Veröffentlicht: 11.03.2023
11.03.23 Quezzane – Chefchaouen Wir haben heute nur 70 Kilometer vor uns zu unserer letzten Station vor der Rückkehr nach Tanger: Chefchaouen, die blaue Stadt. Das Beste kommt zum Schluss, sagt eine Redewendung, die seit dem gleichnamigen Film mit Jack Nicholson und Morgan Freeman aus dem Jahr 2007 jeder kennt. Für mich ist Chefchaouen in jedem Fall ein würdiger Abschluss für unser Marokko-Abenteuer.
Als echter Bayer muss Blau zu meinen Lieblingsfarben zählen und das tut sie auch. Ich war deshalb schon mächtig gespannt auf die Stadt, die mit 45.000 Einwohnern exakt genauso groß ist wie meine Geburtsstadt Straubing. Von der trennen mich in diesen Tagen rund 2.500 Kilometer, aber auf der Fahrt hierher schien sie mir in manchen Momenten leichter zu erreichen zu sein als unser heutiges Ziel. Vor allem die letzten paar Kilometer hatten es in sich. Chefchaouen liegt eingebettet in die Berge und Hügel des Rif-Gebirges. Ich glaube, es gibt in dieser Stadt keine Straße, die nicht bergauf oder bergab führt – und das in einem Winkel von 45 Grad. Mindestens! Ich kroch manche Anstiege nur im ersten Gang hinauf und habe an meinen oft durchdrehenden Vorderreifen mindestens einen Zentimeter an Profil verloren.
Aber selbst wenn ich auf den Stahlfelgen hier angekommen wäre, hätte es sich gelohnt. Das war mir schon bei der Anfahrt klar, als nach einer Kurve sich unter uns die Stadt in ihrem Weiß und Blau ausbreitete wie hinein gegossen in diese Hügel-Landschaft. Wir hatten dann großes Glück, dass wir auf dem Campingplatz, der über der Stadt liegt und einen herrlichen Panorama-Ausblick bietet, noch Platz fanden für unsere zehn Wohnmobile.
Und wir Männer hatten noch größeres Glück, dass die Frauen ihre ganze Kraft gegen die aufschäumende Einkaufslust in die Waagschale warfen, um uns wenigstens eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Aber um 15 Uhr war es mit ihrem Durchhalten vorbei und wir machten uns an den Abstieg in die Medina. Das war nicht ungefährlich, denn der Weg führte hinab über steile Treppen, die aus großen, unbehandelten Steinen bestanden. Die hatten sich im Laufe der Jahrzehnte abgenutzt und sind heute spiegelglatt.
Wir schafften es unfallfrei und tauchten schließlich ein in ein Meer aus Weiß, Blau und bunten Farben der verschiedensten Läden und Souvenirshops. Chefchaouen galt über Jahrhunderte als heilige Stadt, die Ausländern unter Androhung der Todesstrafe versperrt war. Das hat dazu geführt, dass die mittelalterliche Architektur und Struktur erhalten geblieben ist. Die vielen kleinen Gassen in ihrem Blau – die Farbe soll vor dem Bösen Blick schützen – sind eine Attraktion, mit der „Die blaue Perle Marokkos“ jährlich Zigtausende Besucher anlockt. Im Jahr 2019 belegte sie sogar den neunten Platz im Wettbewerb „Schöne Straßen und Gassen in der Welt“.
Wir werden morgen noch einmal eintauchen in dieses Labyrinth aus Farben, Düften und Klängen und uns unter sonnenblauem Himmel und fast 30 Grad ein letztes Mal verzaubern lassen von diesem afrikanischem Land.