fahrbahnen auf einen der wenigen Aussichtspunkte (die im Übrigen in 99% der Fälle in unübersichtlichen Kurven liegen, was solche Manöver wie meines immer etwas mit Nervenkitzel verbinden, ob nicht von vorne jemand kommt). Das Licht ist mittlerweile richtig schön und zwei Stunden sind lang vorbei und ich bin immer noch 60km vor Hahei. Also kurve ich weiter und weiter, die Landschaft ist schön, die Schafe traben schon alle in eine Richtung (vielleicht zum Schlafen...?) und ich fahre immer noch nach Norden, Kurve um Kurve. Die Geschwindigkeits-begrenzung liegt streckenweise bei 15km/h, damit einen das nicht aus der Bahn wirft. Ich fahre in Tairua kurz ans Wasser und fotografiere eine schöne Brandung (am nächsten Tag komme ich auf dem Weg nach Auckland hier wieder vorbei - es ist totale Ebbe und sieht ganz öde aus). Tairua sieht eigentlich ganz nett aus und ich überlege, ob ich hier bleiben soll, aber mich reizt diese Beschreibung von heißen Quellen am Strand und, dass Hahei so abgelegen ist.

Um 19.30h erreiche ich Hahei Hot Water Beach, das etwa ein oder zwei Motels hat, die voll sind. Ansonsten: Tolle Brandung und ein paar Backpacker in der einzigen Strandkneipe dort. 

Nun werde ich langsam etwas nervös. Einerseits geht mein Sprit auf den Rest, andererseits hat offenbar mein Reiseführer-Autor Hans, dessen Beschreibungen mich bisher gut begleitet haben, irgendwas anders in Erinnerung. Ich fahre 8 km weiter nach Hahei Beach, wo auch nichts ist. Und das, was dort ist, ist voll. An einem Holiday Park hilft man mir und organisiert mir das letzte Zimmer in einem anderen Holiday Park, dem Seabreeze Holiday Park, der sogar eine eigene Brauerei und entsprechendes Essen anbietet. Nochmal 10 km fahren, das ist nun auch egal. Und Seabreeze heißt nicht, dass das am Wasser liegt, sondern eher 10km vom Wasser weg. Auch nochmal egal. Ich will nur noch ein Zimmer haben, sonst muss ich bis Tairua zurück fahren, was etwa eine Stunde dauert. Dazwischen gab es keinen Ort. Ich bin um 20.45h endlich im Besitz einer Cabin für 120 Dollar (x 0,62 = EUR), die richtig nett ist. Ein eigenes Haus für mich allein! Es ist wie so oft, wenn man spät abends eincheckt, das Behindertenzimmer. Das hatte ich schon mal. Das ist sicher wie in USA, wo die Hotels dieses Zimmer haben müssen aber es bis zum Schluss nicht verkaufen dürfen, bis sie meinen, dass kein Behinderter mehr anreist.

Seabreeze Holiday Park


Das Hüttchen ist tip-top sauber, keine Mücken und ggf. liegt das an einem seltsamen Gerät hinter der Gardine, dass so etwa alle 30min seufzt und dabei irgendetwas versprüht. Ich denke zunächst, ich hab ein Tier im Zimmer, bis ich dieses Ding entdecke.

Ich stürze sofort in Richtung Essen und Bier, schreibe in der schwächer werdenden Sonne noch Postkarten und genieße einen leckeren Burger und ein gutes Bier. Hier oben geht die Sonne deutlich früher unter, als im Süden. Als ich in Te Anau war, was der südlichste Punkt der Tour war, hatte ich bis nach 22.00h noch Licht. Hier ist es um 21.15h spätestens dunkel.


Ein gigantischer Sternenhimmel spannt sich über mir, hier wo einfach keine Lichter sind, ist der Blick auf Milchstraße, Sterne und nochmals Sterne ungetrübt. Unglaublich. Sowas habe ich zuletzt in Burma gesehen. Grillen Zirpen, es ist mucksmäuschen still und über mir blinken die Sterne. Einfach toll!

Ich falle dann doch irgendwann ins Bett und bin noch vor dem Einschlafen eingeschlafen...

Fahrtstrecke: 455 km

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