Salam Alekum!
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Jetzt sind wir fünf!

Veröffentlicht: 15.01.2023

15. Januar 2023, Nürnberg – Breisach am Rhein: Die erste Nacht im Wohnmobil ist für mich immer schwierig. Anderes Bett. Anderes Kopfkissen. Habe ich an alles gedacht? Alle Türen zugesperrt, alle Fenster und Rollos zu, die Heizung richtig eingestellt, alle technischen Geräte mit Strom versorgt? Natürlich gelingt mir das wieder einmal nicht im ersten Anlauf. Ich muss drei-, viermal aufstehen. Und dann ist es mit dem Schlaf auch schon vorbei. Ich hole mir Donna Leons Commissario Brunetti zu Hilfe. Auf meinem Laptop, der neben meinem Kopfkissen steht, ermittelt er mich sanft in den Schlaf …

Um 9 Uhr klingelt der Wecker. Nach einem Tee und einem groooßen Stück Marmorkuchen können mich die gut 400 Kilometer bis an die französische Grenze nicht mehr erschrecken. Es regnet noch immer Bindfäden. Ich muss die von innen beschlagenen Fensterscheiben abwischen, dann geht es los.

Es läuft ganz passabel. Nach 250 Kilometern mit einem Durchschnitt von etwa 100 km/h gönne ich mir eine Pause und fahre rechts raus auf eine Raststelle. Ich tanke voll und suche anschließend einen Parkplatz, aber es ist alles voll. Schließlich finde ich noch eine schmale Lücke zwischen zwei riesigen Lastwägen. Einer der Fahrer putzt gerade die Fensterscheiben und ich frage ihn, ob es in Ordnung sei, dass ich hier auf einem Lkw-Parkplatz kurz stehen bleibe. „Ohhh“, sagt er, „ok“ und winkt ab. Was er damit auch gesagt hat: Ich verstehe kein Wort Deutsch, aber nerv’ mich nicht! Ich bedanke mich und will schon weitergehen, da hält er mich am Arm fest, zeigt auf mein Wohnmobil und sagt: „Old?“ „2007“, sage ich und er nickt. Dann sagt er: „Slovakia?“ Ich sage: „Spanien“. Das war für die nächsten gefühlten 30 Minuten mein letztes Wort. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so chancenlos gewesen zu sein, jemanden in seinem Wortfluss zu unterbrechen … Er redete und redete. Ich wurde irgendwann zu seinem „amigo“ und musste ihm versprechen, nächstes Mal einen Aquapark im Norden der Slowakei zu besuchen. Eine Übernachtung 18 Euro, ein Menü 6 Euro und der Sprit 1 Euro. Wir studierten zusammen Landkarten und nach meiner zwölften Verabschiedung gelang mir die Flucht in mein Fahrerhaus. Selten, dass ich mit soviel Erleichterung und Freude auf einem Beschleunigungsstreifen Gas gegeben habe.

Fünf unserer zehn Wohnmobile sollten sich heute im schönen Breisach am Rhein treffen, das zur Hälfte schon in Frankreich liegt. Ich kenne von den 17 restlichen Teilnehmern nur Richard und bin schon mächtig gespannt. Als ich auf dem Stellplatz ankomme, stehen zwei, drei Fahrzeuge da, aber keine Ahnung, ob die zu unserer Reisegruppe gehören. Da kommt ein weiteres Wohnmobil. Eine Frau und ein Mann steigen aus. „Marokko?“, frage ich vorsichtig. Der Mann lächelt und sagt: „Ja.“ … Ja … Ich warte. Ich hatte mich wohl unbewusst auf einen Redeschwall wie von meinem neuen Freund aus der Slowakei eingestellt, und als nach dem Ja nichts mehr kommt, muss ich die Initiative ergreifen. „Hallo, ich bin der Willi“, sage ich und reiche ihm die Hand. „Gerd“, sagt er mit einem herzlichen Lachen und stellt mir seine Frau Ute vor.

Die beiden deuten auf ein großes Wohnmobil vor uns, das ihren Freunden Wilhelm und Maria gehört, die scheinbar unterwegs sind. Zehn Minuten später sind auch sie da, und im Laufe des Nachmittags machen Richard und Irmi und schließlich Volker und Renate unsere Gruppe komplett. Zusammen mit Tina, einer Reisemobil-Freundin aus der Breisacher Umgebung, die zu uns gestossen ist, aber leider nicht mitfahren kann, machen wir uns auf „Zum Humpen“, einem zünftigen Restaurant, das Wilhelm schon ausgekundschaftet hat. Es wird ein lustiger Abend, der die Vorfreude auf unser zweimonatiges Abenteuer noch einmal anwachsen lässt.

Ach ja: Wenn ihr mit der Maus auf das Foto zeigt, findet ihr den Bildtext.

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