Veröffentlicht: 12.03.2023
12.03.23 Chefchaouen Unser letzter Tag in Marokko. Die Reise, das Abenteuer geht zu Ende. Ich habe die freie Zeit heute genutzt, um mir einen Überblick zu verschaffen, was ich in den vergangenen 50 Tagen in diesem Land erlebt habe. Stellt Euch vor, ihr steht am Strand und plötzlich steigt eine Springflut vor Euch hoch, und bevor ihr Euch umdrehen und wegrennen könnt ist das Wasser schon da und reißt Euch mit sich fort. So ist es mir beim Zurück- und Durchblättern meines Blogs ergangen. Na gut, es war vielleicht nicht ganz so dramatisch, aber ich war doch ganz schön überrascht von dieser Fülle, von dieser Menge an Erlebnissen, Eindrücken und Emotionen, die da plötzlich wieder hochkamen. Sie werden leider nicht bleiben. Irgendwann wird das Vergessen sein Mäntelchen über sie decken, beim einen früher, beim anderen später und bei mir leider ganz schnell. Aber ich werde mir von diesem Blog ein Buch machen, damit ich immer wieder mal darin blättern und mich an all die Geschenke erinnern kann, die ich von dieser Reise mitnehmen darf.
Wenn wir meine Schatzkiste aufmachen, dann ist da dieser Schmerz bei meinem Abschied von zu Hause. Ja, auch schmerzliche Erinnerungen sind wertvoll, weil sie uns mehr beibringen können als jene an schöne Ereignisse voller Glück. Ich werde sicher keine solche Reise mehr ohne meine Icke und unsere Hunde unternehmen. Wir gehören zusammen. Ohne sie schien Marokkos Sonne für mich auch am wolkenlosen Himmel nicht so strahlend hell wie sie es mit ihnen getan hätte. Das ist einfach die Wahrheit.
Nicht zu leugnen ist auch die Tatsache, dass die Reise für mich in Breisach um ein Haar schon zu Ende gewesen wäre, wenn … ja, wenn Ricci nicht ganz tief in seine Trickkiste gegriffen hätte. Ich hatte 120 Liter Diesel in meinen Wassertank gefüllt und hätte beinahe eine Katastrophe an der Tankstelle angerichtet. Dutzende Flaschen Priel und Essig haben mich gerettet. Und Volker nicht zu vergessen, der blitzschnell an meiner Seite war und Schlimmeres verhindert hat. Auch der ausgeprägte Sinn für Familie von ihm und seiner Frau Renate wird mir in Erinnerung bleiben, ebenso die ausgezeichneten Essen, die Volkers Bruder Gerd und dessen Frau Ute für unsere ganze Crew geschmissen haben. Gerade in Marokko, wo die verschiedenen Gerichte meist sehr fad geschmeckt haben, war das jedesmal ein großer Genuss.
Die vielen überwältigenden Eindrücke von der Natur in Marokko sind nicht zu zählen. Die Fahrten mit dem Wohnmobil waren voll davon, die Bilder von diesen Bergen, den Pässen, den gewaltigen Felsmassiven oder diesem endlosen hügeligen Grün. Ich habe alles mit großen Augen in mich aufgenommen, habe mich überschwemmen, wegtragen lassen von diesem Licht, dieser Landschaft und ihrer einzigartigen Atmosphäre. Die Überquerung einer Hängebrücke über die tiefe Schlucht auf der Strecke von Khenifra nach Ouzou, der Nervenkitzel dabei, das schummrige Bauchgefühl. Das Regenchaos in Tafraout und Tata, wo wir beinahe nicht mehr vom Campingplatz runter gekommen wären und Volker mit seinem Wohnmobil aus dem Schlamm ausgraben mussten. Der Schnee- und Eissturm, der uns auf dem Weg nach Tata überrascht hat – und das in Afrika! Ins Bild passte da eher der Stellplatz in Sidi Ifni in erster Reihe, den Atlantik vor meiner Windschutzscheibe. Wie herrlich hat bei diesem Anblick mein Espresso geschmeckt!
