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Backpacking zwischen Portuñol und Porteño (Marie)

Veröffentlicht: 21.02.2020

Nachdem wir von unseren Kollegen während der Arbeit einiges über die Kultur und die Natur von Brasilien gehört hatten, beschlossen wir im Dezember unseren Chef hier in der „Pastoral Social“ zu fragen, ob wir ein paar Wochen Zeit zum Reisen bekämen. Schlussendlich bekamen wir den ganzen Januar frei, was uns natürlich freute. So begann unsere Reise Ende Dezember im Bus Richtung São Paulo. Nach etwa 24 Stunden angekommen, feierten wir in meinen Geburstag rein und nach nur einer Nacht fuhren wir weiter zu einem unserer am meisten erwarteten Ziele, Rio de Janeiro. Neben den üblichen Touristenattraktionen, wie dem Zuckerhut und der Christus-Statue , durften wir hier etwas sehr Besonderes erleben: die Silvesterfeier an der Copacabana. Am 31. Dezember mussten wir wegen der Feierlichkeiten erst einmal einkaufen. Denn außer, dass man in Rio wegen des Hochsommers während des Jahreswechsels, eher leicht bekleidet ist, gibt es auch einige Traditionen, die beim Neujahrsoutfit beachtet werden müssen: Am wichtigsten ist, dass die „Oberbekleidung“ weiß sein sollte. Diese Farbe steht für Frieden im neuen Jahr. Nicht weniger bedeutsam ist auch die Farbe der Unterwäsche. Neben dem bekannt friedlichen weiß, ist es bei finanziellen Sorgen wichtig für einen steigenden Kontostand gelb zu tragen, die Farben rot und rosa stehen für eine glückliche und ereignisreiche Liebe ab Neujahr und grün bringt nach Silvester Hoffnung. Neben den Kleidervorschriften, ist es ebenfalls Brauch um 0.00 zwölf Trauben, für zwölf Monate und Stunden, zu essen und auf dem rechten Bein hochzuspringen um mit diesem ins neue Jahr zu starten. Da wir keine Trauben finden konnten, kauften wir uns als Silvesterumtrunk einen Weißwein, sprangen dann mit dem rechten Bein über die Wellen der Copacabana und gingen danach im Meer schwimmen. Einige der Bräuche würden wir auch gerne mit nach Deutschland bringen, nur für die veränderten klimatischen Bedingungen der Nordhalbkugel müssten wir noch eine Lösung finden. Von Rio aus ging unsere Reise weiter die Nordostküste Brasiliens entlang. Wir hatten das Glück wunderschöne Strände zu sehen, sehr nette Menschen aus der ganzen Welt kennen zu lernen und vieles über die brasilianische Kultur, im Januar besonders über die Vielfalt des Karnevals, zu lernen. In Brasilien ist der Karneval in diesem Monat schon kräftig am Laufen mit Vor-Karnevals-Paraden und verschiedenen anderen Veranstaltungen. Auf unserer Reise durch das größte lateinamerikanische Land gab es jedoch auch manchmal kleine Probleme mit der Verständigung. In Brasilien sprechen nämlich die meisten Menschen ausschließlich Portugiesisch und so beschränkte sich die Kommunikation, zumindest am Anfang, meist mehr Deuten und Laute. Nach einiger Zeit durften wir jedoch „Portuñol“ kennenlernen. Eine Art aus portugiesisch klingendem Spanisch und spanisch klingendem Portugiesisch, das die Brasilianer nutzen um sich in einem Lateinamerika voller spanisch sprachiger Länder, zurecht zu finden. Und mit dieser Kommunikationshilfe kamen wir gegen Ende recht gut bis zu den beeindruckenden Wasserfällen „Iguazú“ am Dreiländereck Brasilien-Argentinien-Paraguay, von wo aus es wieder zurück nach Asunción ging. Dort angekommen hatten wir erst einmal nicht wirklich viel zu tun, denn da der Monat Januar in Paraguay die Haupturlaubs und –reisezeit ist, war nicht geklärt worden, wo wir nach unserer langen Abwesenheit arbeiten sollten. Wir setzten uns also mit unserem Koordinator Ricardo zusammen und äußerten unseren Wunsch, die letzten Wochen in Paraguay in der größten unfallchirurgischen Klinik des Landes zu arbeiten. Da aber noch einiges für unseren letzten Einsatz organisiert werden musste und dafür etwas Zeit benötigt wurde, beschlossen wir, eben diese Woche für eine Reise nach Argentinien zu nutzen. Da wir nämlich in Brasilien gefühlt die halbe Bevölkerung Argentiniens während ihres Urlaubs kennenglernt hatten, wollten wir, zumindest kurz, das Land des Tangos besuchen. So begann also unsere zweite Reise nach nur vier Tagen in Asunción mit dem Bus, zwanzig Stunden nach Buenos Aires. Dort waren wir von der Stadt am Rio de la Plata sofort fasziniert, mit ihren vielen, bunten Vierteln, wie zum Beispiel dem Kneipenviertel „Palermo“ oder dem Viertel des Fußballs, der natürlich in Argentinien eine große Rolle spielt, das „La Boca“ heißt. Fast das interessanteste in Buenos Aires, aber auch in ganz Argentinien, war für uns der spanische Akzent des Landes. Allgemein wird Spanisch in Argentinien eher gesungen und klingt sehr melodisch. Viele „Sch“-Laute lassen die Sprache außerdem etwas sanfter klingen. So hat man eher den Eindruck, in einem spanisch sprachigen Italien zu sein, was auch Sinn macht, wenn man erfährt, dass viele der Argentinier italienische Wurzeln haben. Sprachkunde und weitere interessante Informationen über Argentinien und Buenos Aires erhielten wir meist von Porteños beim Uber-Fahren. Porteños sind gebürtige „Buenos Airianer“. Der Name kommt vom spanischen Wort „Puerto“, was Hafen bedeutet. Und da Buenos Aires am Rio de la Plata einer der wichtigsten Häfen Argentiniens ist, fiel es uns nicht schwer diesen Spitznamen nachzuvollziehen. Nach einem zweitägigen Abstecher nach Córdoba, wo wir Freunde besuchten, die wir in Brasilien kennengelernt hatten, ging es dann endgültig zurück nach Paraguay. Und nach einem kurzen Einführungstag begann auch schon die Arbeit im „Hospital de trauma“.

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