Die Souks von Marrakech mit ihrer überbordenden Vielfalt an Farben, Gerüchen und Dingen, die Tausende Händler dort mit großen Augen und Geschrei feil bieten. Apropos große Augen: Positiv werde ich mich an die zahllosen kleinen Kinder erinnern, die mutterseelenallein ihrer Wege gehen, an ihre mandelbraunen Augen und ihr offenes, herzliches Lachen. Dass sie auch anders können, mussten wir auf dem Weg nach Merzouga erleben, wo wird von Kinderbanden bedrängt wurden, die beinahe unsere Wohnmobile geentert hätten.
Natürlich hat auch die Wüste ihre Spuren hinterlassen. Ich werde nicht nur pfundweise Sand in meinem Wohnmobil mit nach Hause nehmen, sondern auch das Gefühl von Ohnmacht und Bescheidenheit im Angesicht dieser Weite und der Kraft, die von der Sahara ausgeht. Ich habe in Merzouga auch einen Eindruck davon bekommen, wie wichtig Wasser ist. Während es für uns ganz normal ist, den Wasserhahn aufzudrehen und warmes oder kaltes Wasser in beliebiger Menge laufen zu lassen, müssen sich die Menschen hier für ein paar Liter bei fast 50 Grad Celsius oft kilometerweit quälen.
So ist auch Duschen hier zu einem Glücksfall geworden. Warmes Wasser ist auf marokkanischen Camping- und Stellplätzen die Ausnahme. Ich werde es künftig zu schätzen wissen, wenn ich daheim unter der Dusche stehe, den Hebel in Richtung Rot drehe und spüre, dass das auch etwas bewirkt. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Wort ein: Hammam. Für meine Erlebnisse im Dampfbad in Foum Zguid brauche ich mit Sicherheit kein Buch, um mich daran zu erinnern. Das hat sich in meinem Gedächtnis eingebrannt. Ebenso wie mein Zahnarztbesuch in Modelt, vor dem ich gehörigen Respekt hatte, der aber völlig unproblematisch über die Bühne ging.
Ich muss zu einem Ende kommen. Dabei wären da noch viele Dinge, die ich nicht vergessen will. Vor allem auch die Menschen, mit denen ich diese Reise machen durfte, an erster Stelle Irmi und Ricci. Ich hatte, das Gefühl, die beiden haben mich für diese 50 Tage adoptiert. Ich fühlte mich wunderbar aufgehoben. Aber bei dieser Fürsorge wird das den anderen Teilnehmern wahrscheinlich nicht anders ergangen sein. Da sind Maria und Wilhelm, die mir gezeigt haben, dass das Leben auch lebenswert sein kann, wenn man alt und krank geworden ist. Die tiefen Gespräche mit Martin, die sportlichen Wortgefechte mit seiner Angelika, der feine Humor von Ralf, die Einkaufslust von Hanne, dazu der Großmut ihres Bernd und ihr braver Weggefährte Pauli – sie werden mir alle fehlen.
Und Brigitte und Berndt, unsere ältesten Crew-Mitglieder. Ich haben viel von ihnen gelernt, gerade was Struktur und Disziplin anbelangt, dass beides keine Last sein muss, sondern vieles um einiges leichter macht. Über Berndts Alleingänge auf der Tonleiter bei den zahllosen unvermeidlichen Geburtstagsständchen will ich an dieser Stelle großzügig hinwegsehen.
Last, but not least will ich Birgit Dankeschön sagen. Sie ist eine großartige Fotografin, die ein Auge hat für besondere Motive, für Szenen, die ein bestimmtes Gefühl, einen einzigartigen Ausdruck vermitteln. Das ist nicht zu lernen, das hat man, oder man hat es nicht. Sie hat es, und ich hatte das Glück, dass sie bei dieser Reise hinter mir fuhr und auch sonst fast immer in Rufweite war. Es war ein Spaß und eine Ehre für mich, mit ihr zusammen zu arbeiten, zusammen mit ihr diesen Blog zu gestalten. Vielen Dank dafür!
Zum Schluss möchte ich mich auch bei Euch bedanken, die ihr unseren Blog so treu verfolgt habt und uns bei vakantio.de mit Euren Klicks auf Platz eins gehoben habt. Das ist ein schönes Gefühl – vielen Dank dafür!